[D.I.Y.] Pickups wechseln bei einer Strat

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Hallo Leute,
schon lange denke ich darüber nach, ob ich nicht die Tonabnehmer (= Pickups, PUs,…) bei meiner Fender Mexico Standard Stratocaster im Sinne der Klangverbesserung auszutauschen. Lange habe ich mich nicht getraut, irgendwelche Änderungen an dieser Gitarre vorzunehmen, weil ja alles funktioniert und das sollte auch so bleiben. Dann habe ich ja einen Gitarrenbausatz aus der Bastelaktion hier im Board (https://www.musiker-board.de/gitarr...-valleysofneptune-baut-eine-hippie-strat.html) gewonnen. Nachdem ich daran einige Arbeiten im Zusammenhang mit der Elektronik bewältigt habe (z.B. Klinkenbuchse neu verlöten), bekam ich eine gewisse Routine und habe die Buchse meiner Fender auch schon neu eingelötet, weil am Massekabel eine kalte Lötstelle war. Jetzt möchte ich mir schon etwas mehr zutrauen und die Tonabnehmer der Strat selber auswechseln. Ich habe lange im Internet recherchiert, wie das geht und ich denke, das geht vielleicht mehreren jungen Gitarristen und Gitarristinnen so. Deshalb versuche ich hier eine kleine Do-It-Yourself-Anleitung aufzustellen, da man aus meiner Sicht eigentlich nicht viel falsch machen kann.
Zuerst aber mal zur Theorie.

Was sind Tonabnehmer?
Bei einer elektrischen Gitarre (kurz E-Gitarre) liegen die Tonabnehmer unter den Saiten und nehmen wörtlich den Ton ab. Den Begriff Tonabnehmer kennt so Mancher vielleicht von Plattenspielern, und in der Tat ist das dasselbe Prinzip. Der Ton, den die Saiten beim Schwingen erzeugen nimmt der Tonabnehmer auf und wandelt ihn in ein elektronischen Signal um. Über die weiteren Bauteile (Poti zur Lautstärke,…) kann das Signal noch „verfeinert“ werden, bis es schließlich über das Kabel zum Verstärker (= Amp, Amplifier,…) transportiert wird und dort wieder über den Lautsprecher in einen Klang, also Schallwellen umgewandelt wird. Hier jetzt zu erklären, wie ein Tonabnehmer genau funktioniert, würde viel zu weit führen und ist ja auch nicht der Sinn meines Artikels. Wer dazu aber noch mehr erfahren möchte, den möchte ich natürlich nicht im Dunkeln sitzen lassen und der-/diejenige kann z.B. hier nachsehen:
https://www.thomann.de/de/onlineexpert_31_1.html

Warum wechselt man Tonabnehmer aus?
Nunja, das kann natürlich wieder verschiedene Gründe haben. Manchmal kommt es vor, dass der Draht, mit dem der Tonabnehmer gewickelt ist reißt oder es zu anderen Defekten kommt. Sprich: Der Tonabnehmer ist kaputt. Das kommt allerdings eher selten vor und mir persönlich ist es noch nie passiert. Der Hauptgrund ist also die Veränderung des Klangs einer E-Gitarre. Man kann natürlich den Grundcharakter seiner Gitarre dadurch nicht verändern, da dieser durch das verwendete Holz, die Bauform und viele andere Faktoren bestimmt wird. Mit dem Austausch der Tonabnehmer kann man aber den Klang der Gitarre sozusagen in die gewünschte Richtung „biegen“. Die Tonabnehmer sind aktive Bauteile und haben sehr wohl Einfluss auf den Klang. Aber man sollte sich auf jeden Fall im Voraus informieren, welchen Klang man anstrebt und welche Tonabnehmer man am besten einbaut.

Viele Leute wechseln auch von Humbuckern (2 Spulen, brummfrei) auf Single Coils (1 Spule) oder umgekehrt. Das sind die beiden Grundtypen von Tonabnehmern, die sich auf dem Markt etabliert haben und in den meisten Gitarren verbaut sind. In Gibson-artigen Gitarren (z.B. Les Paul, SG, ES-335) sind meistens Humbucker verbaut, währen in den Fender-artigen Gitarren (z.B. Stratocaster, Telecaster, Jaguar) zumeist Single Coils verbaut werden. Single Coils klingen etwas klarer als Humbucker, welche dafür etwas mehr Druck im Sound haben und aufgrund der zweiten Spule nicht so sehr zum brummen neigen.

Aber nun zur Praxis. Wenn ihr die Entscheidung getroffen habt und eure Tonabnehmer bei euch sind, dann kann es im Grunde auch schon losgehen. Im Voraus sollten aber ein paar kleine Vorbereitungen getroffen werden. Es sollte z.B. das benötigte Material bereitgelegt werden. Hier eine kleine Auflistung davon:

  • die Gitarre
  • die Tonabnehmer
  • ein Lötkolben, optimal wäre eine Lötstation
  • Lötzinn
  • Lötfett
  • Ein Schraubendreher
  • Elektronikerzange (ist in vielen Fällen hilfreich)
  • Entlötpumpe
  • Baumwolltuch (oder Ähnliches)

Eine Entlötpumpe wäre sinnvoll, da man das alte Lötzinn ja schlecht abschüttelt kann. Also noch eine Entlötpumpe herrichten, falls vorhanden. Des weiteren lege ich ein Baumwolltuch dazu, das ich dann zwischen Gitarrenkorpus und Schlagbrett lege. Es kann ja mal vorkommen, dass z.B. Lötzinn vom Lötkolben fällt und das sollte möglichst nicht auf den Lack kommen. Außerdem sind manche Lötstellen scharfkantig und können den Lack verkratzen. Zur besseren Übersicht schreibe ich diese Dinge, auch wenn sie nicht zwingend notwendig sind mal oben dazu.

Wenn diese Sachen jetzt bereitliegen, dann kann es also auch schon los gehen. Zuerst entspanne ich die Saiten, weil ich sie gerne drauflassen würde. Auch das ist nicht zwingend notwendig, aber ich tu mich halt dann später leichter, wenn ich das Schlagbrett (= Pickguard) abnehmen will. Als nächstes löse ich die Schrauben, die das Pickguard mit dem Gitarrenkorpus verbinden. Ach was, ich schraub die Buchse auch schnell raus und löte sie ab, damit ich dem ewigen Gefrimel entgehe, wenn ich das Schlagbrett nicht ganz von der Gitarre abnehmen kann. Jetzt wo das Schlagbrett unten ist, löte ich alle Tonabnehmer raus. Vorsicht!! Man sollte sich vorher vergewissern, dass bei den neuen Tonabnehmern ein Schaltplan beiliegt, damit man nachher weiß, welches Kabel wohin muss!!

Beim löten sollte man aufpassen, dass man den Lötkolben nicht zu lange am Stück an eine Lötstelle hält, da sonst die Isolierungen der Kabel wegschmoren. Darauf sollte man generell aber auch Acht geben.

Wenn die Tonabnehmer draußen sind, kann man, in dem Falle, dass man sich wieder für Single Coils entscheidet, die Neuen einfach wieder so reinlöten, wie die Alten drin waren. Ansonsten wird man einen geeigneten Schaltplan suchen müssen. Diese findet man z.B. bei Seymour Duncan.

Fazit: Man muss sich einfach nur trauen. Ich wollte ja wie gesagt schon vor langer Zeit neue Tonabnehmer, aber ich hab mich an meine Hauptgitarre einfach nicht rangetraut. Also traut euch einfach! Wenn ihr löten könnt, könnt ihr eigentlich nichts falsch machen. Wenn ihr es nicht könnt, dann würde ich es erst einmal woanders versuchen. Tipps und Tricks zum löten findet ihr im Netz zu genüge und daher denke ich, dass ich darauf nicht näher eingehen muss.

Ich konnte leider keine Bilder vom Pick Up Tausch bei der Fender machen. Ich hab aber noch die Gitarre aus der Bastelaktion, welche jetzt die Tonabnehmer der Fender bekommen soll. Davon werde ich später, wenn ich das erledigt habe noch Bilder einstellen.

lg
ValleysOfNeptune
 
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So, hier ein kleiner Nachtrag mit Bildern ;)

Als erstes musste ich bei der Purple Haze natürlich auch das Schlagbrett entfernen. Das gestaltete sich gar nicht so einfach, weil man bei dieser Gitarre immer den Hals abnehmen muss, damit man das Schlagbrett runter bekommt. Das ist sowas von lästig. Bei der Fender muss man das nämlich nicht. Aber na gut, es hilft ja alles nichts...

Aber erstmal den Arbeitsplatz bereit machen:
IMGP0001.jpg

Dann wurde das besagte Schlagbrett nach abnehmen des Halses abgeschraubt:
IMGP0002.jpg

Dann konnte es also auch schon losgehen. Zuerst öffnete ich die Lötstellen am Schalter (also die, an denen die Kabel der Tonabnehmer mit dem Schalter verbunden sind) und die Erdungskabel der Tonabnehmer, welche am Gehäuse eines Tone-Potis verlötet waren:
IMGP0003.jpg IMGP0004.jpg

Dann wurden die Tonabnehmer einfach vom Schlagbrett geschraubt. Als ich die Fender Tonabnehmer einbauen wollte (die, die ich gestern aus der Mexico Standard Strat ausgebaut habe), fiel mir auf, dass die Bohrlöcher für die Verstellschrauben zu klein waren. Die Schrauben, der alten Tonabnehmer passten aber auch nicht in die Gewinde der Fendertonabnehmer. Also musste ich die Löcher aufbohren. Das ist auch der Grund, warum ich das Schlagbrett ganz von der Gitarre trennen musste. Anschließend hab ich die neuen Tonabnehmer wieder auf das Schlagbrett geschraubt.
IMGP0006.jpgIMGP0007.jpg

Dann konnte es wieder weitergehen. Die Kabel mussten nun nur wieder, wie die vorherigen verlötet werden.

IMGP0008.jpg IMGP0009.jpg

Dann konnte ich das Schlagbrett wieder montieren und die Gitarre ist nun fertig! :great:

IMGP0010.jpg IMGP0011.jpg

Vielen Dank für's lesen :great:

lg
ValleysOfNeptune
 
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nur als Tipp für die Zukunft: Lötfett enthält Säuren und muss nach dem Löten sehr gut weggewaschen werden. Das machen viele natürlich nicht und geht auch schlecht, weil es flüssig tief in die Litzen hinein fließt... ist auch nicht wirklich wild, aber nach vielen, vielen, vielen Jahren gibts dann unschöne Korrosion in den Kabeln und an den Lötstellen.

Ideal ist hier Kolophonium als Flussmittel - es hat bessere Fließeigenschaften und die Leitungen korrodieren nicht. Im Gegenteil, sie werden sogar von diesem Harz ummantelt und geschützt.

Kolophonium ist heute etwas seltener in den Lötabteilungen vertreten, aber wir Musiker finden es immernoch in der Geigenabteilung. Das Billigste reicht dafür vollkommen aus.
 
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Okay, das wusste ich jetzt nicht :gruebel:
Ich werd nächstes mal dran denken. Aber die geringen Mengen an Lötfett, die ich verwende, verdampfen meistens sowieso wärend des Lötens.
Danke für deine Antwort :great:

lg
V.O.N.
 
Enthalten eigentlich alle Lötfette Säuren?
Im Internet hab ich ein wenig recherchiert und stand, dass die zum Feinlöten keine Säuren enthalten. Ich persönlich verwende ein altes Lötfett von Hasde, das bestimmt schon älter als ich selbst bin ist.
Weißt du da was genaueres? Manche sagen ja auch, dass Lötfett säurefrei sein muss...

Ich meine, das Zeug, das ich da zum löten verwende ist eigentlich schon höherwertig. Sprich: gutes Lötzinn, das schnell zerfließt oder eine Lötstation von Weller.
 
Warum nimmst du nicht 1mm Lötzinn, dass schon Flussmittel enthält.

Wenn man sich hier durchliest, denkt man ihr lötet im Mittelalter ...;)

EDIT: Ich sehe grade, Du hast sogar ne Weller Lötstation....Das beste wo gibt.....
Ist Dein Lötzinn was ich sehe ohne Flussmittel?.....Da ist nämlich normalerweise Kolophonium drinnen.
 
Beim nächsten mal kannst du auch die Federn des Tremmolos lösen und dann die Schrauben auf der Vorderseite entfernen, da sind alle 6 Saiten da wo sie hingehören und beim zusammenbau hast du oft die Chance dass das Tuning noch ganz gut passt.

Dein Problem mit dem Pickguard würde mich so nerven das ich im montiertem Zustand am Griffbrett nachzeichnen und dann die Feile ansetzen würde damit der Hals da bleiben kann wo er hingehört.
Ein zuoftes lösen der Halsschrauben kann auch schnell Schäden hinterlassen.
 
Warum nimmst du nicht 1mm Lötzinn, dass schon Flussmittel enthält.

Wenn man sich hier durchliest, denkt man ihr lötet im Mittelalter ...;)

EDIT: Ich sehe grade, Du hast sogar ne Weller Lötstation....Das beste wo gibt.....
Ist Dein Lötzinn was ich sehe ohne Flussmittel?.....Da ist nämlich normalerweise Kolophonium drinnen.

Ja es ist schon Kolophinum drin, aber irgendwie hält das Lötzinn ohne Fett nicht an den Ösen und Litzen.

Die Lötstation gehört meinem Pa und ist schon uralt. Hat leider nur 50 Watt und um die Erdungskabel ans Potigehäuse zu löten musste ich schon härtere Geschütze auffahren.
 
Egal, für so ne schöne Anleitung, gerade für Newbies, gibt es Kekse ! :great:

Gruß
Sash
 

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