Bis jetzt fand aber niemand zu viele Noten ... in dem Stück.
Ich finde, die drei Instrumente sind zu sehr im Dauereinsatz und meist auch zu unruhig. Manchmal wollte ich mich auf irgendetwas konzentrieren und schon kam wieder das rhythmusbetonte Klavier dazwischen...
... sollte schon viel Substanz enthalten und dabei wiedererkennbare Melodien und harmonische Wendungen beinhalten.
Hängen geblieben sind mir bei Deiner Umsetzung weniger die Choralmelodien, sondern v.a. das rhythmusbetone "Teufelsthema" auf dem Klavier.
Habe noch einmal versucht, mir klar zu machen, was die Rezeption des Stückes schwer macht.
Zum einen die Technik. Es ist natürlich wichtig, alle Möglichkeiten von MIDI auszuschöpfen, um einen möglichst realistischen Eindruck zu vermitteln.
Dazu gehört auch eine sorgfältige Abmischung der Spuren. Du müsstest doch eine DAW haben mit einer Sound-Library (EastWest, wenn ich mich recht erinnere).
Zum anderen braucht das Stück m.E. eine viel klarere Durchstrukturierung durch Absetzen der einzelnen Szenen: von der Atmosphäre her, dem Sound, der Lautstärke, dem Tempo, den Pausen dazwischen...
Es ist ja ein Märchen, bei dessen Umsetzung "ein möglichst breites Publikum angesprochen werden sollte..."
Natürlich sollte man sich streng an die Vorgaben der Puchheimer halten.
Also keine zu komplizierten Harmonien für den Laienchor. Den ausgebildeten Sängerinnen und dem Sänger kann man selbstverständlich viel mehr zumuten.
Ich hätte mich musikalisch etwas an Bartok (Volkslied, Tanz), Prokofiev (Peter und der Wolf) und Stravinsky (Petruschka) orientiert, jedoch auf eine einfache Harmonik nicht verzichtet und es ansonsten folgendermaßen umgesetzt:
Zum Märchen heißt es: "Es war einmal eine wunderschöne, junge Frau, die war glücklich verheiratet mit ihrem Mann."
Um die Traurigkeit der ganzen Geschichte darzustellen, sollte unbedingt zunächst Raum geschaffen werden für die Darstellung der glücklichen Ausgangssituation.
Dazu bietet das Libretto mit "Es war einmal ein glücklich' Mädchen, hier in Puchheims Städtchen." zwar nur zwei Zeilen.
Doch zusammen mit der Darstellung einer wirtshausfröhlichen Atmosphäre wäre daraus eine eher fröhliche Einleitung zu machen.
(Szenenbeschreibung: "Im Wirtshaus. Leute (Chor) sitzen an Tischen, jeder ein Bier vor sich. Anna bedient.")
Aufgrund der verwendeteten Sprache sollte man die Geschichte in die Zeit vor ca. 200 Jahren ansiedeln. D.h. es bietet sich an, musikalisch an die früheren Volkslieder und Tänze anzuknüpfen. Das Cello spielt Fiedel-ähnliche Melodien, das Klavier dient vorwiegend der Begleitung. Hier würde ich kein Sax verwenden, da es ein zu modernes Image hat. Ihm könnte aber in diesem Zusammenhang gut die Funktion von Fremdem, Teuflischen zugeordnet werden.
Der Chor könnte zunächst vom Klavier und Cello begleitet werden, bis zum Stimmungsumschwung in der dritten Zeile: "Doch Krieg war jetzt gekommen"
In der Musik, fällt jetzt das Klavier weg und der Chor wird nur von langgezogenen lamentoartigen Tönen des Cellos begleitet, schließlich singt der Chor allein und das Cello macht an den Zeilenenden nur noch Einwürfe.
Die regelmäßige vierhebige Struktur der Verszeilen würde ich auch musikalisch umsetzen, wahrscheinlich in Form eines Strophenliedes. Einfache Melodie, einfache Harmonisierung, langsames Tempo. Wir bewegen uns im Volkshaften (Wirtshaus, Märchen). Es wird ein recht einfacher Konflikt erzählt, der vielfach im Volk vorkam und nicht etwa die komplexere Geschichte von Emanzipation und Dekadenz einer Lulu.
"Der Teufel kommt herein..." in das Wirtshaus.
Also wieder die früher verwendete Wirtshausmusik zitieren. Dem Teufel das Saxophon zuzuordnen, da sich mit dem Instrument gut das Ungezügelte darstellen lässt (Alkohol, Hinwegsetzen über Normen, ungezügelter Sex).
Es entspinnt sich ein gereimter(!) Dialog, dessen Form sich auch musikalisch widerspiegeln sollte, jedoch nicht so streng wie im Chor. "Mädchen! Ein Bier! (Ein Bier! Her zu mir!)" Die Mitvertonung der Klammer bietet bereits die Möglichkeit, sowohl den Alkohol als auch das Üngezügelte zu betonen. Anna singt zwar künstlerische Melodien, die aber gemäß ihrem Charakter, einfach harmonisch strukturiert sind. Der Teufel schiebt in seinen Gesang an betonten Stellen. eher fremd wirkende unharmonische Intervalle ein (Chromatik, Tritonus).
Das Saxophon tritt betont an emotional wichtigen Aussagen des Teufels in Erscheinung: Bier!, Her zu mir!, Krieg, hübsches Ding, Macht, vollbracht, Knecht, Plaisier, Nacht, Macht, Bett teilen usw.
Das traurige Cello kennen wir ja schon. Es wird nun vorzugsweise der Anna zugeordnet und eignet sich auch gut für liebliche Melodien (Erinnerungen an ihren Mann).
Dann würde ich mir die Möglichkeit des Duetts nicht entgehen lassen. Hier sind sich ja beide einig geworden. Ein tänzerisches lustiges Lied in Harmonie. Auch Cello und Saxophon in Harmonie.
Kontrast: Der Chor knüpft eng an seinen ersten Auftritt an. Er repräsentiert die Erzählinstanz und diese muß sofort und zweifelsfrei vom Hörer erkannt werden.
Mit dem letzten Wort der vierten Zeile (Kammer) beginnt die musikalische Schilderung der Liebensnacht als Zwischenspiel (ohne Chor), symbolisiert durch das Cellomelodien und das zunehmend ungezügelte Saxophon.
"Doch diese eine lange Nacht, hat sie in Umstände gebracht"
Wiederum Zwischenspiel, jeoch jetzt Betonung der traurigen Stimmung durch langgezogene Cellotöne. Auch das Saophon taucht auf, mit eher kurzen unharmonischen Tönen.
Der Chor endet mit wenig oder keiner Begleitung den letzten Vierzeiler.
Dem Franz könnte gut v.a. das Klavier zugeordnet werden, da es gut die Wiedersehensfreude, aber auch den Totschlag (als Rhythmusinstrument) unterstützen kann.
"Herr Teufel taucht im Hintergrund auf." wird natürlich durch das Saxophon unterstützt.
Musikalisch sollte das Cello (Anne) und das Saxophon (Teufel) als die eigentlichen Antipoden herausgearbeitet werden. Franz wird ja vom Teufel geritten, der ihn so lange mit Saxophoneinwürfen reizt, bis die ff-Klavierdissonanzen den Totschlag darstellen.
"Herr Teufel lacht": Das Lachen kann gut mit dem Saxophon fortgesetzt werden.
Der Chor zum Abschluss, in Anlehnung an seine vorangegangenen Auftritte, jetzt stärker sakral ausgerichtet (Choral).
Ich denke, eine solche abgrenzende Strukturierung unterstützt die Aufnahmebereitschaft des Publikums, auch wenn die Musik sehr kunstvoll sein sollte. Die Aufteilung der Musikinstumente auf die Charaktere muß i.a. nicht streng eingehalten werden, doch an den Stellen, auf die es emotionell ankommt, völlig zweifelsfrei und konsequent.
Diese Vorgehensweise erscheint mir viel effektiver zur Abgrenzung der Charaktere zu sein, als wie wenn jeder in einer anderen Tonart singt, was zusätzlich die Rezeption erschwert.
Viele Grüße
Klaus