Hi,
eigentlich ist das hier eine ganz neue Frage. Die PU-Beratung für eine Halbakusitik ist ja wieder ein ganz anderes Ding als bei einer Classic, und jeder sucht ja einen eigenen Sound. Den Mitlesern und der Board-Übersichtlichkeit ist mehr damit geholfen, wenn man dann einen neuen Thread aufmacht, der einen aussagekräftigen Titel haben sollte, wie: "Burstbucker in meiner Sheraton pfeifen - was kann man tun?".
Vielleicht kann hier auch ein Mod eingreifen und Frage und Antwort in einen neuen Thread verschieben.
Zur Sache: Zunächst mal stellt sich die Frage, ob das Pfeifen hier überhaupt von den Spulen kommt. Oft genug ist die Ursache nicht eine ungewachste PU-Spule, sondern das Mitschwingen der Metallkappen. Dem kann man aber abhelfen. Oft reicht es schon, sie abzunehmen und doppelseitiges Klebeband unter den Teil ohne Löcher zu kleben. Dann setzt man sie (mit ordentlich Druck, dass es auch festklebt) auf den HB und lötet die Kappe wieder an. Wenn man das noch nie gemacht hat, ist letzteres allerdings sehr nervig, dann lässt man es lieber bei einem guten Servicemann machen. Manche schwören auch auf einen Tupfer Silikon zwischen Spulenoberseite und Kappe.
Überhaupt werden die BB laut einiger Äußerungen von Gibson schon seit einigen Jahren durchaus gewachst, und zwar gerade die ab Werk eingebauten. Auch das spricht eher für die Kappen als Ursache. Vielleicht hat sich das Wachs hier einfach nur gelöst. In dem Fall hilft es manchmal schon, den PU auszubauen und die Kappe mit dem Fön von außen zu erhitzen, damit das Wachs sich verflüssigt und die Kappe wieder ohne Spalt mit den Spulenkörpern verbindet.
Die einzeln zum Nachrüsten verkauften BB waren übrigens immer ungewachst (außer den BB Pros), aber inzwischen gibt es alle möglichen Varianten wie Livebucker, Custombucker usw.. Inzwischen gibt es die BBs auch einzeln als "potted" Version:
https://www.thomann.de/de/gibson_burstbucker_3_zb_4_potted.htm
Theoretisch könntest Du also einfach neue, schon gewachste BB 1 und 2 kaufen. Allerdings: Jeder PU klingt ein bisschen anders, und gerade bei den Gibson-PUs gibt es nach meiner Erfahrung eine durchaus erhebliche Streuung zwischen einzelnen Exemplaren des gleichen Typs. Ich würde die BB einfach wachsen lassen, wenn sie Dir so gut gefallen.
Das Wachsen kann den Sound ein wenig verändern. Nicht jeder nimmt das aber überhaupt so wahr, und nicht zuletzt: was willst Du mit den PUs sonst tun? Wenn sie jetzt wirklich
genau so klingen, wie Du es Dir wünschst, werden sie gewachst wahrscheinlich immer noch näher dran sein als jeder beliebige andere (und nicht mikrophonische) PU, durch den Du sie ersetzt. Letztlich ist es ziemliche Glückssache, einen ungewachsten HB zu finden, der nicht bei HiGain pfeift. Und wenn, dann müssen die Wicklungen wirklich sehr stramm und gleichmäßig sein, was vielleicht wieder dem luftigen, brillanten Sound entgegenwirkt, den Du suchst.
Es ist auch nicht so, dass das Wachsen jetzt die Höhen dämpfen würde. Das Wachs fließt schließlich nur um ein elektrisches Bauteil und klebt nicht vor dem Lautsprecher
. Es geht bei ungewachsten PUs eher um die Resonanz, das Ankoppeln an den Sound, der aus dem Amp kommt. Auch unterhalb von Mikrophonie und Rückkopplung verspürt das mancher als eine Verbesserung der Ansprache auf das eigene Spiel und mehr Farbigkeit im Sound. Das ist nun alles sehr subtil, und gerade in einer Semi gibts eigentlich schon mehr als genug Resonanz durch die Bauweise. Ein kundig gemachtes Potting wird den Sound mit großer Wahrscheinlichkeit viel weniger verändern als die andere Wicklung eines neuen BBs oder gar eines anderen PU-Typs.
Soweit die Do-It-Yourself-Tipps noch nicht gefruchtet haben, wäre mein Rat wäre also, einen Profi (am besten einen PU-Bauer, die bieten das meist ebenfalls an) zu suchen, der Deine PUs insgesamt wachst und der das auch mit einer gewissen Zurückhaltung macht. Man kann das mit genug Erfahrung nämlich auch ohne dicken Wachsklumpen machen.
Zum eventuellen PU-Tausch: Auch wenn ich selbst ein großer Fan der 36th Anniversary PAFs bin, Du hast schon recht, dass sind eher druckvolle PAFs. Ihre Stärke ist mMn vor allem ihre Vielseitigkeit, weil sie von Clean bis Metal (bei entsprechendem Amp natürlich) eigentlich alles abdecken können, eben ohne Fiepen und/oder matschen. Das ganz Filigrane und twangige schwach gewickelter PAFs haben sie nicht so. Warm und bauchig sind sie auch nicht wirklich, eher frequenzmäßig sehr ausgeglichen.
Ich könnte mir vorstellen, dass Du als Fan der BBs diese Bauchigkeit beim StegPU wahrnimmst, weil er relativ wenig Mitten hat. Wenn Du darauf stehst, käme vielleicht ein SH-1B '59 in Betracht. Der pfeift garantiert nicht (ich habs jedenfalls noch nicht erlebt) und er hat auch diese stark zurückgenommenen Mitten, was Bässe und Höhen wiederum hervortreten lässt. Ich finde allerdings, das er weniger "farbig" klingt als der BB2, aber das ist schwer zu umschreiben und nun wirklich Geschmackssache. Jede Änderung am Steg wird aber zwangsläufig den von Dir so geliebten Zwischenpositions-Sound beeinflussen. Gerade der ist nach meiner Erfahrung sehr abhängig von der Abstimmung der PUs untereinander, auch was die Höheneinstellung betrifft.
Was den HalsPU betrifft, so wäre bei Deinen Vorstellungen meine erste Wahl eh schon der BB1 gewesen, sodass es mir schwer fällt, da was anderes zu finden. Höchstens noch der Pearly Gates Neck, der ist auch sehr durchsichtig und transparent. Aber wie gesagt, mein Rat bleibt eigentlich, die vorhandenen PUs nachzubessern, wenn es irgend geht.
Gruß, bagotrix