Arranger Keyboards gibt's von bis. Was sie alle gemeinsam haben, ist das Rhythmusgerät mit Begleitautomatik (du greifst mit der linken Hand C-E-G, und du hörst quasi eine ganze Band einen Begleitrhythmus in C-Dur spielen) und fix und fertigen Rhythmen (a.k.a. "Styles"). Gespielt werden sie meist immer gleich: Linke Hand greift den Akkord und steuert damit die Begleitautomatik, rechte Hand spielt die Melodie. Im Prinzip sind sie gedacht zum Einschalten und Losspielen und Sofort-ein-ganzes-Begleitarrangement-hinter-sich-Haben.
In den unteren und mittleren Preiskategorien haben Arranger Keyboards immer eingebaute Lautsprecher. Ab einer gewissen Preisklasse sind sie auch für Profis gedacht, die, statt das eingebaute Rhythmusgerät zu verwenden, MIDI-Files ins Gerät laden und abspielen.
Was bei Arranger Keyboards keine Rolle spielt, ist, Sounds zu bearbeiten. Das geht, wenn überhaupt, nur bei den Spitzenmodellen. Die Zielgruppe der niedrigeren Preiskategorien brauchen das nicht.
Workstations gehören dagegen schon vollumfänglich in die Klasse der Synthesizer. Sie handhaben sich auch ganz anders, weil sie für andere Zwecke gedacht sind. Ein Rhythmusgerät mit mehrspuriger Begleitautomatik und Akkorderkennung und fertigen Rhythmen gibt's nicht, ebensowenig Lautsprecher. Mit Einschalten und Losspielen ist nix.
Workstations sind für Selbstmacher. Man kann damit solo Musik machen, das hab ich selbst schon gemacht. Da ist aber Eigeninitiative gefragt. Dafür gibt's den normalerweise mindestens 16spurigen Sequencer, der häufig im Vergleich zu dem, was einem selbst Top-Arranger bieten, nochmals mächtiger ist. Aber den muß man selber befüllen. Genau dafür ist er ausgelegt. Die Workstation war ja ursprünglich dafür gedacht, daß man mit diesem einen Gerät quasi komplette Studioproduktionen fahren kann.
Weil Workstations waschechte Synthesizer sind, hat man auch fast vollen Zugriff auf die Klangerzeugung und kann Sounds tiefgreifend bearbeiten oder gar eigene bauen. Hochpreisigere Workstations haben auch eingebaute RAM-Sampleplayer, die das Laden und Abspielen eigener Samples ermöglichen; früher gab es auch welche mit vollwertigen Samplern.
Klanglich legen beide Instrumentenarten überwiegend den Fokus auf Natursounds (also vor allem nichtelektronische Klänge z. B. akustischer Instrumente wie Klavier, Streicher, Bläser usw.). Für elektronische Musik ist die Workstation deutlich besser geeignet, nicht nur wegen des mächtigeren Sequencers und der heutzutage häufig auch leistungsfähigeren Effekte, sondern wegen der tiefgreifender zu bearbeitenden Klänge. Je nach Preisklasse und Hersteller hat man teilweise sogar noch zusätzliche Syntheseverfahren zur Hand, die auch mal auf rein elektronische Synthesizersounds spezialisiert sein können.
Entsprechend sind auch die Zielgruppen und Einsatzgebiete unterschiedlich.
Die ganz teuren Arranger Keyboards sind für Alleinunterhalter. Die in niedrigeren Preisregionen sind für Hobbyisten, die "einfach ein bißchen Keyboard spielen" wollen.
Workstations werden heutzutage weit überwiegend von Keyboardern in Bands gespielt. Nur wenige, die elektronische Musik machen, verwenden Workstations, weil es dafür wiederum nochmals geeignetere Sachen gibt. Und der typische Elektroniker hat auch nicht nur das eine Keyboard, sondern haufenweise Keyboards (nur daß die dann nicht "Keyboards" genannt werden, sondern meistens "Synthesizer") und haufenweise andere elektronische Gerätschaften ohne Tastaturen. Oder sie haben gar keine Geräte mit Tastaturen und lassen alles von Sequencern machen, derweil sie an den Sounds schrauben und die Sequenzen steuern.
Martman