In der Paderewski-Edition gibt es noch eine Version, die aus einer Ausgabe der Oxford University Press stammt, die ist auch sehr interessant, denn sie hat Fontanas Doppelgriffe im Trio, aber sie enthält einiges an rhythmischen Varianten und Verzierungen.
Mein Vorschlag wäre: Alle drei lernen.
Mein Fazit wäre: Chopin war Zeit seines Lebens ein improvisierender Künstler. Es dürfte wohl so sein, daß er seine Werke nicht 2x gleich gespielt hat. Aus meinen eigenen Kompositionen weiß ich auch, daß sich so ein Werk im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Man hat mal eine Version verschriftlicht, merkt aber beim nächsten mal, daß ein paar Stellen vielleicht anders doch besser klingen und trägt sie erstmal handschriftlich ein, ändert sie aber nicht im Notationsprogramm. Oder man hat irgendwo noch Ausdrucke aus der ersten Version. Und schon sind zwei Versionen im Umlauf. Ein paar Jahre später weiß man nicht mehr so genau, welches die endgültige Version war und spielt es noch mal anders oder improvisiert ein paar Teile. Ein zufällig anwesender Fontana hört diese improvisierte Version, erhält posthum das ursprüngliche Manuskript und erinnert sich, daß der Meister das doch anders gespielt hat. Diese Änderungen baut er dann in seine Edition ein.
So what?
Meiner Meinung nach wird das alles im Klassikbetrieb viel zu sehr auf die Goldwaage gelegt. Die absolut endgültige Endversion gibt es mMn meistens gar nicht. Was man als Noten bekommt, ist immer das Abbild eines Work in Progress, der dann durch den Tod des Komponisten unterbrochen wird.
Deshalb würde ich aus allen drei Versionen versuchen herauszulesen, was die Inspirationsquelle für das Stück gewesen sein könnte, und dann würde ich versuchen, diese in meiner Art zum Klingen zu bringen.
Viele Grüße,
McCoy