Ich denke, dass der Trend zum Zweitinstrument, genau wie der Trend zum Zweitbuch, schon immer vorhanden war und grundsätzlich auch zu begrüßen ist. Die in den letzten Jahren deutlich gesunkenen Preise für Einsteigerinstrumente haben ihn aber sicher noch gestärkt. Insofern kann ich Deine Beobachtung sowohl bestätigen als auch begründen.
Ich selbst besitze neben dem Bass ein Schlagzeug (das ich [noch] nicht wirklich spielen kann), mehrere Keyboards und A-Gitarren (die ich schon lange und gern spiele), eine E-Gitarre mit allem Zubehör, Mikrofone, eine (kleine) PA-Anlage, (einfaches) Recording-Zeugs, Flöte, Mundharmonika, Percussions-Kram. Das ergibt sich einfach mit der Zeit, wenn man seinen Horizont als Musiker etwas erweitern möchte und gelegentlichen GAS-Anfällen erliegt.
Ich sehe mich dennoch als Bassisten, würde mir aber kaum einen Vorwurf daraus machen lassen, "in fremdem Revieren" zu jagen. Das gestehe ich auch allen anderen zu. Das kann den eigenen Fähigkeiten nur gut tun, die dann ja auch wieder der band und letztlich uns allen als Publikum zu Gute kommen.
Zudem ist der E-Bass ja eigentlich auch nix weiter als eine Gitarre, nur eben mit tieferem Klang und einigen speziellen Anforderungen an die Spielweise. Da kann es doch kaum verwundern, dass sich Gitarristen dafür interessieren. Der größere Unterschied als durch das Instrument ergibt sich zwischen Gitarristen und Bassisten in der Rockmusik aus der musikalischen Aufgabe. Auch in dieser Hinsicht ist es nicht verkehrt, wenn ein Gitarrist sich mal mit den Möglichkeiten, Anforderungen und Grenzen des Basses auseinandersetzt.
Oh, Mann. Ich habe doch eigentlich Besseres zu tun...
Gruß,
Hendrik