Ich mach's mal etwas grundsätzlicher: Gerade bei Open Tunings, die ja oft von vielen offenen Saiten usw. profitieren, ist es wichtig, dass die Gitarre auch "in sich" richtig gestimmt ist. Es ist wichtiger, dass die einzelnen Saiten zueinander passen, als dass jede einzelne Saite zu 100% korrekt gepitched ist.
Daher stimme ich bei Open Tunings meistens nur die tiefe E-Saite und mache den Rest nach Gehör. Würde bei mir so funktionieren:
Nach englischer Notation ist Open E (von tief nach hoch): E-B-E-G♯-B-E
Ich stimme also die Tiefe E-Saite ganz normal (und so perfekt wie möglich) auf E.
Dann gehe ich auf den 7. Bund der E-Saite und sorge dafür, dass die A-Saite genau so gestimmt ist wie dieser Ton. Alternativ geht das auch mit Flageolett-Vergleich auf dem 7. Bund der E-Saite mit dem 12. Bund der A-Saite.
Weiter geht's mit der D-Saite - die ja auch zur E-Saite wird. Hier kann man natürlich am 5. Bund der A-Saite greifen und dafür sorgen, dass man denselben Ton erhält - man kann auch wieder das Stimmgerät nehmen und da wieder auf E stimmen - oder man macht's rein nach Gehör und sorgt dafür, dass die Tiefe E-Saite und die D-Saite eben genau auf einer Oktave liegen (vergleich über Flageoletts am 12. Bund oder über den gegriffenen 12. Bund auf der E-Saite - wenn die Gitarre bundrein ist).
Knackpunkt ist die nächste Saite - die muss nämlich sitzen und ist als G-Saite eh am schwierigsten hinzubekommen. Hier muss man den 4. Bund der D-Saite mit der offenen G-Saite vergleichen. Ich mache es de facto aber zu 99% nach Gehör - auch diese Saite muss harmonisch und voll in Dur klingen, wenn ich die anderen Saiten dazuspiele.
Ab jetzt wird's einfacher: 3. Bund G-Saite = offene B-Saite (oder: Vergleich mit der A-Saite, die ja denselben Ton in einer anderen Oktave hat), 5. Bund B-Saite = offene hohe E-Saite (plus die Vergleichsmöglichkeit mit den beiden anderen E-Saiten!).
Nun die Herausforderung: alle Saiten anspielen und hören, ob das einen sauberen E-Dur-Akkord ergibt. Nur dann ist es "richtig". Dabei ist auch zu beachten, dass eine Open E Stimmung durchaus mehr Saitenzug produziert und sich durch Veränderung der Halskrümmung durchaus mehrere Durchgänge ergeben können (jeweils ganz von vorn mit der Tiefen E-Saite beginnend), bis alles passt. Je nach Saitenstärke und Halsdicke ist der Effekt natürlich unterschiedlich stark. Ganz krass wird es bei Tremolos (besonders Floyd Rose) - hier kann ein Open E völlig unmöglich sein. Tipp am Rande: Open D Tuning funktioniert genau so wie Open E, ist halt nur ein Ton tiefer - und in Summe vom Saitenzug her ähnlich wie die Standard-Stimmung.
Ist jetzt viel Text, aber als Liebhaber von Open Tunings habe ich in den letzten Jahren durchaus schätzen gelernt, wie entscheidend eine "in sich" harmonisch gestimmte Gitarre ist... gerade wenn's in Richtung Slide usw. geht, macht das oft den feinen Unterschied.
Noch grundsätzlicher könnte ich sagen: Wer nicht lernt, seine Gitarre nach nur einem Ton (musikalischer Standard wäre das A) komplett nach Gehör zu stimmen, darf sich eigentlich nicht Gitarrist nennen. Ich sage nicht, dass man es immer nach Gehör machen sollte - aber es schult ungemein und kann manchmal lebensrettend sein.
Und wenn das alles nichts hilft, dann spar' 20 EUR und kauf dir ein CHROMATISCHES Stimmgerät, das "alle" Töne inkl. Sharp/Flat kann. z.B.:
http://musik-service.de/ibanez-mu-40-prx395764366de.aspx