"Das Spiel ist aus!" Freue mich auf eure Meinungen!

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Hallo,
es ist zur Zeit ziemlich ruhig im Subforum Texte, für mich die Gelegenheit, einen etwas älteren Text vorzustellen, der ganz gut in die allgemeine Krisenhysterie passt.
Vielleicht habt ihr Lust, eure Meinung dazu zu schreiben. Es gibt immer etwas zu verbessern oder aufzuklären. Kritik ist sehr erwünscht.
Danke,
Grüße
willy

Das Spiel ist aus!

Hänge den Gedanken nach,
bin halb wach.
Es flimmert überall,
jemand hält meine Hand.

Sehe leere Fenster sterben,
Gemüse verderben.
Alle Leute laufen wild umher,
alte Frauen tragen schwer.

In Erinnerung entschwinden,
in Trauer winden.
neuer Tag und weg,
mittel zum Zweck

Unser Humor ist nur ein Versehen,
die Ironie kaum noch zu verstehen.
Da hilft kein Bitten und kein Flehen,
es soll etwas geschehen.

Das Spiel ist aus!
Schüttelt kräftig eure Hände,
neue Runde neues Glück

Das Spiel ist aus!
Es wackeln die Wände,
jedem sein eignes Stück
und immer nur vorwärts und niemals zurück.



Zur Mutter das Kind,
zum Mann die Frau,
und morgens aus den Federn,
auf den Bau.

Jeder sucht die Zukunft
und alle hatten Angst
zu jeder Stunde eine Auskunft,
du stehst allein und bangst.

Das Spiel ist aus!
Schüttelt kräftig eure Hände,
neue Runde neues Glück

Das Spiel ist aus!
Es wackeln die Wände,
jedem sein eignes Stück
und immer nur vorwärts und niemals zurück.
 
Eigenschaft
 
nanu, gar keine Meinungen?
Also dann gehe ich davon aus, das der Text einigermaßen stimmig ist.
Grüße
willy
 
Hi willypanic,

dass wenig im lyrics-thread los war, kann ich zumindest für den englischen Teil nicht sagen und Dein Text ist bei mir vorgemerkt. Muss sich setzen, muss sacken, muss Blasen schlagen.

Jetzt ist aber Anlass genug. Und klar ist der Text stimmig. So stimmig wie ein assoziativer Text überhaupt nur sein kann. Der Refrain ist Hammer und was sich drumrum gruppiert paßt. Und da man über Geschmack bekanntlich nicht streiten kann, fange ich mal direkt damit an:

Das Spiel ist aus!

Hänge den Gedanken nach,
bin halb wach.
Es flimmert überall,
jemand hält meine Hand.

Sehe leere Fenster sterben,
Gemüse verderben.
Die beiden Zeilen finde ich zwischen pathetisch und unfreiwillig komisch ... Leere Fenster - ja klar: Sinnlosigkeit, Ausgebranntheit, Funktionslosigkeit, Durchlässigkeit ... aber dass sie gleich sterben müssen ... und haben sie sehr gelitten, die Fenster? (sry - couldn´t help - hope you understand).
Gemüse verderben ... Da tipp ich auf Reimzwang ... Der Sinn ist klar, ein Bild will sich bei mir aber nicht einstellen ...

Alle Leute laufen wild umher,
alte Frauen tragen schwer.

In Erinnerung entschwinden,
in Trauer winden.
Wer oder was entschwindet oder windet sich denn da?
neuer Tag und weg,
mittel zum Zweck

Unser Humor ist nur ein Versehen,
die Ironie kaum noch zu verstehen.
Da hilft kein Bitten und kein Flehen,
es soll etwas geschehen.

Das Spiel ist aus!
Schüttelt kräftig eure Hände,
neue Runde neues Glück

Das Spiel ist aus!
Es wackeln die Wände,
vlt. wanken statt wackeln? Die Wände wackeln lassen ist ja meines Wissens ein positiver Ausdruck für die Sau rauslassen ... Ist das so gemeint?
jedem sein eignes Stück
und immer nur vorwärts und niemals zurück.


Zur Mutter das Kind,
zum Mann die Frau,
und morgens aus den Federn,
auf den Bau.
auf´s neue auf den Bau?

Jeder sucht die Zukunft
und alle hatten Angst
Wieso Vergangenheit?
zu jeder Stunde eine Auskunft,
du stehst allein und bangst.

Das Spiel ist aus!
Schüttelt kräftig eure Hände,
neue Runde neues Glück

Das Spiel ist aus!
Es wackeln die Wände,
jedem sein eignes Stück
und immer nur vorwärts und niemals zurück.


Wie gesagt: den Refrain und das damit verbundene Bild finde ich klasse.
In den Strophen entstehen für mich keine Bilder im Kopf - das mag Geschmacksache sein und auch, dass Assoziationen dem einen zwingend sind, dem anderen aber eher belanglos erscheinen ...
Bei mir zündet im Kopf nichts, es entsteht kein neuer Blick, kein neuer Aspekt, kein neues Detail.
Schade.

Stimmig ist es schon - eine Mischung aus Angst, Gewohnheit, Ausweglosigkeit, Leere, Zuordnung - und darüber die unhinterfragten Parolen des Weiter so und Macht was draus.

Es kommt mir aber halt so vor als seinen die Bilder nur halbverdaut, nur halbgeschaut: alle Leute laufen wild umher / alte Frauen tragen schwer - wo siehst Du so etwas? In der Fußgängerzone des Lebens? Aus einem Fenster? Und wieso tragen gerade alte Frauen so schwer? Da hilft kein Bitten und kein Flehen / es soll etwas geschehen - wer bittet und fleht denn? Um was? Dass nichts geschieht? Dass etwas geschieht? Alles in gewisser Weise vorbeizielende Fragen: denn es steht ja da. Was ich damit meine und womit ich dem näher kommen will ist die Frage, warum ich es nicht sehe, warum sich für mich kein Bild ergibt. Vielleicht weil es ortlos ist? Weil es keine Szenerie ergibt? Weil die leeren Fenster sich woanders befinden als die alten Frauen und die, die wild umherlaufen das auch woanders tun?

Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht.

Es kann anderen anders gehen - und dann wäre es hilfreich, wenn diese ihre Eindrücke hier posten würden.

Denn es kann auch sein, dass ich on the wrong track bin - und mit dem Seziermesser der Logik kann man assoziative Texte eh bis zur Unendlichkeit zerschnibbeln ohne dass was sinnvolles gefunden wird - weil die Bedeutung in den Beziehungen zwischen den Elementen liegt und nicht in den Elementen selbst. Ich kann nur grad nicht aus meiner Haut.

Und über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten.
Aber es wäre ein Anfang.

x-Riff
 
Hm, mir gefällt der Text wirklich gut, besonders der Refrain, wird bestimmt sehr energiegeladen, wenn der musikalisch umgesetzt wird!

Die frage mit den "wackelnden Wänden" bleibt natürlich auch, da musst du uns nochmal den Sinn erklären!
Im Song kann man aber, wenn der Refrain, wovon ich mal ausgehe, schnell und laut gesungen wird "wanken" von "wackeln" nicht wirklich unterscheiden...deshalb geht´s hier wohl erstmal nur um den lyrischen Sinn an sich, oder? ;)
 
Hallo,
ich danke euch beiden sehr für eure Auseinandersetzung mit dem Text, für euer Lob und auch für die ehrliche aufschlussreiche Kritik.
Worum geht es in dem "Krisentext" - warum wackeln die Wände?
Wenn es richtig zur Sache geht, wenn die Party am Rande der Kontrollierbarkeit überkocht!

Genauso kommt es mir vor, wenn Banken und Versicherungen die Menschen als Kunden, Steuerzahler und Politiker für dumm verkaufen und aussaugen, ihre Boni absahen, die Weltwirtschaft mit allem, was daran hängt, an den Rand des Abgrunds fahren - und weiterhin ihren Spaß haben, ihre Hände schütteln Steuergelder nehmen und zur nächsten Runde im großen Geschäft blasen. (Einige Großbanken schreiben schon wieder Gewinne) Ich war bis vor kurzem selbst Kunde bei der Deutschen und wurde noch nie so grandios verarscht. Woher die Gewinne kommen, habe ich am eigenen Geldbeutel erfahren.

Daneben stehen im Text die Schlaglichter, die das Leben der kleinen Leute (alte Frauen, Malocher, Familien, ich selbst) beleuchten, die nichts davon verstehen, all das ertragen müssen und im guten Glauben, das es sich schon irgendwie wieder regelt, weitermachen. Das ist ortlos und von mir vermutet überall und nirgends.
Das alles ist so unerträglich, dass Ironie und Humor nur noch begrenzten Wert haben.

So stehen die leeren Fenster für pleitegegangene Geschäfte, verdorbenes Gemüse für das Leben im relativen Konsumüberschuss.
Manche bitten und flehen, dass es sie nicht mitreißt, dass sie mit heiler Haut davonkommen, während sie in Telefonwarteschleifen auf Auskünfte warten.

Wahrscheinlich ist das wieder ein Versuch eine Schere zu beschreiben, die je länger man sie betrachtet, immer weiter auseinander geht, deren Enden niemand mehr umfassen kann.
Das man dieser Stimmung niemals beikommt, dass man einfach nie vollständig weiß, wie man dazu stehen soll, wie man sich verhalten kann, was man tun kann, dieses aussichtslose, hilflose Ertragen- müssen würdevoll zu gestalten, ist selbstverständlich.
In einem 4- Minuten- song schon gar nicht.
Jeder nimmt sich was er will. Deshalb ist es mir so wichtig zu wissen, ob der Text etwas auslöst- ein breites Gefühl trifft. Der Frust verlangt nach Worten und Bestätigung.

Du hast da schon ne ganze Menge von dem rausgezogen, was transportiert werden soll, x-riff.
Ich bin sehr froh, dass du dir die Zeit nimmst, meine Texte zu sezieren, weil ich die Schwächen, Peinlichkeiten und den Pathos in meinen Texten kaum selbst lokalisieren kann und auch nicht wochenlang daransitze, mir also deine Kritik Zusammenhänge bzw. Brüche erst erkennbar macht.

Ich werde über die sterbenden Fenster noch nachdenken. :)
Das Glas bricht nur, aber die Träume,
die Schaufenster transportieren, sterben gelegentlich qualvoll... (Schon wieder ne gute Portion Pathos, wie?)

Danke euch sehr.
Grüße
willy
 
Ich sehe den Text als eine facettenhafte Betrachtungsweise, ein Aneinanderreihen von Bruchstücken, die in ihrer Gesamtheit einen durchaus stimmigen Eindruck vermitteln:great: . Da passen auch Kontraste wie sterbende Fenster und verderbendes Gemüse, schließlich können solche etwas sperrigen Konstrukte auch gut anecken.

Der von x-Riff bemängelte Zeitwechsel ("alle hatten Angst") kam mir allerdings auch nicht ganz passend vor, aber vielleicht ist damit schon wieder ein Kontrast zwischen Zukunft und Vergangenheit gesetzt :gruebel: .
 

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