Cover vs Nachspielen

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Ted Raven
Ted Raven
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Hallo miteinander,

in einem anderen Thread hat sich herauskristallisiert, dass eine "Coverband" nicht covern sondern nachspielen will. Das bietet IMO Diskussionsstoff, dem ich einen eigenen Thread widmen möchte.

Ich erlaube mir, mich selbst zu zitieren:

"Hier geht es [...] offensichtlich nicht ums Covern sonder ums Nachspielen. Das ist ein deutlicher Unterschied.

Wenn man wirklich klingen will, wie das Original kommt es allerdings auf das Gehör des Musikers an. Wenn er (verständlicherweise) erst zufrieden ist, wenn es 1:1 klingt, dann soll er das auch so umsetzen, ansonsten müsste er sich mangelndes Engagement vorwerfen lassen. Denn Musiker findet man nicht nur auf der Bühne sondern auch im Publikum, die hören den Unterschied.

Dennoch würde ich eher einen DJ engagieren als ein Stück Nachzuspielen. Für mich ist die Nachspielerei kaum anders als mit der Kreativität anderer Leute Geld zu verdienen. [...]"

Meine Grundaussage liegt im letzten Satz.

Hier noch ein Zitat von RF-Musiker:
Wenn man einen Synthesizer kauft und die dortigen Presetsounds nutzt, verdient man auch mit der Kreativität anderer Leute Geld. Was nun?
Diesen Vergleich halte ich für extrem weit an den Haaren herbeigezogen. Denn wenn man irgendein Instrument spielt, nutzt man ebenfalls die Kreativität des Instrumentenerfinders. Dennoch ist es von den Erfindern durchaus gewollt, dass deren Instrumente von anderen Musikern eingesetzt werden um darauf kreativ zu sein. So könnte man auch argumentieren, dass Rennfahrer sich an der Kreativität von Carl Benz bereichern.
 
Eigenschaft
 
Man profitiert auch von der Kreativität desjenigen, der das Instrument erfunden/entwickelt hat. Wo will man eine Grenze ziehen, wieviel "fremdgenutzte Kreativität" ok oder verwerflich ist?
 
Viele der großen Musiker, oder Bands, sind doch erst durch Coverversionen bekannt geworden und viele Cover klingen durchaus anders, als das Original. Beispiele wären Joe Cocker, oder Manfred Mann. Man kann auch beim "Nachspielen" viele eigene Kreativität zeigen. Ich sehe das eher als eine Homage an das Original.

Grüße
Dennis
 
Na und? Wo ist das Problem? Macht jedes Symphonieorchester so.
Ja natürlich macht das jedes Symphonieorchester so, denn Symphonien sind genau dafür geschrieben. Eine Symphonie kann wohl kaum vom Komponisten alleine gespielt werden. Wenn allerdings die Mitglieder einer Band - nennen wir sie XYZ-Band - ein Stück komponieren, dann ist der Sinn der Sache, dass dieses Stück von XYZ-Band gespielt wird und nicht von irgendeiner anderen.

Man profitiert auch von der Kreativität desjenigen, der das Instrument erfunden/entwickelt hat. Wo will man eine Grenze ziehen, wieviel "fremdgenutzte Kreativität" ok oder verwerflich ist?
Das habe ich im Eingangsbeitrag schon geschrieben. Nochmal: Ein Musikinstrument wird entwickelt um von verschiedenen, möglichst vielen Musikern gespielt zu werden. Eine Eigenkomposition ist nicht dafür gedacht. Genau da ist die Grenze zu ziehen.

Viele der großen Musiker, oder Bands, sind doch erst durch Coverversionen bekannt geworden und viele Cover klingen durchaus anders, als das Original. Beispiele wären Joe Cocker, oder Manfred Mann. Man kann auch beim "Nachspielen" viele eigene Kreativität zeigen. Ich sehe das eher als eine Homage an das Original.
Ja, die genannten Musiker haben auch wirklich gecovert (eigene Kreativität eingebracht) und das Original aufgewertet - oder auch entwertet. Das ist eben nicht bloßes Nachspielen.
 
Kommt mir das nur so vor oder bist Du da ein wenig erbsenzählerisch? Mach doch für Dich, was Du vertreten kannst und laß alle anderen machen, was sie wollen.
 
Kommt mir das nur so vor oder bist Du da ein wenig erbsenzählerisch? Mach doch für Dich, was Du vertreten kannst und laß alle anderen machen, was sie wollen.
Du findest also, dass nicht darüber diskutiert werden soll? Ist dies ein Diskussionforum?
 
Ich finde, daß ich nicht mit mehr Dir diskutieren möchte und deshalb hier meine Klappe halte. Tschüß
 
So, jetzt werd ich auch mal meinen Senf dazugeben: :rolleyes:

"Hier geht es [...] offensichtlich nicht ums Covern sonder ums Nachspielen. Das ist ein deutlicher Unterschied. [...]"

Also für mich ist der Unterschied der beiden Worte eigentlich nur, dass das eine Deutsch und das andere Englisch ist... ;) Aber ich weiß was du meinst! :great: Ich würde eher Covern und Nachspielen gleichsetzen. Das andere würde ich eher als eine eigene Interpretation eines bekannten Songs bezeichnen. Aber das ist ja jetzt mal wurscht, wie man das nennt. :D

Diesen Vergleich halte ich für extrem weit an den Haaren herbeigezogen. Denn wenn man irgendein Instrument spielt, nutzt man ebenfalls die Kreativität des Instrumentenerfinders. Dennoch ist es von den Erfindern durchaus gewollt, dass deren Instrumente von anderen Musikern eingesetzt werden um darauf kreativ zu sein. So könnte man auch argumentieren, dass Rennfahrer sich an der Kreativität von Carl Benz bereichern.

Das was du da sagst ist sehr patriotisch ausgedrückt... Ich würde eher sagen, dass Produkte (jawohl da gehören auch Instrumente dazu!) gebaut/erzeugt werden um verkauft zu werden und somit dem Erfinder/Hersteller Geld in die Kasse zu schaufeln. Tja, so isses... Geld regiert die Welt... ;)

Jetzt könnte man (in diesem Fall ich :rolleyes:) dann im weiteren Sinne hergehen und behaupten, dass Songs, die professionell produziert, auf CD gepresst und danach zum Verkauf angeboten werden auch dazu da sind, um Geld in die Kasse der Erfinder (=Komponisten)/Hersteller (=Plattenfirma) zu schaufeln. Somit könnte man (was ich jetzt auch tue...) Songs auch als "Produkt" bezeichnen, wodurch sich wieder der Unterschied zu einem materiellen Produkt (Musikinstrument, Auto) in diesem Fall ziemlich in Luft auflösen würde...

Wenn allerdings die Mitglieder einer Band - nennen wir sie XYZ-Band - ein Stück komponieren, dann ist der Sinn der Sache, dass dieses Stück von XYZ-Band gespielt wird und nicht von irgendeiner anderen.

Das habe ich im Eingangsbeitrag schon geschrieben. Nochmal: Ein Musikinstrument wird entwickelt um von verschiedenen, möglichst vielen Musikern gespielt zu werden. Eine Eigenkomposition ist nicht dafür gedacht. Genau da ist die Grenze zu ziehen.

Erzähl das mal dem Komponisten, der reich wird dadurch, dass seine Songs von jeder Bierzelt-Lustig-Samma-Wo-sind-die-Hände-Band auf der ganzen Welt gecovert, bzw. nachgespielt wird. Er wird dir vielleicht kurz zuhören, bevor er sich wortlos wieder umdreht um seine Tantiemen zu zählen. ;)

Unterm Strich gilt für mich folgendes: Beides ist OK! Es gibt sehr viele Musiker, die wahre Künstler auf ihrem Instrument sind, aber es einfach nicht schaffen, irgendwelche Songs, oder neue Arrangements für bekannte Songs zu schreiben. Ist dieser Musiker, dann in deinen Augen ein kreatives Nichts? Warum darf er dann nicht einfach das spielen, was sich in diesem Song schon bewährt hat?

Auf der anderen Seite gibt es wieder Musiker, die ein tolles Talent haben, Songs auf eine eigene Art und Weise drüberzubringen. Manchmal hat man damit auch Erfolg, manchmal bleit das Original einfach besser...

Und zu guter letzt darf man auch nicht vergessen, was das Publikum will! Es gibt durchaus Veranstaltungen, an denen das Publikum vertraute Songs in vertrauter Art und Weise hören will! Und warum sollte ein Musiker sich davor scheuen, dem Publikum das zu geben, was es will? Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden! :)
 
Ich versuch's mal so:

Durch 1:1 "nachspielen" von Songs lernt man eine Menge, kann durchaus das Publikum erfreuen, kann auch vernünftige Musik machen. Man kann schön tüfteln (was machen die da im Original eigentlich), seinen Fortschritt messen (klingt's so wie auf der CD) und kriegt vernünftige Ergebnisse hin, die gefallen.

Ein "Cover" hingegen kann ja tendenziell schon den Charakter des Stücks deutlich verändern (rein rechtlich schon im Sinne einer Bearbeitung), oft eben mehr nach dem Künstler bzw. der Band klingen, die das Stück da covern, als nach dem Original. Auch das ist nett und kann super sein - wenn der Künstler oder die Band eben eine Persönlichkeit haben, die sie auf den Song stempeln können.

Nimm mal so ein Mitgröhl-Party-Lied wie "Sweet Home Alabama" - da erwartet man von einer Coverband doch ein Cover mit passenden Gitarrenriffs/Licks, Pianosolo, etc., keine Swing- oder Core-Coverversion, also eher was "nachgespieltes". Da braucht's schon einen Kid Rock, der das Stück mit anderen Elementen verwurschtelt und ein "All Summer Long" draus bastelt, um da rauszukommen.

Andererseits gibt's auch so dankbare "Knockin' on Heaven's Door", das es rockig von Paul McCartney / Guns&Roses, eher als Reggae von Eric Clapton usw usw usw gibt - das Stück ist auch so schön simpel und langsam, da kann man leicht eine eigene Note reinbringen.

Ergo nehme ich ein "Cover" also eher Bands/Künstlern ab, die sich schon irgendwo "bewiesen" haben und ein Stück dann eben auf ihre ganz ureigene Art machen. Gutes Beispiel für mich ist da z.B. Johnny Cash auf den American Recordings mit Hurt (Nine Inch Nails), One (U2) oder auch Won't Back Down (Tom Petty) - die Stücke hätten auch allesamt von ihm sein können, so sehr klingen sie nach Cash.

Wenn jetzt Matze Hintertür und Paule Paschulke aus Hintedimpfelmöselshausen ein geiles eigenes Cover von Metallica's Nothing Else Matters im Swing-mit-Fusion-Elementen-Stil machen, dann ist das vielleicht musikalisch super, wird aber beim Konzert kaum wen interessieren. Wenn Hintertür/Paschulke aber in einer lokar sehr erfolgreichen Swing-mit-Fusion-Elementen-Band spielen und auch mal Nothing Else Matters covern, dann vielleicht schon.
 
Einen Unterschied zwischen den beiden Begriffen "Covern" und "Nachspielen" sehe ich nicht und hat mich auch noch nie interessiert. Sagen wir doch lieber 1:1 oder Interpretation eines Songs, denn darum geht es hier doch im Grunde. Eine reine Übersetzung des englischen Begriff kann für beides angewandt werden.

Das zweite, was Du noch anführst, ist die Nutzung eines Sounds, den jemand z.B. für eine Workstation programmiert oder gesampelt hat.
In beiden Fällen nutze ich Material, wo andere Leute Arbeit reingesteckt haben. Warum nicht. Beides ist erst einmal legitim. Die Sounds sind meistens nicht urheberrechtlich geschützt, sondern können frei verwendet werden, die Nutzungs-Rechte hab ich mit dem Erwerb des Keyboards erworben.
Bei einem Song ist das nicht so, unabhängig, wie originalgetreu oder auch nicht ich ihn aufführe.

Wie sieht's denn in der Praxis aus?

Manche versuchen mehr oder weniger gut, Songs 1:1 zu covern, manche verändern sie bewusst durch eigene Interpretation. Genauso ist das mit den Sounds.
Viele Workstations beinhalten sogar Sounds, die an einen bestimmten Song angelegt sind. Nichts ist naheliegender als diesen auch zu verwenden, ob ich 1:1 cover oder interpretiere. Wenn mir danach ist, verändere ich ihn oder wähle einen anderen Sound. Gerade beim PC3 gibt es sehr viele songspezifische Sounds und Setups. Einige verwende ich exakt für diese Songs, bei anderen wähle ich andere Sounds, weil sie mir vielleicht besser gefallen, weil ich finde, dass sie nicht dem Original entsprechen oder weil sie sich im Bandkontext besser durchsetzen, unabhängig ob ich 1:1 oder interpretiere.
Die wenigsten Songs spielen wir wirklich 1:1, und das nicht, weil wir dazu technisch oder spielerisch nicht in der Lage wären. Manchmal ist es die fehlende Besetzung, manchmal das spielerische Können, manchmal ist es, weil es uns anders einfach besser gefällt. Ob da ein Solo länger oder kürzer, der Sound ein anderer besser passt, ein Gesangspart mehrstimmig netter klingt. Manchmal sind wir hart am Original, aber spielen ein Solo auf unsere Weise, manchmal interpretieren wir sehr stark, aber lassen das Solo, weil es einfach den Wiedererkennungspart hat.

Kurzum, ich will sagen, wir covern gemäß unserer technischen, spielerischen und kreativen Möglichkeiten, und das Publikum mag es oder nicht.
Es gibt Bands, da ist sicherlich ein hoher Anteil an Authentizität gefragt, z.B. eine Beatles-Coverband. Da werden sogar die Frisuren, Klamotten und Instrumente entsprechend gewählt. Zu viel Interpretation würde die Band vermutlich uninteressant machen, es sei denn, es ist eine sehr eigene Form der Interpretation, z.B. Beatles Acapella.

Ja, eine Band, die den Anspruch hat, alles 100%ig zu covern, wird es nicht leicht haben, weil sie immer am Original gemessen wird. Wenn man das will und auch gut hinbekommt, warum nicht. Schwierig ist das aber, wenn man sich hierbei nicht nur auf eine Band konzentriert, sondern als quasi Top40 Band auftritt. Mir persönlich wäre das zu langweilig und der Aufwand wäre es nicht wert, weil 80% oder mehr das gar nicht interessiert, wie gut oder auch dies der Band gelingt.

Und schauen wir mal auf die Bands, die wir covern: Wenn die auf die Bühne gehen, was machen die? Sie interpretieren in den meisten Fällen. Weil sie auch mit anderer Besetzung auf die Bühne gehen, als sie im Studio die Sachen eingespielt haben. Viele Overdubs, die man im Studio eingespielt hatte, sind live nicht möglich, wenn man nicht zusätzliche Musiekr auf die Bühne stellen will, keine Einspielungen oder Sequenzer laufen lässt. Ihre Sounds varieren, weil auch hier das Equipment variiert, die Geschmäcker sich verändern oder live besser in den Bandkontext passen, als das bei Studio-Produktionen der Fall ist. Da wird transponiert, weil der Sänger eine Tournee in der Originaltonhöhe nicht durchstehen würde, da werden Soli verändert oder verlängert, da kommen welche hinzu, teils auch von anderen Instrumenten, da werden andere Intros gespielt und Schlüsse hinzu komponiert - wer spielt schon Fade-Outs live? - müsste man ja bei 1:1 covern auch machen, oder? ;)
 
In Galabands werden oft gekaufte Arrangements verwendet und sie müssen in der Lage sein, die beispielsweise von zu begleitenden Sängern mitgebrachten, gelegentlich auch ohne jede Probe, sofort umzusetzen. Da das Reportiere meist "für alle Gelegenheiten" ausgelegt ist, kommen viele Titel zusammen. Die alle umzuschreiben, hat niemand Zeit. Also beschränkt sich das Kreative im Wesentlichen darauf, möglichst ökonomisch nachzuspielen.
Oft stehen in den nicht melodietragenden Stimmen jede Menge ad Libs. Die Bläser freut dies immer besonders.
Was sie dann abliefern, ist allerdngs meist eher routiniert als kreativ.
Was gelegentlich nicht so ganz verstanden wird, ist, dass es trotzdem Spass machen kann. Viele "Tanzmusiker"
sind sehr lustige Gesellen.
Tatsächlich sind der handwerkliche Standard und das musikalische Wissen in diesem ganzen Bereich sehr hoch, Die Eitelkeit diesbezüglich allerdings ist eher gering. Bei Wochenendrockern sieht dies, das weiss wohl jeder, gelegentlich ganz anders aus.


Am Rande:
Die beiden populären Beatles Revival Bands, haben nicht das Problem, den Beatles Sound zu reproduzieren, sondern den der Beatles Platten. Der Aufwand ist erheblich höher.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also für mich macht das auch keinen Unterschied von der Wortbedeutung, aber natürlich ist klar wie du das siehst.
Also bei meiner Band ists mir eigentlich relativ egal ob das jetzt (z.B. gitarrensoundmäßig) zu 40 oder zu 80 % klingt wie das Orginal, Spaß muss es machen ( uns so denken wahrscheinlich einige)!
Aber es ist selbstverständlich das jemand mit anderen Ambitionen ( als Spaß und das Publikum zu begeistern ) das nicht so sieht.

mfg

Basti
 
Mich würde an dieser Stelle wirklich interessieren, wo für ihn (den TO) das "Nachspielen" aufhört und das "Covern/Interpretieren" beginnt.

Ein "nahe am Original spielen" hat für mich immer dann Sinn, wenn es um Veranstaltungen geht, wo eine Menge "bespaßt" werden soll.

Mal ein ganz tumbes Beispiel: wir haben und in der Karnevalszeit mal einfach den Jux gegeben, zu einer Brauereiveranstaltung zu gehen, auf der u.A. Guildo Horn aufgetreten ist.
Die erste "Band" war so lala, belangeloses Disco-Gehupfe, anschliessend hat "der Meister" der Menge richtig eingeheizt.
Danach kam eine im Rhein sogar recht bekannte Rockband, die einen großen Fehler gemacht hat:
sie spielte ihre eigenen Songs, die niemand kannte, also niemand mitsingen konnte usw.
Binnen drei Songs waren wir noch mit vielleicht 30 Leuten im Saal.

Hätten die Jungs statt ihrer Arbeiten in dem Augenblick die Stones, AC/DC o.Ä. gespielt -was sie definitiv können- hätten die drei Stunden lang richtig Stimmung haben können.
So war der Gig nach dreissig Minuten vorbei...
 
Wenn allerdings die Mitglieder einer Band - nennen wir sie XYZ-Band - ein Stück komponieren, dann ist der Sinn der Sache, dass dieses Stück von XYZ-Band gespielt wird und nicht von irgendeiner anderen.

Stücke einer Band werden ja nur in den seltesten Fällen auch von einer ganzen Band geschrieben. Was also, wenn es das Stück noch gibt, aber die Band nicht mehr..

Kann man Elvis Covern? Oder die Beatles? Sind die Stücke nicht einfach nur für eine Band geschrieben - so wie die klassischen Stücke für irgendein Orchester geschrieben sind und nicht für ein bestimmtes - und einfach genau so zu behandeln?
 
Viele der großen Musiker, oder Bands, sind doch erst durch Coverversionen bekannt geworden und viele Cover klingen durchaus anders, als das Original. Beispiele wären Joe Cocker, oder Manfred Mann. Man kann auch beim "Nachspielen" viele eigene Kreativität zeigen.

Ich finde, man muß bei den Cover-Bands noch weiter unterscheiden. Für mich gibt es da ganz deutlich Einteilungen:

- reines Cover und Top40 (=nachspielen, mal mehr mal weniger gut und recht nah am Original)

- Cover-Interpretation der Originale (also auch mal weiter weg vom Original. Knockin on heavens door in der Swing-Version... oder auch mal als bewußt lustiges Beispiel sowas wie die Popolskis)

- Tribute-Bands (=extrem nah am Original, und dann auch nur ein Künstler/eine Band, die nachgespielt werden, incl. Nachahmen des Aussehens der Originale)

Tja, das stellt sich dann wohl noch das Problem, was man mit einer Manfred Mann Tribute Band macht, die ja dann jemanden möglichst nah nachahmen will, der aber seinerseits schon frei gecovert hat, eher schon frei interpretiert, und noch dazu bei jedem Live-Gig ne neue/abgeänderte Version seiner eigenen Cover präsentiert... :rolleyes:
Der arme Keyboarder in solch einer Band... :gruebel:

Soll heissen: die Grenzen sind leider trotz allem sehr fliessend...
 
Ich habe mir mal Eure Beiträge durchgelesen. Hier scheint die Meinung vorzuherrschen, die Idee, Cover und Nachspielen zu unterscheiden, sei auf meinem Mist gewachsen.

Einen Unterschied zwischen den beiden Begriffen "Covern" und "Nachspielen" sehe ich nicht und hat mich auch noch nie interessiert. Sagen wir doch lieber 1:1 oder Interpretation eines Songs, denn darum geht es hier doch im Grunde. Eine reine Übersetzung des englischen Begriff kann für beides angewandt werden.
Der letzte Satz ist schlicht falsch. Der englische Begriff "cover" heißt "Hülle", das Verb "to cover" heißt auf deutsch "verhüllen/verbergen". Es geht beim Cover also darum, einem Stück ein neues Cover, also eine neue Hülle/ein neues Gewand zu verpassen. Das ist und war immer etwas anderes als es nachzuspielen. Wenn Joe Cocker Summer In The City covert und das dann nicht mehr nach Ska sondern nach langsamem Reggae klingt, ist das ein Cover. Wenn Faces of Sarah Baby One More Time covern und aus Teenie-Disco-Gehüpfe Gothic Rock wird, ist das ebenfalls ein Cover. Ich selbst arbeite z. Z. an dem Cover eines deutschen 70er-Jahre-Schlagers, woraus ein englischsprachiges Gothic-Rock-Stück wird. Wenn ein englischsprachiger Künstler ein Album aufnimmt, auf dem er die Stücke einer Band 1:1 spielt, wird das als "XY plays Band YZ" bezeichnet (s. "Frank Tovey Plays Fad Gadget"). Es gibt auch Musiker, die ihre eigenen Lieder covern (also das Stück in einer anderen Version, oft anderem Musikstil neu aufnehmen), dies wird dann auch als Cover bezeichnet.

Aber es ist selbstverständlich das jemand mit anderen Ambitionen ( als Spaß und das Publikum zu begeistern ) das nicht so sieht.
Fast richtig erkannt. Es geht mir nicht darum, das Publikum zu begeistern, sondern darum Musik zu machen, die mir gefällt. Wenn es Zuhörer gibt, denen das gefällt, ist das schön, hat aber keine Priorität. Spaß spielt bei mir allerdings die Hauptrolle, sonst würde ich keine Musik machen.

Ich habe lange überlegt, ob ich meine folgende Meinung schreiben soll, da ich damit sicherlich dem ein oder anderen auf den Schlips trete, würde sie aber für mich behalten wenn ich nicht wüsste, damit absolut nicht alleine da zu stehen: Für mich und alle meine ehemaligen und derzeitigen Mitmusiker ist jemand, der keine künstlerische Energie in die Musik steckt, die er spielt (also nicht selbst komponiert, umkomponiert oder zumindest umarrangiert), kein Musiker, sondern eher ein Instrumentaltechniker. Dies haben intensive Gespräche mit anderen Musikern immer wieder ergeben. Jetzt könnte man wieder das Argument der Symphonieorchester anführen, die bekanntermaßen auch nur nachspielen. Die allermeisten Mitglieder professioneller Symphonieorchester haben jedoch Musik studiert und gar keine andere Wahl, sich künstlerisch sehr intensiv mit Musik auseinanderzusetzen. Schaut dazu einfach mal in das Klassik-Forum hier im Musikerboard. Ich gebe zu, dass ich sehr überrascht war, festzustellen, wie groß der Anteil an Auftragsspielern (Entertainer, Partybands) hier zu sein scheint. Ich sehe schon deren Protestbeiträge vor mir.

Edit: Das oben von mir genannte Album heißt natürlich "Frank Tovey Sings Fad Gadget", ändert aber nichts an der Aussage (nicht "... covert ...").
 
Zuletzt bearbeitet:
Der englische Begriff "cover" heißt "Hülle", das Verb "to cover" heißt auf deutsch "verhüllen/verbergen". Es geht beim Cover also darum, einem Stück ein neues Cover, also eine neue Hülle/ein neues Gewand zu verpassen. Das ist und war immer etwas anderes als es nachzuspielen. ....
Beim Cover-Song geht es sicherlich nicht darum etwas zu verbergen. Eine weitere Übersetzung ist auch to cover=auslegen, was mit interpretieren gleich zusetzen ist. Was soll denn Nachspielen auf Englisch heißen?
Ansonsten sind wir aber einer Meinung, was die musialische Umsetzung beim Covern angeht. Es ist erlaubt, was Spaß macht, und genau so sollte es auch beim Publikum ankommen. Etwas exakt 1:1 "nachspielen" hat beim Publikum sicherlich einen anderen Effekt und hat weniger mit Spaß zu tun.

Übrigens würde ich hier gar nicht so sehr bei Pop und Klassik unterscheiden wollen. Sicherlich ist der Hauptunterschied wohl, dass wenn ein Orchester oder ein Pianist oder wie auch immer ein Werk aus der Klassik spielt, hierfür eigentlich immer Original Noten verwendet werden. Trotzdem ist dort viel Raum für Interpretation, sei es Tempo, Dynamik, evtl. sogar Umbesetzung oder mal mehr, mal weniger Instrumente. Der Dirigent hat hier durchaus einigen Spielraum.
Darüber hinaus sind verschieden Werke auch oft bearbeitet worden, z.B. für Solo-Piano oder Gitarre. Manchmal gibt es auch ein paar interessante Fusion-Interpretationen, wo plötzlich Jazz-Elemente eingebaut werden mit mehr oder weniger Improvisations-Teilen.
 
Rein von den Begriffen her, ist mit Covern wohl am ehesten noch gemeint, was man eigentlich Adaption
nennt. Die kann extrem vom Original abweichen. Die größten Blüten trieb dies zu Zeiten des Klassikrock mit Bands wie ELP und deren Mussorgsky Interpretationen beispielsweise.

Was nun das schützenwerte Urheberrecht in der Musik angeht, gab es in Deutschland dazu eine ganze Reihe von Gerichtsurteilen, meist im Zusammenhang mit Plagiatsvorwürfen.
Dabei kam am Ende heraus, daß die eigentliche Idee immer in der Melodie steckt und die eigene Gestaltungshöhe anfängt, wenn weniger als 8 Töne in Folge mit dem tatsächlichen oder vermeintlichen Original übereinstimmen.
Das ist natürlich kein Gesetz sondern beruht auf Präzedenzfällen. Das bedeutet, es kann sich jeden Tag ändern.

Zur Originalität in der Klassik, sei nur kurz daran erinnert, daß viele Werke Beethovens einst im Wiener Prater aufgeführt wurden, manchmal im Beisein des Meisters. Das geschah Vormittags weil die Musiker danach zur Arbeit mussten. Es waren Amateure. Die Orchester bestanden aus 8 bis 12 Personen. Zu Proben war nicht üblich. Was wir heute für authentische Aufführungen zu halten gewohnt sind, ist sehr weit weg von dem, was zeitgenössisch war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Um mal etwas hier beizutragen:

1. Sollte man nicht von der lexikalischen Bedeutung eines Wortes (Denotation) auf seine angewandte Bedeutung schließen. Damit meine ich, daß das Wort "to cover" nicht die gleiche Bedeutung hat, wie das Wort "Cover". Das hängt zum einen am Kontext (Musik vs. etwas "abdecken, behandeln, überziehen/überspannen, bzw. das Objekt das abdeckt) zum anderen an den damit verbundenen Konnotationen. Im musikalischen Kontext bedeutet das Wort eben beides, Nachspielen oder durch eigene Stilmittel verändern. Viele Coverbands (Top40) spielen mehr oder weniger nach, einen Song zu covern kann auch bedeuten, ihn völlig zu verändern (z.B. Nevermore - The sound of silence).

Es ist nun mal so, daß Wörter nicht eindeutig sind und abstrakte Konzepte oder Dinge denotieren, aber meist nicht nur eines. Z.B. "Bank" kann sowohl das Kreditinstitut sein als auf die Sitzgelegenheit. Ein Satz wie "Ich gehe zur Bank" ist erst dann eindeutig, wenn ich mich entweder sichtlich auf eines von beidem zubewege oder sage, was genau ich damit meine. Wenn man sie konkret benutzt, ändert sich das. Du kannst also nicht davon ausgehen, das "to cover" immer die selbe Bedeutungsspanne und das selbe "Konzept" umspannt. Wenn man damit auf musikalische Reproduktion von Songs referriert, erhält das Wort andere Bedeutungsvarianten als im Kontext von "etwas zudecken".

Insofern ist es schon richtig, daß "covern" beide Varianten, die hier beschrieben sind abdeckt, sowohl eher originalgetreues Nachspielen als auch Cover, die mit dem Original evtl. nur noch den Text gemeinsam haben (Nevermore). Wo die Grenze zw. Nachspielen und dem was du (Sir Raven) als Cover=ästhetischer Mehrwert durch eigene Note liegt ist schwer. Z.B. was wäre, wenn ich mit meiner Death Metal Band sagen wir mal Genesis covere, anderer Sound, andere Stimme, aber alle Noten und Rhythmen 1:1 spiele. De facto nachgespielt, aber klingt dennoch anders. Wenn ich jetzt ein paar Blastbeats und Tremolo Picking reinballere, verändere ich zwar die konkrete Spielweise, aber dennoch spiele ich nur nach. Die Bedeutung des Songs, Notenfolge, ungefähre Rhytmik bleibt ja bestehen, ich drücke sie nur etwas anders aus. Insofern sind Cover mMn immer nachspielen, evtl. nicht exakt die selben Spieltechniken/Stilmittel.

2. Muss man auch sehen, wofür das Cover gedacht ist. Wie schon gesagt kann man entweder zur Unterhaltung covern (z.B. Top40), wobei dort wegen des Anlasses das Publikum schon meist wünscht, relativ nah am Original zu sein.

Andererseits kann man es auch als Homage an die Künstler sehen, z.B. weil man ihr Schaffen zu würdigen weiß oder weil es einfach ein großer Einfluss auf einen selbst war. Wie weit man sich da vom Original entfernt, ist Geschmackssache, ich finde es gut, sich weit zu entfernen und eine eigenständige Interpretation daraus zu machen, wieder Nevermore - Sound of silence als Beispiel.
 

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