Brauche Hilfestellung zu Frank Sikoras "Neuer JazzHarmonielehre"

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RHCP-91
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Hallo,

ich habe mir das Buch "Neue Jazz-Harmonielehre" gekauft und möchte damit mein Potenzial beim Improvisieren erweitern. Eigentlich wollte ich schon etwas früher hier anfragen, bzgl. des 1. Themas "Intervalle", aber das hat sich (glaube ich) erledigt.

Um sicher zu gehen, fass ich mal mein Verständnis davon zusammen und ihr bestätigt obs richtig ist oder nicht ;-):

Also es gibt die Intervalle Prime, Sekunde, Terz, Quarte, Quinte, Sexte, Septime, Oktave. Prime, Quarte, Quinte und Oktave sind rein, alle anderen Intervalle sind groß und klein. Diese Intervalle beschreiben das Verhältnis zweier Stammtöne zueinander. Die Zusätze "übermäßig" und "vermindert" werden gebraucht, wenn 2 Töne ein Intervall haben, aber der Halbtonabstand der beiden erst mit dem nächst höchsten INtervall beschrieben werden kann (Bsp: D# - F ... das Intervall wäre eine gr. Sekunde, aber da das Grundintervall ein Terz ist [D, E, F] muss man hier korrekterweise die verm. kl. Terz verwenden). Ist das alles richtig verstanden worden von mir? Oder verwende ich manche Begriffe noch falsch?

Und noch eine Frage: Sikora sagt zwar, er hätte bewiesen/erklärt, dass eine Quarte und eine Quinte rein sind, aber ich seh da nix von. Könnt ihr mir genau erklären warum Quarte/Quinte rein sind?


Nun habe ich ein Frage zum darauffolgenden Thema ("Obertonreihe/Grundton"):

Da gibt es die Übung wo man erst bekannte Melodien summen soll und dann bestimmen soll welcher der Grundton (das tonale Zentrum) ist. Schaff ich aber nicht. Ich rate dann eher, aber dieses angeborene Gespür für den Grundton kann ich bei mir nicht feststellen. Bei den CD-Tracks, wo man anhand der Bassläufe den Grundton raushören soll, schaff ich das etwas besser (jedenfalls bleib ich an einem Ton hängen un bilde mir ein dass es der Grundton ist^^), aber ich weiß nicht ob es stimmt. Wie kann ich das überprüfen? Scheint mir recht wichtig zu sein!

Hoffe ihr könnt mir helfen (weiß ja dass es hier im Forum einige Experten gibt).

MfG Timo
 
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Hallo Timo,

Also es gibt die Intervalle Prime, Sekunde, Terz, Quarte, Quinte, Sexte, Septime, Oktave. Prime, Quarte, Quinte und Oktave sind rein, alle anderen Intervalle sind groß und klein. Diese Intervalle beschreiben das Verhältnis zweier Stammtöne zueinander. Die Zusätze "übermäßig" und "vermindert" werden gebraucht, wenn 2 Töne ein Intervall haben, aber der Halbtonabstand der beiden erst mit dem nächst höchsten INtervall beschrieben werden kann (Bsp: D# - F ... das Intervall wäre eine gr. Sekunde, aber da das Grundintervall ein Terz ist [D, E, F] muss man hier korrekterweise die verm. kl. Terz verwenden). Ist das alles richtig verstanden worden von mir? Oder verwende ich manche Begriffe noch falsch?
Ich denke du hast das Grundprinzip verstanden, aber deine Formulierungen stimmen z.T. nicht ganz; insbesondere können Intervalle niemals gleichzeitig rein / groß / klein und übermäßig / vermindert sein. Wenn du z.B. eine kleine Terz weiter verkleinerst, dann erhälst du eine verminderte Terz - eine verminderte kleine Terz gibt es nicht.

Manche Formulierungen von dir finde ich auch etwas verwirrend, deshalb schreibe ich mal zur Sicherheit eine kurze Anweisung, wie man ein Intervall zwischen zwei gegebenen Tönen bestimmen kann:
  • Der Grundtyp des Intervalls hängt vom Abstand der Stammtöne zueinander ab. Bei F# - B z.B. ergeben sich die Stammtöne [F G A B] mit einem Abstand von 4, es handelt sich also vom Typ her um eine Quarte.
  • Nun muss man die Art des Intervalls zwischen den Stammtönen kennen. Intervalle zwischen zwei Stammtönen sind normaler Weise rein, groß oder klein, mit einer Ausnahme: Die Töne F und B. Das Intervall B - F ist eine verminderte Quinte = b5, F - B (brauchen wir für unser Beispiel) ist eine übermäßige Quarte = #4.
  • Anschließend passt man das Intervall den tatsächlichen Tönen an. Jedes # beim höheren Ton und jedes b beim tieferen Ton vergrößert das Intervall, und jedes b beim höheren Ton sowie jedes # beim tieferen Ton verkleinert es. Intervalle, die rein sein können sind (von der Größe aufsteigend sortiert) entweder vermindert, rein oder übermäßig. Intervalle, die groß oder klein sein können sind (von der Größe aufsteigend sortiert) entweder vermindert, klein, groß oder übermäßig (und nicht etwa "vermindert klein" ;) ). In unserem Beispiel F# - B wird das Intervall durch das # beim tieferen Ton verkleinert, aus der übermäßigen Quarte F - B wird also eine (um einen Halbton kleinere) reine Quarte F# - B.

Ich denke das war's im Wesentlichen auch schon. Theoretisch sind auch mehrfach übermäßige oder verminderte Intervalle möglich, aber die funktionieren recht ähnlich, und tauchen auch nicht so häufig auf.

Und noch eine Frage: Sikora sagt zwar, er hätte bewiesen/erklärt, dass eine Quarte und eine Quinte rein sind, aber ich seh da nix von. Könnt ihr mir genau erklären warum Quarte/Quinte rein sind?
Wie gemeint? Meinst du rein im Sinne von besonders konsonant, oder rein statt groß / klein? Ersteres kann man mit dem einfachen Frequenzverhältnis 3:2 (Quinte) bzw. 4:3 (Quarte) begründen, wobei die Quarte früher auch mal als Dissonanz betrachtet wurde, aber das ist eine andere Geschichte :rolleyes:. Letzteres ist einfach eine Konvention, und es gibt sowohl Argumente die dafür sprechen, als auch welche dagegen. Man hätte sich bei der Benennung theoretisch auch darauf einigen können, dass man statt der reinen Quinte von einer großen Quinte spricht, und statt der verminderten Quinte von einer kleinen Quinte (ähnlich mit der Quarte), so dass nur die Prime und die Oktaven rein sein können, und man sagen kann: Große und übermäßige Intervalle erhält man durch Quintstapelung, kleine und verminderte Intervalle dagegen durch Quartstapelung. Eine weitere Alternative wäre z.B. gewesen, die große Terz als reine Terz zu bezeichnen, und die kleine Terz als verminderte Terz (die Sexten analog) - das wäre dann eine eher dualistische Darstellung, bei der man den Molldreiklang nicht als kleine Terz und Quinte über dem Grundton betrachtet, sondern als (große) Terz und Quinte vom höchsten Akkordton abwärts. Aber ich schweife ab :D ... naja, aber wie gesagt: Es lassen sich unterschiedliche Argumente für oder gegen die einzelnen Benennungs-Konventionen finden, aber letztendlich war es lediglich eine mehr oder weniger willkürliche Entscheidung.

Nun habe ich ein Frage zum darauffolgenden Thema ("Obertonreihe/Grundton"):

Da gibt es die Übung wo man erst bekannte Melodien summen soll und dann bestimmen soll welcher der Grundton (das tonale Zentrum) ist. Schaff ich aber nicht. Ich rate dann eher, aber dieses angeborene Gespür für den Grundton kann ich bei mir nicht feststellen. Bei den CD-Tracks, wo man anhand der Bassläufe den Grundton raushören soll, schaff ich das etwas besser (jedenfalls bleib ich an einem Ton hängen un bilde mir ein dass es der Grundton ist^^), aber ich weiß nicht ob es stimmt. Wie kann ich das überprüfen? Scheint mir recht wichtig zu sein!
Ich muss zugeben dass ich die Übung auch ein wenig schwer gestellt fand, da die Melodietöne nur recht dezent gespielt werden, und eher Klangfarben im Vordergrund stehen als einzelne Töne (zumindest wenn ich das richtig in Erinnerung habe; ich habe das Buch z.Zt. nicht hier). Hast du schon mal probiert, bei etwas konventionelleren Stücken den Grundton herauszuhören? Wenn nicht würde ich erst mal das probieren, oder selbst ein bisschen mit den Modes improvisieren, um ein Grundtongefühl für die einzelnen Modes zu bekommen; also dass du z.B. F-Lydisch nicht als C-Dur wahrnimmst, sondern als F-Dur mit #4.
 
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HëllRÆZØR;4356423 schrieb:
Hallo Timo,


Ich denke du hast das Grundprinzip verstanden, aber deine Formulierungen stimmen z.T. nicht ganz; insbesondere können Intervalle niemals gleichzeitig rein / groß / klein und übermäßig / vermindert sein. Wenn du z.B. eine kleine Terz weiter verkleinerst, dann erhälst du eine verminderte Terz - eine verminderte kleine Terz gibt es nicht.

Manche Formulierungen von dir finde ich auch etwas verwirrend, deshalb schreibe ich mal zur Sicherheit eine kurze Anweisung, wie man ein Intervall zwischen zwei gegebenen Tönen bestimmen kann:
  • Der Grundtyp des Intervalls hängt vom Abstand der Stammtöne zueinander ab. Bei F# - B z.B. ergeben sich die Stammtöne [F G A B] mit einem Abstand von 4, es handelt sich also vom Typ her um eine Quarte.
  • Nun muss man die Art des Intervalls zwischen den Stammtönen kennen. Intervalle zwischen zwei Stammtönen sind normaler Weise rein, groß oder klein, mit einer Ausnahme: Die Töne F und B. Das Intervall B - F ist eine verminderte Quinte = b5, F - B (brauchen wir für unser Beispiel) ist eine übermäßige Quarte = #4.
  • Anschließend passt man das Intervall den tatsächlichen Tönen an. Jedes # beim höheren Ton und jedes b beim tieferen Ton vergrößert das Intervall, und jedes b beim höheren Ton sowie jedes # beim tieferen Ton verkleinert es. Intervalle, die rein sein können sind (von der Größe aufsteigend sortiert) entweder vermindert, rein oder übermäßig. Intervalle, die groß oder klein sein können sind (von der Größe aufsteigend sortiert) entweder vermindert, klein, groß oder übermäßig (und nicht etwa "vermindert klein" ;) ). In unserem Beispiel F# - B wird das Intervall durch das # beim tieferen Ton verkleinert, aus der übermäßigen Quarte F - B wird also eine (um einen Halbton kleinere) reine Quarte F# - B.

Ich denke das war's im Wesentlichen auch schon. Theoretisch sind auch mehrfach übermäßige oder verminderte Intervalle möglich, aber die funktionieren recht ähnlich, und tauchen auch nicht so häufig auf.

Okay. Also wenn ich geschrieben habe "verminderte kleine Terz" o.ä. meinte ich ja eine verminderte Terz. Ich dachte nur, weil halt kleine Intervalle nur vermindert und nicht übermaßig sein können, das könnte man so schreiben. Gleiches galt für die großen Iintervalle. Werde ich in Zukunft nicht mehr machen!

Also wie man ein Intervall bstimmt hab ich schon verstanden nur mach ich das etwas anders als du (glaub ich zumindest). Zuerst das Grundintervall bestimmen, und dann zähl ich meistens ab, wieviele Halbtöne zwischen den beiden Tönen liegen. Notfalls muss man dann halt noch anhand von vermindert/überäßig das ganze aufs Grundintervall zurecht biegen. ist das alles viel zu kompliziert? Wie lang brauchst du denn wenn ich dir 2 Töne nenne, ihr Intervall zu bestimmen?

HëllRÆZØR;4356423 schrieb:
Wie gemeint? Meinst du rein im Sinne von besonders konsonant, oder rein statt groß / klein? Ersteres kann man mit dem einfachen Frequenzverhältnis 3:2 (Quinte) bzw. 4:3 (Quarte) begründen, wobei die Quarte früher auch mal als Dissonanz betrachtet wurde, aber das ist eine andere Geschichte :rolleyes:. Letzteres ist einfach eine Konvention, und es gibt sowohl Argumente die dafür sprechen, als auch welche dagegen. Man hätte sich bei der Benennung theoretisch auch darauf einigen können, dass man statt der reinen Quinte von einer großen Quinte spricht, und statt der verminderten Quinte von einer kleinen Quinte (ähnlich mit der Quarte), so dass nur die Prime und die Oktaven rein sein können, und man sagen kann: Große und übermäßige Intervalle erhält man durch Quintstapelung, kleine und verminderte Intervalle dagegen durch Quartstapelung. Eine weitere Alternative wäre z.B. gewesen, die große Terz als reine Terz zu bezeichnen, und die kleine Terz als verminderte Terz (die Sexten analog) - das wäre dann eine eher dualistische Darstellung, bei der man den Molldreiklang nicht als kleine Terz und Quinte über dem Grundton betrachtet, sondern als (große) Terz und Quinte vom höchsten Akkordton abwärts. Aber ich schweife ab :D ... naja, aber wie gesagt: Es lassen sich unterschiedliche Argumente für oder gegen die einzelnen Benennungs-Konventionen finden, aber letztendlich war es lediglich eine mehr oder weniger willkürliche Entscheidung.

Also einfach so hinnehmen und als gegeben betrachten? Weil ich dachte da gäbe es eine richtige Erklärung usw. Dachte mir teilweise auch, warum man Quarte und Quinte nicht einfach in große und klein unterteilt, wobei dann die reine Quarte und die kleine Quinte (=Tritonus) das gleich wären (außer man verändert nur eins der beiden). Richtig?

Das mit der Terz und der Quintstapelung hab ich jetzt nicht verstanden :D:D aber soweit bin ich halt noch nicht.

HëllRÆZØR;4356423 schrieb:
Ich muss zugeben dass ich die Übung auch ein wenig schwer gestellt fand, da die Melodietöne nur recht dezent gespielt werden, und eher Klangfarben im Vordergrund stehen als einzelne Töne (zumindest wenn ich das richtig in Erinnerung habe; ich habe das Buch z.Zt. nicht hier). Hast du schon mal probiert, bei etwas konventionelleren Stücken den Grundton herauszuhören? Wenn nicht würde ich erst mal das probieren, oder selbst ein bisschen mit den Modes improvisieren, um ein Grundtongefühl für die einzelnen Modes zu bekommen; also dass du z.B. F-Lydisch nicht als C-Dur wahrnimmst, sondern als F-Dur mit #4.

Also ich fand das Raushören bei konventionellen Stücken schwieriger (z.b. Kinderlieder), da hatte ich gar keine Ahnung. Bei den Stücken auf der CD hatte ich zumindest einen Ton im Kopf, aber ich habe halt keine Möglichkeit zu überprüfen ob es stimmt oder ob ich doch nur durch Raten und einen gewissen Placeboeffekt auf den richtigen Ton gekommen bin.

Mit dem Modes improvisieren meinst du die Kirchentonarten? Da hab ich auch noch nicht viel Ahnung. Sollte ich dann deiner Meinung nach erst C-Dur spielen, dann F-Dur und dann mal F-Lydisch und den von dir angesprochenen Unterschied dann versuchen zu erkennen?
Wie wichtig ist denn dieses Erkennen/Raushören des tonalen Zentrums in der Praxis?

Gruß Timo
 
Und noch eine Frage: Sikora sagt zwar, er hätte bewiesen/erklärt, dass eine Quarte und eine Quinte rein sind, aber ich seh da nix von. Könnt ihr mir genau erklären warum Quarte/Quinte rein sind?

Vielleicht hilft dir DAS hier ja weiter ...

http://www.lehrklaenge.de/html/die_reinen_intervalle.html




Hallo,


Nun habe ich ein Frage zum darauffolgenden Thema ("Obertonreihe/Grundton"):

Da gibt es die Übung wo man erst bekannte Melodien summen soll und dann bestimmen soll welcher der Grundton (das tonale Zentrum) ist. Schaff ich aber nicht. Ich rate dann eher, aber dieses angeborene Gespür für den Grundton kann ich bei mir nicht feststellen. Bei den CD-Tracks, wo man anhand der Bassläufe den Grundton raushören soll, schaff ich das etwas besser (jedenfalls bleib ich an einem Ton hängen un bilde mir ein dass es der Grundton ist^^), aber ich weiß nicht ob es stimmt. Wie kann ich das überprüfen? Scheint mir recht wichtig zu sein!

MfG Timo

Das will ich meinen, daß die Grundtonerkennung wichtig ist ... umso besser, daß Du Dich (freiwillig) damit beschäftigst. Probier´ mal das:

Bilde vom vermuteten Grundton einen normalen Dreiklang. In Dur, wenn das Stück in Dur ist, in Moll, wenn es in Moll ist. Wenn sich dieser "normale Dreiklang" ohne Konflikte in z. B. den Schlußakkord "einfügt", dann liegt die Wahrscheinlichkeit des "richtigen" Grundtons schon mal recht hoch ...

LG, Thomas
 
Okay. Also wenn ich geschrieben habe "verminderte kleine Terz" o.ä. meinte ich ja eine verminderte Terz. Ich dachte nur, weil halt kleine Intervalle nur vermindert und nicht übermaßig sein können, das könnte man so schreiben. Gleiches galt für die großen Iintervalle. Werde ich in Zukunft nicht mehr machen!
Nun ja, genau genommen ist es nicht so, dass eine kleine Terz vermindert sein kann, sondern nur dass sie zu einer verminderten Terz werden kann, wenn man sie um einen Halbton verkleinert. Genauso wie aus einer kleinen Terz eine große Terz werden kann, wenn man sie um einen Halbton vergrößert. Eine Terz kann vermindert, klein, groß oder übermäßig sein, aber nie mehrere Sachen davon auf einmal.

Also wie man ein Intervall bstimmt hab ich schon verstanden nur mach ich das etwas anders als du (glaub ich zumindest). Zuerst das Grundintervall bestimmen, und dann zähl ich meistens ab, wieviele Halbtöne zwischen den beiden Tönen liegen. Notfalls muss man dann halt noch anhand von vermindert/überäßig das ganze aufs Grundintervall zurecht biegen. ist das alles viel zu kompliziert? Wie lang brauchst du denn wenn ich dir 2 Töne nenne, ihr Intervall zu bestimmen?
Ob deine Methode zu kompliziert ist hängt davon ab, wie gut du damit zurecht kommst. Deine Methode klingt aber nicht direkt verkehrt, solange du zum richtigen Ergebnis kommst und nicht zu lange brauchst. Ich brauche nicht besonders lange, die Intervalle zwischen den Stammtönen habe ich im Kopf (die sollte man auch direkt abrufen können), und bei den Vorzeichen sehe ich relativ schnell, wie die genaue Intervallgröße angepasst werden muss. Außerdem erkenne ich viele Intervalle auch intuitiv ohne groß überlegen zu müssen, das kommt aber mit der Zeit.

Also einfach so hinnehmen und als gegeben betrachten? Weil ich dachte da gäbe es eine richtige Erklärung usw. Dachte mir teilweise auch, warum man Quarte und Quinte nicht einfach in große und klein unterteilt, wobei dann die reine Quarte und die kleine Quinte (=Tritonus) das gleich wären (außer man verändert nur eins der beiden). Richtig?
Nun ja, es gibt schon gute Gründe dafür. Zum Beispiel sind die reinen Intervalle (Prime, Oktave, Quinte, Oktave) der Regelfall, die verminderte Quinte und die übermäßige Quarte tauchen etwas seltener auf. Deshalb ist es praktischer (wenn auch möglicherweise missverständlich), wenn man einfach von einer Quinte (= reine Quinte) sprechen kann, statt ständig betonen zu müssen welche Quinte man meint. Des Weiteren sind so auch alle übermäßigen / verminderten Intervalle nach allgemeiner Auffassung mehr oder weniger dissonant. Allerdings gibt es auch dissonante Intervalle, die nicht übermäßig oder vermindert sind, wie die kleine Sekunde, die als Akkordton meist sogar wesentlich dissonanter ist als die meisten übermäßigen / verminderten Intervalle, von daher sollte man vorsichtig sein mit vorschnellen Schlussfolgerungen.

Zu deiner Frage: Wenn man große und kleine Quinten / Quarten hätte, dann wäre die kleine Quinte = der großen Quarte = dem Tritonus. Eine reine Quarte gäbe es dann nicht mehr (statt der reinen Quarte hätte man eine kleine Quarte = 5 Halbtöne). Ich hoffe allerdings ich habe dich mit dieser Thematik nicht verwirrt, letztendlich hat man sich ja bereits auf eine Konvention geeinigt.

Das mit der Terz und der Quintstapelung hab ich jetzt nicht verstanden :D:D aber soweit bin ich halt noch nicht.
Das mit der Terz hätte ich auch nicht erwähnen sollen, das war nur unnötig verwirrend :rolleyes:. Das mit der Quintstapelung kann ich kurz erklären, aber du musst es natürlich nicht durchlesen wenn es dich zu sehr verwirrt, und es ist mehr eine interessante Notiz, als eine notwendige Grundlage: ;)

Mit Quintstapelung meine ich, dass du z.B. bei C anfängst, und dann in Quintenzirkelrichtung weiter gehst über G, D, A, E, B, F#, C# usw. (den Quintenzirkel kennst du?). Die Intervalle der Töne zum C sind der Reihe nach 5, 2, 6, 3, maj7, #4, #1 ... , also die reine Quinte und ansonsten nur große und übermäßige Intervalle. Gehst du im Quintenzirkel in die andere Richtung (sozusagend in Quartrichtung, oder in Quinten abwärts), so erhälst du die Töne F, Bb, Eb, Ab, Db, Gb, Cb ... . Als Intervalle von C aus betrachtet: 4, 7, b3, b6, b2, b5, b1, also die reine Quarte und sonst nur kleine und übermäßige Intervalle. Wäre also die reine Quinte eine große Quinte und die reine Quarte eine kleine Quarte, dann wären alle Intervalle die man durch Quintstapelung erhält groß / übermäßig, und alle quartgestapelten Intervalle klein / vermindert.


Also ich fand das Raushören bei konventionellen Stücken schwieriger (z.b. Kinderlieder), da hatte ich gar keine Ahnung. Bei den Stücken auf der CD hatte ich zumindest einen Ton im Kopf, aber ich habe halt keine Möglichkeit zu überprüfen ob es stimmt oder ob ich doch nur durch Raten und einen gewissen Placeboeffekt auf den richtigen Ton gekommen bin.

Mit dem Modes improvisieren meinst du die Kirchentonarten? Da hab ich auch noch nicht viel Ahnung. Sollte ich dann deiner Meinung nach erst C-Dur spielen, dann F-Dur und dann mal F-Lydisch und den von dir angesprochenen Unterschied dann versuchen zu erkennen?
Wie wichtig ist denn dieses Erkennen/Raushören des tonalen Zentrums in der Praxis?
Hm, das mit den Kinderliedern wundert mich jetzt ehrlich gesagt ein bisschen. Prinzipiell ist dort der letzte gespielte Ton immer der Grundton, der erste dagegen oft nicht. Du kannst ja mal bei einem Kinderlied auf den Schlusston achten, und das Stück mit diesem Ton im Klanggedächtnis erneut anhören / spielen. Was die CD im Buch anbelangt: Da waren doch irgendwo die Grundtöne aufgelöst, da könntest du ja kurz nachsehen und den Grundton spielen, oder jemand anderen fragen ob er das machen kann, wenn du die Lösung noch nicht wissen willst.

Wenn du nicht weiter kommst kannst du natürlich auch erst mal mit dem Buch weiterarbeiten, und später noch mal auf die Übung zurückkommen. Grundtonerkennung ist zwar gerade bei der Improvisation wichtig (insbesondere mit anderen Musikern zusammen), allerdings kann es sein dass du mit dieser Übung besser zurecht kommst nachdem du dich ein bisschen mehr mit Dur / Moll und den Kirchentonleitern (= Modes) beschäftigt hast.

Was die Kirchentonleitern anbelangt würde ich einfach mal auf einem Grundton anfangen (z.B. D), und die Dur-Tonleiter spielen. Dann spielst du auf dem selben Grundton Lydisch (= Dur mit übermäßiger statt reiner Quarte). Spiele ab und zu auch mal einen Dmaj7, damit du mit der Tonleiter eine Klangvorstellung verbindest. Wenn du improvisierst, achte darauf dass sich der Grundton auch wie ein Grundton anhört, und nicht wie ein beliebiger Ton. Wichtig ist auch, dass dir der Unterschied zu Dur bwusst ist, der nur in der #4 liegt.

Ähnlich kannst du auch mit den anderen Tonarten verfahren. Wenn du Dur und Moll kennst, kannst du sie dir so merken:

Lydisch = Dur #4
Ionisch = Dur
Mixolydisch = Dur 7 (Dur mit kleiner Septime)

Dorisch = Moll 6 (Moll mit großer Sexte)
Äolisch = Moll
Phrygisch = Moll b2

Lokrisch = Moll b5/b2 = Phrygisch b5

Dabei kann man über Lydisch und Ionisch einen maj7 spielen, über Mixolydisch einen Dom7, über Dorisch, Äolisch und Phrygisch einen m7, und über Lokrisch einen m7/b5.


Im Verlaufe des Buchs wird aber auch noch einiges zu den Kirchentonleitern erklärt, wenn du dir da unsicher bist hilft es evtl. - wie gesagt - erst einmal weiterzulesen.
 
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