Des Teufels Nacht - Kammeroper

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Nach langer Zeit gibt es mal wieder ein Stück, das ich komponiert habe. Auch das ist schon etwas her. Ursprünglich war es für einen Kompositionswettbewerb in Puchheim gedacht. Ich hab das Werk aber nie eingereicht, allein schon deswegen, weil es ohne Dirigent nicht aufführbar gewesen wäre (und das war Bedingung, ohne Dirigent).
Dafür gibt es das Stück jetzt hier, mit Noten:

https://www.youtube.com/watch?v=aVcSF2-b8UQ

http://www.file-upload.net/download-8549457/Des-Teufels-Nacht.pdf.html

Das Libretto, sowie Besetzung war vorgegeben und darüber sollte man eine circa 16minütige Kammeroper schreiben. Lustigerweise war sogar Tonalität vorgeschrieben, naja… Das Ergebnis kann man sich jetzt in Finale-Qualität anhören.
 
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Noch eine Anmerkung zum Libretto: In der Partitur ist die Urheberin des Librettos angegeben. Bei ihr liegen auch das Copyright, bzw. die Rechte.
Wen es weiterhin interessiert:
http://www.puchheimer-taschenoper.de
Der Wettbewerb war hier ausgeschrieben.

Und: Ich hätte zumindest von klaus oder HaraldS einen Kommentar erwartet ;)
 
Schade dass die partitur nicht mitläuft, denn bei meinem gehörschaden wage ich nicht mehr, über irgendetwas akustisches zu reden, aber lesen kann ich noch!
Bloßes gelaber nützt dir ja nichts.
 
Und: Ich hätte zumindest von klaus oder HaraldS einen Kommentar erwartet ;)

Gut, dann will ich dich nicht enttäuschen - ich befürchte, meine Meinung dazu wird nicht recht hilfreich sein. Die kompositorische Anlage und die handwerkliche Ausführung sind auf professionellem Niveau, keine Frage. Ich kann aber mit dem ganzen Genre und den entstehenden Klängen nichts anfangen. Ich habe in meiner Studienzeit an der Folkwang oft mit kurzen Musiktheaterszenen ähnlicher Prägung und Ausformung recht intensiv zu tun gehabt, daher bin ich sehr wahrscheinlich voreingenommen. Denn ich habe erlebt, wie wenig von den Absichten des Komponisten letztlich beim Publikum ankam - weil das durchschnittliche Publikum sehr oberflächlich hört. "Oberflächlich" meine ich in diesem Zusammenhang technisch, nicht abwertend: das erste Hören eines durchschnittlichen Musikhörers kann notwendigerweise nicht tiefgehend und analysierend sein.

Ich habe viel zu viele Musiktheaterwerke gesehen und gespielt, die keinen oberflächlichen Zugang erlaubten, sondern erst verstanden werden konnten, wenn man Publikum mit bestimmten Vorkenntnissen und mit bestimmter kultureller Prägung hatte. Ich kann nicht mit Sicherheit abschätzen, ob deine Kammeroper einfach und schnell zugänglich ist, aber was ich sehe, spricht nicht direkt dafür.

Mich persönlich faszinieren Kunstwerke am meisten, die mehrschichtige Zugänge erlauben: beim oberflächlichen Hören, z.B. beim reinzappen im TV/Radio klingt es schon interessant, wenn man 10sek. dabeibleibt, erschließt sich interessantes Neues, und wenn man das ganze Werk betrachtet, geht eine ganze Welt auf. Für Werke der bildenden Kunst gilt Ähnliches: der spontane, oberflächliche Zugang sollte attraktiv und unmittelbar fesselnd sein. Ein Beispiel ist der Himmelsstürmer der documenta in Kassel. Solche Kunstwerke funktionieren im Unterricht, beim Umgang mit Laien, in den Medien - kurzum, sie sind robust. Werke, die für Publikum mit vielen Vorkenntnissen gedacht sind, sind in meinen Augen nicht robust: sie stoßen schnell auf Ablehnung. Diese Werke sind deswegen nicht schlechter, den künstlerischen Gehalt will ich nicht anzweifeln - aber ich kann mit ihnen nicht so viel anfangen.

Ich habe den Eindruck, dass deine Kammeroper nicht zu meiner Herangehensweise passt. Ich bin bei Musicals, als Klavierbegleiter und als Jazzmusiker tätig, da liegt ein Werk wie deines einfach stilistisch nicht nahe.

Harald
 
Ich habe mich viel, aktiv und passiv, mit "Neuer Musik" beschäftigt. Jede neue errungenschaft reizt zur nachahmung, und was ein neues gewand trägt, kann trivial sein, wenn nix "drunter" ist. So habe ich manche produktion (ich hatte zuletzt jahrelang ein abonnement beim SW-Rundfunkorchester) gehört und erlebt, die mit großem apparat eine eben so große leere darbot.
Wer heute den drang spürt, kreativ zu sein, muss ehrlich mit sich umgehen und sich fragen, ob seine einfälle so neu und originell sind, dass sie eine initialzündung auslösen können, ob er eine persönliche sprache gefunden hat, die einen hörerkreis fasziniert. Der "markt" ist sehr beschränkt.
Das sind allgemeine bemerkungen, die hier nicht zutreffen müssen, denn wie oben gesagt, muss ich mich auf wenige takte beschränken, die freilich meinen gedankengang auslösten..
 
Und: Ich hätte zumindest von klaus oder HaraldS einen Kommentar erwartet ;)

Dann möchte ich mich nicht lumpen lassen und poste einen Kommentar, den ich schrieb, bevor ich den von Harald gelesen hatte:

Es ist nicht einfach, dem Stück nahe zu kommen. Einerseits braucht man einige Vorstellungskraft, sich den Gesang anhand der MIDI-Aufnahme adäquat vorzustellen. Doch was zumindest mir die Rezeption erschwert, ist einfach eine Reizüberflutung.

"Gewaltig viel Noten, lieber Mozart", soll Kaiser Joseph II. über die Oper "Die Entführung aus dem Serail" gesagt haben.
"Gerade so viel als nötig ist." kann meinem Empfinden nach bei der vorliegenden Vertonung nicht gesagt werden. Und dabei ist es "nur" eine Kammeroper in der der Gesang von lediglich drei Instumenten begleitet werden soll. Da ist einfach viel zu viel hineingepackt worden.

Vom Stil war gefordert:
"Tonal, wobei selbstverständlich "schiefe" und ungewöhnliche Klänge erlaubt sind. Grundsätzlich sollen jedoch Tonalität und Melodik zugrunde liegen." Und "ein möglichst breites Publikum sollte angesprochen werden..." (siehe Bedingungen und Libretto)

Tonal ist die Komposition schon, doch was verhindert, daß man sich kaum "verankert" oder "heimisch" fühlt? Es sind wohl weniger die Erweiterungen der Tonalität, als die betonte Rhythmik, das insgesamt zu hohe Tempo, Taktwechsel, Tonartenwechsel... Das Klavier könnte ab und zu mal eine längere Pause machen und/oder einfach ruhiger werden. Ist es wirklich gut begründet, daß es manchmal dazu tendiert, seinen Tonumfang in Sechzehnteln auszuloten? Man kommt zumindest mit dem Hören und Lesen nicht ganz mit. Jedenfalls tragen viele Faktoren dazu bei, daß das Stück schwer zu rezipieren ist. Es wäre günstiger, wenn insgesamt mehr ruhigere, Passagen mit längeren Tönen, Raum einnehmen könnten.
Die würden dem Zuhörer mehr Halt geben.

Der youtube-User hamburgerkammeroper hat etwas hochgeladen, das beispielhaft zeigt, welche Sicherheit ein Ton geben kann und gleichzeitig die Voraussetzung bildet, um eine teuflische (hier: vampyrische) Spannung aufzubauen.
Nicht daß das Beispiel direkt auf die vorliegende Taschenoper übertragbar wäre, doch etwas mehr von der Ruhe und Orientierung hätte ihr wohl gut getan.
Auch bei einem Filmkomponistenwettbewerb war die vorgestellte Musik durchweg leicht rezipierbar, obwohl sicherlich i.d.R. schwer zu notieren. Selbst hier war die Musik dem Experten manchmal noch zu dicht.

Das tonsetzerische Handwerkszeug wird gut beherrscht, die vielen Töne schwirren unfallfrei durch den Raum, außer das Gegenteil ist dramaturgisch gefordert. Die musikalisch gelungene Imitation, als der Teufel hereinkommt, lässt kurz aufhorchen. Wäre es eine Idee gewesen, die Handelnden musikalisch zu charakterisieren? Dies wäre eine von vielen Möglichkeiten verbindene Elemente herzustellen.
Vergleichsweise gut umgesetzt sind der traurige Höhepunkt des Kammeroper und der Ausklang des Stückes, das mit einem Chor endet.

Natürlich bleibt die Vorstellung vage, wie gerade der Chor und auch die anderen Gesangspassagen real wirken und ich könnte mir vorstellen, daß bei einem Wettbewerb die Teilnehmer einen deutlichen Vorteil haben, die mit echten Gesangsaufnahmen aufwarten können. Es wäre interessant, die Vertonungen der drei Preisträger zu hören. Vielleicht werden sie im Internet irgendwann zugänglich. Nach den Lebensläufen der Gewinner zu urteilen, ist die Konkurrenz hart, doch ich habe auch schon erlebt, daß Kompositionen von Preisträgern nicht das gehalten haben, was man von ihnen erwartet hat.
Bemerkenswert, daß trotz der mageren Preisgelder Komponisten aus zahlreichen Ländern teilnahmen.

Jedenfalls finde ich es prinzipiell gut, sich Aufgaben in Wettbewerben zu stellen. Von daher viel Erfolg bei den kommenden!

Viele Grüße
Klaus
 
Danke für die Kommentare. Ich habe da auch schon unterschiedliche Reaktionen gehört. Mein Hauptfachlehrer hatte keine Einwände, außer, dass die Gesangsstimmen etwas virtuoser hätten ausfallen können. Bis jetzt fand aber niemand zu viele Noten oder Hektik in dem Stück. Ich muss auch sagen, die Stellen an denen das Klavier ruhiger und leiser klingen soll kommen leider in der Aufnahme nicht durch, weil Finale die komische Angewohnheit nur zwei Klangfarben anzubieten: Im Pianissimo und in allem was lauter als Pianissimo ist. Keine Ahnung warum. Aber oft ist der Unterschied zwischen Piano und Forte fast nicht auszumachen. Bis auf das Teufelsthema finde ich sie harmonisch recht eingängig, stark an Filmmusik orientiert (auch das Saxofon haut lauter rein, als es eigentlich beabsichtigt ist). Leitmotive sind durchaus vorhanden, aber im Vordergrund stehen unterschiedliche Tonarten für die drei Hauptcharaktere:
Teufel: fis-Moll/Dur
Anna: c-Moll/Es-Dur
Franz: a-Moll/Dur
Das bildet zusammen einen verminderten Septakkord (in Einzeltönen). Das Stück endet auch mit einer ausgedehnten Kadenz in der Teufelstonart, auch wenn die anderen Tonarten kurz (und unvermittelt) nochmal aufscheinen. Ich wollte aber auch keine zu eingängige Musik schreiben. Sie sollte schon viel Substanz enthalten und dabei wiedererkennbare Melodien und harmonische Wendungen beinhalten. Das war allerdings wirklich nicht einfach. Die Vorgabe war ja eine erkennbare Tonalität, wobei ich da gerne mehr gemacht hätte als das.

EDIT: Ahja, was den häufigen Einsatz des Klaviers betrifft: Ich hätte es durchaus öfters Schweigen lassen (in den Chorpassagen). Allerdings stand eben auch in der Ausschreibung, der Chor wäre eher ein Laienchor und deswegen wollte ich, vor allem wegen manch schwieriger harmonischer Wechsel das Klavier dabei haben, bis auf wenige Ausnahmen.
 
Bis jetzt fand aber niemand zu viele Noten ... in dem Stück.

Ich finde, die drei Instrumente sind zu sehr im Dauereinsatz und meist auch zu unruhig. Manchmal wollte ich mich auf irgendetwas konzentrieren und schon kam wieder das rhythmusbetonte Klavier dazwischen...

... sollte schon viel Substanz enthalten und dabei wiedererkennbare Melodien und harmonische Wendungen beinhalten.

Hängen geblieben sind mir bei Deiner Umsetzung weniger die Choralmelodien, sondern v.a. das rhythmusbetone "Teufelsthema" auf dem Klavier.

Habe noch einmal versucht, mir klar zu machen, was die Rezeption des Stückes schwer macht.

Zum einen die Technik. Es ist natürlich wichtig, alle Möglichkeiten von MIDI auszuschöpfen, um einen möglichst realistischen Eindruck zu vermitteln.
Dazu gehört auch eine sorgfältige Abmischung der Spuren. Du müsstest doch eine DAW haben mit einer Sound-Library (EastWest, wenn ich mich recht erinnere).

Zum anderen braucht das Stück m.E. eine viel klarere Durchstrukturierung durch Absetzen der einzelnen Szenen: von der Atmosphäre her, dem Sound, der Lautstärke, dem Tempo, den Pausen dazwischen...

Es ist ja ein Märchen, bei dessen Umsetzung "ein möglichst breites Publikum angesprochen werden sollte..."

Natürlich sollte man sich streng an die Vorgaben der Puchheimer halten.
Also keine zu komplizierten Harmonien für den Laienchor. Den ausgebildeten Sängerinnen und dem Sänger kann man selbstverständlich viel mehr zumuten.

Ich hätte mich musikalisch etwas an Bartok (Volkslied, Tanz), Prokofiev (Peter und der Wolf) und Stravinsky (Petruschka) orientiert, jedoch auf eine einfache Harmonik nicht verzichtet und es ansonsten folgendermaßen umgesetzt:

Zum Märchen heißt es: "Es war einmal eine wunderschöne, junge Frau, die war glücklich verheiratet mit ihrem Mann."
Um die Traurigkeit der ganzen Geschichte darzustellen, sollte unbedingt zunächst Raum geschaffen werden für die Darstellung der glücklichen Ausgangssituation.
Dazu bietet das Libretto mit "Es war einmal ein glücklich' Mädchen, hier in Puchheims Städtchen." zwar nur zwei Zeilen.
Doch zusammen mit der Darstellung einer wirtshausfröhlichen Atmosphäre wäre daraus eine eher fröhliche Einleitung zu machen.
(Szenenbeschreibung: "Im Wirtshaus. Leute (Chor) sitzen an Tischen, jeder ein Bier vor sich. Anna bedient.")

Aufgrund der verwendeteten Sprache sollte man die Geschichte in die Zeit vor ca. 200 Jahren ansiedeln. D.h. es bietet sich an, musikalisch an die früheren Volkslieder und Tänze anzuknüpfen. Das Cello spielt Fiedel-ähnliche Melodien, das Klavier dient vorwiegend der Begleitung. Hier würde ich kein Sax verwenden, da es ein zu modernes Image hat. Ihm könnte aber in diesem Zusammenhang gut die Funktion von Fremdem, Teuflischen zugeordnet werden.

Der Chor könnte zunächst vom Klavier und Cello begleitet werden, bis zum Stimmungsumschwung in der dritten Zeile: "Doch Krieg war jetzt gekommen"

In der Musik, fällt jetzt das Klavier weg und der Chor wird nur von langgezogenen lamentoartigen Tönen des Cellos begleitet, schließlich singt der Chor allein und das Cello macht an den Zeilenenden nur noch Einwürfe.

Die regelmäßige vierhebige Struktur der Verszeilen würde ich auch musikalisch umsetzen, wahrscheinlich in Form eines Strophenliedes. Einfache Melodie, einfache Harmonisierung, langsames Tempo. Wir bewegen uns im Volkshaften (Wirtshaus, Märchen). Es wird ein recht einfacher Konflikt erzählt, der vielfach im Volk vorkam und nicht etwa die komplexere Geschichte von Emanzipation und Dekadenz einer Lulu.

"Der Teufel kommt herein..." in das Wirtshaus.
Also wieder die früher verwendete Wirtshausmusik zitieren. Dem Teufel das Saxophon zuzuordnen, da sich mit dem Instrument gut das Ungezügelte darstellen lässt (Alkohol, Hinwegsetzen über Normen, ungezügelter Sex).

Es entspinnt sich ein gereimter(!) Dialog, dessen Form sich auch musikalisch widerspiegeln sollte, jedoch nicht so streng wie im Chor. "Mädchen! Ein Bier! (Ein Bier! Her zu mir!)" Die Mitvertonung der Klammer bietet bereits die Möglichkeit, sowohl den Alkohol als auch das Üngezügelte zu betonen. Anna singt zwar künstlerische Melodien, die aber gemäß ihrem Charakter, einfach harmonisch strukturiert sind. Der Teufel schiebt in seinen Gesang an betonten Stellen. eher fremd wirkende unharmonische Intervalle ein (Chromatik, Tritonus).
Das Saxophon tritt betont an emotional wichtigen Aussagen des Teufels in Erscheinung: Bier!, Her zu mir!, Krieg, hübsches Ding, Macht, vollbracht, Knecht, Plaisier, Nacht, Macht, Bett teilen usw.
Das traurige Cello kennen wir ja schon. Es wird nun vorzugsweise der Anna zugeordnet und eignet sich auch gut für liebliche Melodien (Erinnerungen an ihren Mann).

Dann würde ich mir die Möglichkeit des Duetts nicht entgehen lassen. Hier sind sich ja beide einig geworden. Ein tänzerisches lustiges Lied in Harmonie. Auch Cello und Saxophon in Harmonie.

Kontrast: Der Chor knüpft eng an seinen ersten Auftritt an. Er repräsentiert die Erzählinstanz und diese muß sofort und zweifelsfrei vom Hörer erkannt werden.

Mit dem letzten Wort der vierten Zeile (Kammer) beginnt die musikalische Schilderung der Liebensnacht als Zwischenspiel (ohne Chor), symbolisiert durch das Cellomelodien und das zunehmend ungezügelte Saxophon.

"Doch diese eine lange Nacht, hat sie in Umstände gebracht"
Wiederum Zwischenspiel, jeoch jetzt Betonung der traurigen Stimmung durch langgezogene Cellotöne. Auch das Saophon taucht auf, mit eher kurzen unharmonischen Tönen.

Der Chor endet mit wenig oder keiner Begleitung den letzten Vierzeiler.

Dem Franz könnte gut v.a. das Klavier zugeordnet werden, da es gut die Wiedersehensfreude, aber auch den Totschlag (als Rhythmusinstrument) unterstützen kann.

"Herr Teufel taucht im Hintergrund auf." wird natürlich durch das Saxophon unterstützt.

Musikalisch sollte das Cello (Anne) und das Saxophon (Teufel) als die eigentlichen Antipoden herausgearbeitet werden. Franz wird ja vom Teufel geritten, der ihn so lange mit Saxophoneinwürfen reizt, bis die ff-Klavierdissonanzen den Totschlag darstellen.

"Herr Teufel lacht": Das Lachen kann gut mit dem Saxophon fortgesetzt werden.

Der Chor zum Abschluss, in Anlehnung an seine vorangegangenen Auftritte, jetzt stärker sakral ausgerichtet (Choral).

Ich denke, eine solche abgrenzende Strukturierung unterstützt die Aufnahmebereitschaft des Publikums, auch wenn die Musik sehr kunstvoll sein sollte. Die Aufteilung der Musikinstumente auf die Charaktere muß i.a. nicht streng eingehalten werden, doch an den Stellen, auf die es emotionell ankommt, völlig zweifelsfrei und konsequent.
Diese Vorgehensweise erscheint mir viel effektiver zur Abgrenzung der Charaktere zu sein, als wie wenn jeder in einer anderen Tonart singt, was zusätzlich die Rezeption erschwert.

Viele Grüße
Klaus
 
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Ja, das ist natürlich ein Argument. Allerdings fand ich es schwer, für ein Stück in so kurzer Zeit (es gab ja eine Zeitvorgabe von max. 18 Minuten) und mit wenigen Instrumenten auch noch passend für die Charaktere zu instrumentieren. Da sich das ganze ja zu Gedenken des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs abspielt, habe ich die Handlung nur 100 Jahre in der Vergangenheit angesiedelt, wo es das Saxofon schon länger gab. Mit einer größeren Besetzung hätte man wahrscheinlich mehr aus der Instrumentation rausholen können. Das habe ich mal in einem Musical gemacht, wo man mit mehreren Instrumenten auch deutlich unterschiedliche Klangfarben hervorbringen konnte.
 
Da sich das ganze ja zu Gedenken des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs abspielt, habe ich die Handlung nur 100 Jahre in der Vergangenheit angesiedelt, wo es das Saxofon schon länger gab.
Richtig, den Bezug zum Ersten Weltkrieg habe ich durch die Beschäftigung mit dem Rezitativ glatt wieder vergessen.

Das Saxophon würde ich dennoch dem Fremden/Teufel zuordnen:

- In der dt. Volksmusik der damaligen Zeit wurde das Saxophon nicht verwendet. Seine Fremdheit in diesem Zusammenhang kann in dem Stück gezielt genutzt werden.
- Die wesentliche Verbreitung des Instruments setzt erst nach 1918 in den USA mit dem Chicago Jazz ein und bis nach Puchheim hat es wohl noch etwas gedauert.
- Selbst als es in deutschen Großstädten in den 20er Jahren häufiger verwendet wurde, hatten sowohl der Jazz, als auch das Saxophon ein fremdartiges/exotisches Image. Man denke auch an Josephine Baker/Charleston und das Triptychon "Metropolis" von Otto Dix, auf dem zwei gleich zwei Saxophone groß dargestellt sind. Klaus Mann über diese Zeit: ""Millionen von unterernährten, korrumpierten, verzweifelt geilen, wütend vergnügungssüchtigen Männern und Frauen torkeln und taumeln dahin im Jazz-Delirium. (siehe: Yvonne Schymura: Silvester 1918 - An Gewehrschüssen vorbei zum Tanzsaal )"

Aus Gründen der Political Correctness sollte allerdings das hier "verteufelte" Instrument gleich wieder rehabilitiert werden, indem nach der Vorstellung z.B. ein Charlie Parker Solo wiedergegeben wird. ;)
(Oder wahlweise eine Jazz-Improvisation des Saxophonisten.)

Viele Grüße
Klaus
 
Als musikalischer Laie kann ich hier natürlich nur naive Betrachtungen einbringen, aber immerhin soviel: Das Stück ist kurz; die Geschichte ist nicht so extrem tiefsinnig und zudem etwas widersprüchlich - kann frau vom Teufel überhaupt schwanger werden? Nach der Überlieferung eig. nicht; der Teufel ist zwar sexbetont und lustbringend, jedoch unfruchtbar. (Anna hätte also noch einen anderen Liebhaber haben müssen, den uns das Libretto aber verschweigt ^^ )

Die Ouvertüre muss also kurz ausfallen - sonst werden die 18 min. rein instrumental. Ouvertüre und einleitender Gesang (Chor) gehören mNn funktional zusammen, sie bilden zusammen die Ouvertüre, sie geben dem Hörer bereits einen wesentlichen Teil des Eindrucks, den er vom gesamten Stück haben wird. . Wird kein Eindruck vermittelt, kann das mNn nicht mehr aufgeholt bzw. repariert werden. Ebenfalls der Kürze geschuldet, kann die Ouvertüre nicht das gesamte Stück antizipieren. Muss sie ja auch nicht.

Also z.B. Anfang in Moll, ohne in Moll zu kadenzieren, statt dessen auf die Durparallele wechseln (Anna, das unbeschwerte fröhliche Mädchen). Dann Übergang auf Moll "dramatisch" (steht für Krieg) , aber nicht Moll "traurig". Also z.B. keine Subdominante in Moll und kein Neapolitaner . Der Chor wiederholt diese harmonische Gliederung. Wenn Anna einsetzt, beginnt die Trauer, der Schmerz. Natürlich wendet sich auch Anna nach Dur, auf einfache Weise , zur Durparallele. Anna schließt aber mindestens so traurig wie sie angefangen hat.

Dann geschieht (endlich) etwas. Die dumpfe Langeweile der Bierstube wird aufgelockert, weil der Teufel erscheint. Der Teufel gehört nach Dur. Evtl sogar euphorisch (wechselt zur z.B zur Oberquinte bzw. zur lydischen Tonart), kurzzeitig eine offene Stimmung betonend. Dann aber wechselt der Teufel nach "unten", also Tonartwechsel oder auch unter Verwendung der "bösen" Tonstufen bIII, bVI und bVII in Dur. Der Teufel sollte immer in Dur bleiben, weil er der aktive, ja aggressive Part ist. Die Idee von Klaus des Duetts mit Anna ist da ein sehr passender Einfall. Irgendwann nähert sich Anna harmonisch dem Teufel an - sie wird sich einig. Es folgt die musikalische Darstellung der Liebesnacht (kurz). Dann das Nachspiel: Zweifel bei Anna , Reue. Dissonanzen, Chromatik, nach Moll tendierend.

Franz erscheint. Wechsel nach Dur. Freude. Leider nicht lange, die Harmonien wechseln zwischen dissonant und moll. Dissonanter Höhepunkt (Franz erschlägt Anna) . Schluss in Moll - Anna ist tot.

Klavier, Cello, Saxofon - eine interessante Kombination. Während das Klavier den Gesang harmonisch/rhythmisch unterstützen kann, kann es sich in instrumentalen Intermezzi mit dem Saxofon "duellieren".
 

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