Charley Pride - Black Country Music - war er die Ausnahme?

  • Ersteller Joachim_H
  • Erstellt am
Also wirklich berühmte andere schwarze Countrymusiker sind mir nicht bekannt.

Allerdings gab's einen großen Austausch an Songs und Musikern zwischen der weißen Country-Szene und der schwarzen Soul/R'n'B-Szene - da gibt's zwei gan tolle Sampler dazu: "Dirty Laundry - The Soul of Black Country" (Teil 1+2):

http://www.amazon.de/Dirty-Laundry-Soul-Black-Country/dp/B0006B0Q16/ref=pd_bxgy_m_img_b
http://www.amazon.de/More-Dirty-Laundry-Black-Country/dp/B0011FM2UO
(Ich hab selber leider nur den ersten Teil.)

Nicht nur sind da sehr interessante/witzige Hörbeispiele drauf (Jame Brown singt Hank Williams "Your Cheatin' Heart"...), vor allem sind sehr umfangreich, ausführliche Liner Notes dabei, mit jeder Menge überraschender Infos (schwarze Songwriter, die sowohl für Motown als auch für Nashville Hits schreiben; schwarze Sänger, die Country machen wollten, aber wegen ihrer Hautfarbe nur bei Soul-Labels unterkamen; weiße Country-Studiomusiker, die sich bei Aufnahemn für R'n'B-Hits einen Nebenverdienst machten, Songs, die (tw. mit unterschiedlichen Interpreten) gleichzeitig in den RnB und Country-Charts vorne waren, etc.)

Geht ein bißl an Deiner Frage vorbei, aber wenn's Dich interesseirt, such ich mir die CD mal raus und zitier ein paar saftige Infos aus dem Booklet...
 
OK, hab's nicht lassen können, und mal besagtes CD-Beiheft rausgezogen (und auch sonst ein bißl recherchiert, das Thema ist interessant...):

Schwarze Country-Musiker:
O.B. McClinton http://en.wikipedia.org/wiki/O._B._McClinton
- http://www.youtube.com/watch?v=9il6Pu843o8
Cleve Francis http://en.wikipedia.org/wiki/Cleve_Francis
- http://www.youtube.com/watch?v=YtnFWy7Hscg (nur ein Song zu eineam anderen Filmchen)
Willie Anderson http://www.youtube.com/watch?v=3PlssC84lfk
Stoney Edwards http://www.youtube.com/watch?v=sJIWi2XUUD4
- http://www.youtube.com/watch?v=ekNzGzk5EKU
Mike Johnson ("Black Yodel No. 1") http://www.youtube.com/watch?v=o8Qt6y5dNOI
Mary Cutrufello http://www.youtube.com/watch?v=v6R3NKDQm58&feature=related
- http://www.youtube.com/watch?v=1fGoVb9Wocw&feature=related
Arthur Alexander - ein Grenzgänger zw. Country & Soul http://en.wikipedia.org/wiki/Arthur_Alexander
- http://www.youtube.com/watch?v=6dInlmTmumo
DeFord Bailey http://en.wikipedia.org/wiki/DeFord_Bailey
Clarence Gatemout Brown - zwischen Country, Blues, Soul und Funk... http://en.wikipedia.org/wiki/Clarence_Gatemouth_Brown
- http://www.youtube.com/watch?v=DzTpg9f4oF8
- http://www.youtube.com/watch?v=JFML2zYhsSk
- http://www.youtube.com/watch?v=8R8H8CNjjXo
Otis Williams (NICHT der von den Temptations!) - hatte in den 50ern mit den Charms mehrere RnB-Hits, gründete in den 70ern in Nashville die erste schwarze Country-Band, die Midnight Cowboys.

Ganze Country-Alben aufgenommen haben unter anderem folgnde Soul/RnB/Jazz-Sänger:
Bobby Bland
Millie Jackson
Bobby Womack http://www.amazon.de/Lookin-Love-Ag...=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1233792760&sr=8-1
Tina Turner http://www.amazon.de/Tina-Sings-Cou...=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1233792618&sr=8-1
Ray Charles http://www.youtube.com/watch?v=s15rrmxD_aw
- http://www.youtube.com/watch?v=IhGZdSkX6IM
- http://www.amazon.com/Modern-Sounds-Country-Western-Music/dp/B0000032B4
The Supremes http://www.amazon.de/Supremes-Sing-...=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1233793049&sr=1-1
- http://www.youtube.com/watch?v=cjOBT-d-2wE
- http://www.youtube.com/watch?v=Pi03vqwa6O4 (ab 2:30)
- http://www.youtube.com/watch?v=OJltfbqm5uw
- http://www.youtube.com/watch?v=10-x9BUXMJU (ab 1:45)
Etta James http://www.amazon.de/LoveS-Been-Rou...=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1233796674&sr=8-1
Bobby Jonz http://www.amazon.com/Sings-Country...=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1233797709&sr=8-1
Solomon Burke http://www.amazon.com/Nashville/dp/B00138CVZU/ref=sr_1_7?ie=UTF8&s=dmusic&qid=1233798382&sr=8-7
- http://www.youtube.com/watch?v=RcaQkMp-qrM (sehr nett, muß ich gleich bestellen...)
- http://www.youtube.com/watch?v=uuZPxSKP7HE

Andere Country-Soul-Querverbindungen:

"Come And Get These Memories" (Martha And The Vandellas - Motown) wurde von Lamont Dozier ursprüngl. für Loretta Lynn geschrieben.

Lionel Richie hat mehrere Hits für Kenny Rogers geschrieben; Lionel war mit zwei Motown-Singles selber in den Country-Charts; und Kenny Rogers hatte eine zeitlang Gladys Knight & The Pips als Background-Chor.

Donna Summer hat für Dolly Parton den Nr. 1-Hit "Starting Over Again" geschrieben.

Die Pointer Sisters waren mit "Fairytale" in den US-Country-Charts. http://www.youtube.com/watch?v=OcpB11BNpDs (kannte ich gar nicht - sehr nett!)

James Brown trat auf Einladung von Porter Wagoner in der Grand Ole Opry in Nashville auf - soll ein ziemlicher Skandal gewesen sein, obohl er vor seinen Funk-/Soul-Sachen zunächst "Your Cheatin Heart", den "Tennessee Waltz" und "Georgia On My Mind" spielte.

Betty Lavettes Soul-Hit "Let Me Down Easy" stammt von Jim und Tompall Glaser - letzterer eine wichtige Figur in der 60er/70er Outlaw Country-Szene, hat mit Waylon Jennings, Willie Nelson, etc. zusammengearbeitet.

Southern Rock-Gitarrenhero Duane Allman hat in jungen Jahren als Studiomusike auf vielen Soul-Platten aus den Muscle Shoals-Studios mitgewirkt.

Johnny Adams verwendete bei seinen Soul-Songs of Pedal Steel, Fiddle und Country-Gitarre im Hintergrund. http://www.youtube.com/watch?v=Qvv876cKxUY

Willie Nelsons Album "Stardust" wurde von Booker T. Jones (ja genau DER, von der Stax-Hausband Booker T & The MGs) produziert.

Tammy Wynettes Country-Hit "Till I Get It Right" wurde gleich mehrfach von Soul-Sängern gecovert: Willie Hobbs, Betty Swann und millie Jackson versuchten sich daran. http://www.youtube.com/watch?v=AoGMeLB50sA (Original)
- http://www.youtube.com/watch?v=uBCJhywNMnA (Cover)

Solomon Burke nbahm am Anfang seiner Karriere nicht nur Soul-, sondern auch viele Country-Songs auf (sein erster Hit in den 50ern war ein Cover von Patsy Cline's "Just Out Of Reach"); viele seiner Fans, die ihn nur aus dem Radio kannten, wussten gar nicht, dass er schwarz ist, und so wurde er auch einmal für eine Veranstaltung des Ku-Klux-Klan gebucht... :D
 
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Hallo, Roman,

bin förmlich erschlagen und dankbar für Deine Hingabe zum Thema. Ja und interessant ist es deshalb, weil, wie OLLI B. im Folk-Forum schrieb, Country eine Erfindung der "Weissen" Plattenlabels sein soll, um sich der Erfolge schwarzer Musik zu erwehren. Deshalb hört OLLI B. keine Countrymusik, auch wenn sie grundsolide produziert ist und im Kern eine positive Wirkung auf das Gemüt hat.

Die Zeiten schwarzer Countrymusik scheinen vorbei zu sein, denn ich habe von aktuellen schwarzen Interpreten in dem Genre noch nichts gehört. Eine schwarze New Country Sängerin ist mir doch aufgefallen, aber es handelt sich bei ihrer musikalischen Interpretation mehr um Soul, denn um New Country. Covers von New Country sind auch immer wieder zu finden, wobei es sich um Titel handelt, die soulig daherkommen.

Die Countrynummern schwarzer Interpreten haben alle den Charakter eines Gospel oder RnB Songs. Schon komisch, daß Soloman Burke den Clan so täuschen konnte.
Aber trotzdem zeigt es, daß Schwarze die Musik der Weissen mögen, zumindest einige Sachen, die weniger patriotisch anmuten.

Beste Grüße,
Joachim
 
bin förmlich erschlagen und dankbar für Deine Hingabe zum Thema. Ja und interessant ist es deshalb, weil, wie OLLI B. im Folk-Forum schrieb, Country eine Erfindung der "Weissen" Plattenlabels sein soll, um sich der Erfolge schwarzer Musik zu erwehren. Deshalb hört OLLI B. keine Countrymusik, auch wenn sie grundsolide produziert ist und im Kern eine positive Wirkung auf das Gemüt hat.

Ich schau fast nie rüber ins Folk-Forum - aber das ist ja kompletter Blödsinn, wie kommt er darauf???
Der Begriff "Country & Western" ist tatsächlich eine künstliche Konstruktion der Plattenfirmen, um unterschiedliche Musiktraditionen zu Vermarktungszwecken zusammenzufassen - genauso wie der Begriff "Rhythm'n'Blues" es für sekuläre schwarze Musik war (davor hatte man bereits den Begriff "race music" verwendet) - aber das gilt ja nicht für die Musikstile und Traditionen selber...
Beide Musikformen kommen ja aus den amerikanischen Südstaaten, und wenn's dort auch bis in die 60er Jahre die Rassentrennung gab, so gab's zumindest in der ländlichen Unterschicht (aus der ja schließlich sowohl Country als auch Blues kommen) einen ständigen kulturellen Austausch, und eine gegenseitige Beeinflussung; Hank Williams lernte z.B. von einem schwarzen Strassenmusiker Gitarre spielen, das Banjo (als wichtiges Musikinstrument in old tiem music, bluegrass, etc.) kommt überhaupt aus der afrikanischen Musiktradition, die meisten Country-Musiker der Zwischenkriegszeit (Jimmie Rodgers, Bob Wills, etc.) waren stark vom Blues beeinflußt, etc.
Andererseits ließen sich schwarze Musiker in Themenwahl und Instrumentierung von weißen amerikanischen Musiktradtionen beeinflussen (Gitarre als Begleitinstrument zu erzählenden Balladen; Instrumentierung z.B der Jug Bands - Mandoline als wichtiger Bestandteil); erwähnt werden muß natürlich auch Jimmie Rodgers, dessen "yodelling" den Gesangsstil vieler schwarzer Bluesmusiker beeinflußte - z.B. Muddy Waters oder Howlin Wolf. Und bereits in den 30er Jahren spielten regelmäßig schwarze Musiker in DER Institution der Country Music, der Grand Ole Opry.

Wenn man schon unbedingt eine Konkurrenzsituation zwischen den von den Plattenfirmen konstruierten Musikrichtungen und den entsprechenden Charts herbeiredn will, dann trifft das viel eher auf die Konkurrenz zwischen den Country-Charts und den Pop -Charts zu (wo sich damals so Leute wie Frank Sinatra oder Nat King Cole fanden) - Country als vermeintlich "minderwertige" Musik der Hinterwäldler aus den Südstaaten mußte sich da erst gegen die angeblich anspruchsvollere Musik der Crooner in den Pop-Charts erst durchsetzen (viele Country-Hits wurden deshalb damals mit weichgespülten Arrangements von den damaligen Pop-Stars nochmals aufgenommen); genauso wie sich die künstlich geschaffene Kategorie "Rhythm'n'Blues" einige Jahre später ebenfalls gegen die Pop Charts durchsetzen mußte - eine direkte Konkurrenz zwischen Country und RnB (und den entsprechenden Charts) gab es ziemlich sicher nie, eher fanden sich beide Musikrichtungen, um einige Jahre zeitversetzt, in der gleichen Situation...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

mal sehen, ob Olli seine Quelle preisgibt, Sushi hat nen Link hierüber gesetzt.:D

Ich kann mir schon vorstellen, daß es Kaoten in hohen Positionen gab, die glaubten, schwarze Musik auf solche Art entgegen zu treten. Aber funktioniert das, wenn ein bestimmter Musikstil übermässig präsent ist - und dabei noch rassistisch unterschwellige Botschaften beinhaltet - mal vorsichtig dahingestellt.
 
"Robert Johnson was a black blues musician and contemporary of Jimmie Rodgers. Retrospective boxed sets of music from both artists are available today. "If you go back and play those two boxed sets, they're not very different from each other in sound. And you begin to understand, first hand, why they call country music the white man's blues."

Die Aussage finde ich irgendwo treffend. Carl Ray hat die richtigen Worte gefunden.
Seine Darstellung der Thematik ist vorbildlich und ganz schön umfangreich - Geschichtsunterricht, wo nicht nur der Einfluß der Weissen zur Sprache kommt, was, wie wir nun wissen, nur die halbe Wahrheit wäre.

Toll, Roman - hast gleich den Honig gefunden.:great:
 
Hey, danke für das ganze Material. Mensch, da kommt ja einiges zusammen, womit keiner gerechnet hat bei dem Thema.

Trini gefällt mir sogar sehr gut, woher konntest Du das wissen? Tolle Stimme, und sie deutet überhaupt nicht darauf hin, daß der Sänger ein Afroamerikaner ist.
Big Al ist eher was für die Großmütter.:)
Doubie Gray ist auch nicht übel.

Thanx
 

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