Der Begriff ist so strittig, weil man ihn nur sehr schwer definieren kann, bzw. nicht immer ein konkretes Beispiel zur Hand geben kann.
Ich versuche es aber trotzdem, damit ihr euch ein Bild davon machen könnt, was u.U. ein Musem sein kann.
Das Musem, als kleinste musikalische Einheit, ist immer aus einem zusammenhängenden Kontext zu interpretieren. Während der Tristan-Akkord als ein Musem betrachtet werden kann, da er so "einzigartig" ist und das Stück zu dem macht was es ist, kann nicht jeder Akkord als Musem gelten, da sie oftmals austauschbar sind.
Die ersten vier Töne von Beethovens 5. Sinfonie würde ich auch als Musem begreifen. Es ist zwar auch ein Motiv, aber ist dennoch für mich in dem Gesamtzusammenhang die kleinste musikalische Einheit. Nimmt man nämlich aus dieser Tonfolge etwas weg, wird man sie nicht mehr so einfach identifizieren können. Man könnte natürlich auch noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass nur der auftaktige Rhythmus aus drei Achteln und einer Halben ein Musem darstellt. Da wäre ich mir aber nicht sicher, da man wieder die musikalische Sozialisation berücksichtigen muss, ohne die man dieses Stück nicht kennen würde.
Klingt alles ziemlich hochtrabend, aber am ehesten könnte man es als DNA der Musik beschreiben. Der kleinste Baustein, der dazu auch noch einen Sinnzusammenhang herstellt.
Um bei diesem Bild zu bleiben: Ein Atom im Körper gibt uns isoliert betrachtet keine Information über den Gesamtzusammenhang, die DNA hingegen enthält alle wichtigen Informationen in extrem komprimierter Form.