Der Entertainer von Heute - nur noch Tischhupen-Nerds?

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Bastiab
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Ich muss bei so manchen Entertainern beobachten, dass sie ihre Begleitung lediglich via MIDI-File abfeuern.
So erlebten wir jetzt einen Entertainer (stehend), der seine linke Hand auf den unteren Tastatur-Bereich
seines Tyros "legte" und mit der rechten Hand auf einem 2. KB darüber (Yamaha S-30), die Melodien /
gegriffene Akkorde spielte. Sein Gesang war sehr gut und seine Auswahl an Musikstücken war gut, universell
und der jeweiligen Situation angepasst.
Habe ich zu hohe Erwartung, wenn ich sage, auch die Begleitautomatik gehört "live" gegriffen, denn nur so
kann man ein Titel individualisieren, ´nen Refrain dranhängen usw.
Wenn jemand auf jenem Kapellenfest spontan einen Musikwunsch äußerte, tippte der Entertainer gefühlte
Minuten auf seinen KBs herum, um MIDI-File und Performance startklar zu machen.
Da bleibt wenig Raum für improvisierendes Showgut.
Übrigens, als mein Vater in den 60ern und 70ern noch mit Gitarre entertainte, lagen ihm so manche Frauen zu
Füße. Er hat die Bühne nur mit Gitarre, Verstärker und Mikrofon "gerockt".
Wenn ich das mit dem Kapellenfest-Entertainer vergleiche, dann stand dort ein regungslos steif- und kaltwirkender
junger Mann, der sich hinter einem Berg von Equipment versteckte und sein daheim fest geplantes Programm durchzog.
Bei dem anderen Geschlecht wirkt das nur noch gegenteilig, vor allen je perfekter die Begleitung klingt.
Und damit bin ich schon bei meinem nächsten Problem, was ich sehe. Ich habe über 20 Jahre lang Entertainer
mit Begleitung hinter mir. Ca. 2003 habe ich aufgehört, mein letztes KB war ein GEM WS2 II.
Somit musste ich immer mit Styles arbeiten, äh, die hießen damals noch "Rhythmen", welche wenig nach Hit klangen.
Trotzdem war es irgendwie immer ein Erfolg; mit wenig Rhythmen musste ich viele Songs spielen können.
Nat. nicht mit Ein-Finger-Automatic, sondern immer voll gegriffen.
Heutige KBs klingen bald nahezu wie der original-Hit und verlieren subjektiv empfunden an Charme.
Hier fehlt mal wieder eine neues Keyboard-Konzept, welches anders klingt, denn wenn aus einem Tyros
"Wie ein Stern" genau so klingt wie aus dem Radio, dann kann ich statt MIDI-Files auch MP3 abfeuern...
Um noch mal zu den Frauen zu kommen: mir lagen die Frauen mit meinen Keyboards NICHT zu Füßen,
das liegt wohl wirklich daran, dass Frauen kaum auf Keyboards abfahren; ist halt etwas Nerd-behaftet, so ein
Keyboard-Job. Oder welche Frau schwärmt bei einer Band schon von dem Keyboarder, meist sind es die Sänger oder
Gitarristen. ;-)
 
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.. fehlt mal wieder eine neues Keyboard-Konzept, welches anders klingt, denn wenn
"Wie ein Stern" genau so klingt wie aus dem Radio, dann kann ich statt MIDI-Files auch MP3 abfeuern ...

.. warum auch nicht?

Wenn ein Alleinunterhalter auf einem Kapellenfest der jeweiligen Situation angepaßt, universell, mit einer guten Auswahl an Musikstücken und mit gutem Gesang aufgetreten ist, dann war das für die Besucher dieses Festes sicher auch in Ordnung. Daß er auch spontane Musikwünsche erfüllen konnte, zeigt von einer gewissen Routine, selbst wenn für die Suche geeigneter Performance-Einstellungen und Midifiles etwas Zeit beansprucht wurde.

Ein Auftritt in der von dir beschriebenen Qualität wäre mit einem veralteten Keyboard, wo mit einigen wenige Rhythmen alle Songs abgespielt wurden, vermutlich kaum möglich gewesen.

Wer natürlich selbst jahrzehntelang Entertainer war, ist dabei kritischer als das Publikum eines Kapellenfestes - für dieses ist entscheidend sich dort wohlzufühlen und nicht, welches Manual der Entertainer mit linker oder rechter Hand bedient, bzw ob und wie gegriffen eine Akkordautomatik eingesetzt wird.

Als Entertainer sollte man sich aber kein Keyboard-Konzept zurückwünschen, wo mit nur acht Rhythmen jedes Musikstück mit gleichartigen Strumming-Akkorden abgespielt wurde. Als solcher sollte man sich mit den vielfältigen Möglichkeiten einer modernen Begleitautomatik auseinandersetzen, um deren Verhalten mit unterschiedlich einstellbaren Parameter (im Chord-Recognition-Mode, Cue-Mode, Baß-Mode, Memory-Mode, Baß-/LowerBacking, Style-Track-Controls usw) optimal einzusetzen.

Erfreulicherweise bieten Keyboards unter 1000 Euro bereits eine Fülle von Möglichkeiten, welche bedauerlicherweise nicht eingesetzt werden können, wenn man nicht bereit ist sein Instrument richtig kennenzulernen oder das zugrundeliegende Konzept zu verstehen.

Als Tischhupen kann man heutige Keyboards nicht bezeichnen - und wenn der Alleinunterhalter eines Kapellenfestes nicht den Erwartungen entsprochen hat, liegt es mit Sicherheit nicht an einem Keyboard-Konzept.
 
Kann das auch (leider) nur bestätigen, dass es dem gemeinen Zuhörer ziemlich wumpe ist, wo die Musik herkommt. Ich selbst habe jahrelang mit einem Arranger und Styles alles Mögliche an Festen bestritten, erst als Duo zusammen mit einem Gitarristen, später dann als Trio mit einem Drummer, der dann einen Klick auf's Ohr bekommen hat. Midifiles war für uns immer Betrug am Kunden, und nur wenige haben das gewertschätzt. Aufgrund dieses Idealismus haben wir Einschränkungen in Kauf genommen, die ein DJ sowieso nicht hat, und der Midifile-Drücker belächelte.
Heute spielen wir sogar wieder zu viert plus Luxus einer Sängerin, ohne Midi, Styles und/oder Klick, müssen nachwievor noch Abstriche bei der Songauswahl in Kauf nehmen. solche Songs spiele ich dann in der Pause von Konserve, das aber offen, ehrlich und auch für den Gast offensichtlich. Damit befriedigen wir also trotzdem alle Gemüter.
Ich finde es halt daneben, wenn man dem Kunden etwas vormacht, indem man Konserve abspielt udn so tut, als ob man's selbst spielen würde. Dummerweise nehmen einem das komischerweise noch zu viele Leute ab.
 
Es gibt immer verschiedene Welten, die bei der Betrachtungsweise aufeinander treffen. Der Konsument/Zuhörer legt ganz andere Maßstäbe zugrunde, als der Veranstalter, oder ein Musiker. Ich lebe nach der Devise, "Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler" - in dem Fall dem Zuhörer. Es kommt immer und nur auf die Qualität an. Wenn jemand mittelmäßig singt, reißt es das auch nicht raus, wenn die Musik live und vielleicht durchaus gut ist. Umgekehrt zerstört auch miserabel gespielte Musik, trotz gutem Gesang, den Gesamteindruck. Bei einem Alleinunterhalter ist es ja gar nicht möglich, einen Titel richtig gut abzuliefern, ohne sich diverser Hilfsmittel sich zu bedienen, ohne dass es müllig klingt. Gut, dass tut es bei den meisten trotzdem. :-D Dennoch muss man da fair bleiben, wie soll einer allein 5 Instrumente spielen, ohne mit Midis, etc. zu arbeiten ? Und wie hier schon richtig festgestellt wurde, den Zuhörer - der leider in der Regel auch nicht der Anspruchsvollste ist - juckt das einfach nicht, wo die Musik herkommt. Viel wichtiger ist es, wie der Gesang ist. Der ist häufig grottenschlecht, insofern fände ich das viel diskussionswürdiger, also ob da jemand mehr Technik einsetzt.
 
Es gibt Alleinunterhalter oder auch kleinere Formationen, die ne Menge Technik einsetzen, vieles von der Konserve abfahren, aber auch dazu stehen, und es auch für das Publikum eindeutig ersichtlich ist, dass da Musik vom Band kommt. Einige laufen mit Saxofon und/oder Akkordeon durch's Publikum, und im Hintergrund klingen noch ne Menge andere Instrumente. Ich hab nur mein Problem mit den Typen, die hinter ihrem Keyboard stehen, mehr oder weniger Tasten drücken, und dabei so tun, als ob das alles von Ihnen live gespielt wird. Noch schlimmer sind ganze Bands, die so tun als ob, Drummer, die gummipads auch den Toms liegen haben, Bassisten und Gitarristen, die so feist sind, noch nicht einmal ein Kabel im Instrument stecken haben, oder den posenden Saxofonisten, der eigentlich gar nicht spielen kann. Dem Veranstalter wird Live-Musik verkauft, und als Gage wird ein Stundensatz pro Musiker berechnet, das, was andere Musiker bekommen, die immer noch so blöd sind, und alles live performen.
 
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Nun das ist eben die Zeit heute. In den 90ern standen wir zu dritt auf der Bühne (Wersi Orgel, Gitarrist und Sängerin). Mit ca 100 universellen Rhythmen und Trampelbass konnte man so gut wie alles machen und das Publikum war fast immer begeistert. Wenn man heute so auftreten würde wäre man eine Lachnummer.
Als dann die Midifilejockeys mit Ihrem "so tun als ob" Programm aufkamen und nur noch einen K1000 auf der Bühne hatten ging das Thema Livemusik den Bach runter. Die Leute waren auch noch so blöd, solche "Musiker" zu buchen. Heute beschränke ich mich mit meiner Livemusik auf instrumentale Tischmusik, und ab Ehrentanz mache ich den DJ. Alles andere geht heute alleine nicht mehr wirklich denn singend am Keyboard macht man sich fast immer zum Horst. Den "Alleinunterhalter" hat die Zeit abgelöst, zumindest im Bereich Tanzmucke.
 

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