DIE GESCHICHTEN DER GESCHICHTE

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Jongleur
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Ich bat gestern einen Kollegen, mir mit einem einzigen Satz zu sagen, wie es ihm geht. Er sagte mir seinen Satz. Mehr nicht. Und ich schrieb diesen Text!

Die Geschichten der Geschichte

Ich fühl die Töne meiner Welt nicht mehr,
Fühl mich von Fremde übertönt.
Ich ahne täglich, was sie will von mir,
und will es nicht im Spiegel sehn.

Denn was er zeigt, ist nicht mein Bild,
Oder die Fremde, die mich umhüllt.

Sie schreibt Geschichten, die Geschichte
Sie geht mit mir, ich geh mit ihr
Was gäbe ich her, wenn ich mehr wüsste
Sie geht mit mir, ich geh mit ihr

Ich hör ein Stöhnen, mein Herz scheint leer,
von etwas Fremden übertönt.
Wer weiß wohin, die Wege führen,
Ich geh mit dir und du mit mir

Ich schieße Bilder, für unsere Wände
Für unsere Kinder - und für dich
Und meine Hand, sucht deine Hände
Und meine Seele, sucht dein Gesicht

Sie schreibt Geschichten, die Geschichte
Du gehst mit mir, ich geh mit dir
Was gäbe ich her, wenn ich mehr wüsste
Du gehst mit mir, ich geh mit dir

Wir sind Geschichten, der Geschichte
Du gehst mir, ich geh mit dir
Was gäb ich her, wenn ich mehr wüsste
Ich geh mit dir, du gehst mit mir
Ich will alles, nur das nicht missen
Ich geh mit dir, du gehst mit mir
Ich geh mit dir, du gehst mit mir
Ich geh mit dir, du gehst mit mir
 
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Mein erster Gedanke: Ja, wir können es nicht immer gut mit uns aushalten.
Der zweite: Unsere Geschichte klebt an uns, wir können nicht anders, als sie anzusehen.
Der dritte: Wie gut ist es doch, eine Geschichte zu haben, die uns prägt und die wir prägen.

@Jongleur Ich weiß nicht, ob diese Gedanken in Deinem Sinne waren... mir jedenfalls kamen sie so.
Hat mir gut gefallen.
Grüße
 
@Jongleur Ich weiß nicht, ob diese Gedanken in Deinem Sinne waren... mir jedenfalls kamen sie so.
Hat mir gut gefallen
Ich danke dir sehr herzlich für dein Feedback. In meinem Sinne ist: jegliche offene, ehrliche Reaktion.

Nie vorher habe ich stundenlang darüber nachgedacht,, dass und wie wir alle Macher der Geschichte sind Wohl vor allem für die Familie. Aber nicht nur…seltsamer Weise ein enorm tröstlicher Gedanke. Und bei längerer Betrachtung sogar ungemein ermutigend!
 
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Ich fühl die Töne meiner Welt nicht mehr,
Fühl mich von Fremde übertönt.
Ich ahne täglich, was sie will von mir,
und will es nicht im Spiegel sehn.
Vom ersten Moment des Lesens dieser Strophe spürte ich Trauer, Abschied und Trennung. Die Worte, die du dafür gefunden hast, sind großartig und eindringlich, besonders der este Vers...
Ich fühl die Töne meiner Welt nicht mehr,
für mich der Inbegriff der Verlorenheit, dieses Gefühl, nicht mehr im sinnlichen Kontakt zur eigenen Welt zu sein. Was bleibt dann noch? Die Ahnung, was werden soll und wer man werden soll und es doch nicht zu wollen, und zwar so weitgehend, dass man dieser zukünftigen Version nicht im Spiegel begegnen möchte...
Denn was er zeigt, ist nicht mein Bild,
Oder die Fremde, die mich umhüllt.
Starke Worte für das Gefühl, vom Gegenüber nicht geschätzt zu werden als der, der man ist und großer Entfremdung.
Sie schreibt Geschichten, die Geschichte
Was bleibt, sind die Geschichten, die das gemeinsame Leben schrieb; hier deutet sich für mich schon der Imperfekt an. Und das, was bleibt sind die Bilder
Ich schieße Bilder, für unsere Wände
und der Wunsch zu verstehen, wie der Weg sein aussehen könnte, um die Sehnsucht
Ich will alles, nur das nicht missen
Ich geh mit dir, du gehst mit mir
nach einem gemeinsamen Weg auch in der Zukunft zu stillen; vielleicht noch leise Hoffnung.
Für mich ein wunderschöner und gleichzeitig tieftrauriger Text, lieber @Jongleur.
LG Tygge
 
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Vom ersten Moment des Lesens dieser Strophe spürte ich Trauer, Abschied und Trennung. Die Worte, die du dafür gefunden hast, sind großartig und eindringlich, besonders der este Vers...
Der Satz, den mein Komponist wählte, erinnerte mich an „Trauer, Abschied und Trennung“. Da es zu meinen Vorsätzen gehört, bildhaft zu schreiben und ich ausgeruht war, ging ich mit recht viel Selbstvertrauen an diesen spontanen Textvorschlag heran
Ich bat gestern einen Kollegen, mir mit einem einzigen Satz zu sagen, welches Thema er gern vertonen möchte. Er sagte mir einen Satz. Mehr nicht.
Ich suchte Bilder, die mE zu diesem Thema passen könnten. Wenn man Glück hat, bewirken Bilder manchmal ziemlich intensive Gefühle - benötigen allerdings anschließend oft auch intensiven Trost.
und der Wunsch zu verstehen, wie der Weg sein aussehen könnte, um die Sehnsucht
nach einem gemeinsamen Weg auch in der Zukunft zu stillen; vielleicht noch leise Hoffnung.
Für mich ein wunderschöner und gleichzeitig tieftrauriger Text, lieber @Jongleur.
Ja, die Hoffnung… auf die war auch ich sehr gespannt. Aber bald ließ die Konzentration nach. Und genau da fiel mir ein, wie oft ich Trost fand in Werken von Autoren, die angeblich GESCHICHTE schrieben… mit Geschichten schreiben. Ich habe einige kennengelernt, die angeblich Geschichte geschrieben hatten. Sie starben unbeachtet. Wer entscheidet, wann man Geschichte schreibt. Ich habe neben einigen gesessen, die längst wieder vergessen waren.

Und plötzlich sagte ich mir: mein LI, schreibt nicht nur GeschichtEN, nein er schreibt GeschichtE…und dachte an all die vergessenen Künstler und sah noch einmal ihr glückliches Lächeln, wenn man ihre Texte tatsächlich auswendig kannte. Und auf einmal dachte ich; Schreiben wir nicht alle Geschichte??? Und plötzlich schoss Wärme durch meinen Körper…,. weiß Gott warum. Ab diesem Moment konnte ich jedenfalls meinen Text mit einem Lächeln vollenden… :love:

Im Text ist auch von 2 Menschen die Rede. Ich springe halt gern und bewusst zwischen den Welten, wie das ganz natürlich die Gedanken tun..,;-)
 
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Da auch dieser meiner Texte vermutlich eher zu Gedichten als zu Lyrics gezählt werden könnte, mal eine Bemerkung am Rande.

Ich wundere mich seit Jahren, warum meine einleitenden Erläuterungen zur Text-Form, so selten auf Interesse stoßen. Und ahne die Gründe. Viele Komponisten betrachten sprachformale Aspekte eher als Texter-Angelegenheit. Was ein Fehleinschätzung ist - mit selbstmörderischen Folgen. Ich stelle fest, dass die meisten KI-Vertonungen die formale Art der Texte mühelos erkennt und berücksichtigt. Je komplexer der Text, umso ruhiger die Musik. Und umgekehrt.

Dieses Fachwissen der KI höre ich sehr deutlich heraus. Und zugleich wird DIESES Problem hier, wo vermutlich mehr Musiker statt Dichter mitschreiben, so gut wie nie behandelt. Dabei ist Sprache der Musik sehr ähnlich. Aber viele Komponisten verlangen einfache Texte, ohne zu wissen, was sie eigentlich damit verursachen: eine Simplifizierung der Sprache. Was letztlich zum Charakter von Schlagertexten führt. Oder etwas netter gesagt: führen kann. Ich habe oft auch mit SchlagerInterpreten gearbeitet. Auch dieses Genre verlangt Originalität…

Aber vermutlich gibt es hier wenig Interesse, über den Zusammenhang Musik und Text zu diskutieren. Ich bat meinen Komponisten um EINEN Satz, weil ich vermute, dass EIN Satz automatisch Musik im Ohr des Komponisten produziert! Und so kann es passieren, dass der Komponist meinen ersten Text ablehnt, weil ihn infolge seines eigenen Satzes bereits eine andere Musik eingefallen ist. Was mich freuen würde, da wir nun bereits ein musikalisches Thema und einen Text mit vielen Ideen, was für das endgültige Lied einen großen Fortschritt bedeuten kann…

Denn ich bin absolut NICHT daran interessiert, mich von Maschinen vertonen zu lassen. Aber wenn sich menschliche Komponisten weiterhin als allwissende Herrscher im Musik-Betrieb betrachten, werden sie wohl demnächst depressiv und depressiver werden. Und ich werde meine Texte selber vertonen müssen, wozu ich zwar in der Lage bin, aber mit der gleichen Intensität zu komponieren, mit der ich texte, übersteigt sicher bald meine Kräfte!

Fazit: Man kann unheimlich viel von der KI lernen… aber wenn man alternativ nicht selber nach einer gewissen menschlichen Universalität strebt, bleibt man irgendwann auf der Strecke
 
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Ich finde Deine Erläuterungen zu den Texten fast immer gut, richtig und wichtig. Und Du hast Recht: (auch) darüber sollten wir hier sprechen (schreiben), denn das greift dann in das Schreiben ein. Entweder ist es egal, oder es macht einen besser, reflektierter. EIn guter Hinweis von Dir!
 
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Danke, lieber @Frank_de_Blijen! :) Ich jedenfalls kann nicht anders Die Ki stimmt mit mir in diesem Punkt überein., An den Musikhochschulen wird die neue Art der Zusammenarbeit von Text und Musik mehr und mehr zum wichtigen Thema.

Und ich habe nichts dagegen, darüber zu diskutieren, ob sich mein Text gut vertonen lässt. Obwohl er bereits vergeben ist! Von mir aus kann man in meinen Fäden gern über jeden formalen Aspekt diskutieren… zustimmend oder ablehnend, alles ist lehrreich!
 
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