Aha. Und was ist denn nun so "radikal"?
Gar nichts
Wie schon im Bericht erwähnt, hat es auch schon früher gradsaitige Flügel (z.B. von Erard, Grotrian, etc) gegeben (auch mit halbwegs "modernen" und funktionstüchtigen Mechaniken) Ich meine mich auch mal an eine Messe in Frankfurt 80er/90er zu erinnern, wo das größte Klavier ausgestellt war (auch ein gradsaitig verspanntes Instrument)
Was den Klang ansich angeht, so lässt sich ja gerade darüber immer vortrefflich streiten
Und was gibt es alles für mystische Theorien darüber, was angeblich gut oder schlecht für einen Klang ist. Das geht von offenporig furnierten Flügeldeckeln (wo sich der Schall in den Poren bricht
), bishin zu Saitenmaterialdiskussionen. Dadrin nicht enthalten noch die z.B. sehr unterschiedlichen Auffassungen über Mensuren, Stegformen usw.
Das ist auch alles richtig und wichtig. Aber letztendlich entscheidet der persönliche Geschmack des jeweils spielenden Pianisten. Und da gibt es nun mal kein richtig und kein falsch, sondern nur: Gefällt mir, oder gefällt mir nicht.
In dem verlinkten Video wird Barenboim ja auch die Frage gestellt, für welches Instrument sich Beethoven entscheiden würde. Ich glaube, dass Beethoven das sagen würde, was viele sagen und noch sagen werden. Warum sollte man etwas, was nahezu perfekt ist, ersetzen durch etwas, was schon alt ist und sich nicht bewährt hat?
Auch ich schätze Barenboim als Pianisten sehr und wenn er mit "seinem" Instrument das gefunden hat, womit er am besten sein Spiel zur Geltung bringen kann, dann ist das sicherlich für ihn persönlich ein ganz großes Geschenk. Genau wie G. Gould fast sein ganzes Leben an seinem Steinway D hing. Und das ist letztendlich das worauf es ankommt. Das bdeutet aber nicht im Umkehrschluß, dass jeder mit einem Barenboim oder mit einem Steinway gleich gut klarkommen muss.