Bühnenverhalten

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Nachdem ich vorhin (etwas impulsiv) auf @Kylwalda `s gepostetes Video in den Streicherclips reagiert habe, mache ich einfach mal nen neuen Faden auf.
Bühnenverhalten- dieses Thema beschäftigt mich seit Jahren.

Was mache ich auf der Bühne, wenn ich nichts zu tun habe?
Ist man als Streicher unter besonderer "Beobachtung"?
Wie verhalte ich mich am Veranstaltungsort?
Was mache ich, wenn mir einTitel/Song/Stück eigentlich zum Halse heraus hängt, weil ich es schon hunderte Male gespielt habe.
uvm. ....

Mich würden eure Einschätzungen und Meinungen, nicht nur zu den von mir angerissenen Themen interessieren. ;)
 
Eigenschaft
 
Als Musiker ist man immer unter Beobachtung! Egal welche Musikrichtung und egal welche Veranstaltung! Da bin ich absolut Deiner Meinung!
Ich bin froh, dass ich die Musik machen darf die mir gefällt und in der ich auch gefühlsmäßig "aufgehen" kann und darf!
Trotzdem muß man immer wieder die Probleme die es kurz vor Beginn manchmal z.B. mit der Technik gab, abschütteln und sich auf die Musik und den Auftritt konzentrieren. Wenn ich als Bandleader eine angespannte Miene habe, merken das die Menschen und es lenkt von der Musik ab.
Oder wenn ein Sänger nicht genau weiß was kommt und kurz z.B. die Sängerin fragt... egal was, es lenkt ab und kann bei "falscher Miene" falsch interpretiert werden.
Auch ein zusammengekniffenes Gesicht wegen Überlastung, Schmerzen, oder zu großer Konzentration ist nicht förderlich.
Als Kind dachte ich immer, dass z.B. Anne-Sophie Mutter keinen Spaß am Geigenspiel haben kann, weil sie immer so hochkonzentriert und super ernst geschaut hat!
 
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Ich schildere mal ein Erlebnis bei den Chansontagen in Frankfurt/ Oder.
Ein Liedermacher hatte sich professionelle Verstärkung geholt. U.a. einen Cellisten aus einem Orchester.
Der konnte spielen wie ein junger Gott und lenkte mehr Aufmerksamkeit beim Spiel auf sich als der Liedermacher mit seinen Aussagen.
War der Song zu Ende, rekelte er sich auf seinem Stuhl, schaute gelangweilt während der Überleitung zum nächsten Titel in den Himmel; ich habe fast erwartet, dass er noch eine Thermosflasche herausholt um sich einen Kaffee zwischendurch zu gönnen.
So etwas geht nicht.
Selbst wenn man nur "gebuchter Gastmusiker" ist hat man sich in den Dienst der Sache zu stellen. :opa:
 
Als Musiker ist man immer unter Beobachtung!

Eben. Das gilt es zu beachten. Musik ist für ein Konzert schon wichtig, aber was ansonsten auf der Bühne passiert, ist ebenbürtig. Wenn man ein aufmerksames Publikum hat, dann ist die eine Hälfte praktisch blind, weil sie mit den Ohren dabei ist. Die andere Hälfte aber ist taub, die gucken sich die Show an, hören dabei aber so gut wie nichts.

Beiden Teilen des Publikums sollte man etwas bieten. Das mit der Musik ist da recht einfach. Die "Show" ist viel schwieriger, muss zum Musikstil aber auch zum Ort passen.

Und man kann unbewusst sowohl viel falsch, als auch richtig machen. Hier am Ort hat gerade ne neue Partyband aufgemacht. Der Frontman geht unglaublich auf das Publikum zu, so sehr, dass viele Leute schon genervt sind. Nicht nur vor, auch auf der Bühne werden die Gesichter lang, wenn die Backingsängerinnen endlich mal ihren eigenen Song haben, der Frontman aber durch Merchandise-T-Shirts ins Publikum werfen wieder die gesamt Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Extrem positiv hab ich mal den kurzen Auftritt einer Combo mit behinderten Menschen erlebt. Die waren vollkommen unverstellt, so dermaßen authentisch, dass allein das Beobachten dieser teilweise auch sehr extremen Charaktere eine Offenbarung in Sachen Bühnenshow für mich wurde. Be yourself at its best.

Und dieses Gleichgewicht authentischer Selbstdarstellung, ohne dabei aber die Mitspieler in den Hintergrund zu drängen, dass ist die feine Waage, die man nicht austarieren kann, ohne dass sie ins Schwingen gerät.
 
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Hier am Ort hat gerade ne neue Partyband aufgemacht. Der Frontman geht unglaublich auf das Publikum zu, so sehr, dass viele Leute schon genervt sind.

...ein schönes Beispiel für too much. :) Und da bin ich bei dir, dass zwischen positiver Selbstdarstellung und peinlicher Übertreibung manchmal nur ein schmaler Grat liegt.

Ich gehe davon aus, dass im Publikum sehr selten jemand ist, der das musikalische Geschehen auf der Bühne genau einzuschätzen weiß. Das Publikum hat aber einen ganz feinen Nerv dafür, ob jemand bei der Sache ist oder eben nur "seine Show liefert". Die visuelle Information ist mMn für manche fast wichtiger als das, was sie hören.
Für mich ist die Glaubwürdigkeit ein ganz wichtiger Faktor. Wenn man sich mit all seinen Fehlern und Unzulänglichkeiten unverkrampft dem Publikum stellen kann, dann ist das schon die halbe Miete.

Seht ihr eigentlich auch einen Zusammenhang zwischen Bühnengröße, Publikumsgröße und der Größe der eigenen Bewegungen?
 
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das doofe am Cellistensein auf der Bühne ist, dass man an seinen Stuhl gefesselt ist. Nix viele Bewegung oder mal eben an den Bühnenrand fliehen ;) da neide ich euch Geiger :D (aber NUR da :D)
 
Hach @cello und bass das ist doch alles nur eine Frage der Inspiration, guckste mal hier, kombinierst die getanzten Figuren mit dem Instrument und - das versichere ich Dir - schon ist die Langeweile in den Spielpausen verschwunden.

Aber Vorsicht, nicht dem Frontman die Show stehlen!
 
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Die Musik beginnt mit der ersten Tasche, die ausgeladen wird.
Bühnenverhalten - man sollte dem Musiker immer seine Musik abkaufen können.
Vom Publikum nie zu viel verlangen, manches nervt statt einen Unterhaltungswert zu haben.
(War jedenfalls früher so)
 
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...das doofe am Cellistensein auf der Bühne ist, dass man an seinen Stuhl gefesselt ist.
...und das ist auch gut so! :rofl::rofl: :evil: ;);)

Mir ist es eigentlich egal, wie groß die Bühne ist. Bei kleinen Veranstaltungen verzichten wir manchmal sogar darauf die Bühne zu benutzen, (wenn der Raum ansonsten groß genug ist) , weil man dann dichter am Publikum ist. Man bekommt die Reaktionen viel besser mit.

Werden die Bühnen größer und damit auch die Besucherzahl, verliert sich das "intime". Dann kann man auch mit größeren Gesten und Bewegungen arbeiten. Ich "besuche" dann auch gerne mal den Schlagzeuger auf seinem Podest, gehe zum Sänger oder wechsle die Seite.
Trotzdem sollte man eine gewisse Raumaufteilung im Blick behalten, wenn die Kollegen das auch ihrerseits tun um eine "Clusterbildung" zu vermeiden.

Die Musik beginnt mit der ersten Tasche, die ausgeladen wird.

...absolut richtig. Und das gilt für alle Mitglieder der Band.

Man erkennt sofort schon beim Eintreffen der Band am Veranstaltungsort wie sie struktuiert ist, oder eben nicht.
Eine Begrüßung des Veranstalters sollte selbstverständlich sein. Alle weiteren organisatorischen Fragen, wie Catering, Auftrittszeiten, Pausen, Backstagebereich, Gästeliste, Finanzen, GEMA-Liste usw. werden vom Bandleader (oder Manager, Tourbegleiter) geklärt. Da redet also nur einer im Namen der Band.
Wird über Fremdtechnik gespielt sollten die technischen Fragen zwar am besten vorab lt. Stage-Rider geklärt sein. Auch hier sollte derjenige der Band, der den besten technischen Überblick hat, das Gespräch mit dem Haupttechniker führen. Details können immer beim Soundcheck noch geklärt werden.
Keinen Techniker interessiert es wirklich, welchen Tonabnehmer oder welchen Amp man spielt oder wie das Effektboard bestückt ist. ;)
 
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