[Effekt] Crazy Tube Circuits - Unobtanium RAW

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Mit etwas Zeit zwischen den Jahren, beschäftige ich mich in diesem Review mit dem Unobtanium RAW der Jungs aus Griechenland (Crazy Tube Circuits) ...


Zuerst das bereits etwas länger auf dem Markt befindliche Unobtanium ...

Bildschirmfoto 2024-12-27 um 11.45.48.png


Wie der Nachfolger auch, hat es eine Klon-Style Seite (rechts) und eine Dumble-Style Seite links. Beiden gemeinsam ist der passive Loop den man nutzen kann, um weitere Pedale zwischen FX-Simulation = Klon und Amp Simulation = Dumble einzuschleifen. Dies kann besonders dann Sinn machen, wenn man den Klon primär als Boost verwendet.

Während wir beim Unobatanium nicht genau wissen, was der Mod Schalter der Klon Seite bewirkt, haben sie beim Unobtanium RAW ein paar alte - Neudeutsch "New Old Stock" - Mullard/Valvo OC45 Germanium Transistoren aus den Sixties aufgetan und verbaut. Relevant für einen guten Klon Clone ist laut Dan von der Pedal Show auch der Buffer des Klon, der entsprechend "aufholen" kann, was Pedale vorher verloren haben. Das habe ich auch probiert, denn Boss ist ja nicht unbedingt für "neutralen" Bypass bekannt - aber ausgeschaltet als EQ bei mir vorne in der Kette. Ohne Buffer am Klon kommt ein weniger aufgeräumtes Signal am Verstärker an. Mit Buffer entspricht es +/- dem Signal welches ich bekomme, wenn nur das Unabtanum vor dem Amp hängt - ich also EQ und Vibe aus der Kette nehme. Eine extra Aufnahme habe ich dazu nicht gemacht. Das YouTube Video am Ende ist aber mit Unobtanium pur entstanden. P.S. das Klon Original liegt bei Reverb gerne mal bei ca. 5000 $ und ist damit für die meisten von uns genauso wenig erreichbar, wie ein Dumble. Gebaut wurden ca. 8000 Klon Centaur (so der volle Name). Bereits bei Markteinführung waren die Dinger knapp, denn durch die Bauzeit von 12-14 Wochen (nach Bestellung), konnte die Nachfrage nicht bedient werden.

Dann hätten wir noch die Dumble Seite des Pedals im Angebot. Da Dumble ja seine Verstärker den jeweiligen Spielern auf den Leib geschnitzt hat, ist aus meiner Sicht die Referenz recht schwer festzulegen. Insofern würde ich schlicht ein paar Charakterzüge benennen, die ich als "Dumbleesque" bezeichnen würde. Headroom, Punch und wenn wir denn in den Drive kommen, bleiben die deutlich zu hörenden Höhen trotzdem angenehm. Ich besitze ja einen TwoRock, der auch grob aus der Ecke kommt. Und in diesem Postleitzahlgebiet liegt das Unobtanium auch. Straff mit Durchsetzungskraft. Die RAW Version entspricht grundsätzlich eher dem Rock Setting eines Dumble (Blues/Rock) - das normale Unobtanium ist da wohl etwas zahmer (Jazz/Blues). Im Klartext bedeutet dies auch, dass beide Seiten deutlich Zerre liefern können. Inwieweit man sie dann "stapeln" mag - und aus welcher Pedalhälfte die Zerre kommen soll - bleibt dem persönlichen Zielsound (Gain-Level) überlassen.

Et Voila .. Unobtanium RAW

Bildschirmfoto 2024-12-27 um 11.45.08.png



Bildschirmfoto 2024-12-27 um 11.45.17.png


So weit zum Vorgeplänkel ... bis auf ... mit den Aufnahmen wollte ich nicht unbedingt Musik machen, sondern möglichst einen Hinweis geben, in welche Richtung sich der Sound entwickelt, wenn man in eine der 4 Hauptrichtungen läuft. Da liegen aber noch ganz viele Geschmacksrichtungen dazwischen, denn alleine an diesem Pedal kann man sich ne Weile austoben. Ja, es ist analog und daher lassen sich eben nicht X Sounds per Knopfdruck abrufen. Cool wäre das aber schon! (Vielleicht die mechanische Version des Midi - aka Neil Youngs Steuereinheit für seinen Tweed - Whizzer)

Zuerst ein Hinweis, wie der Amp eingestellt war und wie aufgenommen wurde. Fender Deluxe Reverb RI (in Head umgebaut) an einer Kammler 4x10 (Gold Bulldog) Box mit Lewitt Mikrofon in UA Apollo und Luna. Reduzieren ich den Sound aus den Monitoren (Focal) um die Wucht der 4x10 im Raum, so lande ich +/- bei einem vergleichbaren Sound, ohne am Computer nachgebessert zu haben. P.S. Clean habe ich 3dB angehoben, damit ihr nicht aus versehen den Kopfhörer zu laut dreht :)

01_Amp Setting.jpg



Akkord und ein paar Noten zum Grundklang ...




02_Room Setting.jpg



Hier nun die Riff/Rhythmus Kombi, die uns durch alle Soundbeispiele begleiten wird. Ich habe versucht im Fundus einen Ausschnitt zu finden, der Fläche/Einzeltöne als auch Bass/Treble Anteile enthält. Gespielt - und daher nicht 100% identisch - sind sie jeweils in den entsprechenden Pedal Einstellungen. Was ich hier bemerkenswert finde, ist das ich schon das Gefühl hatte der Sound wirkt auch auf mich zurück. Den Clean Part habe ich als "anstrengend" empfunden, beim Versuch da etwas VOL raus zu quetschen und "Lücken" mit Fläche zu füllen. Da war dann später die Anschlaghand deutlich entspannter unterwegs.

Anmerkung: Alle Beispiele sind gespielt mit einer Fender Stratocaster (MB Greg Fessler). In allen Beispielen ist zuerst ein Durchgang mit dem Halspickup, dann einer mit dem Steg - also den beiden am weitesten voneinander entfernt liegenden Sounds.

Das Riff in Clean ... (3 dB lauter in der Software)






Dumble Clean'isch

Beim Spielen habe ich ein sehr "straffes Spielgefühl" wahrgenommen und einiges in Bezug auf Dynamik, die fast explodiert, wenn man zu fest hinlangt. Es klingt nach reichlich Headroom und der Sound hat im Raum eine ziemliche Macht entfaltet. Das Pedal arbeitet intern mit 18 V (verträgt aber nur 9V Versorgung !!!) und hat so durchaus einiges an Headroom im Angebot. Der Emphasis Regler greift vor der Gain Stufe, der Tone bestimmt den Treble Anteil hinter der Drive-Section.

03_Dumble_Clean.jpg








Dumble Rock'isch

Grade im Vergleich zur Klon Seite des Pedals nehme ich beim Spielen "mehr Amp Vibes" wahr. Damit meine ich ein Signal, welches irgendwie an mehreren Stellen aufbricht, also nicht "Vorstufen geformt" klingt. Bei Vorstufe/FX Pedal nehme ich öfters einen "Tunnel" wahr, in dem sich der Drive/die Zerre abspielt. Sie haben es für mich sehr gut hinbekommen ein "Pumpen" bei Belastung mit rein zu bekommen, als würde da eine Last mit dem Ausgangsübertrager kämpfen. Es fühlt sich in der Tat "Amp like" an und gibt einem etwas mehr zum "rein legen", obwohl es in Summe doch sehr knackig bleibt.

04_Dumble Drive.jpg






Klon Boost'isch ...

Zumindest am Clean eingestellten Verstärker wirkt der Boost in meinen Ohren etwas "enger" als wenn man den Dumble im Clean mit mehr VOL lässt. Es kommt also durchaus eine eigene "Marke" durch. Zwar nicht nervig, aber doch auch ein wenig spitzer in den Höhen. Der Sound bleibt tight. Das sieht man auch an den Kurven im Recording, die beim Amp Vol weniger gradlinig sind und immer mal leichte "Franseln" haben. In letzter Konsequenz lassen sich aber beide fast in die gleiche Richtung bringen und es ist eine Frage des Geschmacks - bzw. der weiteren Einbindung in die Signalkette. Da man ja durchaus spielen kann und mal die Dumble Seite als Overdrive nimmt und mit dem Klon als Boost anfährt ... over vice versa rangeht und sich die Zerre aus dem Klon holt, während der Amp seinen Headroom nutzen kann um "laut und mächtig" zu machen. Your Choice ...

ICH - am Neck wäre der Klon der Boost meiner Wahl, da er den Sound besser zusammen hält. Am Steg gewinnt für mich der Dumble, weil er bei allen Höhen ein wenig "rund" drin lässt.

05_Klon Boost.jpg







Klon Drive'isch ...

Der Klon kann aber auch gut den Sound des Clean Amp (also nur den Fender) in die Zerre bringen. Dabei kommt ihm eine Eigenschaft, die auch das Original auszeichnet, zu Gute. Je mehr Gain man eindreht, umso größer wird der Anteil den Signals (Tief/Hoch), welches an der Gainstufe vorbei geschoben wird. Auf diese Weise bleibt auch das Signal mit Zerre recht klar und schiebt gnadenlos durch den Mix.

06_Klon Drive.jpg







Dumble meets Klon ...

Wie ja schon erwähnt, könnte man zwischen den Pedal-Hälften auch noch mal ausbrechen und per Loop weitere Pedale" vor den Amp" nehmen. Für die gemeinsame Betrachtung habe ich das Gain am Dumble wieder auf das Niveau des Dumble Clean Beispiels eingestellt, aber den VOL deutlich zurück genommen, da ja durch den Klon ein "heißeres" Signal anrückt. Im Raum und im Pegel der DAW ist das dann in Summe vergleichbar mit den anderen Beispielen. Es wurde ab dem ersten eingeschalteten Pedal in keinem Soundfile einen DAW VOL Anpassung vorgenommen.

Ohne Kontext wäre mir das übrigens etwas zu aggressiv. Aber wie wir später im Video hören werden, fügt es sich mit Backing Track recht gut in den Mix.

Wie wir ganz am Anfang gut hören können, sind wir jetzt auch schon bei einer guten Grundmenge an Nebengeräuschen angelangt. Auch da hört man direkt die sich stapelnde Menge Gain. Ihr könnt die anderen Beispiele dagegen noch mal vergleichen.

Am Ende des Beispiels ist noch mal der Halspickup zu hören. Zuerst bei komplett zu gedrehten Tone (Hi Eric :) ) .. dann wieder offen.

Auch an diesem Ende der "(Ton)Welt" bleibt eine Grundstruktur im Sound erhalten und es säuft nicht ab. Trotzdem ist aber im Sinne "Zerfleddert" ganz gut was los, abseits der eigentlichen Noten. Vergleicht man die Höhen - im Beispiel prominenter als der Bass - so merkt man in der Kombination deutlich den vom Klon an der Zerre vorbei geschobenen Anteil. Was vorher beim Dumble pur noch etwas runder war, erreicht hier die "Schmerzgrenze".

07_Dumble_Klon.jpg






Im Kontext ... Dumble und Klon Seite aktiv ...

Ich hatte ja eingeleitet, dass ich eher den Reglern als der musikalischen Höchstleistung hinterhergelaufen bin. Daher hier noch mal ein Solo mit dem von Gerd gewählten Sound in der Kombination Dumble und Klon. Das Ganze garniert mit einem Backing Track, der erkennen lässt, wie gut sich der Sound in den Kontext einbettet. Im Mix konnte ich ihn sehr gut hörbar machen, ohne andere Instrumente nur zu "übertünchen". Was sonst so von der Band gespielt wird, bleibt gut hörbar.


View: https://youtu.be/NhPYAG_3R9A


Fazit ...

Besonders nach unserem Studio Aufenthalt suche und spiele ich derzeit gerne Sounds, die mir alleine vielleicht gar nicht mal so viel Spaß machen, von denen ich aber überzeugt bin zu jeder Zeit gehört zu werden, ohne es nur über Lautstärke machen zu müssen, oder massiv in den Gefilden der Jungs zu wildern. Da passt mir die Kombi sehr gut ins Konzept und ich denke jeder Blues Jam wäre vor dem Hausamp auch gut zu überleben - sofern die Kiste ein wenig Reverb hat.

Braucht man für lange Töne reichlich Sustain, so sollte man vielleicht noch nachhelfen und z.B. die Dumble Seite in Clean belassen und einen Boss BluesDriver in den Loop nehmen. Das wäre dann also Dumble als Clean Boost vor dem Amp, der BluesDriver als "Sustainer" und alternativ den Klon als "knackiger/knurriger" Drive und härterem Rhythmus Sound. P.S. Warum Loop? Wer gut aufgepasst hat, kennt meine Begründung :) ... ich möchte den Buffer vom Klon nutzen 👍.

Ich bin jetzt also immer noch ein wenig an der Oberfläche und man könnte sowohl weitere Extreme probieren, als auch sich um die Nachkommastelle bei meinen Sounds kümmern. Definitiv kein "One Trick Pony", sondern anhaltende Motivation für Sound-Tüfteln. Bei den meisten Stand Alone Pedalen sind meine Einstellung in kurzer Zeit recht fix. Das Pedal hat eine zugewiesene Aufgabe ... peng ... An der Stelle bin ich beim Unobtanium noch lange nicht. Zu spannend ist die Interaktion der beiden Seiten.

Komplett falsch abbiegen kann man aber auch nicht ... eigentlich kommt immer was brauchbares raus. Nicht aufgenommen - aber ne Woche vorher ausgiebig gespielt - habe ich meine Yamaha Revstar mit P90 durch den TwoRock in Clean. (Gain und Master sahen ein wenig so aus wie VOL und Gain beim letzten Bild auf der Dumble Seite). Per Boss EQ ein wenig Bass ganz am Anfang der Kette rausgenommen, war ich in Verbindung mit dem Klon bei einem maximal knackigen Rockbrett. Die Les Paul musste zumindest am Hals auch ein wenig "abspecken" ... allerdings gefallen mir da die Sounds am Steg - sowohl am Fender, als auch am TwoRock - mit dem Unobtanium richtig gut.

Und ja, irgendwo zwischen heftigem Blues Crunch und massiven Rock Sound ist dann beim Pedal - aus meiner Sicht - auch Ende Gelände ... zumindest aus eigenem Antrieb und ohne einen bereits zerrenden Verstärker anzublasen. Da gäbe es also noch einiges zu probieren, genug Amp Sounds (mit Vorstufen oder Enstufenzerre nach Wahl) hätte ich ja im Haus. Mal schauen wann mich der Schalk treibt - ich würde im "Überlebensfall" dann hier berichten ...

Gruß
Martin
 
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Sehr schöne und ausführliche Beschreibung, danke
 
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