Pop, Rock & Co. Dave Grohl (Foo Fighters) - Technikwunder oder Schreihals?

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rolfcopter
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Hallo Leute,

meine Frage bezieht sich, wie der Titel vermuten lässt, auf den Gesangsstil von Dave Grohl.
Ich frage mich, ob da Technik dahinter steckt oder "nur halsbelastendes Brüllen/Schreien" :gruebel:
Hört doch bitte einfach mal rein: ab 1:35Min gehts los

http://www.youtube.com/watch?v=P34Msrjn5oA

Ein Indiz für Technik wäre die Tatsache, dass er keinen Meter heiser zu sein scheint, nachdem er Lieder wie das gepostete "Best of You" zum Besten gibt.
Ich singe selbst sehr gerne mit Kratzem im Hals, allerdings nimmt mich das nach nicht allzu langer Zeit schon ziemlich mit. Was ja nicht Sinn der Sachen sein kann.
Das wirft die Frage auf, ob's wirklich so gemacht wird.

Ich hoffe einige, die mit Gesangstechniken besser vertraut sind als ich, können mir weiter helfen.

Vielen Dank und schönen Abend noch :)
 
Eigenschaft
 
Ne, ich glaube der singt schon mit Technik - oder einfach lauter. Schreien ist das nicht...
 
Technik oder Schreihals

Also das kann man beides mit "Ja" beantworten.

Die von dir markierte Stelle ist noch mit relativ guter Technik gesungen, das ist einfach ein "Rufen" mit aktivierten Taschenfalten. Das zeigt also schon, dass er korrekte Technik beherrscht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Taschenband

Irgendwo im Song bekommt er aber einen ziemlichen Ausraster, scheißt total auf Technik und gibt einfach das, was seine Stimme noch hergibt. Ziemlich geil also. ^^ Am Ende des Songs klingt er dann auch hörbar angegriffen, aber in meinen Augen war's das wert. Ist ja auch das Ende des Konzerts.

Ob man das jetzt jede Woche 2 mal 2 Stunden im Proberaum machen sollte? Eher nicht. Aber Live kann man sich sowas durchaus mal erlauben, wenn man weiß, dass die eigene Stimme das mitmacht.
 
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Dave Grohl ist auch so ein gutes Beispiel für die Frage, ob und inwieweit man Rockgesang verschulen und akademisieren kann.
Von Andres Balhorn über Rob Lunte bis Melissa Cross und Catherine Sadolin gibt es ja auch zig Versuche, genau dies zu tun.

Ich bin da sehr hin- und hergerissen. Einerseits ist es für die Stimmgesundheit wohl ratsam, sich eine halbwegs vernünftige Technik anzueignen. Andererseits hatten viele meiner großen alten Rockgesangs-Idole (z.B. Robert Plant, Roger Daltrey, Ray Davies....) ganz sicher nie Contemporary-Gesangsunterricht, den gab es damals nicht einmal. Und genauso klingen sie auch: sehr individuell, jeder auf seine Weise einzigartig, sicher nicht immer gesund bzw. auf Nummer sicher gehend, aber sehr geil :)
 
Also die Technik kann man schon lehren und streckenweise auch standardisieren. Wenns allerdings an den kreativen Ausdruck, die Attitüde und einfach den geschmackvollen Einsatz ebenjener Technik geht, dann kann man das nur übers Gefühl vermitteln.
Solche Prozesse kann man natürlich in Gang bringen und begleiten - aber das ist in hohem Maße individuell und kommt letztlich immer auf den Schüler an.

Deine Rockgesangs-Idole hatten auch neben Talent sicherlich auch mehr Zeit als die jungen Menschen heute. Das war ja die Nachkriegsgeneration die als erste in einem Umfeld aufgewachsen sind, wo sich auch die Arbeiterklasse ein höheres Maß an Kultur leisten konnte. Da war einfach jede Menge Zeit da um sich auszuprobieren.
Wenn du dir die Kids heutzutage anschaust - die machen mit 18 Abitur und dann gehts an die Uni und nach drei Jahren hat man den Bachelor - und dann war's das für viele mit der Musik. Zwischendrin sind da noch Videospiele, Praktika, Ganztagsschule, jede Menge Freitzeitaktivitäten, das Internet und Facebook.
Grade diese Generation hat wenig Zeit sich auszuprobieren und braucht deshalb das Wissen oft relativ kompakt und schnell vermittelt.

Eine Schülerin von mir steht grade in der Abi-Vorbereitung und will danach Gesang studieren. Die schafft in der Woche 45 Minuten Unterricht und noch ein bisschen üben und das wars. Selbst wenn sie wollte, hätte sie gar keine Zeit großartig zu experimentieren.
 
Also die Technik kann man schon lehren und streckenweise auch standardisieren.

Ja. So klingt´s dann aber auch oft - standardisiert eben.

Wenns allerdings an den kreativen Ausdruck, die Attitüde und einfach den geschmackvollen Einsatz ebenjener Technik geht, dann kann man das nur übers Gefühl vermitteln.
Solche Prozesse kann man natürlich in Gang bringen und begleiten - aber das ist in hohem Maße individuell und kommt letztlich immer auf den Schüler an.

Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster: wer dazu jahrelangen Unterricht braucht, sollte sein Geld vielleicht besser anderswo anlegen.

Deine Rockgesangs-Idole hatten auch neben Talent sicherlich auch mehr Zeit als die jungen Menschen heute. Das war ja die Nachkriegsgeneration die als erste in einem Umfeld aufgewachsen sind, wo sich auch die Arbeiterklasse ein höheres Maß an Kultur leisten konnte. Da war einfach jede Menge Zeit da um sich auszuprobieren.
Wenn du dir die Kids heutzutage anschaust - die machen mit 18 Abitur und dann gehts an die Uni und nach drei Jahren hat man den Bachelor - und dann war's das für viele mit der Musik. Zwischendrin sind da noch Videospiele, Praktika, Ganztagsschule, jede Menge Freitzeitaktivitäten, das Internet und Facebook.
Grade diese Generation hat wenig Zeit sich auszuprobieren und braucht deshalb das Wissen oft relativ kompakt und schnell vermittelt.

Das ist ein interessanter Gedanke, ich habe es von dieser Warte aus noch nicht betrachtet. Aber ob meine Rockgesangsidole tatsächlich soviel mehr Zeit hatten ? Müsste man recherchieren .... die Mittelklasse-Jungs bestimmt; die Arbeiterkinder mussten damals mit 14 schon arbeiten, manchmal auch früher. Und zu Hause helfen, weil da kein Personal war; z.B. jüngere Geschwister hüten (heute gibt es immer mehr Einzelkinder), oder im Haushalt .... ich kenne viele Kinder, die müssen gar nix mehr machen (so wie meine Tochter *andieeigenenasefass* ).
Aber du hast natürlich recht, allein was soziale Netzwerke, Videogames, Whatsapp etc. für eine Zeit kosten, ist schon enorm. Die verbringt man halt nicht mehr mit den Bandkumpels im Proberaum und wenn, daddelt vielleicht jeder alle Naslang an seinem Smartphone rum...
 
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Vielen Dank für Meinungen und Infos Leute,

Ich hatte fast gehofft, dass es eine Art Technik oder Übungen gibt, um mir beim Foo Fighters singen nicht alle Lichter auszuschießen und trotzdem nicht auf den kratzigen Klang ( Den ich so sehr präferiere ) verzichten zu müssen.
Das scheint ja leider nicht der Fall zu sein.
Da muss man wohl, schätze ich, doch den gute alte Kompromiss finden, damit man doch einen Abend auf der Bühne überlebt.

Deine Rockgesangs-Idole hatten auch neben Talent sicherlich auch mehr Zeit als die jungen Menschen heute
Dem kann ich nur zustimmen. Merke das auch an mir ganz extrem! Bin 19 und mache dieses Jahr Abi... demnach sieht auch meine Zeit, die für die Mukke übrigbleibt relativ Mau aus.
Da wünscht man sich ganz andere Sachen herbei und stellt auch das eine oder andere in Frage
 
Ich hatte fast gehofft, dass es eine Art Technik oder Übungen gibt, um mir beim Foo Fighters singen nicht alle Lichter auszuschießen und trotzdem nicht auf den kratzigen Klang ( Den ich so sehr präferiere ) verzichten zu müssen.
Das scheint ja leider nicht der Fall zu sein.

Da scheiden sich die Geister. Manche Contemporary-Lehrer werden dir sagen: doch, das geht.
Ich gehöre zur Fraktion, die sagt: nein, das geht nicht. Man kann das Anzerren mal als Effekt einsetzen. Aber eine klare Stimme bleibt eine klare Stimme und wenn sie plötzlich dauerhaft rauh klingt, hat man etwas kaputt gemacht.

Wichtig ist, ein gutes Körpergefühl zu entwickeln; zu wissen, was man seiner Stimme zumuten kann und was nicht. Wie robust sie ist, wie schnell (oder langsam) sie sich regeneriert, und ihr diese Zeit auch zu geben.

Ich habe eine sehr cleane Stimme, aber auch eine Vorliebe fürs Gas-Geben und für rockigere Sachen. Früher habe ich gerne angezerrt und andere Sachen mit meiner Stimme angestellt, die ganz sicher nicht gesund waren. Manchmal war ich nach gigs regelrecht heiser. Aber ich wußte auch (durch früh erworbene Bühnenroutine), daß meine Stimme an sich robust ist und das abkann. Später hab ich dann sehr lange smoothere Sachen gesungen, viel Jazz... jetzt hätte ich wieder Lust auf härtere Sachen, mal sehen, wie sich das entwickelt.... aber wie gesagt, ein ganz wichtiger Punkt ist, zu wissen, wie weit man gehen kann und was man besser lassen sollte
 
Auch ein interessanter Aspekt.
Weißt du, ob man bleibende Schäden anrichten kann mit dem Überreizen? Ich singe nämlich fast ausschließlich so...
Die richtige Technik zum Clean Singen habe ich denke ich nicht. Da ich auch nach jedem Gig einigermaßen heiser bin sich das ganze aber auch schnell regeneriert, denke ich eig schon, dass das kein Problem ist.
 
Weißt du, ob man bleibende Schäden anrichten kann mit dem Überreizen?

Ja, kann man .... aber ob und inwieweit das bei dir eintreten wird, kann niemand voraussagen.
Dein Bon Jovi-Cover hab ich übrigens gehört, das ist doch ganz ordentlich!
Was passiert denn mit deiner Stimme, wenn du versuchst, clean zu singen ?
 
Komischerweise habe ich, wenn ich mehr "aus dem Hals singe", mehr Kontrolle über meine Stimme. Mir fällt es dadurch leichter Töne, vorallem die hohen, zu treffen. Davon abgesehen, dass es mir so mehr Spaß macht :D
Wenn ich versuche " aus dem Bauch" zu singen, ich mache die "" weil ich mir ziiiemlich sicher bin, dass ich das niccht wirklich richtig mache, wirds teilweise wackelig und lange nciht so bestimmt, wie mit Hals einsatz.
 
Mit Halseinsatz, das hört man als Gesangslehrerin nicht so gerne ;)
Du hast jedenfalls eine ziemlich gute Stimme und feeling hast du auch. Schon mal über ein paar Gesangsstunden nachgedacht ?
 
So komisch ist das gar nicht, rolfcopert, sondern sogar ein typisches Phänomen bei Leuten, die ihre Kraft aus dem Hals holen. Wenn man nicht weiß, wie man den Ton richtig (ab)stützt, fehlt ohne die Kraft aus dem Hals die Stabilisierung. Zudem gewöhnt sich das Körpergefühl an die "Grundlast" und es wird nicht als anstrengend empfunden - was aber nicht heißt, dass es die Stimme nicht belastet.

Ich stimme Bell zu: Warum nicht ein paar Gesangsstunden?
 
Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster: wer dazu jahrelangen Unterricht braucht, sollte sein Geld vielleicht besser anderswo anlegen.

Ist halt die Frage, ob mans denn so dringend will. Und ob man es nicht vielleicht auch allein schaffen würde, aber mit Unterricht eben Zeitersparnis hat. ;)

Das ist ein interessanter Gedanke, ich habe es von dieser Warte aus noch nicht betrachtet. Aber ob meine Rockgesangsidole tatsächlich soviel mehr Zeit hatten ? Müsste man recherchieren .... die Mittelklasse-Jungs bestimmt; die Arbeiterkinder mussten damals mit 14 schon arbeiten, manchmal auch früher.

Gabs damals überhaupt schon eine Mittelklasse? Ich hatte immer den Eindruck, dass die sich im Rahmen der 60er erst entwickelt hat. Hab jetzt auch mal gegoogelt zu dem Thema so wie ich das sehe, war die weiße Arbeiterklasse in den 50ern schon in der Lage dem American Dream zu folgen, woraus sich dann letztlich die amerikanische Mittelschicht gebildet hat. (Die ja in Amerika auch eine ganz andere ist, als in Deutschland)

@Roflcopter:

Man kann schon kratzig singen ohne sich die Stimme zu schrotten. Braucht halt Technik und Disziplin. Ich machs ja auch so. ;)
 
Komischerweise habe ich, wenn ich mehr "aus dem Hals singe", mehr Kontrolle über meine Stimme. Mir fällt es dadurch leichter Töne, vorallem die hohen, zu treffen. Davon abgesehen, dass es mir so mehr Spaß macht :D
Wenn ich versuche " aus dem Bauch" zu singen, ich mache die "" weil ich mir ziiiemlich sicher bin, dass ich das niccht wirklich richtig mache, wirds teilweise wackelig und lange nciht so bestimmt, wie mit Hals einsatz.
Das kommt natürlich vollkommen darauf an, wie du das genau machst. "aus dem Hals" und "aus dem Bauch" sind ja erstmal nur Bilder. Zum Beispiel kann es "aus dem Bauch" leicht passieren, dass man die Bauchmuskeln überspannt und presst, auch nicht unbedingt toll. Das singen "aus dem Hals" kann das sogenannte "neck anchoring" triggern, einen Vorgang, der den Gesang tatsächlich auf gesunde Weise stabilisiert. Das ist aber natürlich sehr individuell. Was ich damit sagen will ist, dass "aus dem Hals" nicht unbedingt schlecht sein muss und "aus dem Bauch" nicht unbedingt gut. Kommt halt darauf an wie diese Bilder bei dir wirken.
 
Aaalso, da ich selbst auch sehr gerne mit "grit" oder "rasp" singe (wie der Ami so sagt) und früher dabei auch immer zielstrebig heiser wurde, kann ich hier gerne meine Erfahrung dazu teilen.

Den für mich entscheidenden Tipp habe ich in diesem Fall bei Jaime Vendera (auch umstritten der Typ, ich weiß) gelesen:

Es ist dann richtig, wenn du das raspelige Gefühl beim Singen nicht im Kehlkopf sondern ganz überwiegend oben am weichen Gaumen (wie eine sanft vibrierende Massage) fühlst.


That's it!

Ich selbst könnte noch dazu beitragen, dass es auch immer möglich sein sollte, beim raspeligen Singen mit ein wenig Hauch also quasi (raspelig hauchig ) zu singen. Hör dir dazu einmal Chad Kroeger in "How You Remind Me" an, da kann man das gut hören. Und obwohl viele Gesangslehrer behaupten, singen mit "Hauch" wäre grundsätzlich tödlich für die Stimme: Der Typ hauch-raspelt ganze Konzerte durch ohne dass seine Stimme nennenswert ermüdet.

Mittlerweile bekomme ich seinen Sound einigermaßen authentisch hin. Und nein ich habe weder von Natur aus eine kaputte Stimme noch habe ich sie mir absichtlich zerschossen. Ich kann nach wie vor auch cleanen Gesang und nach einer Nickelback Nummer z.B. auch einen Michael Bublé Song singen wenn es sein muss.

Beim rauhen Gesang gilt halt noch viel mehr als beim cleanen, dass die Lautstärke NICHT im Hals und erst recht nicht durch Vergewaltigung der Stimmbänder erzeugt werden darf, sonst hältst du das keine fünf Minuten durch ohne heiser zu werden.

Basis ist hierfür ist zunächst eine geübte Randstimme, die kräftig genug ist um einen Vocal Fry (Krächz-, oder Hexenstimme) über die gesamte erforderliche Range kontrolliert zu erzeugen. Ungeübte Stimmen schaffen den VocalFry meist nur im untersten Teil der Range (= Strohbass) weshalb man oft fälschlicherweise hört, der Vocal Fry sei das "tiefste Register" der Stimme. Das ist mit Verlaub Bullshit. Vocal Fry bedeutet schlicht, dass die Randstimmfunktion und die Vollstimmfunktion der Stimmbänder, was die Spannungsverhältnisse der beiden Systeme betrifft beim jeweiligen Ton BEWUSST nicht optimal harmonisch aufeinander abgestimmt sind, sondern ETWAS gegeneinander "verstimmt" werden. Jedoch nicht soweit, dass die Stimme ganz auseinanderfällt, d.h. ins Falsett kippt oder vollkommen chaotisch rauskrächtzt. Je höher in der Range man einen musikalischen Fry verwenden will, desto delikater wird dieser Balanceakt und funktioniert in der Höhe nur, wenn man bereits über eine kräftige gestützte Kopfstimme mit gutem Stimmbandschluss verfügt.

Bekommt man schon mal eine Sirene (Glissando) im Fry-Modus in die geforderten Höhen hin, dann ist das der ERSTE Schritt um gesund mit einer Raspelstimme zu singen. Der Fry ist dabei aber wie gesagt eine sehr feine Koordination und an sich nicht besonders laut, dafür aber sehr obertonreich, wodurch anschließend eine sehr effektive Resonanzverstärkung möglich ist.

Der zweite Schritt ist demnach, für diesen Modus den optimalen Stimmsitz zu finden, was man einerseits durch ein präzises Tuning der Gaumenspannung und andererseits durch eine für jeden Ton optimale Kehlkopfpositionierung (hoch/tief) hinbekommt.

Ist das geschafft, spürt man das Raspeln tatsächlich hauptsächlich im weichen Gaumen und die Stimmbänder sind trotz hoher Lautstärke spürbar entlastet.

Erst jetzt, wenn man durch guten Stimmsitz in der Lage ist, genug Energie im Ton zu speichern, ist der dritte Schritt das Nutzen zusätzlicher Schwingkörper im Vokaltrakt.

Dies können die Taschenfalten sein, aber auch Teile der Kehldeckelmembran oder des Gaumensegels. Hierdurch erhalten auch hohe Noten mehr Fülle durch zusätzliche Ober- und Untertöne. Hier helfen so seltsame Vorstellungen wie ein leichtes Schlucken oder Würgen in den Ton zu denken. Man muss da einfach viel experimentieren.

Die dadurch zuzsätzlich auftretenden Untertöne spürt man bei einem richtig geilen hohen Raspelton dann oft als zusätzliche Vibration im Brustbereich, die man bei einem so hohen Ton gar nicht erwarten würde, vor allem dann, wenn man den Stimmbändern neben einer guten Stütze noch ein ganz wenig Hauch gönnt und den Hals aktiv weitet.

Tja, aund mit welchen Übungen kriegt man das jetzt alles hin?

Da solltest du dann vielleicht doch einen Gesangsehrer fragen ;-)
 
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Das kommt natürlich vollkommen darauf an, wie du das genau machst. "aus dem Hals" und "aus dem Bauch" sind ja erstmal nur Bilder. Zum Beispiel kann es "aus dem Bauch" leicht passieren, dass man die Bauchmuskeln überspannt und presst, auch nicht unbedingt toll. Das singen "aus dem Hals" kann das sogenannte "neck anchoring" triggern, einen Vorgang, der den Gesang tatsächlich auf gesunde Weise stabilisiert.
Sometimes a duck is a duck. ;) rolfcopter hat ja schon berichtet, dass er nach Gigs heiser ist. Insofern ist es doch wesentlich wahrscheinlicher, dass er tatsächlich presst und nicht zufällig richtiges "neck anchoring" betreibt.

Zumal meine Erfahrung sagt, dass auch im Deutschen zwischen Hals und Nacken sensorisch unterschieden wird.

Es ist dann richtig, wenn du das raspelige Gefühl beim Singen nicht im Kehlkopf sondern ganz überwiegend oben am weichen Gaumen (wie eine sanft vibrierende Massage) fühlst.

Ich bin zwar grundsätzlich der Meinung, dass es keine völlig gesunde Art der Zerre gibt (allein weil für alle immer ein höherer Atemdruck notwendig ist, egal wo sie entsteht), aber das würde ich dennoch voll unterschreiben. Wenn der crispe Sound am Gaumen entsteht, ist das grundsätzlich eine der schonendsten Ansätze.

Hör dir dazu einmal Chad Kroeger in "How You Remind Me" an, da kann man das gut hören. Und obwohl viele Gesangslehrer behaupten, singen mit "Hauch" wäre grundsätzlich tödlich für die Stimme: Der Typ hauch-raspelt ganze Konzerte durch ohne dass seine Stimme nennenswert ermüdet.
Das wiederum würde ich ganz und gar nicht unterschreiben. Solche Vergleiche sind irreführend, da es einfach robuste und weniger robuste Stimmen gibt. Meinem Gehör nach singt Kroeger tatsächlich nicht sonderlich stimmschonend.
 
Vielen Dank für die ausfürlichen Tipps Leute :)

Frage: Was genau bedeutet beim Singen der "weiche Gaumen"? Kann mir keinen Reim draus machen
 
Fahr mal mit deiner Zunge von den oberen Schneidezähnen an rückwärts den Gaumen ab. Du wirst bemerken, dass irgendwann eine Stelle kommt, an der das Gewebe weich und flexibel ist. Das ist der weiche Gaumen. Er mündet im hinteren Teil des Rachens ins Zäpfchen.
 
... und dann versuch mal, genau an der von Foxx beschriebenen Stelle zu schnurren (wie eine Katze).
 
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