Also ich höre ein B im Bass beim Badd9. Der Bass spielt die letzten drei Akkorde mit dem Bogen gestrichen, deshalb ist's etwas schwer zu hören.
A liegen zu lassen wäre irgendwie unelegant. Ich glaube nicht dass sie das in dem Zusammenhang gemacht hätten.
Wie man sowas hört? Naja. Man macht es oft.
Es gibt im Prinzip zwei Modi in denen man sowas analytisch Hören kann. Man kann zum einen das Gesamtbild hören. Man kennt halt irgendwann die Klangfarben der verschiedenen Vierklänge und erkennt so die Kadenz oder zumindest die Art der Kadenz. Meißt sind es ja keine völlig abstrusen Akkordverbindungen, sondern Spielarten einiger weniger Kadenzen. Es gibt auch leuchtturmhafte Klänge. Eine Mollsubdominante im Durkontext zB springt einen förmlich an wenn man sie ein paar mal bewusst identifiziert hat. Gehörbildung hat viel mit "Wiedererkennen" zu tun. Man hört nicht zwangsläufig alle Töne heraus sondern den Kontext.
Die zweite Variante ist, dass man wirklich einzelne Töne sucht. Dazu ist es hilftreich schon zu wissen was für ein Akkord zugrundeliegen könnte. Wenn man eine Maj7-Farbe gehört hat, dann überprüft man vielleicht: Ist eine None drin, vielleicht eine 13?
Mit der Zeit lernt man einzelne Intrumente isoliert zu hören, also den Rest auszublenden. Gerade beim Bass ist das interessant, aber auch Bläserstimmen oder eine Gesangsmelodie sind hilfreich. Jede Stimme gibt ein bisschen Aufschluss über die Akkorde und vor allem wie sie sich auflösen.
Als Rüstzeug braucht man also eine Klangvorstellung von den gebräuchlichsten (Vier-)Klängen. Im Jazzkontext zB: maj7, 7, 6, m7, m7b5, m6, mmaj7, °7 und verschiedene Dominantfarben: 7alt, 7b9, 7b13, 7#11 ...
Dann hilft auch jedes Wissen an Harmonielehre. Denn man kann oft bestimmte Akkorde von vornherein ausschließen. Es hilft auch Stücke zu kennen, denn wie gesagt kommen manche harmonischen Wendungen sehr oft vor.
Man kann auch trainieren indem man Aufnahmen hört und sich zwingt einem einzelnen Instrument aufmerksam zu folgen. Das ist am Anfang schwerer als man denkt.