Das Ende der Band nach längerer Zeit - was geht euch da durch den Kopf?

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Bruellwuerfel
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Hallo zusammen

soeben habe ich folgenden "Abschiedstext" unserer Band verfasst und auf allen Netzwerken gepostet:

******************

Nach genau 5 Jahren, 122 Gigs (70 Bühnen- und 52 Guerilla Gigs), 49‘900 km on the road, 4‘200 l Benzin, 7‘050 Zuschauern, 1‘800 CD’s, 3 EP’s, 1 Album, 300 Openairbewerbungen, 0 erfolgreichen Openairbewerbungen, 5 Proberäumen, 4 Bassisten, 2 Schlagzeugern, 6 Stunden Videomaterial, 200 T-Shirts, 6‘000 Klebern, 2 Bern Rockt Partys, 5 Websiten-Neugestaltungen, 220 Bandproben, 1 Bandprobe am Meer, 2 Guerilla-Bus Umbauten, 1 Busse wegen Guerilla Gig, mehreren verbrannten Stromwandlern, 1 Polizeiunterschrift, 217 Gästebucheinträgen, 1 Gästebucheintrag von Kuno Lauener, ungezählten Onur Kebab, 1 abgefackelten Gitarre, xx Gigs ohne vernünftigem PA und Phantomspeisung, ungezählten verlorenen Kabeln, einigen zuviel mitgenommenen Kabeln, einigen gelegentlich arg mitgenommenen Bandmitgliedern, 20 mal eingehämmertem rätätäää, 4 offiziellen Bandsprachen (arabisch, hindi, serbisch, japanisch), 3 vergessenen Schlagzeugteilen, 1 mit Bier übergossenem Mischpult, 3 mehrfach mit Bier übergossenen Auto-Innenräumen, diversen mit Bier übergossenen Verstärkern, 2 Tanklastwagen Herzblut und 1 gemeinsamen Ziel geht Riddick Jones für unbestimmte Zeit in die Pause.

Danke allen, die mit uns dabei waren! Es war eine geniale Zeit, die wir alle nie vergessen werden!

Ob es eines Tages wieder weitergeht, wissen wir im Moment nicht. Nehmen wir die Zukunft, wie sie kommt.
www.riddick-jones.com

*********************

Es geht mir hier nicht um das warum und wieso, sondern darum, wie ihr euch fühlt, wenn eine langjährige und mit viel Herzblut erkämpfte Band zu Ende geht.

Leere? Das Gefühl alles hinzuschmeissen? Neustart? Sich wieder hochrappeln?

Ich für mich werde weitermachen, siehe diesen Fred: https://www.musiker-board.de/versta...er-gesucht-fuer-renommierte-pop-punkband.html Die Entwicklung der Geschichte kommt da schön zur Geltung.

Habt ihr solches auch schon erlebt?
 
Eigenschaft
 
Es ist auch die Frage warum es zuende geht. Hat der Frontman ne neue Freundin und lässt die Band hängen?
Sind alle mit ihrem Studium fertig und verteilen sich in der Welt oder führte Streit und Uneinigkeit zu einem Ende.
Oder gar "Musik ist wohl doch einfach nicht mein Ding"?

Alles bitter aber die Frage nach dem Neuanfang würde sich mir glaube ich immer stellen. Ich glaube ich habe ja auch schon die 5. oder 6. Band inzwischen.
Ich finds aber hart wenn eigentlich alles gut läuft und man es trotzdem beenden muss, etwa weil alle zum Studieren/Arbeiten woanders hin ziehen. Da ist mir ein offener Krach mit großem Knall eigentlich fast lieber.

Ich selbst hatte einmal eine "Band" die sich, nach dem sie fast nur Pläne geschmiedet hatte aufgelöst hat (Wir hatten nur einen Gig aber das war immerhin mit der geilste den ich je geben durfte :) ). War eigentlich kein Ding.
Bei ner anderen band waren die Leute gut aber die Musik nicht so - da ich die Freundschaften weiterhin pflegen konnte war auch das kein Ding.
Ne andere Band raubte mir den letzten Nerv - wieviel Geld (Proberaum, Zugfahrkarten, Neuanschaffungen) habe ich investiert und wieviel Musik kam bei raus? Wenn überhaupt mal ne Probe raus kam. Diese Band brauchte tatsächlich auch 1,5 Jahre um zu sterben. Der offizielle Gnadenschuss ist gar immernoch nicht erteilt. Ich bin schlauer und spiele nicht mehr mit jemanden in einer Band der 2-3 mal ohne die anderen zu informieren nicht zur Verabredeten Probe kommt. Das ist das Positive - ich glaube ich weiß so langsam worauf es ankommt und vielleicht klappts ja mit dem neusten Projekt :)

Vielleicht nimmst ja auch Du viel Positives mit, egal wie es endete oder wie Du Dich an die Band erinnerst. Ob sie gutes oder schlechtes Beispiel ist...

Grüße
 
Ja stimmt schon, der Grund der Auflösung spielt schon eine Rolle.

Bei uns hat eigentlich alles gepasst, aber wir haben die Band fünf Jahre lang zeitlich, finanziell und aufwandsmässig über einem langfristig vernünftigen Mass betrieben. Wir haben alles darauf gesetzt, dass die Sache irgendwann zum Selbstläufer wird und dass auch finanziell irgendwann etwas zurückkommt.

Letztlich sind wir finanziell gescheitert. Den Aufwand, den wir betrieben haben, hätten wir so längerfristig eigentlich nur noch mit Teilzeitjobs verkraften können. Dazu hätte die Band aber soviel abwerfen müssen, dass jeder von uns trotzdem genug zum Leben hat und das war nicht der Fall.

Ich sehe das wie eine neue Firma, die ein neues Produkt lanciert. Die Markteinführung ist schwierig, es braucht lange Zeit bis das Produkt bekannt ist und läuft, und diese Zeit muss man mit vielen Entbehrungen überstehen. Aber irgendwann muss das Produkt zünden, auf ewig kann man nicht vollen Aufwand zur Einführung des Produktes betreiben.

Was soll ich sagen, der Zünder ist nicht gekommen. Und wir sind alle mehr oder weniger im Burnout geendet. Finanziell, zeitlich, kräftemässig.

Aber wir haben's zumindest mit vollem Herzblut versucht.

Vielleicht nimmst ja auch Du viel Positives mit, egal wie es endete oder wie Du Dich an die Band erinnerst. Ob sie gutes oder schlechtes Beispiel ist...

Ja auf jeden Fall, ich nehme eigentlich nur positives mit :)
Und letztlich konnte ich nun auch, nicht zuletzt dank der doch schon erreichten Bekanntheit der Band, bei einer anderen Band einsteigen, die bereits "gezündet" hat. Es ist also auf jeden Fall was gutes draus geworden.

Trotzdem bleibt Wehmut... Ich weiss nicht ob es mit einer anderen band noch einmal dasselbe wird...
 
Habt ihr solches auch schon erlebt?
Anfang der 90er hat sich 'meine' damalige Band aus persönlichen Gründen dreier Mitglieder (Drums, Bass, Guitar) nach 6 Jahren aufgelöst. Der eine ging als Profi auf Europa-Tournee, der nächste zog 800km weit weg, der Dritte hatte einen Bandscheibenvorfall (= ärztliches Bühnenverbot) ...
Ich ging damals davon aus, daß ich den Erfolg und die soziale Gemeinschaft, eben das ganze Drumherum, in dieser Form nie wieder erleben werde und habe mein komplettes Equipment verkauft.

Das war rückblickend so ziemlich das Blödeste, was ich je gemacht habe ;)

2 Jahre später bin ich wieder beim Musikmachen gelandet, weitere 2 Jahre später wurde ich Profi.
Nach der "Pause" hatte ich 4 Bands ... zweimal ging ich selber (im Guten), einmal endete eine Band nach 11 Jahren (11 Jahre mit mir, insgesamt gab's die damals 20 Jahre) aus diversen Gründen, und mein aktueller Haufen ist seit 3 1/2 Jahren zusammen.

Ich weiß nicht, wie die Zukunft aussieht, aber solange ich kann (und andere wollen ;)) , werde ich in/mit Bands Musik machen.
So wie es zur Zeit aussieht, noch etliche Jahre mit meiner momentanen Band :)


Trennungen sie nie einfach ... aber sie ermöglichen Neues/Anderes.
 
Geile Band haste da am Start :great:
 
Aloah

wie geht´s denn jetzt so? Ich muß zugeben, vom Aus von Riddick Jones etwas überrascht gewesen zu sein! Ich war echt überzeugt, daß da mehr raus wird!

@Topic

irgendwie ist für mich eine Band wie eine Familie oder sowas. Da fällt es schon schwer, wenn sie sich auflöst! Klar, es gibt millionen Musiker und Bands, aber trotzdem ist es immer heftig, wenn was nach längerer Zeit zu Ende geht.

Bei mir haben Bandauflösungen immer zu Aktionismus geführt! Ich hab dann quasi sofort mit der Suche angefangen, einfach auch, weil ich mir nicht mehr vorstellen kann, nicht in einer Band zu spielen (ich mach das ja nur mein halbes Leben lang).

Wichtig finde ich, sich darüber klar zu werden, warum was nicht funktioniert hat. Eben wie nach ner gescheiterten Beziehung...
 
Eine Bandauflösung kann genauso schlimm sein und einen emotional ebenso runterziehen wie eine Trennung/Scheidung.

Die Auflösung meiner ersten (aber langjährigen und lokal recht erfolgreichen) Band ist nun schon sehr lange her - aber ich kann heute noch spüren, wie traurig ich damals war. Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Situation bzw. an die Emotion, die mich in diesem Moment überkam. Kurz nach dem Ende der Band fuhr ich mit Freunden in Urlaub. Wir tuckerten also gemütlich irgendwo auf einer spanischen Landstraße, im Radio lief plötzlich ein Song von INXS, den wir zwar nie gecovert hatten (wir spielten auch fast nur eigenes Zeug), der mich aber an meine nicht mehr existente Band erinnerte. Plötzlich hatte ich unseren Drummer vor Augen, unseren Gitarristen, die Proben und gigs, die gemeinsamen Feiern, die vielen geilen Momente, die wir zusammen erlebt hatten - und in mir stieg eine ganz tiefe Traurigkeit hoch, mein "emotionales Gedächtnis" hat dieses Gefühl bis heute gespeichert! Danach hab ich erstmal Rotz und Wasser geheult....
Wären wir zusammen geblieben... wer weiß, aus uns hätte noch viel mehr werden können, wir waren in der verschlafenen Kleinstadt, in der ich damals lebte, richtig innovativ und schrieben echt gute Songs.
Ich habe danach noch in -zig Bands gesungen, manchmal war ich nur Aushilfe, manchmal waren es feste Besetzungen. Manchmal hielten sie mehrere Jahre, meistens endeten sie durch einen Umzug, in einige Fällen aber auch wegen persönlicher Querelen unter einzelnen Bandmitgliedern oder weil man sich musikalisch nicht mehr verstand. In den meisten Fällen habe ich schnell Ersatz gefunden und die Leute oft schnell vergessen.
Nur noch zweimal gab es traurige Trennungen/Auflösungen, das waren aber wieder Bands mit besonderen musikalischen und menschlichen Konstellationen, Erlebnissen, die uns zusammengeschweißt hatten, und einer große Sympathie füreinander.
Heute lebe ich vom Singen und bin entsprechend abgeklärt - manchmal mache ich gigs mit Leuten, die ich vorher nie gesehen habe, ich habe drei verschiedene Combos, auch meine festen Musiker spielen alle noch in anderen Projekten, weil sie auch davon leben müssen. Das hat hat zwar den Vorteil, daß es kein Gezicke, keinen Größenwahn, keine Unzuverlässigkeit und ähnliches gibt, das irgendwie zu fast jeder Band gehört; aber es hat auch zur Folge, daß man sich einfach nicht so nahe steht. Man begreift sich als Kollegen, nicht als die "fünf Freunde", die wir zum Beispiel in meiner ersten Band waren.
Ich werde heute noch sentimental, wenn ich an diese Jungs denke.
 
Ja Bandauflösungen sind so ne Sache. Wobei ich es schwieriger finde, wenn man befreundet ist, als wenn man zwecksgebunden zusammenspielt.
 
In einer Band zu spielen ist wie eine Beziehung zu haben.
Man verbringt sehr viel Zeit zusammen, erlebt gemeinsam die verücktesten Sachen, geht zusammen durch Hochs und Tiefs (gute und schlechte Gigs aber auch persönliche Erlebnisse), etc.

Und wenn so etwas dann auseinander bricht ist da nie leicht (zumindest war das bei mir so).

Ich denke Nighthelper hat es am besten ausgedrückt:
Trennungen sie nie einfach ... aber sie ermöglichen Neues/Anderes.

Und genau so sollte man die Sache sehen. Wo sich eine Tür schließt öffnet sich eine andere.
 

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