Wie genau die Sounds erstellt wurden, hat Richard Wright vermutlich mit ins Grab genommen. Auch dürften die Synthesizer bei der Produktion auch noch mit Studio-Elektronik verfremdet worden sein, so dass sich nicht alles so genau nachbauen lässt.
Aber das hier wäre mal mein Ansatz, wie er auf meinen Laptop-Synths einigermaßen ähnlich klingt.
In dem Stück sind es womöglich auch zwei einzeln aufgenommene und zusammengemischte Sounds, aber hier wäre eine Anleitung, wie man einen kombinierten Sound bastelt.
Oszillatoren:
Ich würde es mit zwei Rechteck-Oszillatoren versuchen, einen davon eine Oktave tiefer gestimmt als den anderen.
Filter:
Ein Low-Pass-Filter, dessen Cutoff-Frequenz ziemlich hoch liegt (Je nach Synth und Flankensteilheit vielleicht 70-80% des Maximalwerts, nach Gefühl justieren) und nur die Höhen etwas rausfiltert. Resonanz braucht es nicht. Der Filter wird auch nicht durch eine Hüllkurve beeinflusst.
Hüllkurven:
Die Verstärker-Hüllkurve steht bei maximalem Sustain, da der Ton ziemlich lange gehalten werden muss. Für das Fade-In am Anfang kann man den Attack stark erhöhen, ich würde aber fast empfehlen, die Lautstärke über ein Expression-Pedal (oder Drehen am Lautstärke-Regler) zu justieren, das kann man besser nach Gefühl machen.
Effekte
Etwas Chorus-Effekt würde ich auch beimischen. Und - generell bei Pink Floyd-Songs - ist auch Hall nicht verkehrt, um alles ein bisschen verschwimmen zu lassen.
Empfohlene Synths
Das sollte mit jedem subtraktiven Synthesizer möglich sein. Blofeld, Ultranova und Jupiters wären meine Empfehlungen, nimm einfach den, mit den du am meisten vertraut bist.
Der ist schon etwas schwieriger nachzubauen. Erinnert mich an ein paar Sounds von Bowies Alben Low und Heroes.
Oszillatoren/Ausgangsmaterial:
Bei reinen VA-Synthesizern kommt man vielleicht mit Pulswellenmodulation am weitesten. Wellenform des Oszillators auf Pulsbreite, ca. 50% (damit wäre es eine Rechteckwelle) und dann die Pulsbreite noch dezent über einen LFO modulieren lassen. Dazu ein zweiter Oszillator, gleiche Oktavlage, aber minimal verstimmt. Wellenform wieder Pulswelle, bei um die 50% Breite.
Bei Sample-basierten Synths wie den Jupiters würde ich mal probieren, ein gehaltenes Streicher-Sample zu verwenden, das um mindestens eine Oktave nach unten verstimmt wird. Wohlgemerkt wird die Tonhöhe des Samples entsprechend eingestellt, nicht nur einfach eine Oktave tiefer gespielt. Durch die Verstimmung wird das Sample nämlich langsamer abgespielt, es verliert Höhen und klingt verwaschener. Das ist für solche atmosphärischen Leads recht brauchbar. Das Ergebnis dann eventuell noch mit einer Rechteckwelle mischen.
Filter:
Bei der VA-Methode oben würde ich einen (24 db-)Low-Pass-Filter bei etwa 50% nehmen. Bei Mischformen aus Samples und Rechtweckwelle in etwa das Gleiche. Bei reinen, runtergepitchten Samples wäre es nicht unbedingt nötig, da kann der Filter auch weiter offen sein.
Hüllkurven:
Die Verstärker-Hüllkurve kriegt ein bisschen Attack und Release (vielleicht 300-500 Millisekunden), damit die einzelnen Noten weicher wirken, ohne sich all zu lange aufzubauen oder auszuklingen. Einfach nach Gefühl anpassen.
Effekte
Beim Nachbauen in Massive fand ich den Ensemble-Chorus am passendsten, den kann man verwenden, falls einer vorhanden ist. Ansonsten erzeugen zwei oder drei Chorus-Effekte hintereinander mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten einen vergleichbaren Effekt. Falls das nicht möglich ist, tut es notfalls auch ein Chorus.
Alternativ könnte ein langsam eingestellter Leslie/Rotary-Effekt auch zu einem recht guten Ergebnis führen, zumal man damit die folgende Eigenheit auch ein bisschen vorwegnimmt.
An der von dir erwähnten Stelle hört man den Sound anfangs links im Stereo-Panorama, dann wandert er etwas. Schließlich hört man rechts noch einen Flanger-Effekt, der links aber nicht vorhanden ist. Das könnte man bei manchen Synthesizern nachbauen, indem man den eigentlichen Synth-Sound im Stereo-Panorama nach links verschiebt und dann das Effektrouting so einstellt, dass ein Delay nur rechts zu hören ist und nur das Delay-Signal noch auf einen Flanger-Effekt trifft.
Aber das geht nicht mit jedem Synth, also würde ich das eher vereinfachen.
Ein einfaches Stereo-Delay, das rechts später ertönt als links, erzielt einen ähnlichen Effekt. Du könntest je nach Synth natürlich auch die Stereo-Position des Sounds auf das Modwheel oder einen anderen Controller legen und das in Echtzeit hin und her bewegen, ähnlich wie es Richard Wright in seinen frühen Jahren mit seinem Azimuth Co-Ordinator getan hat.
Empfohlene Synths
Die Sample-Methode geht natürlich nur bei Synthesizern, die Samples nutzen. In deinem Fall also die Jupiters, Fantoms, der SY-77 oder auch der Blofeld, sofern die Sample-Lizenz aktiviert wurde. Bei etwas älteren oder weniger ausgereiften Samplern könnte es sogar etwas besser klappen, insofern wären Blofeld und Fantom spontan meine Empfehlung. Der SY-77 ist vielleicht schon etwas zu alt dafür, aber wenn du damit zurechtkommst, kannst du es natürlich auch probieren.
Bei der VA-Methode würde ich Blofeld, Jupiter und Ultranova wieder vorne sehen.
Der ist wiederum schon einfacher.
Oszillatoren
Zwei Oszillatoren, wobei der eine Oszillator eine Oktave tiefer klingt. Als Wellenform tun es zwei Sägezähne.
Filter
Ein (24 db-)Low-Pass-Filter, der ziemlich weit geschlossen ist. Etwa 30% sollten ein guter Anfangswert sein. Der Filter wird durch eine Hüllkurve leicht nach oben moduliert (~15%).
Hüllkurve
Die Filter-Hüllkurve hat kein Attack, dafür etwa 500 Millisekunden Decay und Release. Sustain steht auf etwa 50%.
Die Verstärker-Hüllkurve kriegt etwa 250 Millisekunden Attack, etwa 500 Millisekunden Decay und Release. Sustain steht bei etwa 75%.
Effekte
Ausnahmsweise mal kein Chorus. Ein bisschen Hall ist in Ordnung, dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass beim Hall die Bässe abgesenkt werden, ansonsten matscht das schnell ziemlich.
Empfohlene Synths
Ultranova und Blofeld sollten mit etwas Filter-Drive ganz gut hinkommen. Die Jupiters wären auch in Ordnung. Die Fantoms wären für authentische, analoge Synth-Sounds nicht meine erste Wahl, SY77 und DX7 noch weniger.
Flächensound bei 1:46 ???
An sich kein all zu komplizierter Sound. Typische Synth-Strings, wie du sie vermutlich auf jedem der Synths schon einmal vorfindest. Das genaue Nachbauen überspringe ich deshalb einmal.
Allerdings gibt es eine kleine Besonderheit, die das Ganze wieder schwieriger macht: auf den Strings ist ein recht starker Flanger-Effekt. Ab 2:20 kann man ihn für ein paar Sekunden deutlicher hören. Du solltest deshalb beim Durchgehen der Sounds drauf achten, diesen hinzuzufügen.
Je nachdem, welche Flanger-Parameter vorhanden sind und wie sie heißen, wäre das vielleicht ein guter Ausgangspunkt:
Speed/Rate: 0,1 Hz
Depth: 35%
Color/Feedback/Regen: 50%
Die genauen Einstellungen sind von Effekt zu Effekt unterschiedlich stark ausgeprägt, daher hilft da nur etwas Ausprobieren.
Empfohlene Synths
DX7 und Ultranova haben von Haus aus keine dedizierten Flanger-Effekte, daher kannst du die schon mal außen vorlassen. Der Blofeld könnte da vieleicht ganz gut passen, aber die Jupiters sollten in der Hinsicht auch gehen und haben vor allem schöne Synth-Strings an Bord.