Der Krähentanz

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Ein kleiner Text von mir. Stellt euch das ganze auf eine wild-folkige Mittelalter-Rock- Nummer vor, die vor allem vom Dudelsack beherrscht wird. Jeweils nach zwei Strophen kommt dasselbe Dudelsackmotiv zweimal durch. Ich bin mit ein paar Stellen noch nicht zufrieden, aber ich sag erstmal nichts dazu und lasse euch eure eigenen Gedanken dazu machen ^^


Krähentanz

Im dichten Wald, am kalten See
da sah ich sieben Krähen stehn
im Mondlicht war ihr schwarzes Kleid
so schwarz wie meine Einsamkeit

Sie sahn mich an, als ich dort stand
mit müder seele, leerer hand
da fingen sie zu tanzen an
dass ich die Worte nicht mehr fand


sie schüttelten ihr Federkleid
verflogen waren Gram und leid
herrscht' grad noch stille um mich rum
fang ich nun an laut mitzusumm'

sie tanzten wild und sonderhaft
und eine unbändige kraft
erfasste mich, ich sprang umher
Tanzte heiter, kreuz und quer


Nun tanze ich den ganzen Tag
weil ich das Stillstehn nicht mehr mag
man hat mich seltsam angesehn
tja, wer nicht tanzt, kann's nicht verstehn

So tanze stets, komm nicht zum stehn
und solln die leute dich auch sehn
machs wie die krähn, machs so wie ich
tanze nur, und denke nicht
 
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Ich finde den Text gut geschrieben. Passt sicher zur Musik, die du beschreibst.

Lass mich raten, welche Stellen dich stören:

"Dass ich Worte nicht mehr fand"

Dort habe ich mich gefragt, wozu du in der Situation Worte bräuchtest.

"Fing ich nun laut an mitzusumm'"

Das ist wohl dem Reim geschuldet. Eigentlich kein Problem, allerdings ist die Natur des Summens eher leise und zurückhaltend. Zudem die Krähen ja bisher nur tanzen. Von einem Lied oder Musik war nie die Rede.

...
 
Dankeschön, ich bin auch ein Bisschen stolz auf den Text :D vor allem, da er hoffentlich das erste selbst verfasste Lied meiner ersten Band wird. Es sei denn, meine Kollegen sagen 'ne, der ist voll scheiße'.

Stimmt, die Wort-Stelle hat mir noch nicht gepasst und macht wirklich nicht so Sinn. Vielleicht besser: 'Dass ich die Ruhe nie mehr fand'? Denn der Erzähler hört ja nie wieder auf zu tanzen.

Das mit dem Summen ist auch suboptimal, jetzt wo du's sagst. Ich könnte es mir jetzt einfach machen und 'laut' in 'leis' umändern. Das Lied spielt sozusagen im Kopf des Erzählers. Ich weiß nicht, wie klar das im Text wird, aber es soll unklar bleiben, ob der Tanz der Krähen eine Art magische Kraft besitzt, oder ob der Erzähler einfach verrückt geworden ist.

Was mir selbst nicht ganz gefällt, ist die letzte Strophe. Ich finde, die klingt ein Bisschen zu 'modern', irgendwie?
 
Die letzte Strophe finde ich okay. Dass sich die Musik im kopf abspielen soll, dacht ich mir schon. ;)

Dass der Erzähler verrückt geworden ist - nein, daran habe ich nicht gedacht. Durch das Genre sehe ich eher heidnisches vergnügen. Eine Art Kult, dem das LI sich anschließt.
 
Gefällt mir gut. Musste ein wenig schmunzeln als es zur Stelle von "einfach mal tanzen" kam. Ich markier einfach mal die Stellen die mir unnatürlich vorkommen oder Brüche beim Lesen (ohne nachzudenken) hätten.


Krähentanz // "Denk nicht"

Im dichten Wald, am kalten See
da sah ich sieben Krähen stehn
im Mondlicht war ihr schwarzes Kleid // Mein erster Stolperstein. Gedanklich baut sich bei mir "ihr ... Kleid" das Bild einer Frau auf. Federkleid wäre, wenn du es nicht schon unten benutzt hättest, halt deutlicher. Aber beim 3-4 mal lesen bin ich dann drauf gekommen.
so schwarz wie meine Einsamkeit

Sie sahn mich an, als ich dort stand
mit müder seele, leerer hand
da fingen sie zu tanzen an
dass ich die Worte nicht mehr fand // Mit offenem Mund dastehen und staunen? Meist du das? Dein Satz zielt, mE, auf emotionales (trauer, herzschmerz, verlust) ab.


sie schüttelten ihr Federkleid // Wie gesagt, auch wenn du oben nur Kleid benutzt hast, bleibt es ein Wiederholung. Und das klingt halt in dem Falle schwach da es sich ja nicht drumdreht.
verflogen waren Gram und leid
herrscht' grad noch stille um mich rum
fang ich nun an laut mitzusumm' // "mitzusumm'" das klingt bei mir als ob würde ich hier den Mund nicht richtig aufbekommen. es zwingt mich regelrecht dazu.

sie tanzten wild und sonderhaft
und eine unbändige kraft
// Der Takt in meinem Kopf kommt bei Zeile 2. Zeile2: UNbändige, hier muss "ich" unnatürlich betonen. Egal, solange es bei dir "rund" und ohne seltsame Betonung geht, ist es ok.
erfasste mich, ich sprang umher
Tanzte heiter, kreuz und quer

Nun tanze ich den ganzen Tag
weil ich das Stillstehn nicht mehr mag
man hat mich seltsam angesehn
tja, wer nicht tanzt, kann's nicht verstehn
// Normalerweise bringt man weitere Personen/Gruppen viel weiter im Anfang ins Spiel, aber mir gefällt der Fluss einfach gut, besser wirds indem du dann noch direkt wirst (Zeile 4).

So tanze stets, komm nicht zum stehn
und solln die leute dich auch sehn
machs wie die krähn, machs so wie ich
tanze nur, und denke nicht
//hehehe, .... gefällt mir auch sehr gut. :)

Das Lied spielt sozusagen im Kopf des Erzählers. Ich weiß nicht, wie klar das im Text wird, aber es soll unklar bleiben, ob der Tanz der Krähen eine Art magische Kraft besitzt, oder ob der Erzähler einfach verrückt geworden ist.
Oha, ok. Wäre ich nicht draufgekommen. Ich finde keine Erwähnung über "Sie sind real oder doch nur im Kopf?". Und ab dem Zeitpunkt wo du dich an den Hörer wendest, fällt für mich deine Vorstellung ganz flach. Und bitte versteh das jetzt nicht falsch, ich finde deinen Text wirklich toll. Es sind maximal 4 kleine Stellen, die man optimieren könnte.

1.) im Mondlicht war ihr schwarzes Kleid //vs// sie schüttelten ihr Federkleid
2.) dass ich die Worte nicht mehr fand
3.) fang ich nun an laut mitzusumm'
4.) Strophe 4: Unnatürlich starke Betonung auf "UNbändige". Aber vielleicht passt da ja bei deiner Performance.

so muss los.
 
Der Wortwiederholung stimme ich zu - das ist eher ungünstig. Die Gefahr des Bildes einer Frau im Kleid sehe ich weniger, da direkt in der Zeile davor von "Sieben Krähen" die Rede ist. Ob es sich bei diesen Krähen genretypisch um Frauen (bzw. Hexen) handelt, kann ja der Fantasie des Höreres überlassen bleiben.

Man kann aber beide Fliegen mit einer Klappe schlagen:

Da es ja ein mittelalterliches Szenario ist, darf man wohl auch eine etwas altmodische Satzstellung benutzen.

Im dichten Wald, am kalten See
da sah ich sieben Krähen stehn

im Mondlicht schwarz ihr Federkleid
so schwarz wie meine Einsamkeit


[...]

Wild schüttelten sie ihr Gefieder
Und krähten streng verbot'ne Lieder

war grad noch Stille um mich rum
fing ich an lauthals mitzutun

Damit ware auch gelöst, wo die Musik herkommt.
Hier noch ein Vorschlag für die Worte, die Ruhe, die du nicht mehr fandest:

da fingen sie zu tanzen an
und zogen mich in ihren Bann / in ihrem dunklen Rabenwahn / ...
 
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Ein schöner Text, kann ich mir mit mittelalterlich-rockiger Musik sehr gut vorstellen.
Alle Achtung: für Deinen ersten Text eine solide Leistung - paßt.

Ich mach mal an der Stelle weiter, an der Antipasti seine, wie ich finde, sehr schönen und passenden Einwürfe und Vorschläge macht.
Für mich könnte der Text - also die Sprache - mehr mittelalterliches Kolorit erhalten, er würde dadurch noch stimmiger und atmosphärischer.

Ich geh den Text jetzt mal nicht durch, sondern mach´s direkt an einem Beispiel (zusätzlich zu denen von antipasti):
Im dichten Wald, am kalten See
Im dichten Tann, am kalten See - paßt für mich besser, transportiert etwas mehr.

Geh den Text noch mal daraufhin durch - mit mittelalterlicher Sprache, Worten, Grammatik etc. wirst Du Dich besser auskennen als ich.
Keine Sorge - der Text funktioniert auch so - aber mit ein bißchen mehr Schleifarbeit wird er richtig rund.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Vielen Dank fürs Feedback

Also, das mit dem 'Kleid' war schon Absicht, denn ich wollte die Krähen ein wenig vermenschlichen bzw evtl offen lassen, ob es nicht vielleicht wirklich Hexen sind, oder zumindest Menschen, die mit Federn verzierte Kleidung tragen und einen etwas 'animalischen' Tanzstil haben. Die Wiederholung ist nicht optimal, das stimmt. Bei antipastis Vorschlag - Wild schüttelten sie ihr Gefieder - passt es leider mit der Musik nicht ganz zusammen, außerdem wäre dann die Zweideutigkeit schwächer.


Was ich geändert habe:
- herrscht' grad noch stille um mich rum
fang ich nun an laut mitzusumm' -> sing ich nun laut, bin nicht mehr stumm
Besser? Immerhin ist da keine Rede mehr von einer vorhandenen Melodie, die man mitsummen könnte.

-da fingen sie zu tanzen an
dass ich die Worte nicht mehr fand -> um mich herum im Krähentanz
da bin ich mir unsicher. Ich fänds schön wenn der Songname auch einmal im Text vorkäme. Reimt sich natürlich nicht ganz sauber, muss aber auch nicht, finde ich.

-sie tanzten wild und sonderhaft
und eine unbändige kraft -> und eine wunderbare kraft.
Das hatte ich gestern schon noch geändert, weil ich unbändig auch nicht so gut fand.

Was die letzte Strophe angeht: irgendwie gefällt mir nicht ganz, dass sie die Zuhörer direkt anspricht. Fühlt sich für mich wie ein Bruch mit dem bisherigen Text an. Alternativ:
Ich tanze stets, komm nicht zum stehn
solln die Leute mich ruhig sehn
so wie die Krähen mache ichs
tanze nur, und denke nicht

Aber bevor ich etwas verschlimmbessere haltet mich bitte auf :D

Was die Bedeutung angeht, das ist so ein Fall von 'erst die Musik, dann der Text'. Ich hatte eine Dudelsackmelodie im Kopf und kam irgendwie auf die Idee, das ganze 'Krähentanz' zu nennen. Da war es noch rein instrumental geplant. Aber weil ich die Sängerin der Band bin, dachte ich 'ne, wenn ich schon ein Lied schreibe, will ich auch mitmachen'. Dann hatte ich die erste Strophe im Kopf und der Rest der Szene entstand. Ich mag ganz gerne, dass es mehrere Deutungen geben kann:

- der einsame Wanderer stolpert über eine Gruppe Hexen in einem Ritual - durch Magie sieht er sie vielleicht als Raben? Der Tanz und die Musik in seinem Kopf sind Magie und erfüllen ihn für den Rest seines Lebens mit einem übermäßigen Bewegungsdrang :D
- der Erzähler ist total deprimiert und einsam, sieht ein paar Vögel, hat vielleicht eine Wahnvorstellung, dass sie tanzen, und wird ein wenig verrückt. Aber immerhin hat er wieder Spaß im Leben...
- vielleicht waren die Krähen ihm auch einfach wohlgesonnen und wollten ihn aufmuntern mit ihrem Tänzchen. Sollen ja sehr intelligente Tiere sein.
- der Erzähler beschließt, mehr wild und ungezwungen zu sein so wie Vögel, und kümmert sich nicht mehr darum, was man von ihm hält.
 
Am Ende musst Du es natürlich selbst entscheiden - ist ja dein Text und du musst damit zufrieden sein.

Ich weiß allerdings nicht, welche Zweideutigkeit begünstigt wird, da du ja selbst später das Wort "Federkleid" benutzt.

Was die Phrasierung (zur Musik passend) angeht. Ich kenne den Song natürlich nicht - aber wo Platz für eine Viertelnote ist, ist in der Regel auch Platz für zwei Achtelnoten.

Allzu viele Deutungsmöglichkeiten sehe ich allein durch die gewählten Worte nicht. Jemand, dem es gerade nicht bestens geht, sieht eine Gruppe fremdartiger Gesellen, deren Gebaren ihn faszinieren und anstecken und er entschließt sich, es ihn fürderhin gleichzutun. Egal, was andere von ihm halten.

Ob Magie, Hexen, echte Raben oder Wahnvorstellen, ist im Prinzip wumpe. Das Ende zählt: Es kümmert ihn nicht.

Wenn du wirklich mehrere Deutungen offen lassen willst, müsstest du mehr Futter geben.
 
Ihr heidnischen Ketzer, mein Strafgericht wird mit dem Flammenschwert eure lästerichen Häupter von den gottlosen Körpern trennen!

Trotz der altbackenen Metaphorik und Pseudo-Historien-Kolportage-Klischees gefällts mir ausserodrdentlich. Ob schwarze Krähen, gevierteilte Würmer oder der heilige Traktor mit Aszendent Mähdrescher im 8ten Haus des Getreide-Silos mich oder andere fröhlich macht, ist mir unterm Strich egal.

Ich will mein Leben tanzen und du reichst mir einen Scheit Holz für das nötige Feuer. Das muss kein gedrechseltes Stuhlbein aus Mahagoni sein.
 
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Das hast du schön ausgedrückt :D ich wollte damit auch nicht sagen, dass der Song total deep ist und man sich erst durch mehrere Bedeutungs-lagen durchwühlen muss. Ich hoffe dann, dass ich hier irgendwann auch mal das fertige Produkt vorstellen kann. Im Moment will die Melodie der Strophen noch nicht ganz so wie ich. ;)
 
Im dichten Wald, am kalten See
da sah ich sieben Krähen stehn "stehn" passt meiner Meinung nach nicht. Vielleicht noch "Am Himmel stehn" aber selbst das ist nicht so toll. Außerdem wieder holt sich "stehen" gleich 3 Zeilen drunter.
im Mondlicht war ihr schwarzes Kleid mag ich
so schwarz wie meine Einsamkeit

Sie sahn mich an, als ich dort stand "sehen" ist auch recht neutral und ausdrucksschwach.
mit müder seele, leerer hand mag ich
da fingen sie zu tanzen an
dass ich die Worte nicht mehr fand finde ebenfalls, dass das etwas sperrig daherkommt.


sie schüttelten ihr Federkleid
verflogen waren Gram und leid das ging aber schnell
herrscht' grad noch stille um mich rum
fang ich nun an laut mitzusumm' Finde ich wie mancher Vorredner ebenfalls problematisch. Auch die neue Version. Vielleicht auch, weil es meine Vorstellung einschränkt. Ein Tanz muss ja nicht mit einer Melodie verbunden sein.

sie tanzten wild und sonderhaft
und eine unbändige kraft
erfasste mich, ich sprang umher
Tanzte heiter, kreuz und quer


Nun tanze ich den ganzen Tag
weil ich das Stillstehn nicht mehr mag
man hat mich seltsam angesehn
tja, wer nicht tanzt, kann's nicht verstehn

So tanze stets, komm nicht zum stehn
und solln die leute dich auch sehn
machs wie die krähn, machs so wie ich
tanze nur, und denke nicht Ich denke das passt schon so, auch wenn ich den nachgeschobenen "Und die Moral von der Geschicht" Teil jetzt persönlich nicht so mag. Da hätte ich eher die Entwicklung des Tanzes detaillierter beschrieben.
 
also ich finde den text ziemlich gut, ich hatte direkt bilder dazu im kopf, na quasi nen ganzen film dazu^^.
was ich nicht verstehe, ist, wieso fangen die krähen zu tanzen an, wenn sie leere seelen haben? und für mich wirkt der text nicht ageschlossen, als ob am ende noch ein bisschen text fehlt.
 

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