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DelayAndReverb
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Hallo Musiker-Board,
als dritter Reviewer im Bunde der DZPL Aktion liefere ich mein Review-Debüt im Musiker-Board. Das Reviews wurde dann doch etwas länger, daher empfehle ich Euch ausreichend Plätzchen und Glühwein griffbreit zu haben.
Ich wünsche eine gute Unterhaltung!
Vorwort.
Ich bin unteranderem ein Gitarrist, der gerne Röhrenamps schleppt, mit 4x12ern spielt, auf komplexe Setups, Racks und Pedalboards abfährt, live gerne mehr Gitarren verwendet, dessen Gitarrenkosmos hauptsächlich aus Fender und Gibson besteht, aber auch über den Tellerrand hinaus und Gretsch, PRS und Nick Huber nicht vergisst und deren Arbeit sehr schätzt., über „Beauty-Of-The-Burst“ meditiert, von alten Vintage-Gitarren schwärmt, neumodischen Boutique-Kram und alte Klon Centaur klasse findet, bei teuren Kabeln das Gras wachsen hört, aber auch weiß, dass moderne Konzepte (bspw. Fractal Audio Axe FX, Positive Grid BIAS) ihre Berechtigungen haben und genauso interessant sind.
Wenn Du, lieber Leser, nun denkst, dass das alles sehr bescheuert, engstirnig oder/und womöglich arrogant ist, dann gebe ich Dir folgendes mit auf den Weg: „Ich finde, Du bist in Ordnung und ich bin in Ordnung! Schnall’ Dir Dein Instrument um und lass uns zusammen einfach gute Musik machen! Lass uns unserem Publikum mit unseren Instrumenten und unserer unverwechselbaren Art individuelle Geschichten erzählen, die unsere Leben im Laufe der Zeit mit uns geschrieben haben. Lass uns die Menschen begeistern und da abholen, wo sie aktuell stehen - Allein darum geht es wirklich: Authentizität. Nur dann hat jeder von uns Spaß und Erfolg!“
Dean Zelinsky Private Lable Tagliare "hack_meck" Custom RW VS w/ Sidekick Pickup.
Dean himself: „[…]my guitar being a workhorse at an affordable price. The Dean Zelinsky plan is to give everybody a lot of guitar for not a lot of money.“
Steile Ansage, aber ob das auch stimmt? Ich bin prinzipiell recht skeptisch, ob man ein schon Jahrzehnte lang erhältliches, funktionierendes und erfolgreiches Konzept (hier z.B. Fender Stratocaster) „noch besser machen“ kann oder im Zweifel nur kopiert, um ein Stück des Kuchens abzubekommen, aber gerne lasse ich mich eines besseren belehren. Mit Sicherheit wird der Luthier Dean Zelinsky, mittlerweile ein bekannter Name im Gitarrenbuisniss, nicht nur bei der mir vorliegenden Gitarre mit seinem eigenen System an die Konstruktion gegangen sein, um seine Idee einer Gitarre entsprechend verwirklichen zu können. Demzufolge ist sein Ergebnis also erstmal nicht besser oder schlechter, sondern schlicht und ergreifend einfach anders - möglicherweise anders als andere Marken und möglicherweise anders als persönliche Präferenzen.
Erster Eindruck.
Martin versendete die DZPL Tagliare in einem sehr hochwertigem Fender Case, welches baugleich zum SKB 60 Pro Case ist. Eine Möglichkeit, die ich für absolut nachvollziehbar halte und ebenso gewählt hätte, wenngleich der Koffer nicht im ursprünglichen Lieferumfang enthalten ist. Ausgeliefert wird die Gitarre mit einem Gigbag und optional ist ein DZPL superschöner Koffer erhältlich. Beim Öffnen des Fender Koffers hingegen, fielen die Sonnenstrahlen sehr zierlich in das Wohnzimmer, wo sie der schönen Ahorndecke der Gitarre sehr schmeichelten und dabei dem sehr fein gezogene Shaping gekonnt ihren Charme entlockten. Eine wirklich gelungene Augenweide. Ich hatte zu jeder Zeit des Tests viel mehr das Gefühl ein finanziell deutlich erhabeneres Instrument in der Hand zu halten, als es das Factsheet im ersten Moment erahnen lassen könnte.
Factsheet.
Ahornhals mit Palisander
9,5“ - 14“ Compound Radius
Z-Glide Struktur mit "MARTIN" Laserarbeit
2 x DZPLG Noise Canceling Single Coils, 1x DZPLG Sidekick
3ply cremeweißes Pickguard mit Sidekick in schräger Singlecoil Position
"Black Diamond" Inlays
5-weg Tonabnehmer Wahlschalter
Locking Tuner Mechaniken
Satin Nickel Hardware
DZPLG Dual Fulcrum Deluxe Tremolo
2 große Gurtpins
Farbe: Vintage Sunburst
Das Gewicht der Tagliare schwankt innerhalb der Angaben, die im Internet zu finden sind. Es beträgt laut Thomann Website ca. 3500 Gramm, schafft aber auf meiner Waage gut ausbalancierte 3800 Gramm. Wie DieterWelzel schon in seinem Review zur Tagliare schrieb, kann das mit dem Werkstoff Holz und den hauseigenen Fertigungstoleranzen zusammenhängen. Mit dem Gewicht an sich kann der geneigte Leser erstmal wenig anfangen, weshalb ich die mir verfügbaren Gitarren gleicher Gattung ebenfalls auf die Waage gebeten habe. Dieser Vergleichstest fördert folgendes und für mich doch überraschendes Ergebnis zu Tage:
• 3300 Gramm: Fender Squier Standart Stratocaster
• 3800 Gramm: Yamaha HSS Stratcaster
• 3800 Gramm: Dean Zelinsky Private Lable Tagliare
Body.
Der Body ist eine Interpretation der bekannten Fender-Form, welche durch eine stärker ausgeprägte Taillierung sowie ein sehr angenehmes Shaping, durch das die Gitarre selbst ein feineres Erscheinungsbild bekommt, deutlich an Handling gewinnt. Sehr anschaulich wird das, wenn die Gitarre im Koffer liegt und für den Betrachter der gewonnenen Abstand zwischen DZPL Tagliare und Fender Referenzform sichtbar wird. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt des Tests das Gefühl, die Gitarre sei dick, schwer und behäbig. Im Gegenteil: Es kam mir so vor, als wäre sie viel dünner, als sie tatsächlich ist. Einen Umstand den ich sehr begrüße! Die Taillierung des oberen Flügels/Horns ist im Gegensatz zur Fender Stratocaster Referenz stärker ausgefallen. Rückseitig ist die Backplate flächig in den Body eingelassen und gewährleistet so ein bündiges und angenehmes Anschmiegen an den Körper des Gitarristen. Der Ahornhals wurde klassisch mit Neckplate und vier Schrauben befestigt. Alle an der Tagliare verwendeten Schrauben sind branchenübliche Rundkopfschrauben. Die zwei großen Gurtpins verbindern das Rausrutschen der Gitarre selbst bei recht ausgeleierten Gurtösen.
Hals.
Der lackierte honigfarbene Ahornhals passt hervorragend in das Farbkonzept, die Ahorndecke ist sehr homogen und das Vintage Sunburst sehr schön ausgeführt. Sowohl der Stringtree als auch der Sattel wurden aus saitenschonenden, selbstschmierenden und auch klangoptimierten Graphtec Tusq Materialien gewählt. Der zu einem weichen D profilierte Hals mit strattypischer Halsmensur liegt sehr gut in der Hand. Die aufgelaserte Z-Glide Struktur ist wahnsinnig angenehm. Nach mehreren Stunden spielen kam es mir tatsächlich komisch vor, wieder auf einen normalen Hals zu wechseln. Durch die minimierte Reibung klebt man nicht am Hals und es fühlt sich so an, als hätte man selbigen gar nicht in der Hand und die Halsform fühlt sich für mich etwas schlanker an. Aber der Langzeittest in Markus’ Händen wird zeigen, ob sich die sauberen Laserkanten im Laufe der Zeit abnutzen. Die klemmbaren Tuner sind ein wirklich angenehmes Helferlein, erleichtern sie doch das Handling enorm. Die Saitenwechsel sind schnell erledigt und die Stimmfestigkeit ist trotz 2-Punkt-Tremolo durch die ab Werk montierten Klemmmechaniken sehr lange stabil - auch bei overdone Downbends. Hier sollte man also auf der Bühne sehr gut zurecht kommen. In dieser Preisklasse ist das auch wirklich keine Selbstverständlichkeit.
Setup.
Das eigens von Dean Zelinsky Setup für Martin angefertigte Setup erweist sich als superangenehm. Um ehrlich zu sein - Ich hatte mit einer deutlich höheren Saitenlage gerechnet, als ich die Saitenstärke (10-52) und die Setupbeschreibung gelesen hatte: „Give the strings some room to breathe, I am not into shredding world records. Tone is more important than low strings. Have the tremolo tight but not blocked. With a 3 half step bend it should start to lift.“, (Martin in der Mail an Dean Z.). Der Hals ist gerade und zeigt keine Verdrehung oder andere NoGos auf. Da scheppert und rumpelt nichts. Es ist wirklich ein echtes Vergnügen!
Pickguard.
*
Vorderseitig weist das 3ply-Pickguard selbst keine großen Veränderungen auf und die Elektronik wird dank Push/Pull-Poti, der ebenso Tone-Poti des Sidekicks ist, auch moderneren Ansprüchen und Situationen gerecht. Die Alnico 5 Tonabnehmer sind hauseigene Noise Canceling Singlecoils und ein „Sidekick“ Humbucker, deren Kappen sich tauschen lassen. Verbaut wurde ein 0,02 mf Standardkondensator, zukünftig sollen aber 0,005 mf Kondensatoren verlötet werden.* Das Elektronikfach wurde mit abschirmenden Farbe behandelt.* Somit ist die Elektronik zusammen mit den eigens konzipierten und verbauten Tonabnehmern „The Best of HSS & SSS“.
* Ursprünglich hatte ich die Genehmigung von Martin, das Pickguard beim Seitenwechsel zu demontieren, um in das Elektrofach und die Federkammer einen Einblick zu bekommen. Allerdings habe ich das aus Respekt der Gitarre und deren Eigentümer nicht in Anspruch nehmen wollen. Da aber unser aller Interesse so auch nicht gestillt werden kann, habe ich Martin gebeten, die Informationen und Bilder bei Dean Zelinsky zu erfragen. Hierfür an Martin und Dean herzlichen Dank.
Sound ohne Amp.
Als Vergleich hatte ich hier meine modifizierte Yamaha HSS Strat und eine Squier SSS Standard Strat eines Freundes. Out of the Case und trocken ohne Amp angespielt überrascht die DZPL Tagliare mit einem sehr ausgewogenes Klangbild, einem schönem Sustain und einer gleichbleibenden klaren Höhnenstruktur, gegenüber ihren Herausforderern. Die Gitarre reagiert sehr schnell, kommt so dem Spieler sehr entgegen und lässt sich ihrer Klänge sehr leicht berauben. Mein Dauergrinsen kann man jetzt schon kaum aus dem Gesicht entfernen. Daher habe ich innerhalb des Testphase Martins Gitarre öfters ohne als mit Amp gespielt.
Sound mit Amp.
Der in der Bridgeposition aus zwei separaten Singleoils konstruierter Tonabnehmer „Sidekick“ erweist sich als hervorragender Schachzug. Die Hauptspule ist lightly overwound, die abschaltbare Spule ist normal gewickelt. Ungesplittet als Humbucker klingt der Sidekick bei weitem nicht so fett wie normale HBs. Gesplittet spielt er den klassischen Singlecoilsound sehr schön aus, der aber nicht typisch dünn klingt. In beiden Fällen bleibt die Lautstärke näherungsweise gleich. Der Sound allgemein reagiert sehr schön auf das Ausdünnen per Volumenpoti und auch die Tonpotis erledigen die Arbeit sehr effizient. Das passt alles überaus gut zusammen und harmoniert. Ich habe den Eindruck, dass der Sidekick den typischen Singlecoilsound für stabiles Crunch und Highgain kompatibeler macht. Meine HHS Strat, bestückt mit SH4/SH5 ähnlicher Charakteristik, liefert deutlich mehr Pfund im Bassbereich.
Mein Testaufbau ist wie folgt: Bugera 333XL mit 4x12 Celetion Super 65, mikrofoniert mit Sennheiser MD 441 (dynamische Superniere) offcenter und Studio Project B1 Großmembran in ca. 1 m Entfernung auf die Mitte der 412er Box, verkabelt in ein Zoom H4N als Interface und aufgenommen in Apple Logic 10. Bass ist mein 4 saitiger P/J und der Drummer kommt von Apple. Ich hatte mit dem Zoom als Interface ziemlich haarsträubende Momente. Ich wünsche Euch trotz der eher zweckdienlichen Erstellung der Soundfiles gute Unterhaltung!
Soundfile 1: PU Walkthrough
Bridge SC / Bridge Sidekick / Bridge SC+Mitte / Mitte / Mitte+Neck / Neck
Soundfile 2: Bluesrock
Lead: Neck + Middle PU / Crunchkanal / leicht abgedrehter Volumenpoti
Rhyhtm: Bridge per Logic Gitarren Modualtion und Sample Delay (202)
https://soundcloud.com/delayandreverb/sets/dean-zelinsky-tagliare-custom
Kritik.
Vorausschicken muss ich, dass die nachfolgenden Zeilen mit großem Abstand wirklich als ein „Meckern auf hohem Niveau“ deklariert werden können. Es sind eher Features, die man als Player möglicherweise vermissen oder in der Konzeption machen kann. Ich bitte ausdrücklich folgende Ausführungen mit Vorsicht zu genießen!
Dean Zelinsky hat sowohl Stringtree als auch Sattel aus saitenschonenden, selbstschmierenden und auch klangfördernden Graphtec Tusq Materialien gewählt. Ein durchaus nachvollziehbarer Zug, wenngleich ein zweiter unterstützender Stringtree für D-/ G-Saite Sinn machen würde. Gerade bei der G-Saite habe ich ein leichtes Surren ausgemacht. Ebenso hätte ich mir Graphtech Stringsaver Saitenreiter gewünscht. Dann wären für mich alle Saitenauflagestellen zu Ende gedacht gewesen. Ein Nachrüsten ist aber sehr einfach.
Leider ist hier die Qualität der Laserarbeit des Z-Glides abhängig von der Tagesform des zuständigen Maschinenführers. Wie Martin schrieb, muss genau darauf geachtet werden, wie der Testlaser verlaufen wird. An Martins Gitarre ist auf der Seite des E4 sichtbar, dass von Bund eins bis vier noch ein kleines Stück Ahorn unterhalb des Palisander zu sehen ist, welches auf der gegenüberliegenden Halsseite nicht sichtbar ist. Dort fehlt im Gegenzug etwas Palisander am Griffbrett. Das fotographische Einfangen ist schwer, denn dieser Makel spielt sich wirklich im Millimeterbereich ab. Es ist ein kleiner Makel optischer Natur, der auf das Spielgefühl selbst keinen Einfluss hat. An dieser Stelle soll es nicht unerwähnt bleiben, dass DPZL Gitarren auch ohne Z-Glide erhältlich sind.
In Relation zum optimierten Shaping wurde hinsichtlich des Komforts der Ahornhals mit einer einfachen und klassischen vier Schraubenmontage eher inkonsequent verschraubt.Aufgrund der feineren, komfortablen Linienführung der Gitarre, würde selbiger eine weichere plattenlose Halsverschraubung oder eine abgeschrägt eingelassene Auflagefläche der Neckplate sicher gut stehen, vgl. Suhr Modern Pro, Guthrie Govan Antique Modern, ESP LTD TE202, Fender Toronado, Charvel Bevelled Neck Joint, Ibanez Tilt Neck Joint. Gerade hier würde sich eine modernere Lösung sicherlich besser machen, die Optimierungen zugunsten des Komforts (Shaping, Z-Glide, GraphTech) ins richtige Licht rücken und die Konzeption schlüssig machen.
Die Push/Pull-Funktion ist zwar überaus zeitgemäß, zeigt aber neben deutlich hörbaren Klackgeräuschen auch im Zusammenspiel mit den Tremolofedern bauartbedingt störende Geräusche. (Anmerkung: Wem die Geräuche stören, der kann mit Möbelfilzplatten den Federkammerdeckel flächig bekleben, dann herrscht Ruhe). Auch ist der Schleifpunkt zwischen Push- und Pullsituation bei langsamen Ziehen oder Drücken sehr groß. Vielleicht würde sich dort ein kleiner On/Off-Switch besser machen, zumal die unterschiedlichen Laufeigenschaften der wirklich sehr leicht laufenden Potimeter für mich als bekennender Potiplayer doch sehr ungewohnt sind.
Der beigelegte Vibratoarm hat konstruktionsbedingt im Gewinde etwas Spiel. Viel wertiger wäre hier für mich ein Vibratosteckarm mit Überwurfmutter gewesen. Das ist aber durchaus eine Sache persönlicher Präferenz.
Ein sehr großer Minuspunkt zu Lasten des Handlings ist das Zusammenspiel von Vibratoarm, Push-/Pull-Poti und Platzierung der Klinkenstecker. Hier zeigt sich, dass es beim Poti sehr eng zu geht und ein versehentliches Deaktiveren des Splitcoils nicht ausgeschlossen werden kann. Als Ausgleich bleibt der Vibratoarm am Klinkenstecker hängen - unabhängig seiner Bauart. Das finde ich persönlich sehr nervig, auch bei Fender und Co. Die Klinkenbuchse würde in der Zarge deutlich besser gefallen, da sich dem Spieler bei montiertem Vibratoarm weniger Hardware im Weg befindet und die Ahorndecke optisch mehr gewinnt.
Alles in Allem sind es also eher „Nice to have“-Gimmiks, aber meines Erachtens auch „Have to“-Gimmiks, dennoch darf nicht vergessen werden, das ich hier über eine Gitarre für aktuell 300+ Euro richte. Fraglich ist aber dann auch, ob der aktuell von DZPL aufgerufene Verkaufspreis bei möglicher Konzeptänderung gehalten werden kann. Hier würde sicher ein preislicher Aufschlag erfolgen.
Das Fazit.
Bleibt noch die Frage, ob ich mir persönlich eine DZPL Tagliare kaufen würde. Für meinen Anwendungsbereich ist sie sicherlich keine schlechte Wahl. Klanglich konnte mich die Dean Zelinsky Private Label Tagliare Custom absolut überzeugen, da ausgewählte Komponenten und deren Verarbeitung sehr wertig sind. Letztlich gibt es für mich ein paar Abstriche im Bereich der Konzeption, aber andere Tester und Käufer mögen da womöglich anderer Meinung sein. Eine Lösung oder Änderung der oben angesprochen Kritikpunkte wäre für mich kein Problem. Butter bei die Fische: Es ist wirklich ein Wahnsinn und fast er-schreckend, wie viel Gitarre man für vergleichsweise wenig Geld bekommt. Sicher ist es auch der Tatsache geschuldet, dass DZPL diese Gitarrenpreisklasse in Fernost fertigt, auf eine große Vertriebsstruktur verzichtet, seine Gitarren hauptsächlich über das Netz an den Mann bringt und mit ausgesuchten Musikläden kooperiert. Somit fällt ein ganz großer Kostenposten weg. Die Tagliare ist für mich eine fast perfekte Gitarre, da sie mir den Eindruck vermittelt, zwar großartig verarbeitet, aber für mich nicht ganz zu Ende gedacht zu sein. Setzt man aber den Preis in Relation zum gelieferten Produkt, dann muss ich sagen: Hut ab! Der Mann weiß, was er macht. Als Vergleich hatte ich hier meine Yamaha HSS Pacifica Strat und die Squier SSS Standard Strat eines Freundes. Ich würde die DZPL Tagliare jeder Zeit beiden Gitarren vorziehen - Out of the Box klingt die DZPL deutlich klarer und transparenter und sie ist hinsichtlich der Features wie für die Bühne gemacht! Für den schmalen Kurs erhält der Käufer eine sehr leicht bespielbare Gitarre, die gut verarbeitet ist und super klingt. Ich hatte nicht damit gerechnet, für das Geld eine so gute Brot- und Buttergitarre zu erhalten. Da können sich sehr viele Hersteller im selben Preismilieu eine große Scheibe von Dean Zelinsky Private Lable abschneiden.
An dieser Stelle vielen Dank an Martin aka Hack_Meck für das Bereitstellen seiner persönlichen Gitarre. Jeder einzelne User darf sich gerne selbst hinterfragen, ob er selbige Aktion mit seiner eigenem Instrumentenschätzchen machen würde. Erst recht dann, wenn selbige grade ein paar Takte lang in den eigenen Wänden erklingen konnte. Meiner einer könnte keine Nacht ein Auge zumachen, Indianerehrenwort!
Es war ein großer und interessanter Spaß, dessen gesammelte Erfahrungen und Erkenntnisse ich so nicht erwartet habe. Ich finde es toll, dass die Musiker-Board-Community derart offen und experimentierfreudig ist. In diesem Sinne wünsche ich Euch und Eueren Familien eine ruhige Vorweihnachtszeit und ein Frohes Fest!
Bis demnächst,
DelayAndReverb
___________________
Weiterführende Links.
Dean Zelinsky Private Lable Webite
https://deanzelinsky.com/guitars/tagliare
Allgemeiner Thread im Musikerboard
https://www.musiker-board.de/threads/z-glide-test-an-dean-zelinsky-private-label.588109/
Review von Musikerboard-Member Dr. Scythe
https://www.musiker-board.de/thread...-z-glide-rw-vs-mit-sidekick-humbucker.591477/
Review Musikerboard-Member DieterWelzel
https://www.musiker-board.de/thread...tom-z-glide-rw-vs-mit-sidekick-pickup.593596/
Musikerboard News 1
https://www.musiker-board.de/threads/dean-zelinsky-private-label.554199/
Musikerboard News 2
https://www.musiker-board.de/threads/dean-zelinsky-private-label-guitars.554090/#post-6725399
Thomann DZPL
https://www.thomann.de/de/dean_zelinsky_private_label.html?sid=05962cbfeafa29d271f6de9143d98439
als dritter Reviewer im Bunde der DZPL Aktion liefere ich mein Review-Debüt im Musiker-Board. Das Reviews wurde dann doch etwas länger, daher empfehle ich Euch ausreichend Plätzchen und Glühwein griffbreit zu haben.
Ich wünsche eine gute Unterhaltung!
Vorwort.
Ich bin unteranderem ein Gitarrist, der gerne Röhrenamps schleppt, mit 4x12ern spielt, auf komplexe Setups, Racks und Pedalboards abfährt, live gerne mehr Gitarren verwendet, dessen Gitarrenkosmos hauptsächlich aus Fender und Gibson besteht, aber auch über den Tellerrand hinaus und Gretsch, PRS und Nick Huber nicht vergisst und deren Arbeit sehr schätzt., über „Beauty-Of-The-Burst“ meditiert, von alten Vintage-Gitarren schwärmt, neumodischen Boutique-Kram und alte Klon Centaur klasse findet, bei teuren Kabeln das Gras wachsen hört, aber auch weiß, dass moderne Konzepte (bspw. Fractal Audio Axe FX, Positive Grid BIAS) ihre Berechtigungen haben und genauso interessant sind.
Wenn Du, lieber Leser, nun denkst, dass das alles sehr bescheuert, engstirnig oder/und womöglich arrogant ist, dann gebe ich Dir folgendes mit auf den Weg: „Ich finde, Du bist in Ordnung und ich bin in Ordnung! Schnall’ Dir Dein Instrument um und lass uns zusammen einfach gute Musik machen! Lass uns unserem Publikum mit unseren Instrumenten und unserer unverwechselbaren Art individuelle Geschichten erzählen, die unsere Leben im Laufe der Zeit mit uns geschrieben haben. Lass uns die Menschen begeistern und da abholen, wo sie aktuell stehen - Allein darum geht es wirklich: Authentizität. Nur dann hat jeder von uns Spaß und Erfolg!“
Dean Zelinsky Private Lable Tagliare "hack_meck" Custom RW VS w/ Sidekick Pickup.
Dean himself: „[…]my guitar being a workhorse at an affordable price. The Dean Zelinsky plan is to give everybody a lot of guitar for not a lot of money.“
Steile Ansage, aber ob das auch stimmt? Ich bin prinzipiell recht skeptisch, ob man ein schon Jahrzehnte lang erhältliches, funktionierendes und erfolgreiches Konzept (hier z.B. Fender Stratocaster) „noch besser machen“ kann oder im Zweifel nur kopiert, um ein Stück des Kuchens abzubekommen, aber gerne lasse ich mich eines besseren belehren. Mit Sicherheit wird der Luthier Dean Zelinsky, mittlerweile ein bekannter Name im Gitarrenbuisniss, nicht nur bei der mir vorliegenden Gitarre mit seinem eigenen System an die Konstruktion gegangen sein, um seine Idee einer Gitarre entsprechend verwirklichen zu können. Demzufolge ist sein Ergebnis also erstmal nicht besser oder schlechter, sondern schlicht und ergreifend einfach anders - möglicherweise anders als andere Marken und möglicherweise anders als persönliche Präferenzen.
Erster Eindruck.
Martin versendete die DZPL Tagliare in einem sehr hochwertigem Fender Case, welches baugleich zum SKB 60 Pro Case ist. Eine Möglichkeit, die ich für absolut nachvollziehbar halte und ebenso gewählt hätte, wenngleich der Koffer nicht im ursprünglichen Lieferumfang enthalten ist. Ausgeliefert wird die Gitarre mit einem Gigbag und optional ist ein DZPL superschöner Koffer erhältlich. Beim Öffnen des Fender Koffers hingegen, fielen die Sonnenstrahlen sehr zierlich in das Wohnzimmer, wo sie der schönen Ahorndecke der Gitarre sehr schmeichelten und dabei dem sehr fein gezogene Shaping gekonnt ihren Charme entlockten. Eine wirklich gelungene Augenweide. Ich hatte zu jeder Zeit des Tests viel mehr das Gefühl ein finanziell deutlich erhabeneres Instrument in der Hand zu halten, als es das Factsheet im ersten Moment erahnen lassen könnte.
Factsheet.
Ahornhals mit Palisander
9,5“ - 14“ Compound Radius
Z-Glide Struktur mit "MARTIN" Laserarbeit
2 x DZPLG Noise Canceling Single Coils, 1x DZPLG Sidekick
3ply cremeweißes Pickguard mit Sidekick in schräger Singlecoil Position
"Black Diamond" Inlays
5-weg Tonabnehmer Wahlschalter
Locking Tuner Mechaniken
Satin Nickel Hardware
DZPLG Dual Fulcrum Deluxe Tremolo
2 große Gurtpins
Farbe: Vintage Sunburst
Das Gewicht der Tagliare schwankt innerhalb der Angaben, die im Internet zu finden sind. Es beträgt laut Thomann Website ca. 3500 Gramm, schafft aber auf meiner Waage gut ausbalancierte 3800 Gramm. Wie DieterWelzel schon in seinem Review zur Tagliare schrieb, kann das mit dem Werkstoff Holz und den hauseigenen Fertigungstoleranzen zusammenhängen. Mit dem Gewicht an sich kann der geneigte Leser erstmal wenig anfangen, weshalb ich die mir verfügbaren Gitarren gleicher Gattung ebenfalls auf die Waage gebeten habe. Dieser Vergleichstest fördert folgendes und für mich doch überraschendes Ergebnis zu Tage:
• 3300 Gramm: Fender Squier Standart Stratocaster
• 3800 Gramm: Yamaha HSS Stratcaster
• 3800 Gramm: Dean Zelinsky Private Lable Tagliare
Body.
Der Body ist eine Interpretation der bekannten Fender-Form, welche durch eine stärker ausgeprägte Taillierung sowie ein sehr angenehmes Shaping, durch das die Gitarre selbst ein feineres Erscheinungsbild bekommt, deutlich an Handling gewinnt. Sehr anschaulich wird das, wenn die Gitarre im Koffer liegt und für den Betrachter der gewonnenen Abstand zwischen DZPL Tagliare und Fender Referenzform sichtbar wird. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt des Tests das Gefühl, die Gitarre sei dick, schwer und behäbig. Im Gegenteil: Es kam mir so vor, als wäre sie viel dünner, als sie tatsächlich ist. Einen Umstand den ich sehr begrüße! Die Taillierung des oberen Flügels/Horns ist im Gegensatz zur Fender Stratocaster Referenz stärker ausgefallen. Rückseitig ist die Backplate flächig in den Body eingelassen und gewährleistet so ein bündiges und angenehmes Anschmiegen an den Körper des Gitarristen. Der Ahornhals wurde klassisch mit Neckplate und vier Schrauben befestigt. Alle an der Tagliare verwendeten Schrauben sind branchenübliche Rundkopfschrauben. Die zwei großen Gurtpins verbindern das Rausrutschen der Gitarre selbst bei recht ausgeleierten Gurtösen.
Hals.
Der lackierte honigfarbene Ahornhals passt hervorragend in das Farbkonzept, die Ahorndecke ist sehr homogen und das Vintage Sunburst sehr schön ausgeführt. Sowohl der Stringtree als auch der Sattel wurden aus saitenschonenden, selbstschmierenden und auch klangoptimierten Graphtec Tusq Materialien gewählt. Der zu einem weichen D profilierte Hals mit strattypischer Halsmensur liegt sehr gut in der Hand. Die aufgelaserte Z-Glide Struktur ist wahnsinnig angenehm. Nach mehreren Stunden spielen kam es mir tatsächlich komisch vor, wieder auf einen normalen Hals zu wechseln. Durch die minimierte Reibung klebt man nicht am Hals und es fühlt sich so an, als hätte man selbigen gar nicht in der Hand und die Halsform fühlt sich für mich etwas schlanker an. Aber der Langzeittest in Markus’ Händen wird zeigen, ob sich die sauberen Laserkanten im Laufe der Zeit abnutzen. Die klemmbaren Tuner sind ein wirklich angenehmes Helferlein, erleichtern sie doch das Handling enorm. Die Saitenwechsel sind schnell erledigt und die Stimmfestigkeit ist trotz 2-Punkt-Tremolo durch die ab Werk montierten Klemmmechaniken sehr lange stabil - auch bei overdone Downbends. Hier sollte man also auf der Bühne sehr gut zurecht kommen. In dieser Preisklasse ist das auch wirklich keine Selbstverständlichkeit.
Setup.
Das eigens von Dean Zelinsky Setup für Martin angefertigte Setup erweist sich als superangenehm. Um ehrlich zu sein - Ich hatte mit einer deutlich höheren Saitenlage gerechnet, als ich die Saitenstärke (10-52) und die Setupbeschreibung gelesen hatte: „Give the strings some room to breathe, I am not into shredding world records. Tone is more important than low strings. Have the tremolo tight but not blocked. With a 3 half step bend it should start to lift.“, (Martin in der Mail an Dean Z.). Der Hals ist gerade und zeigt keine Verdrehung oder andere NoGos auf. Da scheppert und rumpelt nichts. Es ist wirklich ein echtes Vergnügen!
Pickguard.
*
Vorderseitig weist das 3ply-Pickguard selbst keine großen Veränderungen auf und die Elektronik wird dank Push/Pull-Poti, der ebenso Tone-Poti des Sidekicks ist, auch moderneren Ansprüchen und Situationen gerecht. Die Alnico 5 Tonabnehmer sind hauseigene Noise Canceling Singlecoils und ein „Sidekick“ Humbucker, deren Kappen sich tauschen lassen. Verbaut wurde ein 0,02 mf Standardkondensator, zukünftig sollen aber 0,005 mf Kondensatoren verlötet werden.* Das Elektronikfach wurde mit abschirmenden Farbe behandelt.* Somit ist die Elektronik zusammen mit den eigens konzipierten und verbauten Tonabnehmern „The Best of HSS & SSS“.
* Ursprünglich hatte ich die Genehmigung von Martin, das Pickguard beim Seitenwechsel zu demontieren, um in das Elektrofach und die Federkammer einen Einblick zu bekommen. Allerdings habe ich das aus Respekt der Gitarre und deren Eigentümer nicht in Anspruch nehmen wollen. Da aber unser aller Interesse so auch nicht gestillt werden kann, habe ich Martin gebeten, die Informationen und Bilder bei Dean Zelinsky zu erfragen. Hierfür an Martin und Dean herzlichen Dank.
Sound ohne Amp.
Als Vergleich hatte ich hier meine modifizierte Yamaha HSS Strat und eine Squier SSS Standard Strat eines Freundes. Out of the Case und trocken ohne Amp angespielt überrascht die DZPL Tagliare mit einem sehr ausgewogenes Klangbild, einem schönem Sustain und einer gleichbleibenden klaren Höhnenstruktur, gegenüber ihren Herausforderern. Die Gitarre reagiert sehr schnell, kommt so dem Spieler sehr entgegen und lässt sich ihrer Klänge sehr leicht berauben. Mein Dauergrinsen kann man jetzt schon kaum aus dem Gesicht entfernen. Daher habe ich innerhalb des Testphase Martins Gitarre öfters ohne als mit Amp gespielt.
Sound mit Amp.
Der in der Bridgeposition aus zwei separaten Singleoils konstruierter Tonabnehmer „Sidekick“ erweist sich als hervorragender Schachzug. Die Hauptspule ist lightly overwound, die abschaltbare Spule ist normal gewickelt. Ungesplittet als Humbucker klingt der Sidekick bei weitem nicht so fett wie normale HBs. Gesplittet spielt er den klassischen Singlecoilsound sehr schön aus, der aber nicht typisch dünn klingt. In beiden Fällen bleibt die Lautstärke näherungsweise gleich. Der Sound allgemein reagiert sehr schön auf das Ausdünnen per Volumenpoti und auch die Tonpotis erledigen die Arbeit sehr effizient. Das passt alles überaus gut zusammen und harmoniert. Ich habe den Eindruck, dass der Sidekick den typischen Singlecoilsound für stabiles Crunch und Highgain kompatibeler macht. Meine HHS Strat, bestückt mit SH4/SH5 ähnlicher Charakteristik, liefert deutlich mehr Pfund im Bassbereich.
Mein Testaufbau ist wie folgt: Bugera 333XL mit 4x12 Celetion Super 65, mikrofoniert mit Sennheiser MD 441 (dynamische Superniere) offcenter und Studio Project B1 Großmembran in ca. 1 m Entfernung auf die Mitte der 412er Box, verkabelt in ein Zoom H4N als Interface und aufgenommen in Apple Logic 10. Bass ist mein 4 saitiger P/J und der Drummer kommt von Apple. Ich hatte mit dem Zoom als Interface ziemlich haarsträubende Momente. Ich wünsche Euch trotz der eher zweckdienlichen Erstellung der Soundfiles gute Unterhaltung!
Soundfile 1: PU Walkthrough
Bridge SC / Bridge Sidekick / Bridge SC+Mitte / Mitte / Mitte+Neck / Neck
Soundfile 2: Bluesrock
Lead: Neck + Middle PU / Crunchkanal / leicht abgedrehter Volumenpoti
Rhyhtm: Bridge per Logic Gitarren Modualtion und Sample Delay (202)
https://soundcloud.com/delayandreverb/sets/dean-zelinsky-tagliare-custom
Kritik.
Vorausschicken muss ich, dass die nachfolgenden Zeilen mit großem Abstand wirklich als ein „Meckern auf hohem Niveau“ deklariert werden können. Es sind eher Features, die man als Player möglicherweise vermissen oder in der Konzeption machen kann. Ich bitte ausdrücklich folgende Ausführungen mit Vorsicht zu genießen!
Dean Zelinsky hat sowohl Stringtree als auch Sattel aus saitenschonenden, selbstschmierenden und auch klangfördernden Graphtec Tusq Materialien gewählt. Ein durchaus nachvollziehbarer Zug, wenngleich ein zweiter unterstützender Stringtree für D-/ G-Saite Sinn machen würde. Gerade bei der G-Saite habe ich ein leichtes Surren ausgemacht. Ebenso hätte ich mir Graphtech Stringsaver Saitenreiter gewünscht. Dann wären für mich alle Saitenauflagestellen zu Ende gedacht gewesen. Ein Nachrüsten ist aber sehr einfach.
Leider ist hier die Qualität der Laserarbeit des Z-Glides abhängig von der Tagesform des zuständigen Maschinenführers. Wie Martin schrieb, muss genau darauf geachtet werden, wie der Testlaser verlaufen wird. An Martins Gitarre ist auf der Seite des E4 sichtbar, dass von Bund eins bis vier noch ein kleines Stück Ahorn unterhalb des Palisander zu sehen ist, welches auf der gegenüberliegenden Halsseite nicht sichtbar ist. Dort fehlt im Gegenzug etwas Palisander am Griffbrett. Das fotographische Einfangen ist schwer, denn dieser Makel spielt sich wirklich im Millimeterbereich ab. Es ist ein kleiner Makel optischer Natur, der auf das Spielgefühl selbst keinen Einfluss hat. An dieser Stelle soll es nicht unerwähnt bleiben, dass DPZL Gitarren auch ohne Z-Glide erhältlich sind.
In Relation zum optimierten Shaping wurde hinsichtlich des Komforts der Ahornhals mit einer einfachen und klassischen vier Schraubenmontage eher inkonsequent verschraubt.Aufgrund der feineren, komfortablen Linienführung der Gitarre, würde selbiger eine weichere plattenlose Halsverschraubung oder eine abgeschrägt eingelassene Auflagefläche der Neckplate sicher gut stehen, vgl. Suhr Modern Pro, Guthrie Govan Antique Modern, ESP LTD TE202, Fender Toronado, Charvel Bevelled Neck Joint, Ibanez Tilt Neck Joint. Gerade hier würde sich eine modernere Lösung sicherlich besser machen, die Optimierungen zugunsten des Komforts (Shaping, Z-Glide, GraphTech) ins richtige Licht rücken und die Konzeption schlüssig machen.
Die Push/Pull-Funktion ist zwar überaus zeitgemäß, zeigt aber neben deutlich hörbaren Klackgeräuschen auch im Zusammenspiel mit den Tremolofedern bauartbedingt störende Geräusche. (Anmerkung: Wem die Geräuche stören, der kann mit Möbelfilzplatten den Federkammerdeckel flächig bekleben, dann herrscht Ruhe). Auch ist der Schleifpunkt zwischen Push- und Pullsituation bei langsamen Ziehen oder Drücken sehr groß. Vielleicht würde sich dort ein kleiner On/Off-Switch besser machen, zumal die unterschiedlichen Laufeigenschaften der wirklich sehr leicht laufenden Potimeter für mich als bekennender Potiplayer doch sehr ungewohnt sind.
Der beigelegte Vibratoarm hat konstruktionsbedingt im Gewinde etwas Spiel. Viel wertiger wäre hier für mich ein Vibratosteckarm mit Überwurfmutter gewesen. Das ist aber durchaus eine Sache persönlicher Präferenz.
Ein sehr großer Minuspunkt zu Lasten des Handlings ist das Zusammenspiel von Vibratoarm, Push-/Pull-Poti und Platzierung der Klinkenstecker. Hier zeigt sich, dass es beim Poti sehr eng zu geht und ein versehentliches Deaktiveren des Splitcoils nicht ausgeschlossen werden kann. Als Ausgleich bleibt der Vibratoarm am Klinkenstecker hängen - unabhängig seiner Bauart. Das finde ich persönlich sehr nervig, auch bei Fender und Co. Die Klinkenbuchse würde in der Zarge deutlich besser gefallen, da sich dem Spieler bei montiertem Vibratoarm weniger Hardware im Weg befindet und die Ahorndecke optisch mehr gewinnt.
Alles in Allem sind es also eher „Nice to have“-Gimmiks, aber meines Erachtens auch „Have to“-Gimmiks, dennoch darf nicht vergessen werden, das ich hier über eine Gitarre für aktuell 300+ Euro richte. Fraglich ist aber dann auch, ob der aktuell von DZPL aufgerufene Verkaufspreis bei möglicher Konzeptänderung gehalten werden kann. Hier würde sicher ein preislicher Aufschlag erfolgen.
Das Fazit.
Bleibt noch die Frage, ob ich mir persönlich eine DZPL Tagliare kaufen würde. Für meinen Anwendungsbereich ist sie sicherlich keine schlechte Wahl. Klanglich konnte mich die Dean Zelinsky Private Label Tagliare Custom absolut überzeugen, da ausgewählte Komponenten und deren Verarbeitung sehr wertig sind. Letztlich gibt es für mich ein paar Abstriche im Bereich der Konzeption, aber andere Tester und Käufer mögen da womöglich anderer Meinung sein. Eine Lösung oder Änderung der oben angesprochen Kritikpunkte wäre für mich kein Problem. Butter bei die Fische: Es ist wirklich ein Wahnsinn und fast er-schreckend, wie viel Gitarre man für vergleichsweise wenig Geld bekommt. Sicher ist es auch der Tatsache geschuldet, dass DZPL diese Gitarrenpreisklasse in Fernost fertigt, auf eine große Vertriebsstruktur verzichtet, seine Gitarren hauptsächlich über das Netz an den Mann bringt und mit ausgesuchten Musikläden kooperiert. Somit fällt ein ganz großer Kostenposten weg. Die Tagliare ist für mich eine fast perfekte Gitarre, da sie mir den Eindruck vermittelt, zwar großartig verarbeitet, aber für mich nicht ganz zu Ende gedacht zu sein. Setzt man aber den Preis in Relation zum gelieferten Produkt, dann muss ich sagen: Hut ab! Der Mann weiß, was er macht. Als Vergleich hatte ich hier meine Yamaha HSS Pacifica Strat und die Squier SSS Standard Strat eines Freundes. Ich würde die DZPL Tagliare jeder Zeit beiden Gitarren vorziehen - Out of the Box klingt die DZPL deutlich klarer und transparenter und sie ist hinsichtlich der Features wie für die Bühne gemacht! Für den schmalen Kurs erhält der Käufer eine sehr leicht bespielbare Gitarre, die gut verarbeitet ist und super klingt. Ich hatte nicht damit gerechnet, für das Geld eine so gute Brot- und Buttergitarre zu erhalten. Da können sich sehr viele Hersteller im selben Preismilieu eine große Scheibe von Dean Zelinsky Private Lable abschneiden.
An dieser Stelle vielen Dank an Martin aka Hack_Meck für das Bereitstellen seiner persönlichen Gitarre. Jeder einzelne User darf sich gerne selbst hinterfragen, ob er selbige Aktion mit seiner eigenem Instrumentenschätzchen machen würde. Erst recht dann, wenn selbige grade ein paar Takte lang in den eigenen Wänden erklingen konnte. Meiner einer könnte keine Nacht ein Auge zumachen, Indianerehrenwort!
Es war ein großer und interessanter Spaß, dessen gesammelte Erfahrungen und Erkenntnisse ich so nicht erwartet habe. Ich finde es toll, dass die Musiker-Board-Community derart offen und experimentierfreudig ist. In diesem Sinne wünsche ich Euch und Eueren Familien eine ruhige Vorweihnachtszeit und ein Frohes Fest!
Bis demnächst,
DelayAndReverb
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Weiterführende Links.
Dean Zelinsky Private Lable Webite
https://deanzelinsky.com/guitars/tagliare
Allgemeiner Thread im Musikerboard
https://www.musiker-board.de/threads/z-glide-test-an-dean-zelinsky-private-label.588109/
Review von Musikerboard-Member Dr. Scythe
https://www.musiker-board.de/thread...-z-glide-rw-vs-mit-sidekick-humbucker.591477/
Review Musikerboard-Member DieterWelzel
https://www.musiker-board.de/thread...tom-z-glide-rw-vs-mit-sidekick-pickup.593596/
Musikerboard News 1
https://www.musiker-board.de/threads/dean-zelinsky-private-label.554199/
Musikerboard News 2
https://www.musiker-board.de/threads/dean-zelinsky-private-label-guitars.554090/#post-6725399
Thomann DZPL
https://www.thomann.de/de/dean_zelinsky_private_label.html?sid=05962cbfeafa29d271f6de9143d98439
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