Hallo Mo,
Glückwunsch, das hört sich ja gut an. Dachte mir doch, dass du das schon gut hinkriegst.
Ja, die Sache mit dem Publikum - ein sehr schwieriges Thema.
Das hat mich auch wahnsinnig irritiert am Anfang und ich musste mir auch schon oft anhören, dass ich gar nicht auf das Publikum eingehe etc.
Diese Info und die Tatsache, dass ich überhaupt nicht so recht wusste, wie ich damit umgehen soll, hat mich eine zeitlang richtig verrückt gemacht und ich wurde dadurch noch unsicherer.
Inzwischen mache ich es mal so, mal so - ab und zu schaue ich direkt ins Publikum (bei sehr kleinen Räumen auch komisch, da man ja dann quasi irgendwem direkt in die Augen schauen muss).
Gut ist eigentlich immer, wenn man sich einen Punkt hinter dem Publikum sucht (eine Mauer, ein Bild) und dann in die Richtung singt, da fühlt sich dann keiner direkt angesprochen, aber man schaut trotzdem in die richtige Richtung.
Oder bei einem grossen Publikum hab ich mal bei einem Workshop den Tipp bekommen, sich ein "M" zu denken, also quasi den Blick in M-Form übers Publikum streifen zu lassen, damit sich jeder angesprochen fühlt.
Es hat auch eine Weile gedauert, bis ich mich überhaupt auf was anderes konzentrieren konnte, als meinen Text und meine Band und ob ich den Einsatz finde etc. Am Anfang hab ich immer sofort den Text vergessen, wenn ich mich aufs Publikum konzentrieren wollte. Inzwischen geht das aber schon ganz gut.
Also mach dir damit nicht so einen Stress - das wird sich alles mit der Zeit geben.
Der zweite Punkt ist auch interessant - was tun in der "Pause" - also beim Instrumentalsolo.
Ich finde auch, das ist eine ziemlich Herausforderung und bin meist auch überfordert, stehe dann stocksteif da und höre der Musik zu (was womöglich gelangweilt rüberkommt!), vor allem bei Balladen ist es schwierig, wo man ja teilweise recht lange warten muss....
Ich gehe ja viel auf Konzerte und Sessions und habe inzwischen einige Sänger daraufhin beobachtet.
Es gibt alle möglichen Ansätze und ich habe das Gefühl, dass sehr viele damit ein Problem haben.
Hier meine Beobachtungen:
- Manche gehen von der Bühne und kommen erst wieder, wenn sie dran sind (vor allem bei Jam Sessions, aber auch sonst manchmal) -> finde ich nicht so schlecht, hab aber auch schon Meinungen gehört von Leuten, die das nicht gut finden....
- Manche weisen das Publikum mit der Hand in Richtung des Solisten und bleiben die ganze Zeit in Kontakt mit ihm. (Schau dir mal eine Dee Dee Bridgewater DVD an, die macht das sehr elegant) -> finde ich eine sehr gute Lösung, aber ich persönlich krieg das auch nicht wirklich hin, vor allem bei Balladen irgendwie schwierig und dann bin ich doch noch zu verkrampft manchmal.
- Letztens hab ich ein meiner Meinung nach ziemliches Negativbeispiel erlebt. Die Sängerin war toll, hatte aber ein etwas aufgesetztes Lächeln die ganze Zeit, auch bei den traurigeren Stücken hat sie es nicht ganz wegbekommen. Sie stand bei den Instrumentalsoli die ganze Zeit mit diesem Lächeln da und schaute direkt das Publikum an. Das wirkte irgendwie so nach Aufmerksamkeit heischend und die eigentliche Hauptperson in dem Moment, der Solist, kam irgendwie gar nicht durch.
- Viele stehen genauso steif da wie ich und wissen auch nicht so recht, was sie tun sollen
Hab ich schon bei wirklich guten Leuten erlebt.
So wie ich dich bisher hier kennengelernt habe, bin ich sicher, dass du jetzt, wo die Schleusen auf sind
und du dich getraut hast, ganz bald eine grandiose Bühnensicherheit erwerben wirst.
Liebe Grüsse und einen erholsamen Sonntag
Luna