Der Krieg in mir

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DER KRIEG IN MIR

Ich hatte den Krieg schon ganz vergessen
doch tobt er immer noch in meinem Herzen
Das sind die Nachrichten die ich lese
von Völkerrecht und gut und böse
von dies darf man und das geht nicht
und von dem großen Strafgericht
das wir Gerechten halten müssen
um unsere Feinde zu vernichten


Das ist der Krieg, wie ich ihn lese
doch warum lese ich von gut und böse
was lenkt meinen Blick dorthin
was möchte ich am Krieg verstehen?

Ich möcht´ verstehen was in mir tobt
welch dunkle Macht mein Licht bedroht
warum ich nicht zufrieden bin
trotz Heiterkeit und freiem Sinn

Die dunkle Macht die mich verführt
die Völlerei und Streite schürt
die hat noch Kraft in meinem Herzen
ich kann den Krieg noch nicht vergessen

Wenn´s in mir ganz friedlich wär
gäb´s keine Kriege um mich her
In mir sind all die Weltenschlachten
sonst würde ich sie nicht beachten
Mein Herz ist voller Grausamkeit
Darum ist draußen Schlachtenzeit

Wenn ich in meinem Garten bin
steht mir nach Kriegen nicht der Sinn
Dann seh ich den Johannesstrauch
und all die Himbeeren seh ich auch
den Schneeballbusch, den Feuerdorn
das Teufelsblatt, den Rittersporn
Da seh´ ich, wächst die Harmonie
Und mit den Händen in der Erde
spür ich wie
ich friedlich werde

Putin, Merkel und Obama
sind nur noch Fata Morgana
und kommt er doch, der Weltenbrand
dann halt´ ich ihm alleine stand
Solange ich den Frieden hab´
hab´ ich ihn sicher bis ins Grab

So wünsch ich allen, die vom Kriege lesen
Einen Strauch mit vollen Reben
Wo ist dann der Krieg in Dir?
Nichtmal mehr auf dem Papier.
 
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Hi Vincent,

schwer, schwer. Interessant find ich den Text, aber so ganz gefallen mag er mir nicht. Hat ein bisschen was von runtergeschriebenem Aufsatz oder Erörterung, manchmal auch Wilhelm Busch. Du handelst das ganze recht nüchtern ab. Vielleicht kannst Du ja Deine Gedanken dazu schreiben, auf mich wirkt es jedenfalls relativ unbearbeitet runtergeschrieben, Deinen momentanen Gedanken und Gefühlen folgend, aber nicht unbedingt Einlass gewährend in Deine Gedankenwelt, trotz der scheinbar klaren Sprache. Und die Moral ist am Ende mehr oder weniger: Was kümmert mich, was in der Welt so passiert, so lange es mir gut geht in meiner Schrebergartenidylle? Mal schön locker bleiben. Da würde ich persönlich mir dann doch etwas mehr offenen Zynismus wünschen.
Falls das LI bisher sehr unter seiner Anteilnahme und Verzweiflung über die Zustände in der Welt gelitten hat, so ist mir das trotz einiger markiger Worte nicht eindrücklich genug geschildert, als dass das wirklich bei mir ankommt.


DER KRIEG IN MIR

Ich hatte den Krieg schon ganz vergessen
Hakt für mein Gefühl noch etwas. Wie wäre es mit: Ich hatt´den Krieg schon ganz vergessen, doch tobt er noch.. Gibt noch ein paar so Stellen, geh ich aber nicht mehr unbedingt drauf ein. Hängt wie immer auch viel an der Phrasierung.
doch tobt er immer noch in meinem Herzen
Oder den Krieg direkt voranstellen: Den Krieg... Vielleicht oben auch eher "fast" als "ganz"
Das sind die Nachrichten die ich lese
Bezug? Ich vermute vom Fluss her erst einen Rückbezug, eine nähere Beschreibung des Krieges oder eine Ursache, für was auch immer. Aber es scheint eher eine Einleitung zu sein? Bleibt mir unklar. Wir springen hier auch unvermittelt von der Nabelschau zum Weltgeschehen.
von Völkerrecht und gut und böse
von dies darf man und das geht nicht
Nachdem wir schon Gut und Böse hatten, also die ganz großen Floskeln, wirkt dieses Pärchen wie ein relativ schwacher Füller. Vielleicht eher was von der roten Linien, die nicht überschritten werden darf, oder so?

und von dem großen Strafgericht
warum nicht "vom" ? Man kann das natürlich auch karikierend einsetzen, aber dann würde ich noch dicker auftragen. Ein Art zynisches Nachtgebet. Beim großen Strafgericht und den Gerechten spielen auf jeden Fall auch schon biblische Motive mit rein, ich weiß nicht, ob das gewünscht ist.
das wir Gerechten halten müssen
um unsere Feinde zu vernichten
Geht es da um die Vernichtung, oder die Legitimation/ die weiße Weste? Das steckt schon drin, aber könnte noch mehr herausgearbeitet werden. Sind es vernichtende, biblische Gerichte, mit Richter und Henker in allmächtiger Personalunion, oder eine lästige Formalie? (Ich lese mal heraus, dass es um Verein wie die UNO etc. geht. )


Das ist der Krieg, wie ich ihn lese
doch warum lese ich von gut und böse
was lenkt meinen Blick dorthin
was möchte ich am Krieg verstehen?
Siehe oben. Einfache Wörter, Wiederholungen. Absichtserklärung. Da kommt etwas Schulaufsatzflair auf.

Ich möcht´ verstehen was in mir tobt
welch dunkle Macht mein Licht bedroht
Und da kann ich dann halt nicht mehr so richtig mit an den Rand des dunklen Abgrunds. Dafür war es bisher zu nüchtern, allgemein und distanziert.
warum ich nicht zufrieden bin
trotz Heiterkeit und freiem Sinn
Das scheint mir nicht so zu passen, weil beides ja momentan nicht der Fall ist.

Die dunkle Macht die mich verführt
die Völlerei und Streite schürt
Ich will jetzt nicht nur Negatives schreiben, aber das wirkt halt auf mich schon etwas runtergeschrieben, das erste Wort was irgendwie passt wird genommen und vielleicht im in Gedanken noch eine Begründung dazugeschustert.
die hat noch Kraft in meinem Herzen "
Kraft" sehe ich im Zusammenhang mit dem Herzen eher positiv besetzt.
ich kann den Krieg noch nicht vergessen
Vorhin gings noch.

Wenn´s in mir ganz friedlich wär
Da wird´s jetzt etwas esoterisch, vor allem weil es wieder in einfacher, scheinbar schlüssiger Sprache vorgetragen wird.
gäb´s keine Kriege um mich her
Mir wird nicht ganz klar, ob Du das LI quasi als Abbild des Menschen an sich verwenden willst, den Krieg im LI mit dem Krieg da draußen gleichsetzen, oder ob es mehr darum geht den Kopf in den Sand zu stecken. Auf jeden Fall horcht man auf, weil hier eine Dissonanz entsteht, zwischen rationaler Sprache und irrationalem/etwas abgehobenem Inhalt.
In mir sind all die Weltenschlachten
sonst würde ich sie nicht beachten
Mein Herz ist voller Grausamkeit
Darum ist draußen Schlachtenzeit

Wenn ich in meinem Garten bin
steht mir nach Kriegen nicht der Sinn
Dann seh ich den Johannesstrauch
Johannis
und all die Himbeeren seh ich auch
den Schneeballbusch, den Feuerdorn
das Teufelsblatt, den Rittersporn
Da seh´ ich, wächst die Harmonie
Und mit den Händen in der Erde

spür ich wie
ich friedlich werde
Die Hände in der Erde finde ich ein starkes Motiv, wunderbar einfach vorgetragen, aber die naive, nüchterne Aufzählung der Pflanzen davor ist mir dann doch zuviel des Guten. Ich nehme an das ist Absicht, aber wirklich gewonnen ist da für mich in den Zeilen nichts. Man könnte vielleicht sagen, dass dem LI eben die Betrachtung und Aufreihung der Pflanzen genügt, für eine erste Portion Seelenfrieden, aber so wirklich vermittelt wird das nicht. Es ist auch nicht so als ob zu den Hände in der Erde ein Gegenbild aufgebaut worden wäre, da bietet sich ja so einige Bilder an. Nur die Zeile mit dem Licht lässt noch erahnen, dass da vielleicht ursprünglich ein etwas größerer Bogen geschlagen werden sollte.

Putin, Merkel und Obama Jetzt wird´s auf einmal relativ konkret.
sind nur noch Fata Morgana
Die bringt uns wieder in einen ganz anderen Bilderkreis.
und kommt er doch, der Weltenbrand
dann halt´ ich ihm alleine stand
geht es hier wirklich ums Standhalten?
Solange ich den Frieden hab´
hab´ ich ihn sicher bis ins Grab

So wünsch ich allen, die vom Kriege lesen
Einen Strauch mit vollen Reben
Sind damit die Johannisbeeren gemeint?
Wo ist dann der Krieg in Dir?

Nichtmal mehr auf dem Papier.
Also doch eher die Methode Vogel Strauß?
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar.
Mit der Textkritik hast Du großenteils Recht. Das ist ein unbearbeiteter Text, der hier und da noch deutlich unausgewogen ist.
Das zugrundeliegende Bild und die Philosophie ist dagegen sehr klar: Ich entscheide mich selber, ob ich am Computer sitze, oder in den Garten gehe. Im einen Fall lebe ich in einer Welt voller Krieg, im andern in einer Welt voller Frieden. Das ist meine Entscheidung, und die Entscheidung dafür. mich mit dem Krieg zu beschäftigen ist ein Resultat meiner inneren Kämpfe. Wenn ich friedlich bin, dann gibt es keinen Krieg. Das ist nicht Vogel Strau´, das ist was auch so formuliert wurde: Wenn Du die Welt retten willst, mußt Du zunächst Dich selber retten. Wenn das nicht so klar rauskommt, dann ist da natürlich auch noch einiges am Text zu machen, vielleicht müßte die Erzählperspektive noch besser geklärt werden, das ist wohl das, wenn Du sagst, ich erzähle von mir nicht genug. Nun, damit tu ich mich immer schwer, ich denke ich tu es, aber ich tu es doch nicht...
Auf jeden Fall genug Stoff zum nachbearbeiten...
 
Der Cartoon hier ca. mittig im Text wird Dir denke ich gefallen:

http://nonwisdomfromthefirststall.blogspot.de/2013/05/on-terror-terrorism-and-why-i-stopped.html

Ich glaube das Mißverständis mit dem Vogel Strauß rührt ein wenig daher, dass man derzeit rauslesen kann, mit dem Gang in den Garten wäre schon alles in Butter. Problem Krieg gelöst. (Wird jetzt natürlich in der Regel niemand so verstehen, aber im Grunde ist der Anspruch so formuliert. Letztendlich ist aber jedem klar, dass es da erstmal nur um den eigenen Horizont geht und den (durchaus guten) Rat gibts Du dann nachher immerhin noch weiter. Aber ansonsten ist da eigentliche keine weitere Aussicht, kein Anfang. Die Sache ist erledigt.
Im Cartoon ist der Anspruch sehr viel kleiner. Er sagt nur: "Pass mal auf genau das hast Du in der Hand, handle doch einfach mal in dem Bewusstsein."

Ich glaube Du musst gar nicht unbedingt von Dir persönlich erzählen, wenn Du das nicht willst, dafür gibt es ja das LI.
Evtl. könntest Du vielleicht aber mehr zeigen als erzählen. (Show, don´t tell.)
 
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Ja, sehr schön, den Toon stelle ich gleich mal bei Fatzebuck rein:)
 
Jo, pass halt wegen Copyright auf. Weiß nicht, wie das genau geregelt ist.
 
Ich habe versucht, den Text zu verbessern, aber bis auf "fast vergessen" statt "ganz vergessen" gelingt es mir nicht, die Stolpersteine so zu ersetzen, daß der Sinn erhalten bleibt. Dann lassen sich noch zwei Pflanzenzeilen streichen, der Rest steht an seinem Platz. Immer wieder denke ich, dies liesse sich wegstreichen, oder das, aber dann ist es nicht mehr dasselbe und entfernt sich von dem, was ich will. So lasse ich den Text so stehen. Eine Musik bietet sich auch noch nicht an, so daß der Text eigentlich offtopic ist ...
 
Hi Vincent, finde ich gut und da musst Du Dich auch nicht rechfertigen, ist ja Dein Text.
Ich schreib ja auch nur meine Eindrücke relativ ungefiltert runter und versuche wo möglich Begründungen zu finden, aber der nächste sieht es dann wieder anders.
 
Putin, Merkel und Obama
sind nur noch Fata Morgana
und kommt er doch, der Weltenbrand
dann halt´ ich ihm alleine stand
Solange ich den Frieden hab´
hab´ ich ihn sicher bis ins Grab

Heute, Februar 2022, aktueller denn je!

(Du Prophet!)
 
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