Das Leid mit den Proberäumen

colourize
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Viele Übungsräume in Hamburg sind in alten Luftschutzbunkern untergebracht. Diese liegen natürlich oft in dicht besiedelten, innenstadtnahen Wohngebieten. Genau diese Gebiete sind es aber, die inzwischen auch bei der reicheren Bevölkerung als interessante Wohngebiete wiederentdeckt werden (früher ist man ja "raus ins Grüne" gezogen). Durch diese neue Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Wohnraum in zentraler Lage ist seit einigen Jahren in Hamburg eine rege Bautätigkeit im Gange, die unter den politischen Schlagworten "Nachverdichtung" und "Innenentwicklung" auch als nachhaltige Stadtentwicklung propagiert wird. Schließlich ist ja diese Innenentwicklung "flächensparsam" und damit voll ökologisch-nachhaltig. Und ja, diese Gentrification ist ja auch toll für die Stadt, denn so zahlen die Besserverdienenden ihre Steuer in Hamburg und nicht wie früher in den Umlandgemeinden des "Speckgürtels".

Leider führt die bauliche Nachverdichtung in Form des Baus hochpreisiger Wohngebiete zu einer Nutzungskonkurrenz mit den Proberäumen. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte "Otzenbunker" in der Otzenstraße auf St. Pauli, der vor zwei Monaten dicht gemacht wurde. Offiziell weil die Luft da drin so unzumutbar schlecht sei (was in ALLEN Hochbunkern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs der Fall sein dürfte). Der wahre Grund sind aber die Beschwerden der Bewohner, die in das schicke neue Wohngebäude gezogen sind, das direkt an den Hochbunker drangebaut wurde. Das sind dann wohl die Nachteile der tollen nachhaltigen Nachverdichtung. :p Presseberichte hier:

https://www.deutschlandfunkkultur.d...hamburger.2177.de.html?dram:article_id=438362
https://www.zeit.de/hamburg/2019-01/musikstadt-hamburg-blumfeld-tocotronic-bunker-laermschutz

In Folge dessen sind über 100 Bands, die vorher im Otzenbunker aus St. Pauli geprobt haben, proberaumlos. Zu meinem Glück bin ich selbst nicht unmittelbar betroffen, zwar hatte ich dort ebenfalls vor ca. 10 Jahren mal eine Raumbeteiligung, habe dann aber in einem anderen Teil der Stadt einen "eigenen" Raum für meine Projekte angemietet. Indirekt betroffen bin ich aber dennoch, denn erstens wird die Nachfrage nach Proberäumen in der Stadt größer, was den Vermieter zu einer Mieterhöhung veranlassen könnte. Zweitens soll auch an den Hochbunker, in dem wir proben, ein tolles schickes neues hochpreisiges Wohngebäude herangebaut werden, sodass zu befürchten ist, dass uns in einigen Jahren ein sehr ähnliches Schicksal ereilen könnte.

Mich würden Eure Erfahrungen in Hamburg - aber auch in anderen Städten (gibt es Parallelen?) - interessieren. Ferner die Frage, welche Alternativen bestehen... Ich habe sogar auch schon mal darüber nachgedacht, wie es wäre einen Resthof auf dem Land anzumieten und in der Scheune einen Proberaum einzurichten (so wie dies ein Freund von mir gemacht hat). Damit verbunden sind aber andere Probleme - vor allem die anderen Musiker dazu zu bringen, da zum Proben rauszufahren...
 
Eigenschaft
 
Musizieren ist nicht gewünscht. Es ist eine Form der Selbstverwirklichung und Zeit für soziale Kontakte innerhalb der Band und bei Konzertgängen. Dabei tauscht man sich aus, man saugt andere Meinungen und neue Eindrücke auf, dabei wird der Horizont erweitert.

Kann man damit Geld verdienen, ist das eine andere Sache. Im Kleinen sieht manch einer das als "zu gefährlich" an
 
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@Mr. Bongo ach als ob das irgendjemanden interessiert. Außer die Band hat Auftrittsverbot ... und da behaupte ich mal, dass das auch besser so ist.

Proberäume müssen ja ziemlich viele Eigenschaften haben, um überhaupt geeignet zu sein. Trocken, schalldicht, nicht zu klein, Strom, einigermaßen leicht begehbar, gut erreichbar, einbruchssicher (am besten bewacht) ... wer als Vermieter solche Räume zur Verfügung stellt, muss investieren.

Jeder Vermieter versucht halt, das meiste aus seinem Grundstück rauszuholen. Proberäume für Bands ist da meist nur eine Variante, wenn Wohnraum und Gewerbe nicht funktioniert / nicht genug Geld abwirft. Kann man den Vermietern ja auch keinen Vorwurf machen ... jeder versucht, möglichst günstig zu kaufen oder einen Job zu finden, der genug abwirft.
 
Ein Beispiel dafür ist der sogenannte "Otzenbunker" in der Otzenstraße auf St. Pauli, der vor zwei Monaten dicht gemacht wurde. Offiziell weil die Luft da drin so unzumutbar schlecht sei (was in ALLEN Hochbunkern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs der Fall sein dürfte). Der wahre Grund sind aber die Beschwerden der Bewohner, die in das schicke neue Wohngebäude gezogen sind, das direkt an den Hochbunker drangebaut wurde.

Ich finde das ehrlich gesagt total krass : Wenn ich eine Hütte baue oder beziehe, schaue ich doch in welche Ecke ich mich da begebe.

Und nach (vielleicht veraltetem ?) gesundem Menschenverstand würde ich überall bauen oder wohen aber ganz sicher neben einem Proberaumkomplex.

Aber scheinbar gibt es einen neuen Verstand, der so funktioniert, dass ich baue, wo ich will und alle anderen sich dann gefällgt zu verpissen haben. Ist ja auch total logisch. Das cash muß flowen. Klar, ist bei mir selbt nicht anders.

Aber ich gehe halt trotzdem normal arbeiten und nicht anschaffen, um mal`n krasses Beispiel zu bemühen. :D

"Wollen sie DA wirklich einziehen ?" "Ja, wieso ?" "Naja, könnte laut sein." "Ach, drauf geschissen, die Klage ich einfach raus und fertig". "Hm, stimmt. Ham`se auch wieder recht."

Geilomat :D

On Topic : Hier in Hannover habe ich sowas noch nicht mitbekommen. Da gibt es a) nicht das Problem, dass Ü-Räume die Nachbarn stört weil gut gelegen oder gut isoliert und b) haben wir hier eher das Problem, dass es zu wenig Ü-Räume gibt.

EDIT : Das soll explizit kein pauschales Vermieterbashing sein. Wenn jemand die Miete erhöht oder was auch immer, kann das durchaus berechtigt und absolut fair sein. Aber dieser Fall hier ist ja anders gelagert.
 
Es ist wie immer eine Frage von Angebot und Nachfrage, und wenn neben so einem Bunker noch Platz ist, um Schicki-Micki-Intensivhaltung zu betreiben, dann rollt dort der Rubel aber dermaßen ... komme übrigens aus Rhein-Main ...

@Bassyst hat's ja schon gut beschrieben: ein ordentlicher Proberaum sollte schon ein gewisses Maß an Zweckmäßigkeit bzw. Ausstattung mitbringen. Darf aber nix kosten, denn als Musiker ist man ja eh immer klamm ... Und diese Kombination funktioniert halt in aller Regel nur, wenn irgendwelche Idealisten was auf die Beine stellen oder eine öffentliche Stelle das Ganze sponsert (im Sinne von bezahlbarer Miete). Also z.B. nicht genutzte Räume / Gebäude im öffentlichen Besitz (Gemeinde, Landkreis, Stadt, etc.) für einen günstigen Preis zur Verfügung stellt. Und wehe, dem Eigentümer fällt auf einmal auf, dass man dort ja was Anderes bauen könnte, was dem öffentlichen Geldsäckel ein Mehr an Einnahmen eröffnet ...

Ganz krass gesagt: Proberäume vermieten rechnet sich nicht. Auf komplett privater Basis jedenfalls nicht. Da muss schon irgendeine Art der Unterstützung her. Und wenn's die öffentliche Hand nicht ist: evtl. gibt's bei euch in der Gegend Firmen oder Handwerksbetriebe, die noch Lagerräume oder Kellerräume haben, die nicht genutzt werden und wo der Krach auch nicht störend ist (zumindest zu gewissen Uhrzeiten).

Und wenn alle Stricke reißen: ich habe vor ein paar Jahren in einer Band gespielt, die in einem Reihenhaus im Keller geprobt hat. Mit E-Drums und Jamhub (leider gibt's die Firma nicht mehr). Stichwort: silent rehersal. Also alle über Kopfhörer. Gewöhnungsbedürftig, und natürlich "fehlt" da etwas in punkto körperlich erfahrbarer Präsenz, aber eine (Not-)Lösung kann das trotzdem sein. Denn wenn (fast) nur noch der Gesang zu hören ist, kannste auch bei Omma und Oppa inner Laube proben ...

Meint

MrC
 
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Das Problem mit explodierenden Kosten für Proberäumen aufgrund Angebot und Nachfrage, ist sicherlich in allen, gerade Stadtgebieten gleich. Wir sind zwar mittlerweile schon fast bei Wohnraum-Preis-Niveau angekommen, was meistens bedeutet, dass man sich den Raum und die Miete immer mit einer oder zwei Bands teilen muss, aber auch Wohnung werden immer teurer, also klar, wo‘s noch hingeht.
Ich bin aber auch bei MrC, dass aufgrunddessen, dass man theoretisch auf Silent Stage bzw. Proben umsteigen könnte, was auch immer mehr als Trend zu beobachten ist, was die Wahl geeigneter Räume durchaus erleichtert.
 
Es ist wie immer eine Frage von Angebot und Nachfrage, und wenn neben so einem Bunker noch Platz ist, um Schicki-Micki-Intensivhaltung zu betreiben, dann rollt dort der Rubel aber dermaßen ... komme übrigens aus Rhein-Main ...
[...]
Ganz krass gesagt: Proberäume vermieten rechnet sich nicht. Auf komplett privater Basis jedenfalls nicht.
Das glaube ich eigentlich nicht. Der private Vermieter, bei dem ich einen Proberaum gemietet habe, betreibt hier in Hamburg sieben Hochbunker mit Proberäumen, die er selbst ausgebaut hat. Er hat mit einem Bunker angefangen, und dann sind nach und nach immer weitere dazugekommen. Das würde er wohl kaum so machen, wenn es sich nicht rechnen würde. Unsere Miete liegt bei ca. 11,- pro m² plus Nebenkosten. Und das für einen fensterlosen Raum ohne Zentralheizung (wir heizen mit zwei elektrischen Heizlüftern, ergo im Winter 4kWh bei laufender Heizung extra).

Was sich natürlich AUCH rechnet, das ist das neue Wohngebäude gleich nebenan. Die Stadt will es (weil: Nachverdichtung == politisches Ziel), der dortige Grundeigentümer will es (weil: Eigentumswohnungen == CA$H) und die hippen New Urbanists wollen das (weil: zentrales Wohnen in cooler Lage gleich neben diesem mega-kreativen "Music-Hub" == superhipp). Ich denke, dass der Nutzungskonflikt mit der zweiten Bewohnergeneration kommt. Die Wohnungen neben dem Otzenbunker sind meiner Erinnerung nach vor ca. 12 Jahren gebaut worden. Wenn die ersten Bewohner vielleicht noch so drauf waren dass sie dachten "okay, das Haus hier ist neu, das ist halt direkt neben einem Proberaumkomplex erbaut worden und das weiß ich ja", ist die zweiten Bewohnergeneration dann der Meinung, dass sie in ein bestehendes Wohnhaus gezogen sind und gar nicht einsehen, dass dieNachbarn in diesem Hochbunker nebenan so viel Lärm machen. Wobei ich vermute, dass der direkte Lärm durch die Proben das kleinste Problem sein dürfte. Nerviger stell ich mir bei ca. 100 Bands vor, dass quasi in jeder Wochenend-Nacht dort mehrere Kombis anfahren, aus denen dann spät nachts nach einem Gig das Equipment ausgeladen und zurück in den Proberaum verfrachtet wird. Und oft ist immerhin der Fahrer noch nüchtern. Die restlichen Musiker haben den Getränke-for-free-Deal ausnutzen wollen und sind entsprechend postgig-euphorisch...

Bei ca. drei bis vier Bands, die pro Wochenendtag einen Auftritt hatten, dürfte das auf Dauer tatsächlich ja eher anstrengend sein. Also wird Klage eingereicht, und der Bunkerbetreiber bekommt Lärmschutzauflagen. Leider kann der Bunkerbetreiber aber nichts gegen den Be- und Entladelärm unternehmen. Also braucht der arme lärmgeplagte - aber rechtsschutzversicherte - Wohnungseigentümer einen anderen juristischen Hebel, um den Musikersumpf da trockenzulegen. In Frage kommen da zuallererst: bauliche Mängel / Brandschutz oder eben Luftqualität / Belüftung.

Natürlich ist diese juristische Winkeltrickserei ganz hart whack, aber wer frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Ich würde ja auch mit einer seltenen Froschart (die mir eigentlich vollkommen wumpe ist, aber unter Naturschutz steht) zu Felde ziehen, wenn die Stadt auf die Idee käme den Flughafen auszubauen. Nur mal so als Beispiel.
 
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Mich würden Eure Erfahrungen in Hamburg - aber auch in anderen Städten (gibt es Parallelen?) - interessieren.

Parallelen gibt es bspw. in Berlin. Mit Alternativen ist es hier auch schwierig, wenn man nicht gerade in Proberäume ausweicht, die man stundenweise mieten kann, wie z.B. Noisy.

Ich finde das ehrlich gesagt total krass : Wenn ich eine Hütte baue oder beziehe, schaue ich doch in welche Ecke ich mich da begebe.
Wenn das so einfach wäre. Ein Beispiel (Zwar keine Proberäume, aber ein Club.) war der Knaak-Club. Da schüttel ich heute noch den Kopf...

Zum Thema "Das Leid mit den Proberäumen" gab es das "Problem" mit dem Rockhaus. Da wurden Brandschutzgründe vorgeschoben (aber wirklich vorgeschoben), um den Hauptmieter rauszukriegen. Leider hab ich keinen Einblick, wie es da weiterging, da ich dort kein Unterricht mehr nehme.
 
Die Proberaumsituation in Hamburg ist echt bescheiden.
Wenn man mal mit Kollegen von Außerhalb spricht, klingt das immer so, als würde es sich auf dem Land anders und leichter arrangieren lassen - in Hamburg gibt es außer den Bunkern kaum Anlaufstellen.

Es gibt in Hamburg Ost im Industriegebiet afaik 2 Anbieter, die eine alte Fabrik bzw. ein altes Polizeigebäude umgebaut haben.
Im Industriegebiet interessiert niemanden der Be- und Entladelärm, und außerhalb der primären Arbeitszeiten auch niemanden die Musik.

Aber ja, viel Leerstand in Hamburg, gleichzeitig Wohnungsnot, fragwürdige Bebauungspläne und -bepreisungen, und auch immer weniger Angebot für den kleinen Mann. Entweder ganz teuer, oder "arrangierbar", aber nicht cool.
Und viel Misstrauen im die Musikerszene, weil es viel zu viele Horrorstorys über bekloppte Hobbymusiker gibt, die die Räume in schlimmsten Zuständen hinterlassen.

Unterm Strich würde ich mir etwas mehr Unterstützung von der Stadt wünschen, dass es eben nicht nur eine Konzertstadt bleibt, sondern eine echte Musikstadt wird, mit entsprechender Kulturförderung.
Leider ist das nicht gewünscht, die Eggheads in den Ämtern sehen nur die Kurzfristigkeit der aktuellen Politik...
 
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Zum Thema "Das Leid mit den Proberäumen" gab es das "Problem" mit dem Rockhaus. Da wurden Brandschutzgründe vorgeschoben (aber wirklich vorgeschoben), um den Hauptmieter rauszukriegen. Leider hab ich keinen Einblick, wie es da weiterging, da ich dort kein Unterricht mehr nehme.

Das gibts noch, aber bei den Mietern (= Musikern) ist die Verunsicherung sehr hoch. Kann halt jederzeit zu Ende sein :(.
 
Das glaube ich eigentlich nicht. Der private Vermieter, bei dem ich einen Proberaum gemietet habe, betreibt hier in Hamburg sieben Hochbunker mit Proberäumen, die er selbst ausgebaut hat. Er hat mit einem Bunker angefangen, und dann sind nach und nach immer weitere dazugekommen. Das würde er wohl kaum so machen, wenn es sich nicht rechnen würde. Unsere Miete liegt bei ca. 11,- pro m² plus Nebenkosten. Und das für einen fensterlosen Raum ohne Zentralheizung (wir heizen mit zwei elektrischen Heizlüftern, ergo im Winter 4kWh bei laufender Heizung extra).
Was nicht unbedingt meiner Argumentation widerspricht:
- was will die Stadt (als vermuteter Eigentümer) auch Anderes mit den Dingern anstellen? Abriss ist bei diesen Teilen auch nicht so ohne ...
- 2. Vermutung: der Vermieter hat die Bunker gepachtet. Hätte er Gebäude dafür bauen müssen, wären garantiert keine Proberäume drin ...
- und 11 Euronen je m² zzgl. Nebenkosten ist für einen Proberaum schon ganz schön happig ...

Ich seh's bei uns in der Region (Rhein-Main): da gibt's z.B. ehemalige Kasernen, in deren Gebäuden Proberäume eingerichtet sind. Das sind aber auch Gebäude, die so mitten im Nirgendwo stehen ... sobald die Lage etwas besser ist, werden aus solchen Liegenschaften Wohnraum. Einmal aus wohnungspolitischen Gründen, andererseits aber sicherlich aus monetären Gründen ...

... und ich vermute, dass die Situation überall im Lande sehr ähnlich ist ...
 
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Die Proberaumsituation in Hamburg ist echt bescheiden.

Für uns vom Land ist das ein Luxusproblem. Wir finden zwar immer (also meistens) einen passenden Raum, dafür fehlt es an Mitmusikern.:weep:

Aber irgendwas ist ja immer...
 
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Ich finde es auch ziemlich interessant, wie drastisch teilweise die Unterschiede ausfallen.

Ich wohne in einer eher ländlicher Gegend, nahe Hamburg in Schleswig Holstein.
Ne halbe bis dreiviertel Stunde Fahrt und ich bin mitten in Hamburg, wo in einem Proberaumbunker auch um die 200 Euro für einen winzigen Raum, nicht mehr als 4 mal 3 Meter, aufgerufen werden.

Nun weiter auf dem Land, kleine Stadt, Proberaumkomplex mit Disco, der Raum hat um und bei 10 mal 5 Meter, kostet auch um 200 Euro.
Beide Räume sind exklusiv für die eine Band, bzw. den einzelnen Musiker, 24/7 zu nutzen. Im Raum meiner Band gibt es Sanitäranlagen und Heizung, sowie eine kleine (Gemeinschafts-)Küche. Im Bunker in Hamburg gibt es nichtmal eine Heizung für den Raum.

Der Raum, in dem ich vorher war, einer etwas größeren Stadt, war schön abgelegen, ebenfalls 24/7 nutzbar, jedoch nicht exklusiv. Heizung und Sanitär in nicht ganz so gutem Zustand wie meine jetzige Situation, jedoch noch akzeptabel. Der Größte Raum in dem Gebäude, das 4 Räume beinhaltete hatte mindestens 40 mal 15 Meter. Kostete jedoch pauschal nur 20 Euro pro Person. Dafür jedoch, musste man sich mit den anderen Bands absprechen. Bis auf eine kurze Zeitspanne, waren es jedoch nie mehr als 2 Bands, die den selben Raum nutzten, also konnte man mehr oder weniger kommen und gehen wann man wollte.

In den beiden teuren Räumen, waren die Nebenkosten noch nichtmal enthalten, im günstigen, wurden keine Nebenkosten erhoben, alles inklusive in den 20 Euro pro Nase.
 
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Es gibt doch in Summe vier Möglichkeiten:

1) Jemand hat Platz und man probt da, im Keller oder der Gartenlaube oder im ungenutzten Raum im Westflügel des Schlosses - selten, und wenn dann eher auf dem Land. Da kann man dann nur rein wenn der Hausherr auch dabei ist, aber dafür gibt's meist Heizung und Bier und alles ist fein. Koscht nix, das ist super.

2) Jemand macht eine "Zweitverwertung" - eine Disco, eine Scheune ... irgendwer hat Platz mit Dach drüber und Strom und schaut was so geht. Again, das ist oft eher nicht in der Großstadt... und die Bedingungen sind irgendwas zwischen "wirklich gut" bis "wirklich ranzig" oder "sehr basic" (=piesln auf dem Misthaufen). Meist aber nicht teuer. Dauer eben auch nicht exklusiv, also nix mit Zeug stehen lassen und so.

3) Ein irgendwie geartetes "Goodwill"-Projekt. Sei es nun ein Jugendzentrum oder eine Musician's Club oder eine sonstwie gestaltete Arbeitsgemeinschaft ... jemand (meist ein ganz kleiner Kern) steckt aus Liebe zur Musik viel Energie und Zeit (und oft auch Geld) in ein Proberaum-Haus, das Ergebnis ist dann meist ein bisschen handgedengelt aber sehr funktionabel und preislich okay - so lange die Organisatoren die Energie aufbringen, oder so lange die Stadt den Mietvertrag nicht kündigt, oder so lange da nicht dauernd eingebrochen wird, oder so lange man nicht 2 Idioten-Bands hat die sich nicht benehmen. An sowas kann/muss man festhalten so lang es geht, auch wenn vielleicht nicht alles optimal ist.

4) Die Profis. Auch hier steckt jemand dahinter, der Musik mag und meist technisch und organisatorisch fit ist. Die Räume sind im Idealfall hell und super isoliert, mit optional bereitgestellter PA und Amps und Mikros und und und, oder es sind Container-Bauten die maximal auf Effizienz getrimmt sind. Teuer sind sie alle - aber eben in der Regel auch 24/7 vom Mieter nutzbar, mit einem Sicherheitskonzept, mit einem klar geregelten Mietvertrag, etc. Wenn man sowas hat, kann man sich mit einer anderen Band (oder sogar zwei, wenn man gut organisiert ist) arrangieren und eine Untermiete aushandeln - dann kann es erträglich werden (rein finanziell).

Und die Ansprüche wandeln sich mit der Zeit - als Schüler/Student ist das Geld der Engpass, als alter Sack wie ich sagt man sich "nee in so 'nem Loch mag ich nicht spielen". Und es stimmt schon - die Frage ist immer "was sind die Alternativen", und das in jeder Hinsicht. Aus Investoren-Sicht kann ein Wohnhaus oder auch ein Self-Storage-Lager rentabler sein als ein Proberaum (auch vom Betreuungsaufwand her), und money makes the world go 'round. Die Band-Szene ist immer im Wandel, da wird aufgelöst und neu formiert, an- und abgemietet, trotz Verbots mit Bier rumgesifft oder geraucht, nicht pünktlich gezahlt ... da muss man sich schon gut überlegen, ob man sich das antut.
 
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Tja, auch in Augsburg, da wo man in den alten Industrieanlagen oder (still gelegten) Kasernen immer irgendwo ein, wenn auch nicht optimales, Plätzchen zum Proben gefunden hat, wird es enger. Die Kasernengelände werden halt für (nötigen) Wohnbau genutzt, in die Industrieanlagen sind hippe Firmen eingezogen und die gefählirchen abgerissen. Schön, dass ich zumindest noch Gelegenheit hatte, ein bisschen drin rumzustreunen...

halb OT: Was die Anlieger angeht: in einer Süddeutschen Gemeinde hab ich auch mitbekommen, dass eine Programmkneipe am Ortsrand (also gut gelegen für Lärm und Autoverkehr) sich inmitten eines Neubaugebiets wiedergefunden hat und dann ständig mit Anwohnerbeschwerden konfrontiert wurde
 
Ich finde das ehrlich gesagt total krass : Wenn ich eine Hütte baue oder beziehe, schaue ich doch in welche Ecke ich mich da begebe.
(...)
Aber scheinbar gibt es einen neuen Verstand, der so funktioniert, dass ich baue, wo ich will und alle anderen sich dann gefällgt zu verpissen haben.

halb OT: Was die Anlieger angeht: in einer Süddeutschen Gemeinde hab ich auch mitbekommen, dass eine Programmkneipe am Ortsrand (also gut gelegen für Lärm und Autoverkehr) sich inmitten eines Neubaugebiets wiedergefunden hat und dann ständig mit Anwohnerbeschwerden konfrontiert wurde

Ebenfalls halb OT, aber verdeutlicht schön, dass die Menschen durchaus diesen "neuen Verstand" haben, von dem Marc02 da spricht, auch wenn der gar nicht mehr soooo neu ist:

Das Krankenhaus, in dem ich arbeite, lag lange Jahre am absoluten Ortsrand. Drumherum befanden sich vor >30 Jahren, als es erbaut wurde, nur Felder.
Es ist ein Schwerpunktkrankenhaus der Versorgungsstufe 4+ mit einem sehr großen Einzugsgebiet, alle möglichen Notfälle werden bodengebunden oder per Hubschrauber hierher gebracht.

Auch hier entstanden im Laufe der Jahrzehnte drum herum Neubaugebiete, und naja, seit Jahren klagen immer wieder manche Anwohner dieser nachträglich entstandenen Neubaugebiete gegen die Sirenen der Notarzt- und Rettungswägen, sowie gegen das Geräusch, das der Hubschrauber erzeugt.
Ich gebe mir echt Mühe, aber ich kann die Mentalität dieser Anwohner einfach nicht kapieren. :facepalm1:

Bei Probenräumen kann ich mir durchaus vorstellen, dass da bei solchen Leuten noch weniger Akzeptanz da ist.
 
Wegen nachträglicher Anliegerbeschwerden: wer zum Stierkampf geht, sollte sich nicht wundern, dass der Stier am Ende tot ist ...
 
oder im ungenutzten Raum im Westflügel des Schlosses

Da ist auch nicht alles Gold was glänzt. Wir hatten bis vor Kurzem die Möglichkeit im DG des ehemaligen Kutschenhauses in einem Schloss in einem schönen Park zu proben. Platz ohne Ende, leider war's im Winter oft ungeheizt und daher ar...kalt. War aber definitiv besser, als jetzt ohne Proberaum. Die liegen in Aschaffenburg leider auch nicht auf der Straße...
 
Da hatten wir noch Glück. Und das ist Hamburg. Wir haben seit geraumer Zeit einen sehr geräumigen Kellerraum in einem gut erreichbaren Industriegebiet. Der ist von einigen aus der Band sogar noch aufgehübscht, ausgebaut und akustisch ein Stück weit optimiert worden. Und schlechter als in unserem letzten Raum (war ebenerdig, das war gut, hatte auch drei Fenster, aber die mußten wir aus Lärmschutzgründen zuhängen: Lüftung dadurch unmöglich) ist die Luft da auch nicht. Heizkörper gibt's keine (nehmen eh Platz weg), dafür gehen die Warmwasserzuleitungen fürs halbe Gebäude bei uns durch, und wir mußten die schon isolieren, damit es nicht zu warm wird. Die nächste Wohnung ist weit entfernt, und Schall kommt nur durch die Lichtschächte nach draußen – an einer Hauptverkehrsstraße. Doof ist nur, daß das Klo immer wieder auf einer anderen Etage im Gebäude ist und zum Gig der Sprinter nicht mehr vier Meter von der Probenraumtür entfernt steht.

Ohne unseren aktuellen Drummer, der sich in der Angelegenheit bestens auskennt und einen Riecher für sowas hat, hätten wir das nicht geschafft. Eigentlich ist der Raum auch gar nicht als Probenraum vorgesehen gewesen, war aber dafür geeignet. Der Trick war also, sich nicht nach Probenräumen umzugucken, sondern nach Leerständen aller Art, die als Probenraum nutzbar wären, zumal die auch keine typischen Probenraummieten kosten. In Gewerbegebieten findet man sowas gelegentlich.

Wir hatten bis dahin schon die wildesten Sachen an der Hand. Mal einen großen Raum, der eigentlich eine Halle war und erstmal hätte aufgeteilt werden müssen. Klang geil, gab aber im ganzen Gebäude kein Klo – darum hätten wir uns auch noch kümmern müssen, wobei zumindest wohl Anschlüsse da waren. Und die Chose hätte sich nur gelohnt, wenn wir die anderen abgeteilten Räume zuverlässig vermietet gekriegt hätten. Ein Raum war eigentlich als Lager gedacht und hatte eine so niedrige Deckenhöhe, daß nur unser Leadsänger/2. Keyboarder in dem Raum hätte aufrecht stehen können. Eine ehemalige Wäscherei hätten wir eventuell kriegen können, die stand auch zur Debatte, aber auch da gab's kein Klo, da gab's noch mehr Sanierungsbedarf als bei unserem jetzigen Raum (Eigeninitiative hat man ja bei sowas fast immer, aber bitte), und das Ding stand zwischen Wohngebäuden, wo uns das nächtliche Ausladen nach Gigs (auch mal 3, 4, 5 Uhr morgens) übelgenommen worden wäre.

Jahre zuvor hätten wir die Möglichkeit gehabt, was zu kriegen auf dem platten Land nordöstlich von Hamburg, eine Scheune, WIMRE. Wär sicherlich genial gewesen, aber für mich ohne Auto unerreichbar: Die nächste Bushaltestelle war einen ziemlichen Marsch entlang einer Landstraße ohne Randweg entfernt und wurde nur stündlich angefahren – und nachts schon mal gar nicht mehr.

Ebenfalls halb OT, aber verdeutlicht schön, dass die Menschen durchaus diesen "neuen Verstand" haben, von dem Marc02 da spricht, auch wenn der gar nicht mehr soooo neu ist:

Das Krankenhaus, in dem ich arbeite, lag lange Jahre am absoluten Ortsrand. Drumherum befanden sich vor >30 Jahren, als es erbaut wurde, nur Felder.
Es ist ein Schwerpunktkrankenhaus der Versorgungsstufe 4+ mit einem sehr großen Einzugsgebiet, alle möglichen Notfälle werden bodengebunden oder per Hubschrauber hierher gebracht.

Auch hier entstanden im Laufe der Jahrzehnte drum herum Neubaugebiete, und naja, seit Jahren klagen immer wieder manche Anwohner dieser nachträglich entstandenen Neubaugebiete gegen die Sirenen der Notarzt- und Rettungswägen, sowie gegen das Geräusch, das der Hubschrauber erzeugt.
Ich gebe mir echt Mühe, aber ich kann die Mentalität dieser Anwohner einfach nicht kapieren. :facepalm1:
Klassiker.

Eine Stadt weist ein Neubaugebiet für Einfamilien- oder Reihenhäuser aus, schön familienfreundlich, sogar bezahlbar. Das Viertel liegt direkt neben einer Bahnstrecke. Die Interessenten fahren hin, gucken sich die Gegend vielleicht fünf Minuten an, sehen auch die Bahnstrecke – zweigleisig, elektrifiziert, und wer genau hinsieht, sieht die blanken Schienenköpfe – und glauben, das sind irgendwelche alten Gleise, die längst stillgelegt sind. In besagten fünf Minuten fährt zufällig gerade mal kein Zug vorbei.

Weil heutzutage niemand mehr bei Neubauten selbst Hand anlegt, bemerken die frischgebackenen Hauseigentümer erst nach dem Einzug eines ruhigen Abends, daß die Strecke noch befahren wird. Was machen sie? Sich damit arrangieren? Nee. Sie beschweren sich bei der Stadt oder bei der Bahn über den Lärm und fordern den Bau einer Lärmschutzwand oder – weil Lärmschutzwände scheiße aussehen – die Stillegung einer Fernverkehrsmagistrale.


Martman
 
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