Aaalso, da ich selbst auch sehr gerne mit "grit" oder "rasp" singe (wie der Ami so sagt) und früher dabei auch immer zielstrebig heiser wurde, kann ich hier gerne meine Erfahrung dazu teilen.
Den für mich entscheidenden Tipp habe ich in diesem Fall bei Jaime Vendera (auch umstritten der Typ, ich weiß) gelesen:
Es ist dann richtig, wenn du das raspelige Gefühl beim Singen nicht im Kehlkopf sondern ganz überwiegend oben am weichen Gaumen (wie eine sanft vibrierende Massage) fühlst.
That's it!
Ich selbst könnte noch dazu beitragen, dass es auch immer möglich sein sollte, beim raspeligen Singen mit ein wenig Hauch also quasi (raspelig hauchig ) zu singen. Hör dir dazu einmal Chad Kroeger in "How You Remind Me" an, da kann man das gut hören. Und obwohl viele Gesangslehrer behaupten, singen mit "Hauch" wäre grundsätzlich tödlich für die Stimme: Der Typ hauch-raspelt ganze Konzerte durch ohne dass seine Stimme nennenswert ermüdet.
Mittlerweile bekomme ich seinen Sound einigermaßen authentisch hin. Und nein ich habe weder von Natur aus eine kaputte Stimme noch habe ich sie mir absichtlich zerschossen. Ich kann nach wie vor auch cleanen Gesang und nach einer Nickelback Nummer z.B. auch einen Michael Bublé Song singen wenn es sein muss.
Beim rauhen Gesang gilt halt noch viel mehr als beim cleanen, dass die Lautstärke NICHT im Hals und erst recht nicht durch Vergewaltigung der Stimmbänder erzeugt werden darf, sonst hältst du das keine fünf Minuten durch ohne heiser zu werden.
Basis ist hierfür ist zunächst eine geübte Randstimme, die kräftig genug ist um einen Vocal Fry (Krächz-, oder Hexenstimme) über die gesamte erforderliche Range kontrolliert zu erzeugen. Ungeübte Stimmen schaffen den VocalFry meist nur im untersten Teil der Range (= Strohbass) weshalb man oft fälschlicherweise hört, der Vocal Fry sei das "tiefste Register" der Stimme. Das ist mit Verlaub Bullshit. Vocal Fry bedeutet schlicht, dass die Randstimmfunktion und die Vollstimmfunktion der Stimmbänder, was die Spannungsverhältnisse der beiden Systeme betrifft beim jeweiligen Ton BEWUSST nicht optimal harmonisch aufeinander abgestimmt sind, sondern ETWAS gegeneinander "verstimmt" werden. Jedoch nicht soweit, dass die Stimme ganz auseinanderfällt, d.h. ins Falsett kippt oder vollkommen chaotisch rauskrächtzt. Je höher in der Range man einen musikalischen Fry verwenden will, desto delikater wird dieser Balanceakt und funktioniert in der Höhe nur, wenn man bereits über eine kräftige gestützte Kopfstimme mit gutem Stimmbandschluss verfügt.
Bekommt man schon mal eine Sirene (Glissando) im Fry-Modus in die geforderten Höhen hin, dann ist das der ERSTE Schritt um gesund mit einer Raspelstimme zu singen. Der Fry ist dabei aber wie gesagt eine sehr feine Koordination und an sich nicht besonders laut, dafür aber sehr obertonreich, wodurch anschließend eine sehr effektive Resonanzverstärkung möglich ist.
Der zweite Schritt ist demnach, für diesen Modus den optimalen Stimmsitz zu finden, was man einerseits durch ein präzises Tuning der Gaumenspannung und andererseits durch eine für jeden Ton optimale Kehlkopfpositionierung (hoch/tief) hinbekommt.
Ist das geschafft, spürt man das Raspeln tatsächlich hauptsächlich im weichen Gaumen und die Stimmbänder sind trotz hoher Lautstärke spürbar entlastet.
Erst jetzt, wenn man durch guten Stimmsitz in der Lage ist, genug Energie im Ton zu speichern, ist der dritte Schritt das Nutzen zusätzlicher Schwingkörper im Vokaltrakt.
Dies können die Taschenfalten sein, aber auch Teile der Kehldeckelmembran oder des Gaumensegels. Hierdurch erhalten auch hohe Noten mehr Fülle durch zusätzliche Ober- und Untertöne. Hier helfen so seltsame Vorstellungen wie ein leichtes Schlucken oder Würgen in den Ton zu denken. Man muss da einfach viel experimentieren.
Die dadurch zuzsätzlich auftretenden Untertöne spürt man bei einem richtig geilen hohen Raspelton dann oft als zusätzliche Vibration im Brustbereich, die man bei einem so hohen Ton gar nicht erwarten würde, vor allem dann, wenn man den Stimmbändern neben einer guten Stütze noch ein ganz wenig Hauch gönnt und den Hals aktiv weitet.
Tja, aund mit welchen Übungen kriegt man das jetzt alles hin?
Da solltest du dann vielleicht doch einen Gesangsehrer fragen ;-)