Der "richtige" Brasssound

Soultosqueeze
Soultosqueeze
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Hey liebes Forum,

ich bin derzeit am Grübeln bezüglich meiner Brass-Sounds. Ich hatte vor kurzem mit einem Tastenkollegen die Diskussion wie man denn einen guten Brasssound erzeugt. Hierbei ging es vorallem um die Ensemble-Bläser in den gängigen Workstations. In meinem Fall wäre das ein Motif Xf (+ DCP Brass Library).

Bisher habe ich fast immer auf gängige Ensemble-Sounds zurückgegriffen (Bsp. Power Brass oder Lot's'Brass im Motif). Diese klingen auch ziemlich knackig, allerdings wenig voluminös und irgendwie langweilig.

Nun gäbe es verschiedene, alternative Vorgehensweisen.

Nr.1. Man bastelt sich seinen Ensemblesound selbst:
Hier habe ich zwar interessante Sounds zusammenbekommen, allerdings waren diese selten so knackig und "spitz" wie beispielsweise die oben benannten Werkspresets. Allerdings klingen Orchester oder kleine Ensembles in echt ja selten derart, ich nenn es mal überproduziert, als solche Werkspresets. Daher eröffnet sich mir die Frage, ob wir Keyboarder uns vielleicht auch zu stark an einen typischen Keyboard-Brass-Sound gewöhnt haben, der eigentlich garnicht der Realität entspricht?

Abschließend möchte ich zu Nr. 1 noch die Überlegung hinzufügen jedes Instrument, also Trompete, Sax, Posaune leicht zu verstimmen, da die Instrumente von Natur aus eine natürliche Verstimmung untereinander aufweisen. Hat hierbei jemand Erfahrungen in welchem Rahmen die Verstimmung am erfolgsversprechendsten ist?

Überlegung Nr. 2 war es, die Brasssounds mit einem Synth-Brass anzudicken. Dies geht allerdings häufig zu Lasten der Authentizität.

Ich würde mich freuen wenn ich vielleicht ein paar Erfahrungsberichte erhalte um weiter an der Materie feilen zu können.

Gruß
 
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Von welcher Musikrichtung gehst du prinzipiell aus? Bzw.: geht es um Riffs oder um ganze Stücke die du spielen möchtest?

Ich gehe mal von mir aus (Riffs und Solos im Bandkontext):
Da geht es viel weniger um DEN Brasssound, sondern viel mehr darum WIE ich spiele. Dazu muss ich aber wissen, was das echte Instrument macht/machen kann - und was ich mit meinem Keyboardsound alles anstellen kann. Das heißt, mir kommt es viel mehr auf die Artikulationsmöglichkeiten des Sounds drauf an -> ein vibrato auf diesem Ton, ein hartes Überblasen dort, etc pp. Wenn es mir gelingt das echte Instrument autenthisch nachzuspielen, dann ist es relativ egal, wie der Sound selbst ist.

Auf meinem alten Keyboard hatte ich dafür 3 Sounds, von denen ich genau wusste, wann ich welchen einsetzten kann / muss. Bei meinem Neuen bin ich noch am herausfinden, mit welchem Sound ich was machen kann.
 
Was meines Erachtens schon was bringt, ist, nicht alle Hörner in einem Patch zusammenzuschmeißen und auf jeder Note alle gleichzeitig zu spielen, sondern sie z. B. in zwei Gruppen aufzuteilen und dann zweihändig zu spielen. Beispielsweise in einem Dreiklang den höchsten Ton mit rechts mit einer Trompete und die anderen beiden Töne mit links mit Saxophonen. Vielleicht noch ein bißchen Detune rein, dann klingt das Ganze schon lebendiger.

Mit entsprechendem Gear ließe sich das noch weiter aufdröseln. Das Roland ARX-03 kann Dreiklänge in einzelne Stimmen auflösen und jeweils individuelle Sounds draufpacken (konnten die ganz großen Technics-Arranger schon in den 90ern), und Kurzweils mit V.A.S.T. können das zumindest mit zwei Stimmen, was zweihändig auf vier hinausläuft.

Was ich nochmal ausprobieren will, ist eine realistischere Lautstärkenregelung per Pedal, z. B. per Expressionpedal. Ich stell mir das so vor, daß ich dasselbe Sample zweimal verwende, einmal ungefiltert, einmal tiefpaßgefiltert, um die Höhen rauszunehmen, und dann mit dem Pedal dazwischen crossfade und die Hochtonanteile so regeln kann. Das macht Decrescendo-Crescendo-Geschichten realistischer.


Martman
 
Macht ein statisches Sample auch nicht weniger statisch, aber man hat einen Fuß mehr frei.


Martman
 
Es ist schon was anderes, ob man ein Expressionpedal oder einen Blaswandler benutzt. Diese stoßhafte Modulation eines Blaswandlers bekommt man mit einem Pedal nur schwer hin. Man sollte aber trotzdem keine Wunder erwarten, bei Sections ist das Voicing mindestens genauso wichtig. Aber für Solo-Bläser, also z.b. ein Trompeten oder Saxsolo, ist ein Blaswandler schon eine feine Sache.
 
...bisher habe ich fast immer auf gängige Ensemble-Sounds zurückgegriffen (Bsp. Power Brass oder Lot's'Brass im Motif). Diese klingen auch ziemlich knackig, allerdings wenig voluminös und irgendwie langweilig... Hier habe ich zwar interessante Sounds zusammenbekommen, allerdings waren diese selten so knackig und "spitz" ...

Zumindest für knallige oktavierte Unisono-Geschichten wie z.B. einige Passagen in "September" oder "Boogie Down" packe ich noch diverse passende einzelne Solosounds wie Trombone (da gibt es gute Samples in Stereo für den Motif), Sax oder Saxensembles und hohe Trumpets drunter. Wichtig ist, darauf zu achten, daß es keine Phasenauslöschungen gibt und das Ganze gut zusammen harmoniert.

Mit "KeyOnDelay", "Detune" sowie den zufällig einstellbaren Tonhöhenschwankungen kann man dann noch feintunen und - wie Martman oben schon geschrieben hat - via Controller Parameter wie Volume und Cutoff steuern...

Standardeinstellungen gibt es da keine - muss man ausprobieren...

PS: Bezüglich der Authentizität solo gespielt würde ich mir keinen Kopf machen - schließlich muss der Sound im Bandkontext funktionieren. Da kann der Synthbrass viel zur Durchsetzungsfähigkeit beitragen...
 
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Mal eine andere Sichtweise: Ich bin froh das ich auf meinem Motif keine Brass-Sounds spielen muss weil wir einen 4-köpfigen Bläsersatz haben.
Wir spielen auch E,W&F und andere heftige Nummern für Bläser. Wenn ich mir die Noten von den Bläsern anschaue (die wir uns schreiben lassen):
das könnte ich nie, selbst mit 2 Händen spielen; vom Sound ganz zu schweigen, die diversen Spieltechniken eines Bläsersatzes mit 3 verschiedenen Instrumenten in verschiedenen Tonlagen würde ich nie auf die Reihe bringen; bin echt froh das ich die Kollegen habe.:great:
 
Gegen einen echten Satz hast du natürlich keine Chance mit dem Keyboard.
 
Hier wurde ja schon viel Richtiges erwähnt, ich möchte nur mal ein paar weitere Gedanken hinzufügen:

Sofern man in einem Band-Kontext mit schon relativ dichter Instrumentierung spielt, ist ein dünner, knackiger Brass-Sound für Riffs die richtige Wahl.
Bei sparsamer Restinstrumentierung dagegen ist mehr Breite, Wärme und Lebendigkeit gefordert. Richtig überzeugende Solos kann man mit Keyboard-basierten Blechbläsern aber nie hinkriegen, da sollte man mindestens noch einen echten Trompeter daneben oder davor auf der Bühne stehen haben, den man dann vielleicht nur mit hochwertigen Samples begleitet.

Ich habe vor Jahren mal in Keyboards ein Interview mit einem Band-Keyboarder gelesen, der hat sich die eingespielten echten Bläser der Studio-Version in seinen Fantom gesampelt und dort die einzelnen Noten so auf die Tastatur verteilt, dass er im Live-Spiel die Original-Melodie mit einigen Variationen "rekonstruieren" konnte.

Nun hat nicht jeder eine echte Bläser-Kombo zur Verfügung, von der er Licks und Riffs sampeln und dann auf die gerade beschriebene Weise von seiner Workstation aus wiedergeben kann. Dafür kann man sich mit VST-Instrumenten behelfen, die wahlweise auf Gigabytes an Samples oder Physical Modeling zurückgreifen (manchmal auch in Kombination, und das wesentlich besser als etwa Rolands SuperNatural-Ansatz). Da kann man sich dann mit dem Sequenzer die passenden Riffs und Phrasen zurechtschneidern und anschließend als Audio-Samples in die Workstation importieren.
Oder, wenn die einzelnen DCP-Samples für den Motif von ausreichender Qualität sind, kann man die entsprechenden, möglichst realistischen Riffs, bei denen jede Note eines Akkords von einem anderen Instrument gespielt wird, auch mit dem integrierten Sequenzer einspielen. Damit das Playback dann hinterher nicht so statisch wirkt, kann man sich einzelne Patterns auf die untere Tastaturhälfte legen und auf der oberen dann einen Solo-Sound dazu spielen.
 
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Böse Zungen könnten behaupten, dass Samples einfach nicht so schön inkonsistent spielen können, wie ein echter Satz :D
 
Dann fügt man einfach ein dezentes Vibrato hinzu oder verstimmt die einzelnen Solo-Instrumente um ein paar Cent.
Sicher wird man dadurch einen echten Bläsersatz niemals ersetzen können, aber gerade die riesigen VST-Libraries haben schon einiges an Abwechslung zu bieten.

Für die meisten Einsätze im Band-Konzext, wo der Brass-Sound nicht ganz so sehr hervorsticht, dürfte die im Eingangspost genannte Kombination immer noch der beste Kompromiss sein. Yamaha hat ohnehin einen guten Ruf bei den Naturimitaten, und die erwähnte DCP-Library dürfte in Sachen Blechbläser noch einmal einen draufsetzen.
Ansonsten gibt es noch die besagten umfangreicheren VST-Varianten, mit und ohne Physical-Modeling-Zusatz.

Von Rolands SuperNatural sollte man aber Abstand nehmen, sofern man nicht noch einen zusätzlichen Lückenfüller für den Hintergrund braucht. Als Hauptinstrumente scheinen die diesbezüglichen Solo-Bläser bis jetzt aber komplett durchzufallen, ich lese nur negative Bewertungen hinsichtlich der (nicht vorhandenen) Authentizität.
 
Ergänzend sei noch gesagt, dass man ja beim Motif durch XA-Control (AF-Buttons) noch eine gute Möglichkeit hat, Artikulationen (Bass-Fall, Swell etc.) "on the fly" zu variieren, indem nur einige der acht Voice-Elemente durch die Buttons getriggert werden. Ansonsten bin ich soundmäßig mit dem Layern von akustischen und synthetischen Bläsern im Live-Kontext bisher immer ganz zufrieden gewesen. Im Soundset "Phat Analog 2" von Easy Sounds gibt es z.B. eine sehr schöne Voice ("Hybrid Brass ukm"; @ukm), die für den Zweck meiner Meinung nach sehr gut geeignet ist. Die Brass-Library von DCP fand ich jetzt eher weniger gut für knallige akustische Sections (eher für Solo-Bläser); da findet man meiner Meinung nach besseres Material in den kostenlosen Yamaha-Libraries (Inspiration In A Flash z.B.)...

Viele Grüße, :)

Jo
 
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