Hallo zusammen,
ich wollte Euch mal meine zwei "jüngsten" Schraubhals Cimars zeigen, da sie sicher für den einen oder anderen interessant sind. Vielleicht finden wir ja noch mehr Infos dazu...
Die linke ist BJ '75 oder '76. Sie wurde im Juni '76 vom Vorbesitzer erworben und dürfte original sein. Sie trägt einen Aufkleber unter dem Hals: WK9512. Die geschnitzte Body-Form mit Belly-Cut hat Ähnlichkeiten mit Ibanez Artist 2671/72 und Performer (Aufschwung zum Hals hin). Der Kopf hat fast (nicht ganz) die typische '76+ Ibanez Form. Der Hals ist vermutlich einteilig aus Ahorn, das Griffbrett ist aus recht dunklem Palisander mit Dot-Inlays und Binding.
Die Pickups erinnern mich an die der Ibanez Musician, das "fancy" Tailpiece gabs bei Ibanez als "Sonderausstattung" oder Zubehör (hat meine '78er PF200 auch, allerdings golden).
Die Harmonika-Bridge ist, typisch für die Zeit, eine Long-travel Version, die diverse Saitenstärken ermöglicht. Die Poti-Knöpfe sind Ibanez Sure Grip, was eigentlich gegen das Baujahr spräche (gabs dort erst ab '77), der Vorbesitzer war sich aber nicht 100% sicher, sie nicht eventuell doch mal getauscht zu haben.
Ich habe die defekten (8mm Western-Style) Mechaniken gegen Gotoh SD90 MG-T getauscht, da der Wirbel der D-Saite unangenehm verbogen war.
Auf Reverb findet sich eine (optisch in besserem Zustand), die ihr bis auf die Pickups und die Mechaniken gleicht mit der Bezeichnung "RIF 698", auch sie hat die Sure Grips, also waren die vlt. gar keine Erfindung von Ibanez? Die Jahresangabe dort von 1970 soll wahrscheinlich irgendwann in den 1970ern bedeuten.
Die rechte dürfte ebenfalls aus den 70ern stammen, eventuell aus deren Anfängen, soweit ich herausgefunden habe, wohl Model 1904. Ebenfalls flacher, schneller Schraubhals mit Binding, hier sogar Acryl-Trapez-Inlays, in diesem Fall an einem typisch Les Paul - förmigen mehrteiligen (ich würde sagen Mahagony-) Body mit massiver (???-Decke - sehr ausgeprägte aber gleichmäßige Maserung). Der Hals ist wohl auch hier einteilig aus Ahorn. Das Griffbrett dürfte Ebenholz sein, da es mir zu hart und zu dunkel scheint für Palisander, Trapezinlays und einfaches Binding.
Sie war weniger gepflegt. Die Vorbesitzerin hatte sie vom Flomarkt, der Toggle war ein Neck/Kill/Bridge Minitoggle, die Potiknöpfe fehlten, die Vol-Potis waren aus der Schaltung entfernt, die Mechaniken (ebenfalls Western-Style) verrostet, die Schrauben musste ich ausbohren, es fehlte auch das Tailpiece, hier war ein Blechbügel eingehakt und die Saiten durch das Ballend gefädelt, die Bünde sind abgerockt, das Schlagbrett ist wohl original mit dem gebogenen, windschiefen Halter. Die Pickups sind Maxons, die verdammt gut klingen, die "Nashville" Brücke lässt sich bequem mit dem Daumen in der Höhe verstellen.
Ich habe ihr ein Quickchange Tailpiece, ebenfalls SD90MG-T, neue Potis (Fullsize Bareknuckle 550kOhm) samt 08/15 Knöpfen aus der Wühlkiste, frische Kabel und viel Putzmittel und Griffbrettöl spendiert.
Beide sind recht schwer für japanische Schraubhalspaulas (um die 7kg), aber äusserst ausgewogen. Sie spielen sich erwartungsgemäß extrem gut und schnell, die Rechte braucht halt leider demnächst neue Bünde, da ist echt nicht mehr viel dran. Beide haben ein einfaches Setup bekommen und sind jetzt durchaus spielbar.
Der Klang der linken ist überraschend modern. Die Pickups sind recht laut und sehr unterschiedlich. Der Halspickup ist präzise und ausdrucksstark, der Neckpickup trocken, aber nicht ausgehungert. Clean, sowie bis zu moderater Zerre recht sauber (extrem gut differenzierbar), aber nie wirklich "hochwertig", schwer zu beschreiben. Ab 80er Metal gibts zwar Feedback in allen Positionen, aber der Sound erinnert dann stark an Powerstrats der 90er.
Bei der rechten, sieht es etwas anders aus, was wohl möglicherweise auch an der neuen Elektrik liegt. Sie klingt mit Potis bis 9 super-Vintage, auf 10 geht die Sonne auf. Da sind Obertöne vorhanden, die nichtmal moderne Fishmans auffangen, Clean klingt es ohne den geringsten Brumm luftiger als (fast) jede Strat. Selbst ohne viel Zerre ist aber leider kaum Proberaumbetrieb möglich, da der Bridge Pickup schon bei Bluesigem Overdrive beginnt (harmonisch) zu pfeifen. Allerdings ist das Feedback bis zu rockigen Zerren noch weitestgehend steuerbar. Wachsen möchte ich ihn nicht, da ich um deren Clean-Vorzüge bange, auch wenn ich da primär der Halspickup nutze...
Ich habe mir überlegt, den Bridgepickup eventuell gegen Super70 zu tauschen, da hätte ich noch einen, der wohl unter das Cover passt. Vielleicht bleibt der Charakter dennoch erhalten...
Sustain ist bei beiden ok, aber nicht herausragend. Da bieten meine Ibanez Performer (auch die mit Schraubhals) deutlich mehr. Mehr als bei meiner Evertune VGS oder der Epiphone Classic ist es aber dennoch. Vielleicht wird das mit neuen Bünden besser - hab ich ja schon zwei mal erlebt.
Wer Infos hat zu den Modellen, immer her damit! Es gibt ausser mir sicher noch genug Leute, die Google mal hier her bringt, oder die hier so oder so reinschauen weil sie Interesse haben