Ein interessantes Thema. Ich habe mich damals auch damit beschäftigt, als es bei uns um eigene Lieder ging. Letztendlich war die Entscheidung eindeutig für englische Texte. Es gab ehrlich gesagt auch kaum Diskussionen darüber, weil eigentlich alle lieber englisch wollten. Das ist ein Phänomen, das man bei vielen Bands beobachten kann.
Da kommt man aber zu der Frage, warum das so ist. Dafür gibt es denke ich sehr viele verschiedene Gründe. Angefangen bei "die Großen singen auch alle englsich" bis hin zu "das klingt viel besser" usw... Ich habe damals über mein Hörverhalten anchgedacht und habe auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis rumgefragt und das Ergebnis davon war, dass sich die meisten überhaupt nicht mit den englischen Texten ihrer Liehblingskünstler auseinander setzen. Oft mals werden dann Texte mitgesungen, bei denen der Mitsingende nicht die geringste Ahnung hat, was er da eigetnlich genau singt. Ich habe früher, als ich angefangen habe mich ernsthafter mit Musik auseinanderzusetzen (ca. 16/17 Jahre), die Texte meiner Lieblingslieder übersetzt, um zu wissen, was die da singen. und ich muss ehrlich sagen, dass ich oftmal sehr enttäuscht war und das Übersetzen in der weiteren Folge dann auch gelassen habe. (Ich würde als Englischsprachiger Mensch glaube ich verrückt werden, wenn ich den ganzen hirnlosen Dreck immer direkt verstehen würde, weil es nun mal in meiner Muttersprache gesungen ist).
Im Endeffekt sind für mich zwei Punkte Hauptverantwortlich dafür, dass die meisten Bands sich für englische Texte entscheiden:
1. Akzeptanz:
Man hat es leichter, wenn man Englisch singt. Der Großteil der Musik, die gemacht und gehört wird ist Englisch. Solange man sich in diesem Rahmen bewegt, ist man von daher schon mal auf der sicheren Seite und mir kommt es so vor, dass die Leute englisch singenden Bands von vornherein offener gegenüberstehen.
2. Textschreiben:
Ich weiss nicht, wer bei euch für das Texten zuständig ist. Bei uns ist es Meinewenigkeit.
Bei der Grundfrage "Texte in deutsch oder englisch" muss man sich vor allem bewusst sein, dass, wenn man in deutsch schreibt, jeder Zuhörer im Raum (mal angenommen der Sänger hat beim singen nicht die Hand im Mund) versteht, was gesungen wird. D.H. er versteht Text und Aussage des Liedes. Non-Sense Lieder werden nicht so gut angenommen. Singt man aber in englisch, so versteht kaum einer der Zuhörer in dem Moment des Spielens, was da gerade genau gesungen wird - und wahrscheinlich ist es ihm dann auch egal. Evtl fragt er nachher nach und dann sagt man ihm halt das Thema des Liedes und er ist zufrieden. Somit ist das Texten im englischen vom Prinzip her schon mal einfacher, weil man dort auch recht schlampig zu werke gehen kann, ohne dass das ernsthaft jemanden stören wird (Ich rede natürlich nicht von berühmten Bands oder semiprofessionellen Bands, die schon irgendwo unter Vertrag stehen und CDs vertreiben - da wird dann schon der englische Text ggf "korrigiert"). Ich habe schon Texte zu Gesicht bekommen, die gingen gar nicht. Das hat natürlich zur Folge, dass viele schlechte englsiche Texte geschrieben werden (einfacher Satzbau, immer wieder die selben Wörter und Redewendungen,grammatische Fehler, Tempus-Fehler, Schulenglsich, "drei-wort-Sätze",...).
Damit kommt man aber oftmal durch und man hat es sich somit leicht gemacht. Wie oben schon angerissen, muss bei deutschen Texten mehr investiert werden. Dort ist die Erwartungshaltung des Hörers viel höher. Also müssen gute Texte über nicht allzuausgelatsche Themen geschrieben werden. Und da es daran oft scheitert, weicht man einfach ins leichtere Englisch aus, wo es ja nicht so wichtig ist (Zitat von einem Musiker, den ich hier nicht namentlich nennen möchte: "Mir ist der Text völlig egal. Hauptsache es wird irgendwas gesungen!"). Letztendlich bin ich persönlich der Meinung, dass es egal ist, ob man in englisch oder in deutsch schreibt, solange die Texte gut/brauchbar sind - denn schlechte Texte gibt es in beiden Sprachen genug, nur dass es uns bei den Texten in unserer Muttersprache mehr auffällt.
Fazit:
Im Prinzip muss jede Band selber entscheiden, in welcher Sprache sie am liebsten singen möchte. Der Ausdruck von Gefühlen in einer anderen Sprache ist meines erachtens kein Problem. Da kommt es sehr auf den/die Sänger/-in an, wie gut sie singen kann und in wie weit sie die Sprache beherrscht (Aussprache ist hier sehr wichtig, da dann auch gut und gefühlvoll betont werden kann). Und natürlich den zugehörigen Text. Ist der Text bescheiden, simpel und einfallslos, dann kann der Mensch am Mikrofon auch nicht mehr viel ausrichten. Aber war dort jemand am Werke, der in der Lage ist, Gefühle/Themen glaubwürdig und richtig im englischen Auszudrücken (man kann sich ja auch Hilfe holen), dann kann man so ziemlich alles rüberbringen.
Gruß
PS:
Zitat von KoHRaVen:
Und naja wie viele kennst du die wirklich berühmt geworden sind mit Deutschen texten ausserhalb von Deutschland?
...und Die Toten Hosen