Der Begriff "Hammond-Orgel" und seine Geschichte

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happyfreddy
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@stuckl
Daran allein schuld ist ein glitzekleiner Virus mit dem man irgendwann infiziert wurde.
Bei mir hieß er Klaus Wunderlich mit seiner LP " Hammond Sensationen in Phase 4 " .
Ich hätte nie zu hoffen gewagt, daß ich ihn einmal persönlich kennenlernen würde geschweige,
daß sich daraus eine Freundschaft entwickeln würde, die ich als einen Glücksfall
empfinde. Im Grunde ist Klaus Wunderlich wie es Ady Zehnpfennig einmal sagte :
UNSER ALLER VATER.
Ohne Klaus wäre die Orgel hier nie so bekannt geworden mit all den Facetten, die sich daraus
ergeben haben egal an welchem Ende der Story man hier beginnt.
happyfreddy
 
Eigenschaft
 
"unser aller Vater"

Hallo - nun ja,

meine "Väter" bzw. Erwecker des Interesses für die Hammond waren eher J. Smith; " Santana", Keith Emerson, Hardin & York etc.

Ohne Klaus Wunderlichs Persönlichkeit als Musiker und seinen Einfluss auch nur irgendwie im Geringsten schmälern zu wollen - er ist jedenfalls in der Wahrnehmung vieler Organisten, die ich kenne, eher nur am Rande aufgetaucht, weil es absolut nicht unsere Musik war. Nicht falsch verstehen!!

Jedoch - durch Klaus Wunderlichs Einfluss bezeichenen eben viele Menschen jegliche Heimorgeln als Hammondorgel, denn er hat natürlich auch die Leute erreicht, die sich für Unterhaltungsmusik begeisterten - auch vllt. Ähnliches (nach)spielen wollten - und das ist eine erhebliche Anzahl und natürlich ein beachtliches Lebenswerk!

So kommen dann solche Inserate zustande:
Verk. Hammondorgel "WERSI Helios W2-T" .....:)

Tschüßing
 
Zuletzt bearbeitet:
hi
Es kommt hierbei jedoch immer auf den Zeitpunkt an um dies mit der Hammondorgel zu definieren.
Mitte der 50er Jahre tourte Klaus bereits mit einer gemieteten M durch die Gegend während Jimmy sich noch in sein Lagerhaus
zurückgezogen mit dem Instrument beschäftigte. Zwischen beiden liegt der große Teich und die Kommunikationmittel waren andere als heute.
Was jedoch Anfang der 60er sowohl in USA wie hier vorzufinden war sind die kleinen COMBOS nur die Musikrichtung war eine völlig andere.
Hier war man auf Schlager etc ausgerichtet während Jimmy den Jazz auf der Orgel populär machte. Die Vorbilder eines Keith Emerson wie Dave Brubek waren jedoch auch hier bekannt und ich erinnere mich wie sein Take Five in der damaligen Milchbar wo man sich als Schüler traf stundenlang lief. Auch diese Musik hat uns geprägt keine Frage. Ich bin dann noch einen Schritt weiter gegangen als die LP von Jaques Loussier " Play Bach" auftauchte und versuchte mich so auch am Klavier. Mit Beginn der Beatleszeit bildeten sich auch die ersten Bands nur ein Klavier konnte da nicht gebraucht werden. Ich hatte also das verkehrte Instrument gelernt. Was aber zu der Zeit schon auftauchte war die Orgel leider unerschwinglich zu der Zeit bis die ersten Bausatzorgeln auftauchten Anfang der 70er. Meine Eltern erfüllten mir zwar den Wunsch nur mit dem Ungetüm an DnT Böhm Orgel war man örtlich gebunden Transport ...... Fehlanzeige und Kirchenmusik war eben nicht mein Ding, da lockte schon anderes wie ELP, Booker T oder Exseption oder Platten mit dem MOOG. Auch der große MOOG war jedoch Anfang der 70er ein Experimentierfeld für Klaus Wunderlich mit den 3 LP der Serie SOUND 2000 . Er hat sich also nie von Zeitströmungen auch nur ansatzweise ferngehalten. Im Grunde geht die gesamte Mehrspurtechnik auf seine Kappe, die er schon mit genannter Phase 4 LP präsentierte. Wie er mir mal sagte haben die im Teldec Studio alles gemacht was er wollte und WIE ER ES WOLLTE noch vor den Beatles mit den ersten 4 Spur Maschinen Aufnahmen.
Das was viele davon abhält ihn wirklich wahrgenommen zu haben war sein Verständnis von Musik und was er damit vermitteln wollte.
Genau hier scheiden sich die Geister. Ihm persönlich war jede Musikart recht - sie mußte nur gut gemacht sein.

Was man sich jedoch wirklich mal fragen sollte ist : was wäre alles ohne den Klaus gewesen ?
Es gäbe keinen Franz Lambert , keinen Ady Zehnpfennig oder Curt Prina, Hady Wolff an der Orgel und viele viele andere. Auch eine Barbara Dennerlein hätte es so vielleicht nicht gegeben. Ich kenne sie alle persönlich und jeder hat es mir bestätigt : ohne Klaus hätten sie gewiß etwas anderes im Leben gemacht. Ganz sicher jedoch ist die Tatsache daß auch die Instrumentenbauer von und mit diesen Künstlern profitiert haben. Selbst die Existenz einer GN 6 um auf das Eingangthema zurückzukommen wäre mehr als fraglich.
Seien wir froh daß alles diese Entwicklung genommen hat und die Orgel als solches salonfähig hier wurde ob nun als Heimorgel oder Hightech Instrument. Es kommt nicht darauf an das größste und vielfältigste Instrument zu haben. es kommt nur darauf an was man mit diesem Instrument für sich als erstrebenswert erachtet. Den Durchbruch in England hat Klaus mit seinem Spiel bei einem Wettbewerb auf einer ganz kleinen unscheinbaren Hammond bewirkt. Kein Wunder daß er dort bekannter war als hierzulande
happyfreddy
 
Hi,

ich will gerne zugeben, dass mir hier in der damaligen DDR mit 19 zwar beispielsweise Gregg Rolie als Organist von Santana ein Begriff war, ich aber erst mit Mitte 30 überhaupt erstmalig etwas von Klaus Wunderlich vernommen, dann allerdings gleich"ad acta" gelegt habe. Das war so kurz nach 1980.
Darum ist es angenehm, hier dankenswerter Weise manchmal - wenn auch vom Kern eines Threads etwas abschweifend - einige Hintergrundinformationen zu erhalten.
Auch das macht dieses Forum aus.
Tschüßing
 
Zuletzt bearbeitet:
:lol: dabei ist Klaus Wunderlich gebürtiger Chemnitzer und seinen Dialekt hat er nie abgelegt. Es gibt noch einige seiner damaligen Weggefährten mit denen er dort Musik auf dem Klavier gemacht hat bevor er 1951 übersiedelte im Zuge eines Engagements. Wie er mir mal sagte haben sie immer heimlich am Radio gelauscht wenn Musik von Benny Goodman, Glenn Miller etc zu hören war. Die Noten dazu hat man sich schnell aufgeschrieben - es gab ja nichts. Aber auch zu DDR Zeiten gab es dort Pioniere in Sachen Orgel. Erinnere nur an Hasso Veit aus Leipzig der kürzlich seinen 80ten feierte. Sein Orgelmodell eine Kopie der Wersi Galaxis steht übrigens im Leipziger Instrumentenmuseum aufgebaut mit Vermona und Wersi Teilen die man heimlich über die Grenze geschmuggelt hat. Vor solcher Leistung kann man nur den Hut ziehen
und niemand wird sich je vorstellen können was das für Arbeit macht, etwas zu konstruieren von dem man nur Fotos hat.
Ich habe in der letzen Zeit etliche Musiker aus der Region zwischen Erfurt und Dresden kennengelernt meist Hammond Fanatiker die nun endlich den Sound mit den Instrumenten spielen können die sie zuvor nur von Aufnahmen her kannten sei es Deep Purple oder Santana. Ich kann es durchaus verstehen, wenn dieser Sound die Jugend jenseits des eisernen Vorhangs genauso erwischt hat wie hier.
Musik kennt eben keine Grenzen und das ist gut so und sie schafft Verbindungen , genau deshalb sind wir hier.........oder ?
happyfreddy
 
MoinMoin,

auch ich hatte mir 1979 ca. 30.000 Ostmark zusammengespart und in 7500,- DM schwarz umgetauscht, für einen Wersi-Bausatz, der dann Stück für Stück über die Grenze geschmuggelt wurde. Es war auch eine Helios W2-T.
Ein Bastelfreak hat sie mir dann für 1000,- Ostmark zusammengebaut und sie lief auf Anhieb.

Ich kam aber nie über die Enttäuschung hinweg, dass ich keine amtlichen Hammond-Klänge aus ihr herausholen konnte, man war ja hier informationsmäßig so unbedarft bzw. unterversorgt. Ich glaubte, wenn ich einen Sinussound habe, kriege ich auch DEN Hammondsound hin. Natürlich weit gefehlt. Es gab mal Werbung mit J. Smith an der Wersi - das hat mich ins letzlich Boxhorn gejagt -seitdem glaube ich keiner Werbung mehr.

Habe die WERSI dann bald wieder verkauft und das Geld ins Eigenheim gesteckt - zur Freude meiner Frau, die mich schon beim vorherigen Anhören der Wersi-Demo-CD gewarnt hatte, dass das ja alles so nach Alleinunterhalter klingen würde und ich um Himmels Willen bloß die Finger davon lassen soll.

Die ganzen Orchester-Register habe mich dann auch überhaupt nicht interessiert - nur wie man mittels eines Vorverstärkers wohl ein bisschen Bruzzeln in den Sinus-Sound bekommt. Der Leslie-Effekt war ja sogar vertretbar und Keyclick hatte sie auch. Letzlich jedoch ein klassischer Fehlkauf - aber zum Glück wieder schnell los geworden.

Ich kann mich jedenfalls lebhanft erinnern, wie zum Muggenende alle Musiker "unauffällig" verschwanden, wenn es an das Tragen dieses Getümes ging.
Das Ding stand übrigens bei Wind und Wetter auf dem Band-LKW unter der Plane und hat dort sogar einen Winter mackenfrei überstanden. Alle Achtung!! Gott wie war man unbedarft - aus heutiger Sicht geradezu unglaublich naiv (nach dem Motto: "Ist ja aus dem Westen-geht nicht kaputt")

Die Orgel hieß überigens "Tito", weil damals der gerade verstorbene jugoslawische Staatschef gleichen Namens mit ähnlich vielen Trägern unter die Erde gebracht wurde.:)

Hier meine Wersi und ich 1980 -hihi- (Die Mütze übrigens aus einer alten Jeans von mir höchstpersönlich selbst genähnt.)
Göpli mit Wersi.jpg

Beste Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
@göpli
Naja die (Schleich) Wege wie Du zu Deiner Helios gekommen bist sind mir nicht neu. Bin mir sogar sehr sicher daß da ein Alfons König ( ehemals Wersi Berlin) mit beteiligt war. Auch Hasso Veit hat für Bauteile diesen in-Kuchen-verpackten-Weg genutzt.
Zwischen Wersi Sinus und Hammond Sound besteht nunmal ein Unterschied. Das hat sich schon fast in einer verkehrte Annahme festgesetzt, daß viele meinen ( aufgrund der vielen LP´s ) ein Wersi Sinus wäre der eigentliche Hammond Sound und nicht umgekehrt.
Mitte der 90er bekam ich aus Berlin einen Anruf ob ich an einer Wersi Saturn Interesse hätte. Meine Frage nach dem Preis wurde mit " für lau " beantwortet. Ich mußte jedoch bis spätestens 9 Uhr nächsten Tag da sein und sie abholen um 9:15 h wäre sie auf dem Müll. Ich habe nicht lange gezögert ohne zu wissen um was für eine Orgel es sich dabei handelte. Mit hängen und würgen habe ich sie komplett mit Bank und Vollpedal in meinen Kombi gequetscht, Boxen mußte ich stehen lassen.
Zu Hause genauer inspiziert habe ich dann festgestellt daß hier so einiges anders war als in der Serie und sie klang auch anders, im Sinus schon verdächtig nach Hammond. Aufgeklappt stellte ich dann fest woran es lag : die Tastungsblöcke waren mit etlichen zusätzlichen Filtern über und über in freier Verdrahtung bestückt. Die beiden Wersivoice fehlten komplett dafür mehrere symmetrische Ausgänge und ein Handbass ins Untermanual gelegt sowie zwei Leslieschalter. Des Rätsels Lösung war nun sehr einfach : Es war die Konzertorgel von Jimmy Smith - nach dem letzten Konzert der Tournee in der Berliner Filiale stehen gelassen.
Sie hat schon vor geraumer Zeit einen Liebhaber gefunden und spielt noch heute einwandfrei. Einiges wurde wieder verändert aber der Sinus ist so geblieben wie er war. Es gab zwar einmal ein Jimmy Smith Nachrüstpaket nur das war dort enthalten war entsprach nicht dem was man in Jimmy´s Saturn eingebaut hatte. Diese speziellen Veränderungen findet man jedoch auch in anderen Orgeln wie zB bei Franz Lambert.
Künstlerorgel war nie ein Serienmodell - nur die Basis für spezielles was dann ( top secret ) folgte.......
happyfreddy
 
@happyfreddy

jaaa -jetzt ist man auch ein wenig kundiger und sieht nicht mehr alles 1:1. Da fehlte damals eben die Erfahrung - natürlich auch das Probieren "vor Ort" ohne blaue Bohnen in den Hintern zu kriegen.

Alles in allem - die XK3c mit Venti bringt es mir ja schon weitestgehend für meine letzlich relativ bescheidenen Fertigkeiten - mal sehen was von Hoax noch kommt. Das wäre dann allerdings wohl ggf. das letzte Teil auf meinem "Wege zur Volkommenheit".

War nett, dieser kleine Exkurs ein wenig abseits der ursprünglichen Fragestellung des Thread-Erstellers.
Beste Grüße
Göpli

P.S. -falls von Interesse:

Ich bin ganz gut bekannt mit Gerd Kunze von Kunze-Musikelektronik in Rangsdorf, dessen Vater quasi der "Dr. Böhm" der DDR war.
Auf seiner Homepage findet man bei "Über uns" unter "weitere Links" die Rubrik "historische Patente". Vielleicht auch mal interessant für einen Kenner der Materie, wie Dich.
http://www.kunze-musikelektronik.de/

Er hat mir dann auch einen ganz netten "Bruzzler" in die Wersi vor das Wersivoice integriert und wollte es gar nicht glauben, dass wir die alleine zusammengebaut bekommen haben. Ich habe ihn leider 1/2 Jahr zu spät kennen gelernt, da hatte ich die Wersi bereits. Er hätte mich vllt. rechtzeitig aufklären können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Netter Thread... Danke!
Wusste nicht, dass Jimmy Smith WERSI gespielt hat.
 
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hi
Die LP habe ich natürlich auch genauso wie das Original THE CAT.
Muß mal mein Archiv durchforsten irgendwo schwirren noch Fotos vom Konzert in Berlin rum zusammen mit Curt Prina an der Galaxis und Will Ketzer am Schlagzeug. Der eigentliche Hintergrund für ein Endorcement von Jimmy Smith liegt sicher eher in dem Bemühen begründet alles was Rang und Namen in der Szene hat um diese Marke zu sammeln, maW wenn schon berühmte Leute diese Orgel spielen MUSS sie gut sein besser als alles andere. Kurz : nur ein Schachzug auf dem Spielfeld des Marketing. Böhm hatte zu der Zeit nur Ady Zehnpfennig als Promoter . Um da etwas aufzuholen bzw gleichzuziehen muß somit auch das kurzzeitige Engagement von Max Gregerjun und Barbara Dennerlein für Böhm so gesehen werden. Sicherlich hat jedoch auch Böhm in diesem Zusammenhang ( schon vorher) erkannt, daß das jahrelange Festhalten am Sägezahngenerator ohne SINUS der falsche Weg war. Im Nachhinein betrachtet hat man so sicherlich einige wertvolle Marktanteile über einen langen Zeitraum verspielt bis zum Beginn der Wersi Helios Generation. Das Pendant dazu, die Professional 2000 ist im Grunde genommen über Nacht aus dem Boden gestampft worden.
Für viele kam dann der Wechsel von Ady Zehnpfennig zu Wersi auch mehr als überraschend. Spekuliert wurde da sehr viel warum wieso und weshalb. Die Lösung war jedoch ganz simpel : Adys Vertrag bei Böhm war schlicht und ergreifend ausgelaufen und einer Fortsetzung zu neuen Konditionen wurde nicht stattgegeben. Eigentlich wollte sich Ady in sein Tonstudio AZURE zurückziehen was er sich nebenbei aufgebaut hatte.
Wersi suchte jedoch jemanden für die neue Comet Orgel. Da man sich in der Szene kennt gelangte die Information über die Vakanz von Ady schnell in aufmerksame Ohren. Nun war die Liste renommierter Solisten komplett mit allem was Rang und Namen hatte. Daß ein Jimmy Smith schon nicht mehr für Wersi spielte haben die wenigsten mitbekommen. Jeder Katalog und Prospekt war nach wie vor mit den Konterfeis passend zu einem Orgelmodell versehen. Eine Nutzung des jeweiligen Namens war immer vertraglich geregelt, die Künstler somit auch keine Angestellte der Firma, sondern nur Werbeträger in der einen oder anderen Funktion. Im Grunde somit nichts anderes wie es jeder herausragende Sportler macht, wenn sein Name in Verbindung mit einem Produkt genutzt wird.
happyfreddy
 
Interessanter Plausch aus dem "Nähkästchen".

Als alter "Orgler", der sich in seiner musikalischen Prägung eher J. Smith; Greg Rollie, Keith Emerson, Rick van der Linden, Hardin & York, Brian Auger etc. verbunden sieht, taucht da so manche Erinnerung an alte Zeiten auf ;).

Gerne mehr davon :great:.

mojoh
 
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Mich würde mal interessieren, wie diese Instrumente technisch funktioniert haben. Welche elektronische Klangerzeugung wurde damals eingesetzt und wie hat sich das bis heute verändert? Inwiefern gab oder gibt es dabei klangliche Unterschiede? Wie ich gelesen habe, sind die Orgeln z.B. von Böhm und Wersi Diy-Projekte nach Buch, Anleitung oder Bausätzen gebaut. Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Funktionsprinzipien bzw. weis, wo man das nachlesen kann. War die Technik bei den Heimorgeln und Synthesizern gleich?
 
hi
werde mich morgen wenn Zeit ist daran setzen einen entsprechenden Thread aufzumachen sonst wird das hier wieder zu sehr OFF TOPIC
( obwohl gesamt gesehen doch zusammenhörig )
ich überlegs noch .............
happyfreddy
 
werde mich morgen wenn Zeit ist daran setzen einen entsprechenden Thread aufzumachen sonst wird das hier wieder zu sehr OFF TOPIC
Das wäre gut, ja. Bin gespannt, ich finde das nämlich auch interessant zu lesen ;)

Eine kleine Anmerkung am Rande noch: Wenn ich einen Thread verschiebe oder sowas, bitte keinen "Mecker"-Unterton reininterpretieren - nicht, dass wir uns da irgendwie falsch verstehen ;)
 
@ DIstance
Ich laß es mal hier in diesem Thread weil es sicher hin und wieder Bezugspunkte dabei geben wird was dann ein lästiges umblättern zur Folge hätte. Wesentlich einfacher ist es dann dem Thread ein wirklich angepaßtes Thema zu geben was alles umrahmt.
Kannst es ja dann entscheiden...........


- - - Aktualisiert - - -

ORGELGENERATOREN

Bei elektronischen Orgelgeneratoren muß man zunächst zwischen Einzeltongeneratoren
und Konzepten mit solchen in Kaskadenform unterscheiden.
Einzelton Generatoren werden dann angewandt, wenn gleichzeitig Einschwingvorgänge
imitiert werden sollen, die dem Tonaufbau in einer Orgelpfeife Rechnung tragen sollen.
Diese Generatorform wurde daher vorwiegend für Sakralorgeln angewandt. Üblich sind
hier verschiedene Standardschaltungen wie der Colpits oder Hartley Oszillator.
Die dringlichste Eigenschaft war hier jedoch eine Frequenzkonstanz auf einen bestimmten
Temperaturbereich bezogen.
Diese Generatoren erzeugen eine Sinusschwingung, womit Flötenregister aufgebaut werden
konnten. Nach der Fouriersynthese kann aus Sinusschwingungen jede beliebige andere
Schwingungsform abgeleitet werden.
Das andere Verfahren geht von Obertonreichen Oszillatoren aus wie Sägezahn oder Rechteck,
um dort durch entsprechende anschließende Filterung das gewünschte Spektrum bereitzustellen.
Für gedackte Orgelpfeifen eignet sich die Rechteckform besonders gut, weil hier die relavanten
Harmonischen bereits fehlen. Für die Klangformung als solches sind feste wie mitlaufende
Formanten von Bedeutung.

Die Hammondorgel beruht also nur auf dem Prinzip der additiven Klangformung nach der
Fouriersynthese.
Hervorstechendstes Merkmal jedoch, daß alle erzeugten Töne sich auf einen Taktgeber in Form
eines mit konstanter Drehzahl laufenden Motors bezogen. Die erforderlichen anderen Drehzahlen
zur Erzeugung weiterer Töne wurden hier durch unterschiedliche Untersetzungen per
Zahnradgetriebe realisiert.

Definiert man jetzt den Motor als TAKTGEBER und die verschieneden Getriebe als definitierte
TEILERSTUFEN mit festem Teilverhältnis erhält man so einen TOS = TOP OCTAVE SYNTHESIZER.
Er erzeugt somit die oberste Oktave eines Generatorsystems.
Im Grunde stellt der Generator der Hammond X 66 schon dieses Prinzip mit nur 12 Tonewheels dar.
Die 12 Töne eines TOS Generators wurden im folgenden dann durch einfache Frequenzteilung
durch 2 heruntergeteilt, um die restlichen Töne des Generatorumfanges bereitzustellen.
Diese Frequenzteilung erfolgt dann je Hauptoszillatorton in einer KASKADE, wo der Folgeton jeweils
aus dem erzeugten vorhergehenden Teilton abgeleitet wird.
Für diese Frequenzteilung eignet sich hervorragend eine bistabiler Multivibrator kurz FLIPFLOP
genannt.
Die Ausgangsschwingungsform dieses Flipflpos ist jedoch eine RECHTECKSPANNUNG.

Einen Sinuston kann man nur schwer elektronisch durch 2 teilen , wesentlich einfacher jedoch aus
einer Rechteckspannung wieder einen Sinuston zu erzeugen, indem er zunächst in eine Dreieckform
umgewandelt wird und aus dieser dann der Sinuston abgeleitet wird. Im Grunde das Prinzip der
DA WANDLUNG wie wir es heute kennen.
Formt man Rechteckspannungen zu einer sogenannten TREPPENSPANNUNG um, kann daraus eine
Sägezahnspannung erzeugt werden.

Man gelangte also zu der Erkenntnis mit einem Generatorprinzip nur auf Rechteckspannungen beruhend
alle Schwingungsformen für ein Instrument Orgel erzeugen zu können.
Rechteckspannungen sind jedoch das zentrale Thema der DIGITALTECHNIK was sich dann auch leicht
in Bausteinen wie IC´s umsetzen läßt. Anfänglich wurden Hybridschaltungen verwendet, die dann mit
Fortschreiten der Technologie immer weiter verkleinert wurden bis hin zum IC wie wir ihn heute kennen.

Zur Hypezeit in der Musikelektronik haben sich auch einige Firmen wie SGS ATES oder
General Instruments ( GI ) oder ITT auf die Produktion solcher Bauteile spezialisiert.
In meinem Archiv habe ich alles relavante um diese Thema gehortet, teilweise schon nicht
mehr verfügbare Quellen, weil die Firmen nicht mehr existieren bzw aufgekauft wurden.

Im Folgenden gehe ich dann speziell auf diese Bauteile ein ....

happyfreddy
 
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Spezial IC für Orgelgeneratoren

Wie bereits geschildert haben sich zur Hypezeit der Orgel einige Firmen
damit beschäftigt spezielle IC für den jeweiligen Verwendungszweck zu produzieren.

Datenblätter der verschiedenen Hersteller sind in einem Buch von
Helmut Tünker " Elektronische Orgeln und ihr Selbstbau" ( Franzis Verlag)
etliche beschrieben und Auszüge wie Pinbelegung abgedruckt.

An die Problematik wurde auf verschiedene Weise herangegangen

Im wesentlichen unterscheidet man hier zwei Verfahren
1 .
ein Taktoszillator erzeugt eine im MHZ Bereich liegende Frequenz die
12 definierte Masterteiler steuert an deren Ende die oberste Oktave zur Verfügung steht

2.
ein Taktoszillator (im MHZ Bereich) steuert den obersten Ton zB ein C 9, der seinerseits sein Signal sofort den
nachgeschalteten Oktavteilerstufen liefert und parallel dazu einen 12te Wurzel 2 Teiler um den nächsten
Halbton zu generieren, der wiederrum wie vorgehend verschaltet ist.
Wir haben also hier als erste Stufe jeweils einen 12te Wurzel 2 Teiler mit nachgeschalteten Oktavteilerstufen.
Diese Prinzip wurde zB vei den VALVO IC´s angewandt ( SAH 220 )

Nach Prinzip 1. arbeitet die meisten verfügbaren IC die von unterschiedlichen Herstellern bereitgestellt wurden.
Auch gab es hier TOS IC , die nicht nur 12 Töne lieferten, sondern auch etliche, die über einen zusätzlichen 13ten Ton
verfügten, das sogenannte TOP C .
Bei diesem Prinzip sind dann um einen kompletten Generator zu realisieren zusätzliche Oktavteiler IC nötig,
wenn zb ein acht oder neun Oktaven Generator konstruiert werden soll.

Diese TOS IC gab es in zwei Versionen was die Form des Signals betrifft.
Man unterscheidet hier zwischen einen DUTY CYCLE ( Tastverhältnis ) von 50 : 50 bzw einem von 30 : 70
Ein Tastverhältnis von 30: 70 ist übrigens besser für Piano Klangfarben geeignet als eines mit 50 : 50 .

Hersteller :

GENERAL INSTRUMENT ( G I )
AY 1 - 0212 12 Töne
AY 3- 214 12 Töne
AY 3- 215 13 Töne

SGS ATES

M 081 13 Töne
M 082 12 Töne
M 086 12 Töne

MOSTEK

MK 50240P 12 Töne 50:50
MK 50241P 13 Töne 30:70
MK 50242P 12 Töne 50:50

NATIONAL SEMICONDUCTOR

MM 5832 - MM 5833 beide IC erforderlich 13 Töne 30:70

INTERMETALL ( ITT )
SAH 190 3 IC erforderlich Auswahl durch Beschaltung eines Pins
SAA 1030 13 Töne

TCA 430 N 4 Hauptoszillatoren pro IC durch Trimmpoti einstellbar ( Thomas Orgeln zB )

Kombinierte Teiler

VALVO

SAH 220 19stufiger Teiler mit 12te Wurzel 2 Teiler plus 11 fache Frequenzteilung


FREQUENZTEILER - OKTAVTEILER

GENERAL INSTRUMENT ( GI )

AY 1 - 6722 8 stufiger Teiler
AY 1 - 5050 7 stufiger Teiler

NATIONAL SEMICONDUCTOR

MM 5554 = MM 5824 6 stufiger Teiler
MM 5823 6 stufiger Teiler

INTERMETALL ( ITT ) , VALVO , SIEMENS , SGS ATES, THOMSON CSF

hier erfolgte bereits Fertigung durch 2nd Source , Firmen arbeiteten also zusammen

SAJ 110 7 stufiger Teiler ( der wohl gebräuchliste seiner Art )
SAJ 205 9 stufiger Teiler
SAJ 210 7 stufiger Teiler
SAJ 410 = M 747B1 ( SGS) = HBF 4727 ( anders gepolte Spannungsanschlüsse)
7 stufiger Teiler

happyfreddy

- - - Aktualisiert - - -

Dr. Böhm Orgeln

Dr Böhm begann Mitte der 60er Jahre mit ersten Versuchen eines
Orgelmodells noch unter Verwendung von Röhrenschaltungen, die
er dann in Transistor Technnologie ca 1968 fortführte.
Einen Einblick erhält man durch noch hin und wieder erhältliche
Ausgaben in der Bucht seines Radio Praktiker ( RPB ) Büchleins vom
Franzis Verlag mit der Nummer RPB 101/102. Abgebildet ist auf dem Cover
des Bandes seine damalige Frau an einem Orgelmodell auf einem
Klavierhocker sitzend. Spätere Ausgaben des unter der gleichen Nummer
erschienenen Büchleins haben andere Titelbilder wie zB eine Platine des
Sägezahngenerators. In letzteren finden sich auch komplette Schaltungen der
nT Serie. Diese nT Serie war im Grunde nur auf die Sakralschiene ausgelegt,
was sich auch in den Registerbezeichnungen wiederfindet.

Jeder der sich mit Orgelselbstbau beschäftigt hat begann im Grunde mit Böhm,
da es zu dem Zeitpunkt bis Anfang 1970 nichts anderes gab.
Der Böhm´sche nT Sägezahngenerator besteht aus 12 Kaskaden mit einem
Rechteckmultivibrator als Hauptoszillator und sogenannten SPERRSCHWINGER
Frequenzteilerstufen. Sperrschwinger Teilerstufen erzeugen bei der Frequenzteilung
eine oberwellenreiche Sägezahnspannung und müssen dafür jeweils
INTONIERT werden, was durch ausprobieren von Kondensatorwerten geschah.
Nachteil dieser Abstimmung war ein Umkippen bei falscher Trimmpotieinstellung
von der Oktavteilung in eine Quintteilung. Hier wurde also statt durch 2 eben durch 5
geteilt. Das Problem bei einem Fehler lag also bei jenen Selbstbauern dann genau
zwischen den Ohren, weil gerade bei tiefen Teiltönen dies nicht immer herausgehört wurde.
Die 12 Hauptoszillatoren wurden nach genauer Justage mittels eines Vergleichsinstrumentes
für den Kammerton A durch Ermittlung von hörbaren Schwebungsschlägen abgestimmt.
Einmal richtig eingestellt war jedoch das Gesamtergebnis durch aus brauchbar was die
Stimmkonstanz betrifft.
Der Aufbau erfolgte aus Einzelplatinen, die mit Gewindestangen zu einer Einheit verschraubt
wurden. Das Netzteil bestand aus Trafo, Gleichrichter, Siebelko und großen per Schraubschelle
einstellbaren Trimmwiderstände für die beiden Betriebsspannungen 6 Volt und 12 Volt.
Ein auf einer Frequenz von ca 6 Hz laufender Phasenschiebergenerator sorgte für das
Vibrato was zuschaltbar war und den 12 Hauptoszillatoren aufmoduliert wurde.

Nach Erscheinen der ersten TOS IC wurde auf ein anderes Generatorprinzip gewechselt.
Da Böhm zu dem Zeitpunkt immer noch fest an die Überlegenheit seines Sägezahngenerators
glaubte, konnte dies erst dann realisiert werden, als es einen Frequenzteiler IC - SAJ 205 ,
der auch angenäherte Sägezahnwellenformen lieferte. Dieser Frequenzteiler war dann
umschaltbar zwischen reiner Rechteckteilung und Sägezahnteilung ( Treppenspannung ).
Als eigentlicher TOS IC wurden zwei verschiedene IC verwendet zuletzt der AY 3 - 214 von GI.
Diese Generatoren fanden auf einer großen Platine Platz, unverwechselbares Merkmal
der in einem Weißblechkasten ( Abschirmungsgründe ) untergebrachte TOS.
Die Taktfrequenz dieses TOS IC liegt im MHz Bereich, daher auch die ( eigentlich nicht
nötigen) Abschirmmaßnahmen.

Der gesamte Platinenaufbau bei Böhm war recht großzügig was Lötstellen und
Leiterbahen betrifft. Hier konnte durchaus noch mit einem normalen 30 Watt Kolben
Hand angelegt werden. Während andere Hersteller schon mit doppelseitigen
Platinen arbeiteten, waren Böhm´sche Platinen immer noch einseitig und von der Qualität
her nur auf Pertinax Material realisiert.
Für die Verkabelung der Orgel wurde anfangs noch mit normalen Litzen alles bewältigt bis
später dann die sogenannte Schnellverkabelung Einzug hielt. Die Schnellverkabelung erfolgte
mittels sogenanter seidenumsponnener HF Litze, die einfach um die Lötstelle gewickelt und später
verlötet wurde durch die Seidenumspannung hindurch. Querverbindungen aufgrund der rationellen
Schnellverkabelung wurden dann per Schere herausgeschnitten an bezeichnteten Stellen.

Regelrechte ausgebundene ( vereinfachende ) Kabelbäume waren bei Böhm ein Fremdwort.
Statt dessen wurde dann auf Kabelkanäle ausgewichen in die die einzelnen Leitungen verstaut
wurden. Sieht zwar sauber aus nur das Kabelgewühl war immer noch im Kabelkanal vorhanden.
Ein weiteres Merkmal dieser Orgelgeneration war das Vorhandensein vieler einzelner Netztrafos
für jede Baugruppe die nachgerüstet wurde. Auch begnügte man sich fast ausschließlich mit
Sekundärspannungen um die 30 Volt, die anschließend mit Regel IC schlicht verbraten und in
Wärme umgestzt wurde. Einen gemeinsamen wirklichen MASSEPUNKT findet man in Böhm
Orgeln dieser Generation vergeblich.
Die Tonsignale des Generators wurden in den Tastenkontakteinheiten per EINZELKONTAKT
FÜR JEDE FUSSLAGE separat geschaltet. Als Kontaktdraht diente hier ein SIlber Palladium Draht
unempfindlich gegen Schmutz.

happyfreddy
 
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Wersi Orgeln

Wersi Orgeln sind die zweite Art ab ca 1969 sich ein Instrument selbst zu bauen
Unterscheiden muß man hier zwischen der Serie bis 1975/76 und dem was danach kam.
Die Serie bis 1975 umfaßte wie W 248 Generation, wobei die erste Ziffer die Anzahl der
Manuale kennzeichnte und die mittlere deren Tastenumfang sowie die letzte Ziffer den
Oktavumfang des Generators. Also 248 bedeutet:
2 - Manuale
4 - je 4 Oktaven
8 - 8 Oktaven Generator

Die Generatoren der ersten dieser Serie ( RG 69 ) hatten als Hauptoszillator eine Hartley Schaltung
mit Spule, die auf die erforderliche Tonhöhe abgestimmt wurde und als Frequenzteiler
den IC SAJ 110. Der Generator umfaßte somit incl des Hauptoszillators einen Tonumfang
von 8 Oktaven. Das Ausgangssignal des Generators war ein RECHTECKSIGNAL.
Im Jahre 1974 folgte ein neuer Generator, der DT 74 realisiert mit dem TOS Chip
TMS 3839 er war von den Ausgangs Anschlüssen her kompatibel zum RG 69 konnte also problemlos
augetauscht werden, Frequenzteiler ebenfalls der SAJ 110.
Im Gegensatz zu Böhm hat man sich hier von vornherein auf einen Rechteckgenerator
festgelegt. Mit dieser Wellenform war der Grundstein für den SINUS vorgegeben und
Sinuszugriegel gehören zur Standardausrüstung jeder Wersi Orgel.
Die reine Sinusformung passierte jedoch in speziellen Tastenkontakteinheiten mit
oktavweiser Sinusformung. Hier durch konnten die erforderlichen RC Filter auf ein bestimmtes
Frequenzspektrum abgestimmt werden. Somit lieferten die Tastenkontakteinheiten
gleich zwei Signalformen : SINUS und auf Sammelschienen zusammengefaßte
Rechtecksignale die einerseits so wie sie waren verwendet werden konnten
und gleichzeitig durch Treppenspannungsbildung als " Sägezahn" für andere Klangfilter zb
Streichinstrumente.
Ein wesentliches Merkmal war jedoch die Verwendung einer speziellen Verharfungsplatine auf der
die Zuordnung der einzelnen Töne für die Tastenkontakte bereitgestellt wurden.
Gleichzeitig dienten diese Verharfungsplatinen als Basis für die anzubringenden vergoldeten
Tastenkontakte. Für jede Fußlage existierte hier wie bei Böhm ein eigener Tastenkontakt.
Die gesamte Verdrahtung erfolgt bei einer Wersi Orgel immer mit einem speziell dafür
angefertigten Kabelbaum. Von dem oft als negativ zu hörenden gefürchteten Reißen eines
Kabelbaums jedoch keine Spur durch entsprechende Auslegung an kritischen Stellen wo Mechanik
bewegt wurde.
Der Vorteil diesen Aufbaus liegt in gleichbleibender Qualität jeder Orgel die gebaut wurde.
Es gab somit keinerlei Unterschiede im Aufbau wie bei Böhm. Jede Baugruppe hatte ihren angestammten Platz
passend zum Kabelbaum und dessen Anschlüssen. Kurz es war alles schon irgendwie
professioneller was da an Bausätzen produziert wurde. Auch gab es nur ein einiziges Netzteil für
alle Baugruppen der Orgel von vornherein bemessen.

Die Orgelgeneration ab 1976 war jedoch vollkommen anders konzipiert. Zu diesen Serie gehört auch die
Saturn von Jimmy Smith.
Hauptmerkmal dieser Generation war der "stumme" Tongenerator TG 1 mit dem TOS Chip AY 3-214
Die Ausgänge der Frequenzteilerstufen ( 4024 ) lieferten jedoch keine Tonsignale sonden die dort anstehenden Töne
wurden einem Analogschalter IC zugeführt, was eine getastetes Nutzsignal von - 15 V lieferte. Dieses
Ausgangssignal war nur verfügbar wenn eine Taste gedrückt wurde. Diese Steuerstufen waren auch für jedes Manual
getrennt vorhanden. Ferner wurde die Steuerspannung seitens der Manuale noch mit den Funktionen DECAY und SUSTAIN
behaftet. Zusaätzlich damit auch noch eine Triggerspannung für Effekte etc generiert.
Auf den Steckkarten für die Generierung der Ausgangssignale am Generator wurde obendrein noch das ursprüngliche
Ausgangssignal mit einem Tastverhältnis von 50 : 50 zusätzlich in ein solches mit 30 : 70 verwandelt um damit die
Pianobaugruppe mit den erforderlichen Tönen zu versorgen. Ausgelöst wurden die Pianotöne von der gleichen
Triggerspannung wie die Effekte und auch der Generatorfunktionen wie Einschwingvibrato und Slalommatic.

Der eigentliche CLOU dieser Orgelgeneration war jedoch, daß von jedem Bedientaster nur eine Gleichspannung
geschaltet wurde und nicht wie bisher üblich ein Tonsignal. Allein dadurch war der Störspannungsabstand der Orgel enorm
groß und mit keinem bis daher bekannten Instrument vergleichbar.
Alle Tonsignalschalter lagen also direkt da wo sie benötigt wurden in Form eines Analogschalter IC vom Typ 4066.
Die gesamte NF Spannungsversorgung erfolgte mit symmetrischen Spannungen + / - 15 Volt und das MASSEPOTENTIAL
war in allen Baugruppen GND. Auch die Verdrahtung dieser Spannungsversorgung erfolgte immer zentral vom Netzteil aus.
Der Vorteil dieser Verdrahtung ist ein einziger Gesamtkabelbaum der Orgel ausgelegt für alle Baugruppen die maximal in diese
Orgel einbaubar waren.
Da nun alles in dieser Orgel per Gleichspannung gesteuert und geschaltet wurde war es auch ein leichtes die Spielhilfen
wie Soundcomputer etc mit unterzubringen. Obendrein noch frei programmierbar hatte man hier nun 32 Programmplätze
zur Verfügung seine gewünschten Einstellungen abzuspeichern. Statt wie bisher zig Schalter bedienen zu müssen genügt
ein Knopfdruck um die Orgel GERÄUSCHLOS auf die gewünschte Musikrichtung umzuschalten. Jede Signalquelle ob nun Zugriegel
oder Festregister oder Effekt und Piano waren in der Kanalzuordnung rechts oder links oder beides programmierbar.

Zu den Zugriegeln gehört nun auch ein Leslie oder wie hier eine Baugruppe die sowohl einen Rotor simuliert als auch als
Stringorchstra nutzbar ist. Diese Baugruppe hieß Wersivoice und war in den kleineren Orgel Orion bis Helios einmal vorhanden,
in größeren wie Saturn oder Galaxis zweimal. Der Vorteil hierbei ist zb im Obermanual einen Zugriegelsound zu spielen während
im Untermanual ein Streichersound erklingt. Alle Baugruppen der Orgel ( ZR , Festregister, Effekte, Piano und Pedal )
konnten per Routing trocken oder über das Wersivoice geroutet werden.
Die Galaxis hatte obendrein noch zwei Generatoren drin, die im Mittelmanual zusammen - geringfügig gegeneinander verstimmt
benutzt wurden. Die Klangformung für das Mittelmanual war daher auch doppelt vorhanden. Damit ließ sich bereits ohne das Wersivoice
im Stringmodus ein Orchestereffekt erzielen.
Ohne Zusätze kam man jedoch nicht aus und wer wollte konnte sich im Untermanual ein zusätzliches Piano einbauen oder die
Baugruppe der Tastung mit dem Zusatzpaket Jimmy Smith ausstatten oder die Orgel midifizieren.

Die Tastenkontakte dieser Orgelgeneration hatten nur einen einzigen Tastenktakt pro Taste, die dann die Hüllkurve steuerte neben einer reinen
Triggerfunktion für andere Baugruppen.
Die eigentlichen Fußlagenschalter im Tastungsblock waren spezielle IC von Wersi die nach dem Prinzip eines Diodengatters funktionieren.
Pro Oktave wurden zwei IC benötigt mit intergrierter Bounce - Unterdrückung.

Beiden Generationen an Wersiorgeln ist jedoch bedingt durch das Generatorprinzip eine Phasenstarrheit gemein.
Alle Teilerketten für die oberste Oktave im TOS Chip werden von einem einzigen Taktgenerator im 1 Mhz Bereich getriggert.
Diese Masterteilerstufen werden somit auch gleichzeitig getaktet, Die Ausgangssignale wiederum in den Oktavteilerketten ebenfalls
davon getriggert. Die Folge davon ist, daß alle Rechtecksignale die gleiche Phase aufweisen.

Die ursprüngliche Idee einen Hammondersatz zu schaffen muß somit anders interpretiert werden. Man hat zwar einen Sinussound, nur der
ist hier schon als eigenständig mit einem hochgradigen WIEDERERKENNUNGSWERT zu bezeichnen:
Das Klangbild einer Wersi ist somit nur als eigenständiger "Wersi Sound" zu bezeichnen.

happyfreddy
 
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Das bedeutet, es ist möglich die Art der Tonerzeugung kanglich zu identifizieren!?

Ich dachte, das Ziel der technischen Entwicklung ist eine große Pfeifenorgel günstig in ein kleines Gehäuse zu bekommen, wie man an den Bezeichnungen der Schalter für die Register doch sehen kann.

Weis man auch bei den Herstellern von fertigen Orgeln, welche Technik sie genutzt haben oder war das ein gehütetes Firmengeheimnis?

MIDI wurde 1982 erfunden. Konnte das einfach nachgerüstet werden, weil die technischen Vorraussetzeungen bereits vorhanden waren oder nur mit Aufwand, wie bei jedem anderen Instrument eben auch?

Die Begriffe additive und subtraktive Klangerzeugung habe ich in dem Zusammenhang mal gehört. War das eher eine zeitliche Entwicklung oder sind die gleichwertig und eher eine Vorliebe einzelner Hersteller?
 
hi,
Kann jetzt nur von meiner Seite aus reden........
Ich höre einen Unterschied zwischen einer Böhm und einer Wersi aus der Zeitepoche der Analogorgeln genau heraus. Das liegt halt daran. daß man sich mit diesen Orgel sehr viel beschäftigt , sie etliche Male gebaut hat und selbst Unmögliches wieder zum Laufen gebracht hat. Ein geübtes Ohr hört dann schon am Telefon wo da was nicht so läuft wie es soll. Der feine Unterschied liegt dann einfach daran, daß man nicht nur von technischer Seite aus weiß was wo wie funktioniert, sondern eben auch, daß man auf solchen Instrumenten auch die Hände und Füße spielerisch bewegen kann.

Die Sparte Pfeifenorgel jedoch ist ein völlig anderes Kapitel. Grundaufbau im wesentlichen dasselbe :
Tongenerator(en). Tastenkontakte, Klangformung, Verstärker
Speziell wird es aber schon bei den Tastenkontakten, wenn hier aus der Sakralorgel die Manualkoppeln mit intergriert sind.
Koppeln sind Verbindungen zwischen zwei Manualen um so die Klangfarben des einen Manuals auf dem anderen mit benutzen zu können.
Üblich waren da Koppeln zwischen Manual I und Manual II sowie Manual I und Pedal.
In der Definition einer Sakralorgel ist das Untermanual das GREAT MANUAL = Manual I und das obere Manual das Schwellmanual was auf den Fußschweller reagiert. Je nach Ausstattung werden hier dann je nach Schwellerposition die Register durchgeschaltet bis zur maximalen Stellung = Alle Register des Schwellmanuals.
Register in Sakralorgeln sind denen des akustischen Vorbildes nachempfunden und weisen somit auch identische Bezeichnungen auf.
Heute kann man in ein 3 HE 19 Zoll Expander Rack eine komplette Sakralorgel mit all erdenklichen Finessen einbauen. Selbst einzelne Register können nach gusto intoniert werden wenn einem die Klangfarbe nicht passen sollte.. Die Entwicklung geht sogar noch einen Schritt weiter und verstaut so eine Orgel in Form eines Programms wie "Hauptwerk" im PC. Machbar ist heute alles, nur wer auf solch einem Instrument spielen will benötigt schon die Hardware in Form von Manualen, Pedal und Registerschalter.
Zur Analogzeit, wo noch alles aus ausgetüftelten Filterschaltungen bestand war alles ganz anders. Es gab somit auch von Wersi und Böhm speziell dafür ausgelegte Modelle.

Bei Herstellern von Fertigmodellen ist die Technik auch kein Geheimnis. Schaltpläne sind verfügbar und wer sie lesen kann, weiß auch was dort wie funktioniert. Analogorgeln aus der Zeit ob sie nun Elka, GEM, Solina oder Viscount ( GALANTI/ Intercontinental ) und Farfisa hießen waren im Grunde genauso aufgebaut. Das ist keineswegs verwunderlich da sich diese Firmen alle im italienischen Orgelmekka im Großraum Rimini befanden. Vielfach hat auch reichlich Personalwechsel zwischen den Firmen untereinander stattgefunden und die wesentlichen OEM Baugruppen kamen auch aus dieser Region, FATAR ist heute noch dort gelegen, deren Manuale und Kontaktsätze in fast jeder Orgel verwendet wurden. Wersi hat im Grunde all seine Manuale von dort bezogen. Man findet somit die gleichen Manual Stahlrahmenprofile ( Rechteckprofil ) in Wersis , Elkas, Farfisas und auch Böhm.

MIDI kam 1983 auf den Markt und bis Mitte der 80er gab es Nachrüstsätze für fast jedes Fabrikat. Im Grunde ist sowas jedoch kein allzu großes Unterfangen wer sich mit der Programmierung von Microcontrollern auskennt. Das Problem ist immer nur die Anpassung an vorhandene Tastenkontakte, aber auch das ist lösbar selbst wenn keinerlei Anschlußmöglichkeit zunächst ersichtlich. Wer solch Ansinnen hat kann mich gerne kontaktieren.

Additive und Subtraktive Klangerzeugung lief eigentlich parallel. Sinuszugriegel sind von Haus aus schonmal NUR ADDITIV weil entsprechende Schieberegler für jede Fußlage vorhanden sind. Eine SUBTRAKTIVE Klangerzeugung geht IMMER von einem oberwellenreichen Frequenzspektrum aus. Hier werden dann nicht benötigte Harmonische herausgefiltert und andere in bestimmten Frequenzbereichen durch Resonanzkreise angehoben. Resonanzkreise ( Spule mit Kondensator oder RC Glieder ) haben eine bestimmte Durchlaßkurve je nachdem welche Frequenz ansteht und lassen so durch ihre Filterkennlinie einen bestimmten Bereich mit maximaler Amplitude durch und andere halt weniger.
Solche Filter können von einfacher Struktur sein oder auch in Kombination mit anderen um ein bestimmtes Klangbild zu erhalten.
Wer da mal rumtüfteln möchte hat hier eine wiriklich abendfüllende Beschäftigung.

Böhm hatte bedingt durch seinen obertonreichen Sägezahngenerator fast ausschlieißlich die subtraktive Klangformung. Zugiriegel kamen ja erst wesentlich später als Baugruppe und dann natürlich gleich in der Kombination von Zugriegel und UNIVERSALRIEGEL - dh die Festregister der einzelnen Fußlagen wurden so in der Lautstärke regelbar gemacht.

happyfreddy
 
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