Clipmikrofone für Blasinstrumente - ein Vergleich mit Hörbeispielen

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MrChilli
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Hallo werte Mitmusikerinnen und Mitmusiker,

mit diesem Beitrag möchte ich euch die Möglichkeit bieten, verschiedene Clipmikrofone für Blasinstrumente mit Hörbeispielen zu vergleichen.
Vor etwa anderthalb Jahren standen wir mit unserer achtköpfigen Kapelle vor der Kaufentscheidung zu Clipmikrofonen für alle unsere Blasinstrumente. Die Auftritte wurden größer (bzw. die Locations und das Publikum) und somit merkten wir schnell, wann die Grenze erreicht war, was rein Akustisch zu bedienen war. Der Markt an Clipmics ist da relativ überschaubar, dennoch haben alle namhaften Hersteller da etwas im Programm. Da ich mich lange schon mit PA und Mikrofonen beschäftige, wollte ich nicht einfach irgend ein Mikrofon auf gut Glück kaufen, sondern die Möglichkeit haben, Mikrofone in Ruhe zu vergleichen. Dafür haben wir die in Frage kommenden Mikrofone gekauft (dank Rückgaberecht ja ohne Risiko), alle gleichzeitig an ein Instrument geklemmt und Mehrspuraufnahmen mitgeschnitten. Die bespielten Instrumente waren Trompete, Tenorhorn, Klarinette und Tuba. Für die Abnahme der Klarinette wurden alle Mikrofone an die Kante eines Notenpultes geklemmt und in möglichst gleichem Abstand und gleicher Ausrichtung zur Klarinette gestellt.

Da sicherlich einige von euch – sei es als Musiker oder als Tonmann – selbst schon einmal vor so einer Entscheidung standen oder stehen werden, möchte ich euch hier meine Vergleichsaufnahmen zur Verfügung stellen. Ich hoffe ich kann mit diesem Hörvergleich bei der Entscheidungsfindung oder zumindest bei einer Orientierung behilflich sein.

Die Aufnahmen wurden über das Interface eines Behringer X32 als Mehrspuraufnahme mitgeschnitten. Samplerate 44,1 kHz bei 16 bit. Die Audiodateien sind normalisiert und als Wave-Dateien mit den selben Eigenschaften exportiert.


Nun zu den getesteten Mikrofonen und deren Preisen:

Superlux PRA 383D 59€

Beyerdynamic TG I57 mit CV 18 Phantomspeiseadapter 129€ + 45€ = 174€

Audio Technica Pro 35 205€

Audix ADX 20 i-p 166€ /damals 189€

Sennheiser E608 169€ /damals 149€

AKG C 519 M 168€ /damals 239€

Shure PGA98H 168€

AKG C419 (das hatten wir schon vorher gebraucht gekauft)


Hier geht es zum Download der Hörbeispiele. Am besten zieht ihr die jeweiligen Spuren alle untereinander in eine DAW, so könnt ihr am besten vergleichend hören.

Hier gibts noch eine ergänzende Fotostrecke.


Für ein paar zusätzliche Informationen zu den Äußerlichkeiten der Mikros, habe ich damals zu den vier Kategorien Klemme, Haptik, Kabel und Kabellänge etwas nach vergleichender Begutachtung notiert. Ich möchte euch diese Infos nicht vorenthalten, hoffe aber auch, dass ihr mit meinen Beschreibungen etwas anfangen könnt.

Superlux:
Klemme: mittelfest
Haptik: ok
Kabel: mittel, schwerer Phantomspeiseadapter/Bodypack
Kabellänge: knapp

Beyerdynamic:
(das einzige Mikro, für das man einen extra Phantomspeiseadapter dazukaufen muss; dessen Qualität ist einwandfrei)
Klemme: mittelfest, vertrauenserweckend
Haptik: gut
Kabel: dünn
Kabellänge: sehr kurz; wahrscheinlich zu kurz für Trompete in Spielposition mit Bodypack am Gürtel

Audio Technica:
Klemme: fest
Haptik: gut
Kabel: mittelstark, kein Drähtchen
Kabellänge: ok

Audix:
Klemme: fest
Haptik: gut
Kabel: dicker, vertrauenserweckend
Kabellänge: ok, mittel

Sennheiser:
Klemme: unpraktisch, blöd
Haptik: ok, Ausnahme: Klemme
Kabel: dünn
Kabellänge: sehr lang

AKG C 519 M:
Klemme: gut
Haptik: sehr gut
Kabel: sehr dick, auswechselbar
Kabellänge: sehr lang

Shure:
Klemme: gut
Haptik: gut
Kabel: mittel, schwerer Adapter mit Gürtelhalterung am Stecker
Kabellänge: lang


Jetzt wird euch sicher auch interessieren, wie wir uns entschieden haben.
Für die Klarinetten hatten wir bis dato die AKG C419. Im Vergleich gefielen uns die Superlux am besten. Also haben wir diese ausgetauscht.
Für die Trompeten fiel die Wahl ebenfalls auf die Superluxe. Hier wurde nicht unbedingt nach dem besten Klang entschieden. Die Wahl fiel auf diese Mics, weil erfahrungsgemäß die Trompeten meist am wenigsten über die PA verstärkt werden müssen. Dies ist bedingt durch die Bauweise bzw. Abstrahlung geradeaus nach vorne aus dem Schallbecher. Da sahen wir es nicht als nötig an, unbedingt teurere Mikrofone anzuschaffen.
Die Tenorhörner werden seither mit den Shure Mikrofonen verstärkt.
Die Tuba hat nun eines der AKG C419 Mics. Der Sound gefiel uns damit gut, weshalb ein Neukauf eines anderen Mikrofone nicht unbedingt zu rechtfertigen war.

Die Entscheidungen fielen (mit Ausnahme bei den Trompeten) nicht nach finanziellen Aspekten. Entscheidend waren nur die klanglichen Gesichtspunkte.

Fazit
Bislang sind wir mit den getroffenen Entscheidungen zufrieden. Es gibt keinen Grund zu Beanstandungen.
Überraschend war in Anbetracht des Preises die Leistung des Superlux Mirkofons. Es ist mit allen der getesteten Mikrofone etwas anzufangen, keines sticht in irgend eine Richtung extrem heraus. Die Unterschiede werden mal mehr und mal weniger deutlich. Keines klingt schlechter, es klingt eben anders und am Ende bleibt es Geschmackssache, wofür man sich entscheidet.


Ich hätte mich damals gefreut, wenn solche Vergleichsaufnahmen zur Verfügung gestanden wären. Nun hoffe ich um so mehr, dass ihr einen Nutzen daraus ziehen könnt. Wenn ihr Fragen habt, dürft ihr gerne Fragen. Ich freue mich auch, wenn ihr Kommentare oder eigene Erfahrungen hier lasst. Auch interessieren mich eure Entscheidungen in Bezug auf die Hörbeispiele.
Euer MrChilli
 
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Hallo MrChilli,
Danke für deinen wirklich hilfreichen Beitrag. Eine Frage hätte ich noch. Sind die Audiobeispiele komplett roh, oder sind die schon bearbeitet?

Vielen Dank für deine Hilfe.
 
Die Chance auf eine Antwort dürfte gering sein, da der Thread über 6 Jahre alt ist und MrCilli seit fast einem Jahr nicht mehr online war. Oben hatte er aber geschrieben:

Samplerate 44,1 kHz bei 16 bit. Die Audiodateien sind normalisiert und als Wave-Dateien mit den selben Eigenschaften exportiert.
Also vermutlich ansonsten unbearbeitet.

P.S. Herzlich willkommen im Musiker-Board.
 
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