Die Adern von Steinen

  • Ersteller Jongleur
  • Erstellt am
J
Jongleur
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
26.11.24
Registriert
17.06.10
Beiträge
3.321
Kekse
12.746
Ort
Berlin
Gitarren voll Staub, tausende Bücher im Schrank
Setz mich im Bett auf und starr an die Wand
Die Jahre, mein Leben, mein Herz und mein Land
Adern von Steinen am Wegesrand

Im Radio dudelt Fussball und Rap
Vom Blute besudelt Soldaten im Web
Ich seh in der Ferne Herz und Verstand
Adern von Steinen am Wegesrand

Die Strassen voll Blech und die Augen voll Hass
Die Schatten nur Brechung im Schaufensterglas
Die Auslagen wechseln mein Herz und mein Land
Adern von Steinen am Wegesrand​
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 10 Benutzer
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
@GeiGit : Danke für deine Zustimmung und Korrektur. :)
 


Im Radio dudelt Fussball und Rap
Vom Blute besudelt(e) Soldaten im Web

Mir gefällt es auch. Ich hätte diese Stelle so umformuliert, was den netten Nebeneffekt hätte, dass es sich reimen und gleichzeitig auch zwei "denglische" Wörter kombinieren würde. Zumindest gehe ich davon aus, dass Du das Internet meinst:)

Es kann aber auch gern so bleiben wie es ist:great:
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Danke @Captain Hookline ,:den selben Vorschlag machte mir zeitgleich @GeiGit im PF. Und hier habt ihr beide 100% Recht. Rap und Web sind sehr gute Reime.

Ich war diesmal mehr mit der semantischen Struktur beschäftigt. Thema: gewollte instabile Aussage!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Interessanter Text,
für mich persönlich nach dem ersten und zweitem Durchlesen jedoch noch nicht ganz in sich stimmig.
Ich mag ja kurz gehaltene und auf den Punkt gebrachte Texte, die - wenn man sich tiefer mit ihnen beschäftigt - auch noch weitere Bedeutungsebenen erschließen lassen. Wenn der Text jedoch schon am Anfang eher Fragezeichen aufwirft (z.B. zu verkopft ist), kann das auch abschrecken.

Setzt mich im Bett auf...
Ist das t bei setzt ernst gemeint? Würde in dem Fall bei mir sofort die Frage hervorrufen: Wer oder was setzt mich auf?

--> Setzt mich im Bett auf und starr an die Wand

Na, wenn du schon das an kritisierst, dann würde ich ergänzend dazu bemerken, dass es vielleicht auch zu differenzieren gilt:
- "und starr an die Wand" Richtungsbezug
- "und starr die Wand an" Objektbezug
Hängt also auch davon ab, was der Dichter bzw. @Jongleur uns sagen will. ;)

Ich würde ja ganz klar ein
"und starr durch die Wand " bevorzugen, um damit sowohl die eigentliche Suche als auch das Hindernis davor anzudeuten.

m Radio dudelt Fussball und Rap
Vom Blute besudelt Soldaten im Web...
Du hast den Text so schön knapp gehalten und verwendest hier auf einmal unwesentliche Details, die die Assoziationen und Phantasie des Lesers / Zuhörers einschränken können.
Nur als Kompromiss an das Versmaß...? Nun ja, das liegt bei dir....
Wenn das Radio dudelt, so ist es zuminest für mich ziemlich unerheblich, was es dudelt.

Wäre bei mir ganz knapp (oder so ähnlich), und mit dem Formbruch kann man ja auch Inhalte unterstreichen:

"Das Radio dudelt,
zu zu viel Gewalt im Netz..."

Adern von Steinen am Wegesrand

Hm, ein paradoxes Bild am Schluss, das Fragezeichen aufwirft. Was meint der Dichter damit, schließlich haben Steine doch gar keine Adern!
Sicher, mit etwas Nachdenken kommt man schon drauf, dass das ein Bild für die versteinerte, leblose Sackgasse sein kann, in der sich die auf die Wand starrende Person befindet.

Um ehrlich zu sein ist das Bild zwar gut, finde ich aber zu verkopft, d.h. es erschließt sich mir nicht sofort, also nicht intuitiv.
Da hab ich jetzt keinen perfekten Vorschlag, auch weil ich mir nicht ganz sicher bin, worauf du hinaus willst.

Was einfaches, bildhaftes könnte vielleicht in die Richtung gehen
"(M)ein Herz, in Stein gemeißelt, am Wegesrand."


Gruß
Primut​
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich mag ja kurz gehaltene und auf den Punkt gebrachte Texte, die - wenn man sich tiefer mit ihnen beschäftigt - auch noch weitere Bedeutungsebenen erschließen lassen.

Ich mag auch "verkopftere Texte", bin aber doch oft auch von ihnen frustriert, da mir solche nie gelingen würden, und schlimmer, da ich sie meistens nicht wirklich verstehe...

Die erste Strophe finde ich richtig gut, wobei ich davon ausgehe, dass die zweite Zeile "(Ich) Setz(e) mich im Bett auf und starr an die Wand" heißen sollte? "Adern von Steinen am Wegesrand" klingt da nicht nur gut, sondern lässt mir auch einige (sinnvolle) Interpretationsmöglichkeiten (Der Weg = das Leben, Steine = Tod, Adern = Leben, am Wegesrand = zurückgelassen/übersehen/oder noch in der Ferne?…). Ich verstehe diese Strophe als Darstellung der eigenen Situation/Entwicklung.

Danach kommen für mich zwei Strophen, welche plötzlich die Situation der Mitwelt beschreiben.

"Ich seh in der Ferne Herz und Verstand" und "Adern von Steinen am Wegesrand" bringe ich nicht mehr zusammen.

"Die Schatten nur Brechung im Schaufensterglas", da wird es für mich als Ingenieur schwierig mit künstlerischer Freiheit.

"Die Auslagen wechseln mein Herz und mein Land" - die Brücke zwischen Auslagen und Herz & Land schaffe ich leider auch nicht.

Trotzdem ein schöner Text... :great:

Gruß,
glombi
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich find das genial,

Also ich kenne Menschen welche im Bett aufgesetzt werden und dazu noch starr an die Wand, wahrscheinlich wir alle mal.
In diesem Moment ist alles wertlos weil nix davon da, oder eben wertvoll weil man erkennt wie wertvoll es war. So wie die Steine am Wegesrand die sich manchmal zu Adern formen, mal kann man die Adern erkennen, meist ist einem der Weg mit den Steine wurscht, weil man zu beschäftigt ist, nur wenn man den Weg nicht mehr gehen kann, dann erinnert man sich daran.

Es ist leer was in Radio und Web daher dudelt, besudelt ev. sogar selbst nicht nur die Soldaten. In der Ferne, weil nicht erreichbar genau wie der Weg ist das was die Leere füllen würde, Herz und Verstand.

Die Straßen sind voll von Tod, anorganischem, eben Blech, weil das Leben fehlt kommt auch der Hass, weil nix da ist kann es nur Schatten aufgrund von Brechung geben (ich bin auch Ingenieur, Schatten die keine Schatten sind), das Leben selbst fehlt, kann auch daher keine Schatten werfen. Die Auslagen wechseln einerseits durch deren immer neue Gestaltungen unsere Realität, der Inhalt der Auslagen der Werbung ist unsere Realität, andererseits hat aber unsere Aufmerksamkeit für eben genau diese Auslagen, diese Werbung, diesen Konsum uns dahin gebracht wo wir heute sind, diese wären aber genauso nur Adern von Steinen am Wegesrand (und nicht das Zentrum unseres Daseins).

So irgendwie hat es in mir gefunkt.

Ich hätte jetzt keinen Plan das selbst zu vertonen, aber wenn ich könnte würde ich es dem Schubert oder dem Wolf zeigen.
 
Mir gefällt das Bild mit den "Adern von Steinen am Wegesrand" wahnsinnig gut, das ist sehr ausdrucksstark. Die erste Strophe kann für mich auch komplett so stehenbleiben bis auf das "Setzt" das ich auch nicht verstehe.

In der zweiten Strophe finde ich den Reim "dudelt"/"besudelt" am ausdrucksstärksten und fände es deshalb ausprobierenswert, das an die Zeilenenden zu rücken. Außerdem habe ich ein logisches Problem mit "dudelt Fußball und Rap". Ein Radio dudelt, ja, aber wenn Fußball oder Rap laufen, ist "Dudeln" die falsche Geräuschassoziation. Wie oben schon jemand schrieb, stellt sich mir außerdem die Frage, ob man diese Detailinfo braucht. Entscheidend ist, meine ich, dass die Geräusche, die man da hört, aggressiv und nervtötend sind und sich ihr Sinn nicht erschließt. Alternativvorschlag: "Im Fernseher Kreischen, das Radio dudelt / Im Internet Leichen, mit Blut besudelt"

Wenn du schreibst "in der Ferne seh ich Herz und Verstand" dann klingt das für mich nach Hoffnungsschimmer. So wie ich den Charakter des Lieds deute, meinst du aber inhaltlich eher: "Ganz weit weg seh ich Herz und Verstand. Falls ich damit auf dem Holzweg bin, bitte einfach ignorieren.

Bei den Schatten und der Brechung geht's mir wie Glombi. Man muss das m. E. auch gar nicht so kompliziert sagen. Vielleicht reicht auch einfach "Die Menschen nur Schemen im Schaufensterglas".

Über "die Auslagen wechseln mein Herz und mein Land" gerate ich auch ins Stocken. Ich meine da etwas herauszulesen wie "die Auslagen wechseln, ohne dass es mich berührt, weil das hier irgendwie nicht mehr mein Land ist, dem mein Herz gehört", aber damit kann ich auch gehörig daneben liegen. So ist mir das Bild jedenfalls nicht klar, auch wenn es schön klingt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
herzlichen Dank für die lebhafte Diskussion. leider ist an meinem Standort das Internet seit 8 Tagen zusammengebrochen und der Telekom gelingt es seither nicht, die Sache zu reparieren. Und bei der Übertragung meiner Daten mit dem kleinen Handy passieren zu viele Fehler... Wie etwa das unõtige "setz(t)".

Ich hoffe, ich hab bald wieder normale Arbeitsbedingungen hier in Berlin....
 
Noch immer mit dem Handy getippt: Ich bin begeistert von Euren detailierten Kritiken. Auch freue ich mich, dass eventuell Musiker reagieren, die vermutlich selber eher selten texten.

Texte werden im Gegensatz zu anderen Kunstwerken sehr stark daran gemessen, ob sie verständlich sind.

Gleichzeitig wollen die meisten Zeitgenossen auch von Texten emotionalisiert werden. Gefühle wiederum reagieren mE besonders stark auf Abweichungen von den (erwarteten) Normen.

Abweichungen verunsichern. Verunsicherung strebt nach Klarheit. hm... Was für ein verrückter Kteislauf!

Schlechte Karten für Texter! Die Einhaltung von Normen werden bei Tönen, Bildern oder Tanzbewegungen vom Publikim seltener eingefordert als bei Worten.

Die meisten Besucher von Galerien, Konzerten oder Balletten verfügen über kein professionelles Fachwissen. Und wissen das auch. Und geniessen ihre Naivität. Ja, sie würden vermutlich ihre eigene Kritik als verkopft oder oberflächlich gegenüber dem Kunst-Schöpfer empfinden... :D

Anders bei Wortwerken. Hier sieht sich jeder Rezipient als Experte. Das erscheint auch mir logisch zu sein. Als entscheidendes Normativ eines Textes gilt eben seine Verständlichkeit! Abweichungen von dieser Norm werden als Fehler empfunden. Als zu oberflächlich oder zu verkopft!

Die selben Kritiker stellen sich allerdings nicht in Frage, wenn sie englische Texte begeistert mitgröhlen. Hm..grenzt das nicht irgendwie an Wahnsinn?

Die Lyriker wehren sich seit vielen Jahrzehnten mit kryptischen Texten gegen dieses Doppelbinding von gesprochener und geschriebener Kommunikation. Aber auch viele Texter. Ein bekanntes Beispiel ist etwa Bob Dylan, der regelmässig provokant die von Logik geprägten Erwartungen seiner Fans enttäuscht. Was diese mit der abgedroschenen Phrase von Genie und Wahnsinn, blind für sich selber, abtun.

Gottseidank gab es früher einige Journalisten, die selber unter dem Zwiespalt litten, das "gehobene" Sprache so schizzo wahrgenommen wird, die trotzig so sehr Werbung für Sprachrebellen machten, dass sie sogar Stars werden konnten. Beide, die Texter und ihre positiven Kritiker. ;-)

Heute begegnen sich Kritiker und Texter u.a. in Musik-Foren. Die Kritiker sind oft auch Musiker - blitzgescheite Menschen und gute Rhetoriker. Auch bezüglich ihrer eigenen Kunst meistens sehr selbstkritisch eingestellt. Musiker benutzen erstaunlich viele Worte. Nur eins finde ich nicht: Dass ihre Arbeit "verkopft" sei. :D

Als Musiker empfinde ich aber Pop-Musik tatsächlich als extrem verkopft. Falls der Gegensatz von "verkopft" denn "verständlich" wäre: Wo sind Töne verständlich? Was sagt mir ein Bb? Welche natürliche Logik zwingt die meisten hiesigen Komponisten zu (erweiterten) Katenzen? Warum halten sie sich in der Struktur ihrer Songs an bestimmte regelmässige Taktzahlen für Strophen und Refrains? Ist das der Natur abgelauscht? Etwa Mensch und Tier? Ich vermute, "verkopft" soll das Gegenteil von "natürlich" repräsentieren. Wo aber ist die sture Einhaltung modischer Musikstrukturen natürlich!?

Mein Vorschlag: Streicht "verkopft" als Argument. Es reicht doch zu sagen, dass man es nicht versteht! Muss man seine (angebliche) Überlegenheit als Rezipient mit einem "verkopft" unbedingt unterstreichen?

Ich weiss, dass in meinem Text die Interpunktion fehlt. Das ist Absicht. Denn die fehlt auch in einem Gespräch! So provoziere ich eben Missverständnisse. Und ich spiele sehr gern mit Missverständnissen! Wir Menschen suchen uns in fremden Worten, was wir brauchen. Nicht etwa, was ursprünglich gemeint war. - So bin auch ich. - Und das verursacht Leid. Sehr viel Leid! Und gerade deshalb biete ich die Möglichkeit für Missverständnisse spielerisch an...

Und mache zu dem auch ne Menge ungewollter Fehler, weshalb ich auch weiterhin um Kritiken bitte. ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hi Jongleur,

Respekt für eine so langen Text vom Handy...

Texte werden im Gegensatz zu anderen Kunstwerken sehr stark daran gemessen, ob sie verständlich sind.

Ja, trifft für mich eher zu, speziell wenn mir ein Text kommentarlos vorgelegt wird und ich mich dadurch aufgefordert fühle, meine Rückmeldung zu dem zu geben, was bei mir angekommen ist. Dabei heißt verständlich für mich aber nicht, dass alles platt ausgesprochen werden muss, aber ich möchte mir schon zu einem gewissen Grad sicher sein können, dass die vom Verfasser beabsichtigte Aussage auch bei mir angekommen ist. Ohne Kontext ist mir die Aussage aber zu pauschal.

Anders bei Wortwerken. Hier sieht sich jeder Rezipient als Experte. Das erscheint auch mir logisch zu sein. Als entscheidendes Normativ eines Textes gilt eben seine Verständlichkeit!
Das ist mir zu pauschal, zumindest meine ich klar geäußert zu haben, dass ich selber mich nicht als Experten sehe und selber nie einen gescheiten Text zustande bringen würde. Allerdings fühlte ich mich durch den Post als Empfänger und Zielgruppe angesprochen, und nach meiner Meinung gefragt.

Die selben Kritiker stellen sich allerdings nicht in Frage, wenn sie englische Texte begeistert mitgröhlen. Hm..grenzt das nicht irgendwie an Wahnsinn?

Ich würde eher sagen, dass es deutsche und englische Texte gibt, die gar nicht erst den Eindruck vermitteln, anspruchsvoll sein zu vollen. Genauso gibt es Hörer, die keinen Anspruch an den Text stellen. Ob das dann die selben sind, die sich zu Aussagen zu Deinen doch eher anspruchsvollen Texten gemüßigt fühlten, würde ich eher bezweifeln.

Mein Vorschlag: Streicht "verkopft" als Argument. Es reicht doch zu sagen, dass man es nicht versteht! Muss man seine (angebliche) Überlegenheit als Rezipient mit einem "verkopft" unbedingt unterstreichen?

Äußert sich ein Rezipient als überlegen, wenn er einen Text als verkopft bezeichnete, oder offenbart er damit nicht sogar eher, dass er nicht die Fähigkeit besitzt, den Text zu verstehen?

Ich weiss, dass in meinem Text die Interpunktion fehlt. Das ist Absicht. Denn die fehlt auch in einem Gespräch! So provoziere ich eben Missverständnisse. Und ich spiele sehr gern mit Missverständnissen!

Funktioniert bei mir sehr gut, ein fehlendes Satzzeichen oder falsche Groß-/Kleinschreibung können mich auf eine vollkommen falsche Fährte bezüglich Verständnis setzen. Das macht auch meine Frau regelmäßig verrückt, ist aber nicht böse gemeint.

weshalb ich auch weiterhin um Kritiken bitte. ;-)

Sorry, keine Kritik von mir, nur meine bescheidenen Ansichten...

Gruß,
glombi
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Der Text geht ja frei durch die Zeit und ist eine unvollständige Reflektion aus Gedankenfetzen über Dinge, die im Fluß sind, sich ändern ohne besser zu werden.
Zumindest verstehe ich ihn so. Deshalb war sogar die verkürzte Vergangenheitsform von "setzte", also "setzt' " für mich auch kein Widerspruch zur Gegenwartsform des "an die Wand Starrens", da das ja schon eher ein Zustand und nicht eine richtige Tätigkeit ist und die Stimmung durch den Wechsel der Zeit noch etwas paradox unterstreichen.

Im ersten Vers wird reflektiert, dass das Leben irgendwie leer ist. Dass die Gitarren und Bücher diese Leere nicht füllen, verstauben, im Regal stehen, nicht gelesen werden. Dass die Jahre des Lebens in diesem Land trotz Verstand nicht wirklich den gesuchten Sinn des Lebens auf- und entdecken konnten.
Die Adern aus Steinen am Wegesrand assozieren bei mir die Granit-Randsteine einer Straße neben dem Teer, die sich wie Adern durchziehen. Vielleicht ist er auf der Straße (gedanklich) unterwegs.

photohomepage_2296615.jpg


Im zweiten Vers wird die Leere weder durch das Radio, die Musik, noch durch die Videos der neuen Zeit im Internet gefüllt.

In dritten Vers entwickelt sich dann die Sinnlosigkeit und Leere des Unterwegs seins, der Mobilität und Überfüllung. Die Schatten, also dass, was vielleicht bleiben könnte von den Menschen, von den Leben, vom Unterwegs sein, sind unecht, hinterlassen keine echten Schatten, also nicht mal ein flüchtiges "Bleiben" in den Schaufenstern die sich im Geschmach der Zeit (in den Auslagen) verändern und das Land und das Herz zwar mit verändern, aber trotzdem die Leere nicht füllen können.

So habe ich den Text (ähnlich der Gedankenfetzen eines Grönemeyer-Songs) für mich in ein Bild zusammensetzen können und so hat er auch in Gesamtheit einen (depressiven) Sinn und ein Bild ergeben, das eigentlich gar kein Bild ist, sondern etwas vergängliches ohne Inhalt und Wert.

Die Steinadern runden das "unterwegs sein" noch in der Tristesse ab, da der Fokus nicht auf der Landschaft, die eventuell auf der Suche durchwandert wird, sondern auf dem Mensch gemachten Randstein neben den Straßen gelegt wird.

Im Prinzip rauscht das Leben vorbei ohne Sinn zu ergeben und zu erfüllen und man starrt auf die Wand oder auf den Straßenrand.

Mit ensprechend fragend feststellender Melodie passt das zu einem langsamen, ruhigen Song (ev. in einer Moll-Tonart).

Da der Text insgesamt für mich damit einen Sinn ergibt, finde ich ihn gut, wenn ich auch selbst andere Songs und Inhalte bevorzugen würde.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Sehr schön. Mir gefällt dein Text.

Im ersten Absatz sehe ich wie LI sein Leben sieht und findet, das die "Adern" von Steinen eine Bedeutung haben. Ein kryptischer Satz. Dennoch scheint die Bedeutung hier wertvoller als seine Werke zu sein. Es klingt wie ein Blick auf sich und sein Leben. In der zweiten Strophe der Blick auf die moderne Welt. Dann wieder dieser Satz. Schließlich in den 3.ten auf die Veränderung durch die Zeit. Dann wieder der Satz. Man könnte den Satz noch 16 Bars wie ein Mantra wiederholen, bleibt die Frage offen, ob dieser Satz überhaupt jemals sein natürliches Gewicht erreicht.

Von Bild her erlaub ich mir mal: Man sagt ja, das man im Leben einen Weg entlang geht. Am Weg liegen Steine. Der Hinweis auf andere Menschen? Ein Stein und Adern? Das Bild driftet ab wird unheimlich. Versteinerte Adern? Irgendwie komme ich damit auf Grabsteine, Adern von Steinen. Menschen unter Steinen am Wegesrand.

Wie dem auch sei. Ich finde es schwebt zwischen den Welten. Sehr zerbrechlich. Kaum noch weltliche Bindung.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Toller Text!

...und ich finde den ursprünglichen Digitalisierungsfehler soooo inspirierend:
Setz mich im Bett auf und starr an die Wand
Ja, auch, aber...
„Setzt mich im Bett auf, ich starr an die Wand“ täte ich lieben tun.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben