~20 years later:
(Ich denke es interessiert vielleicht den einen oder anderen doch, auch wenn der Thread nun schon bald zwanzig Jahre alt ist, wie sich meine nach nunmehr 12 Jahren schlägt).
Ich habe meine seit 2010, also noch fast frisch^^. schon einmal neu bundiert, obwohl sie lange Zeit nicht so oft im Einsatz war wie andere. Es ist schon das spätere Modell mit dem neuen Headstock.
Es ist eine der wenigen Gitarren in meinem Fundus, die noch originale Hardware und den originalen Sattel haben. Denn da gab's nie was auszusetzen. Die Pickups wurden im Lauf der Zeit mehrmals gewechselt, wobei auch immer wieder mal die "Duncan Designed" von Cort drin waren, die wirklich nicht schlecht, sehr universell sind. Derzeit am Hals ein '57 Classic und am Steg ein DP-224BK - etwas mehr von allem, ohne das universelle, zu fast jedem Stil passende, unaufdringliche, was die Gitarre auszeichnet zu verlieren.
Aber nun zur Gitarre ansich: Damals gekauft, als Ersatz, während meine Performer in der Werkstatt war, hatte ich nicht all zu große Ansprüche. Der Hals sollte für mich bequem sein, die Pickups splitbar und sie sollte trotz kurzer Mensur mit Drop-C# zurecht kommen, wenns sein musste. Das tat die Cort anstandslos. Von ihrer einst tief violetten Farbe ist noch immer ein wenig über, wobei es inzwischen eher was zwischen Hellblau und Flieder ist, die Bindigs sind stark nachgedunkelt, wie auch die Pickuprahmen, an einigen Stellen am Hals reisst das Binding unter dem Klarlack, an anderen der Klarlack (innen) auf dem Binding, was aber beides nicht stört. Bei der Neubundierung wurde hier etwas nachgearbeitet, was die meisten Spuren ganz gut vertuscht.
Die Mechaniken haben schon nach wenigen Jahren angefangen unpräzise zu werden und wurden erst gegen "normale", dann nochmal gegen Locking- Gotohs ersetzt. Wie schon erwähnt, waren die Bünde 2018 komplett runter (Dead-Spots übers ganze Griffbrett), so dass sie neuen Mediums wichen. Edelstahl war mir zu teuer, bei anderen Reservegitarren halten die normalen aber auch länger. Die neuen wurden erst zweimal minimal abgerichtet, haben also noch jede Menge Fleisch. Das Griffbrett ist sehr robust, es zeigt keine "Dellen" von Bendings oder losgespielte Inlays, auch ist der Sitz am Hals noch immer perfekt und Rissfrei. Der Hals selbst ist sehr widerstandsfähig. Ich habe ihn sicher erst 2-3 mal nachstellen müssen. Ich hab ihn, da er super liegt, nie genau vermessen oder betrachtet, aber er ist schlanker als ein "modernC" oder "Slim Taper", aber kein Wizard oder "echtes D". Ich würde meinen, dass es "Flat-rounded D" ganz gut trifft, auch wenns das nicht gibt, es ist halt schwer zu sagen ob C- oder D, da die Griffbrettkante schon so gut eingespielt ist, dass es sich wie C Anfühlt. Die alten Japanerinnen (Ibanez, Hondo, ...) hatten auch solche Hälse.
Immer wieder begeisternd: der ab Werk auf super Saitenlage montierte TusQ Sattel. 1,4mm am 12. Bund sind sehr gut für eine LP-Ähnliche Konstruktion mit TOM und "normalem" Sattel und Bendings sorgen nicht für Verstimmungen.
Damals kams mir vor, als hätte die Gitarre sehr viel Sustain und wäre vergleichsweise überdurchschnittlich brilliant im Ton. Heute weiß ich leider, dass das nicht an der Mirage, sondern am Vergleich lag (die Performer hatte die Reparaturen nötig und die anderen Gitarren, die ich damals grade hatte, waren mit Verlaub Schrott). Dennoch würde ich die M600 als oberhalb des Durchschnitts ihrer Preisklasse bezeichnen. Cort hat hier gutes Holz auch sehr gut verarbeitet (und korrekt getrocknet, etc.). Was, auch mit den besten Pickups, nicht geht, ist ein echter Les Paul Sound. Sie ist konstruktionsbedingt natürlich nah dran, aber da wo eine gute Les Paul "knochentrocken" mit tiefem Fundament zwischen Crunch und Lead rockt, wird die Mirage doch eher weich bis weichgespült (klar, man kann ja am Amp auch "5 Minuten" mehr Bass und Mitten reindrehen, aber es wird dennoch nie ganz das selbe). Vielleicht liegts an der Elektrik, vielleicht am Holz, aber das ist ja einer der Gründe, weswegen ich sie mag.
Sie ist also mit viel Würde sehr gut und überraschend wenig "gealtert". Wenn man nicht grade Detailaufnahmen macht, würde man auf Fotos nicht erahnen, dass sie doch zahlreiche kleine Gigs, unzählige Bandproben, und eben schon 12 Jahre am Buckel hat. Da sind andere Geräte - bis auf die Bünde - deutlich schneller abgerockt.
Pros über die Jahre:
+ Robustheit
+ Allgemeine Verarbeitung
+ mir angenehmer Hals
+ Flexibilität
Cons über die Jahre:
- Tuner
- Bundmaterial
(- Beize, wobei das hat Charme, vielleicht ist sie ja eines Tages ganz blass)
Würde ich sie vermissen? Ja, denke schon.
Würde ich sie heute in dem Preissegment wieder entdecken? Wahrscheinlich aufgrund der Bauform ja.
Würde ich sie wieder kaufen? Klar, um das damalige Geld (399,-) sicher. Wenn man die Inflation ein- und mit ~650 Euro heutigem Preis rechnet, dann würde ich aber wohl auch andere, wie Hagstrom, PRS, Schecter, Jackson oder ESP in Betracht ziehen.
Würde ich eine gebrauchte empfehlen: Ja, wenn die Bünde gut Fleisch haben. Das Bundieren lassen hat mir schon einiges an Überwindung abverlangt.
Werde ich meine behalten? Wenns nach mir geht ja, es gibt keinen Grund ein bequemes, funktionierendes Instrument zu veräussern.
Würde ich sie als Anfänger/Schulgitarre empfehlen: Nein - dazu fehlt der coolness Faktor.
Also bitte nicht böse sein fürs Leichen fleddern, aber da es das Instrument ja nach 21 Jahren noch immer zu kaufen gibt und die eine oder andere am Gebrauchtmarkt ist, ist so ein 100.000km Dauertest vielleicht für den einen oder anderen interessant...