Die Zielgruppe für die Kirchenorgel ist doch klar: Kirchen und Gemeinden. Ich hab's schon öfter erlebt, dass aus Kostengründen notwendige Überholungen der vorhandenen Kirchenorgel nicht durchgeführt werden können, also wird auf was Digitales zurückgegriffen. Oder der christliche Gesangskreis im kleinen Rahmen.
Der Markt ist da - insofern keine dumme Idee.
Ich will ja nicht unken, aber da wäre ich mir nicht so sicher
Zufällig kenne ich genau diesen Anwenderkreis einigermaßen gut, da ich in genau diesem Dunstkreis groß geworden bin: ich habe 2 Kirchenorganisten in der Familie, mein Vater hat sogar eine Pfeifenorgel (eine richtige, 2-manualig plus Pedal, 15 Register) im Wohnzimmer stehen.
Meiner Erfahrung nach ist es so, daß Liebhaber klassischer Orgelmusik allgemein elektronischen Klangprothesen gegenüber nicht sonderlich aufgeschlossen sind (das ewige Original <> Kopie-Mißverständnis).
Speziell das Thema "Pfeifenorgel <> Hammond" verhält sich in dem Zusammenhang analog zu "Teufel <> Weihwasser" - Orgeln, die auch nur im Entfertesten nach "U-Musik" aussehen, haben in derlei Kreisen noch viel weniger Akzeptanz als herkömmliche elektronische Sakralorgeln (haben wenigstens Registerzüge und sind aus Holz
).
Daher könnte ich mir in Bezug auf die C2 vorstellen, daß es sehr wenig Interessenten geben wird, die mit beiden Extremen annähernd gleichviel anfangen können, und das ist schade, da sich beide Simulationen auf hohem technischen Niveau befinden.
Der gewöhnliche Kirchenchor wird eher selten von B3-Begeisterten Enthusiasten geleitet. Diese Zielgruppe wird in den meisten Fällen eher zu einem D-Piano greifen (gibt's günstig, hat eingebaute Lautsprecher, braucht kein Zusatzequipment, klingt nach Klavier und hat "einen besseren Anschlag", und zur Not gibt's ja auch ein PipeOrgan-Preset.).
Ich bin dennoch gespannt, auch auf die Reaktion und Akzeptanz in den entsprechenden Fachmedien.
Zum Klang der Orgelbeispiele:
ich bin anhand der 4 klangbeispiele sehr zwiegespalten. Einerseits ist die Funktionalität der vollen Registrierbarkeit grandios und die Einzelsamples scheinen über (fast) jeden Zweifel erhaben zu sein, die Einzelregister klingen wunderbar authentisch.
Mein Hauptkritikpunkt wäre folgender: das Ding zwar klingt absolut wie eine moderne, gut gestimmte Pfeifenorgel - aber nur, wenn man sich im Inneren des Orgelgehäuses befindet. Die Sounds klingen so was von direkt und trocken mikrofoniert - eine echte Orgel wird man so in keiner Situation erleben, schon der Organist am Spieltisch hat einen ganz anderen Klangeindruck mit viel mehr Raumanteilen, von der "Zuhörer"-Perspektive ganz zu schweigen. Klingt nach "Orgel im schalltoten Studio + Hallgerät dahinter", und genau das ist es ja letzlich auch.
Kann sein, daß man da mit einer anderen Abstimmung der internen Effekte noch was rausholen kann. In den Klangbeispielen jedenfalls finde ich die Abstimmung überhaupt nicht homogen - auf der einen Seite die furztrockene Pfeife aus 20cm Enfernung, und irgendwo im Hintergrund der 4 Sekunden-Kathedralenhall.
Was ich mir vorstellen könnte: ohne Effekt in eine richtige Kirche plaziert und über eine vernünftige PA wiedergegeben, könnte das Teil wiederum sehr authentisch klingen. Ich habe nur das Gefühl, daß diese Situation eher selten eintreten wird.