Cort Zenox Z-42 FT Aufrüstung oder: „Dann nehm ich halt die jüngere Schwester“

Duke78
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Hallo Liebe Gitarristengemeinde!

An dieser Stelle möchte ich euch gerne einen (Umbau-)Bericht zu meiner jüngsten Anschaffung angedeihen lassen, einer gebrauchten Cort Zenox Z-42 FT.

Warum überhaupt diese Gitarre? Nun vor einigen Jahren, als der liebe Duke noch in seinen gitarristischen Kinderschuhen steckte, hat er sich die Cort Z-42 in Wine Red beim großen T geordert und damals sogar ein Review dazu verfasst, welches HIER zu finden ist. Und meine Meinung von damals steht noch immer: Das war eine tolle Gitarre, selbst im unmodifizierten Zustand gut zu bespielen und der Sound war auch schon ganz okay. Mangels Vergleichserfahrung wusste ich das aber nicht so richtig zu schätzen und habe vielleicht (okay: bestimmt!) auch den Fehler gemacht, eigene spielerische Unzulänglichkeiten auf die Gitarre zu schieben.

Also wie man so ist als Gitarrero von heute: Man sucht immer und ständig neues und besseres Equipment und ist sich ja irgendwann zu fein für so ne „Anfängergitarre“. Also habe ich sie eingetauscht. Und der Deal war klasse!!! Für die Gitarre, einen 30 Watt H&K Edition Blue (Gegenwert von vielleicht 350 €) und einen Freundschaftsrabatt habe ich ein tolles Tattoo bekommen, welches mich normalerweise einen 4-stelligen Betrag gekostet hätte.

Nun begab es sich, dass dieser Tätowierer eben auch mein bester Kumpel ist und ich auch immer mal wieder beim ihm rumhänge. Und gelegentlich kommt es auch vor, dass ich dann mein altes Schätzchen wieder zur Hand nehme und wir ein wenig jammen. Und dann frage ich mich immer: „Mann du dämlicher Trottel! Warum hast du die damals weggegeben???“ Klar, die Pickups könnten besser sein und die Tuner sind auch nicht die Besten auf dem Erdenrund, aber die Bespielbarkeit ist klasse, die Saiten liegen tief, der Hals fühlt sich gut an und der Body ist auch nicht zu schwer. Und diese Meinung steht auch noch, nachdem man sich in den letzten Jahren mit so einigen unterschiedlichen Gitarren auseinandergesetzt hat. Außerdem ist die puristische Form mit dem konturierten Body, der flachen Decke, der Ausfräsung für den rechten Arm und dem String-through-Body-Design nach wie vor ziemlich sexy.
Aber wie unter Gentlemen üblich: Man nimmt dem besten Freund nicht die Freundin weg. Und deshalb habe ich auch nie versucht, sie von ihm zurückzubekommen.

Nichtsdestotrotz hat mich der Gedanke daran, dass mir die Gitarre doch ziemlich fehlt, nicht losgelassen. Neu gibt es sie aber schon lange nicht mehr und die wenigen, die in den Kleinanzeigemärkten auftauchen, sind oft schon ziemlich abgerockt. Aber es gab auch noch ein Nachfolgemodell, quasi die jüngere Schwester meiner Ex, mit Sunburstlackierung, welches man noch öfter findet. Und genau da hatte ich dann Glück.
Ich fand Sie gegen eine Vermittlungsgebühr von 140 € in den Ebay-“Kontaktanzeigen“. Sie hatte sich zwar ein wenig gehen lassen, aber bei mir würde sie es bestimmt gut haben:

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Da der Neupreis bei 250-280 € lag, war das schon einmal ein guter Deal. Das einzige Manko war tatsächlich, dass einer der Potiknöpfe fehlte und eine der Pickupschrauben hatte sich irgendwann auch auf die Reise ins ewige Nichts begeben, wodurch der Bridgehumbucker ein wenig traurig schief im Rahmen hing. Die angepriesenen neuen Saiten auf der Gitarre sahen auch nicht mehr wirklich neu aus. Kein Thema, hatte von allem noch etwas hier rumliegen. Also einfach alle drei Potiknöpfe getauscht, damit es auch einheitlich aussieht und die Pickupschraube wurde dann später auch ersetzt. Sonst schien sie okay zu sein. Keine auffallenden Macken, der Hals war gerade, keine überstehenden Bundstäbchen und die Saitenlage ließ sich auch auf ein angenehmes Maß einstellen. Auch diese Gitarre ist wie meine alte „made in Indonesia“ und anscheinend produziert Cort nach wie vor auch im unteren Preisbereich hervorragende Qualität.

Und da ich jetzt die Gitarre schon günstig geschossen hatte dachte ich mir, dass ich gleich weitermachen kann und sie so umrüste und zu der Gitarre mache, die meine rote Ex damals hätte werden können.

Also dann auf in den Kampf: Neue Pickups (Seymour Duncan SH-2n Jazz und SH4 JB Set) konnte ich hier im Flohmarkt zu einem guten Preis erwerben (vielen Dank an @glombi nochmal!). Die konnten auch unproblematisch für die originale Schaltung mit 2 Volume und 1 Tone verwendet werden, wobei das Push-Pull Tone-Poti den Coilsplit möglich macht. Nach einem Blick ins E-Fach und einem kurzen Staunen über den herrschenden Kabelsalat habe ich kurzerhand alles herausgerupft und neu verkabelt. Wenn jetzt was nicht geht bin wenigstens ich selber schuld. Von unseren Freunden aus Franken kamen dann noch Kluson MLS33C Locking-Tuner und ein Graph-Tech PT6060 00 Sattel hinzu. Saiten bekam sie einen Satz D´addario EXL140 10-52er. Sattel einbauen und anpassen war Neuland für mich, aber mit ein wenig Geduld ging das ziemlich gut und mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Vielleicht geht´s noch ein wenig besser, aber die Intonation in den ersten Bünden passt und Akkorde lassen sich auch einfach greifen. Also hier erstmal ein Haken dran. Auch die Locking-Tuner wurden verbaut und den Bundstäbchen wurde noch eine Politur und dem Griffbrett ein wenig Lemonoil zuteil. Mit den Locking-Tunern muss ich mich wohl erst noch anfreunden. Irgendwie fühlt es sich noch falsch an, die Saiten so ohne Wicklung aufzuziehen.

Am Ende habe ich noch einen kleinen Trick versucht, den ich mal für bolt-on Gitarren gesehen habe und der helfen soll, das Sustain noch ein wenig zu pushen: Bei aufgezogenen und gestimmten Saiten die Halschrauben ein wenig lösen. Wirklich nur ganz leicht, vielleicht eine viertel Drehung. Wir wollen nicht, dass der Hals sich anhebt. Erst die beiden Richtung Bridge und dann die beiden Richtung Neck. Bei manchen Gitarren setzt sich dann der Hals noch einmal mit einem deutlich vernehmbaren Geräusch. Ob sich wirklich etwas getan hat merkt man dann, wenn die Saiten in eine tiefere Stimmung abrutschen. Grund für diese Prozedur: Beim Zusammenbau im Werk wird der Hals wohl normalerweise vor dem Anbringen der Saiten angeschraubt und es kann dazu kommen, dass er dann noch minimal „Luft“ zum Body hat. Durch den Saitenzug wird nach dem Lösen der Schrauben dann der Hals noch einmal fester in den Body gepresst, was zu einer besseren Schwingungsübertragung führen soll. Vielleicht Voodoo, aber meinen anderen Bolt-ons hat es nicht geschadet und ich bilde mir zumindest ein, dass es ein wenig was gebracht hat. Nicht vergessen, die Schrauben wieder fest zu ziehen!

Schließlich noch einmal eine komplette Grundreinigung und so steht die jüngere Schwester meiner Ex nun nach ihrer Wellness-Kur da:

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Bespielbarkeit ist wie bei der alten nach wie vor für mich echt gut. Sie ziert sich nicht und macht, was ich von ihr will. SH2n und SH4 machen sich richtig gut und passen meiner Meinung nach sehr gut zur Gitarre. Die Stimmung hält sie auch tadellos. Ich bin happy. Alles in allem habe ich in nun ungefähr so viel investiert, wie die Gitarre neu gekostet hätte und habe nun ein richtig schönes und deutlich wertigeres Instrument, welches ich gerne nutzen werde und das meinen Ansprüchen gerecht wird. Vielleicht werde ich irgendwann noch die Potis tauschen, da momentan alle drei Knöpfe unterschiedlich hoch sind, aber erst einmal sehen, ob mich das wirklich stört.

War das jetzt klug, einer Gitarre aus diesem Preissegment all das Equipment zu spendieren? Keine Ahnung. Aber schön wars!!!

Warum schreibe ich das alles jetzt eigentlich? Nun einmal, weil ich absolut happy bin und das teilen möchte. Zum anderen als kleine Anregung an all diejenigen, die eine Gitarre besitzen, die sie eigentlich sehr gern haben, diese aber aus welchen Gründen auch immer nicht mehr so oft zur Hand nehmen. Gebt sie nicht weg. Überlegt euch, was euch daran stört und ob es sich durch Modifikationen beheben lässt und dann macht das. Dabei lernt man sogar noch etwas. Man ist heutzutage immer so schnell bei der Sache mit „neu kaufen und das alte verticken“. Und später bereut man es dann. Wie oft liest man hier: „Ach ja, die Gitarre war schon toll, weiß gar nicht mehr, warum ich sie weggeben habe....“ Wenn einem ein Instrument grundsätzlich liegt und man es gern hat, warum nicht versuchen, es zu optimieren statt auf die ewige Suche zu gehen...
 
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