Deepmind fähig für dreckige Sounds á la Virus?

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Saures Würmchen
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Hi,

Ich bin momentan auf der suche nach dem für mich passnende Synth und habe auch schon so einige ins Visier genommen, darunter eben auch den Deepmind 12 bzw. 6. Rein von der Bedienung her gefällt mir der Deepmind extremst gut! Auch die vielen Effekte, Anzahl der Tasten und generell die Möglichkeiten sind für meinen Vorstellungen her quasi perfekt.

Kleiner Einwurf vorab: Ich bin mit Synthese und Bedienung recht vertraut, das wäre nicht mein erster Synthesizer (sondern mein zweiter ;D) und habe vor dem auch schon an VST's rumgebastelt, außerdem habe ich etwa 7 Jahre Klaviererfahrung. Was ich mich aber immer wieder gefragt habe ist, was genau der Unterschied zwischen analogen und virtuellen Synths ist. Man ließt ja doch sehr oft, dass Analog einen eher warmen Sound hat und Virtuelle Synths kälter/Aggressiver klingen. Was sind da die Unterschiede? Ist es generell nicht möglich mit einem analogen Synth die gleichen Resultate zu erzielen wie mit einem virtuellen und vice versa?

So nun zurück zum Deepmind und damit die Verknüpfung mit meinem kleinen Einwurf: Ich bin soundmäßig sehr daran interessiert eher aggressivere/trancigere Sounds aus dem Instrument zu kitzeln. Damit meine ich sachen, die man eben häufig von den Viren hört, oder der Nova-Reihe. Die kleinen Noven (Ultranova, Mininova) sind mir aber etwas zu klein und entsprechen dann doch nicht ganz meiner Vorstellung. Was mir hingegen gut gefällt sind Virus C oder auch die Novation Supernova. Beide ja nur noch gebraucht zu bekommen, und das auch eher etwas seltener. Dazu kommt, dass es die meist nur in der Rack-Version gibt und ich eigentlich nicht vorhatte weitere 100€ für ein MIDI-Keyboard auszugeben, die Versionen mit Tasten liegen bei beiden Geräten mit über 1000€ widerrum über meinem Budget (650€).

Vielleicht um nochmal genauer zu zeigen welchen Klangcharakter ich anstrebe: (besonders ab min 9:10, min 10:10, min 16:15)


Nun zu meiner Haupfrage: Ist es möglich mit dem Deepmind an oben genannte Sounds ranzukommen, welche z.B. der Virus ganz ohne Mühe zu geben scheint oder ist das wirklich der Charakter vom Virus? Was ich nicht möchte ist dann wirklich auf Krampf den Deepmind ''auseinanderzunehmen'' um dann doch am gewollten Sound vorbeizurutschen.

Falls Gegenfragen entstehen oder ihr Vorschläge habt welche Geräte ich mir nochmal anschauen könnte..immer her damit. Und vielen Dank für die Antworten schonmal!
 
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Was ich mich aber immer wieder gefragt habe ist, was genau der Unterschied zwischen analogen und virtuellen Synths ist. Man ließt ja doch sehr oft, dass Analog einen eher warmen Sound hat und Virtuelle Synths kälter/Aggressiver klingen. Was sind da die Unterschiede? Ist es generell nicht möglich mit einem analogen Synth die gleichen Resultate zu erzielen wie mit einem virtuellen und vice versa?
Sagen wir – sehr ähnliche Resultate. Sowohl Analogsynthesizer als auch virtuell-analoge Synthesizer bedienen sich der subtraktiven Synthese, Analogsynthesizer immer und virtuell-analoge fast immer in ihrer reinen Form.

Der Unterschied ist, mit was für Technik sie die Klänge generieren.

Der Analogsynthesizer ist die Urform des eigentlichen Synthesizers, die es schon seit den 60ern gibt und seit Anfang der 70er in kompakt und vorverdrahtet. (Vergiß alles, was du je über den RCA Synthesizer aus den 50ern hören wirst. Der verwendet mechanisch schwingende Stimmgabeln als Oszillatoren und gildet nicht™.) Oszillatoren, Filter, Verstärker, alles ist aufgebaut aus analogen Schaltkreisen, die natürlich gewissen Ungenauigkeiten und Imperfektionen unterliegen. Daher kommt ein großer Teil des Charmes dieser Synthesizer.

Nachteil des Analogsynthesizers ist, daß man relativ viel Technik braucht.

Der virtuell-analoge Synthesizer ist genau das, was der Name aussagt: ein "virtueller Analogsynthesizer". Er versucht, wie ein Analogsynthesizer zu funktionieren, aber komplett mit digitalen Mitteln. Oszillatoren, Filter, Verstärker etc. liegen also nicht als analoge Schaltkreise vor, sondern ihre Funktionalität wird in Softwareform auf Prozessoren oder mit vorprogrammierten FPGAs errechnet und simuliert.

Der Vorteil dabei ist, daß die Funktion eines typischen Analogsynthesizers mit relativ wenig Technik (klein, billig) nachgebildet werden kann – oder die jeweils aktuelle zur Verfügung stehende Digitaltechnik genutzt werden kann, um derart viel Synthesepower in einem 37-Tasten-Keyboard einzubauen, daß man ein Stallgebäude auf einem Bauernhof bis unter die Decke mit Platinen füllen müßte, um dasselbe in klassisch analog zu bauen (und zumindest noch eine Einfachgarage für denselben Funktions- und Stimmumfang in modern analog in SMD-Bauweise).

Digitaltechnik ist aber von sich aus erstmal "perfekt". Das heißt, das, was Analogsynthesizer klanglich von Haus aus ausmacht, muß man einem digital arbeitenden Synthesizer erst zusätzlich beibringen. Beim Minimoog sind die drei VCOs ständig subtil am Jittern und Driften und produzieren an sich schon recht ungenaue Repräsentationen der Wellenformen – ein Digitalsynth würde ohne weiteres Zutun mathematisch ideale Rechtecke, Sägezähne usw. in absolut konstanter Stimmung produzieren –, und das Filter ist ständig übersteuert – auch das würde einem normalen Digitalsynth nicht passieren.

Ebendiese Ungenauigkeiten, vor allem deren Verhalten in Extremeinstellungen, sind bis heute mit digital arbeitenden, also auch virtuell-analogen Synthesizern noch nicht vollends überzeugend nachgebildet. Virtuell-analoge Synthesizer geben sich mitunter durchaus Mühe, wie echtanaloge zu klingen, aber so ganz dran sind sie noch nicht – auch dann nicht, wenn sie versuchen, reale klassische Analogsynthesizer zu emulieren (z. B. Creamware/Sonic Core Minimax ASB → Moog Minimoog, Roland Boutique JP-08 → Roland Jupiter-8).

Übrigens gibt es auch virtuell-analog-artig beknopfte Synthesizer, die sich klanglich "in Richtung Zukunft orientieren", also gar nicht versuchen, analog oder gar vintage zu klingen, z. B. der Modor NF-1. Da sollte man also genauer hinsehen, was der jeweilige Synth sein und machen will.

Kurzum: Virtuell-analog ist Forza Horizon 4. Analog ist ein leibhaftiger Audi Sport Quattro S1.

Nun zu meiner Haupfrage: Ist es möglich mit dem Deepmind an oben genannte Sounds ranzukommen, welche z.B. der Virus ganz ohne Mühe zu geben scheint oder ist das wirklich der Charakter vom Virus? Was ich nicht möchte ist dann wirklich auf Krampf den Deepmind ''auseinanderzunehmen'' um dann doch am gewollten Sound vorbeizurutschen.
Na ja, erstens hat der Virus an sich schon Charakter. Zweitens ist der Virus ein Featuremonster, das schon vom Funktionsumfang her in analog eigentlich gar nicht realistisch nachzubauen ginge – und wenn man sich auf ca. 95% der Möglichkeiten beschränken würde, dann wär die Kiste schon mit acht Stimmen riesengroß und sauteuer. Last but not least kann der Virus generell Sachen, die analog überhaupt nicht möglich wären, z. B. diese Art des Morphens zwischen Oszillator-Wellenformen.

Einen Virus mit einem DeepMind zu emulieren, halte ich für aussichtslos.


Martman
 
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Danke Martman für die ausführliche Antwort!
Das hat schonmal für etwas Klarheit bei mir gesorgt.

Einen Virus mit einem DeepMind zu emulieren, halte ich für aussichtslos.

Dann werde ich wohl einen Kompromiss finden müssen..Außer natürlich es gibt etwas in meinem Budget, was beide Aspekte bietet, die mir gefallen. Natürlich wird es die geben, aber unter ca 1.500€ werd ich dabei wohl dann nichts finden. Habe schon wirklich sehr oft gelesen, dass der Deepmind 12 vom Preis/Leistungs-Verhältnis soziemlich das beste ist, was man so kriegen kann. Wird also vermutlich darauf dann hinauslaufen, aber ich warte erstmal die NAMM2020 ab, vielleicht ergibt sich ja doch noch etwas. ;)

LG
 
Argon 8 ? Ob jetzt ein Spezialist für dreckige Sounds finde ich schwer zu sagen, auf jeden Fall bietet er einige Möglichkeiten Sounds zu verbiegen und hat auch FX in diese Richtung. Modul-Version + Tastatur könnte gerade noch in Deinem Budget liegen, oder sonst die kleine oder große Tastatur-Version.

Vielseitig ist er und gleichzeitig gut bedienbar.

DM12 würde ich für Deine Zwecke auch abraten. Wenn es da wenigstens so etwas wie X-Mod gäbe....
 
der DM12 kann einiges dreckiges machen....aber der virus kann modulationen erzeugen, da streiken die meisten synths.
vielleicht ein kleines beispiel:
https://soundcloud.com/darkstar679/helldiver-deepmind-12
https://soundcloud.com/darkstar679/super-nova-deepmind-12
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
......
Kurzum: Virtuell-analog ist Forza Horizon 4. Analog ist ein leibhaftiger Audi Sport Quattro S1......
endlich mal ein cooler vergleich!
 
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der DM12 kann einiges dreckiges machen....aber der virus kann modulationen erzeugen, da streiken die meisten synths.
vielleicht ein kleines beispiel:
https://soundcloud.com/darkstar679/helldiver-deepmind-12
https://soundcloud.com/darkstar679/super-nova-deepmind-12

Das hat mir meine Entscheidung doch sehr erleichtert jetzt, nimm es als Kompliment! Hatte mich mittlerweile eh schon eigentlich ziemlich fest auf den Deepmind eingeschossen, aber jetzt bin ich mir wirklich sicher. Echt geile Sounds, genau sowas meinte ich.

Wird dann der DM12, wer weiß vielleicht kommt ja nochmal nen Virus o.ä. dazu.
 
Das hat mir meine Entscheidung doch sehr erleichtert jetzt, nimm es als Kompliment! Hatte mich mittlerweile eh schon eigentlich ziemlich fest auf den Deepmind eingeschossen, aber jetzt bin ich mir wirklich sicher. Echt geile Sounds, genau sowas meinte ich.

Wird dann der DM12, wer weiß vielleicht kommt ja nochmal nen Virus o.ä. dazu.
was am DM12 sehr angenehm ist, die sounds fallen einem fast in den schoß. man dreht mal hier oder schiebt mal da und schon entstehen irre sounds.

für mich ist sehr wichtig, dynamisch zu spielen....deshalb lege ich etliche parameter auf das modewheel und den aftertouch.
 
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Hi Martman,
Was genau meinst du mit Sechst-Synth? Stehe auf'm Schlauch
 

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