BPM herausfinden

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Liebe Community,

ich habe wieder mal eine ziemliche Anfängerfrage. Und zwar hab ich folgende Situation. Ich möchte meinen Rhythmus verbessern und deshalb gemeinsam mit Songs mitspielen, zusätzlich möchte ich gerne mein Metronom verwenden, um den Takt auch nochmal extra rauszuhören. Mein Problem ist nun, wenn ich einen Song suche (Bspw. Tränen Trocknen schnell von Rainhard Fendrich), dann finde ich auf diversen Seiten eine Menge unterschiedlicher BPM Angaben von 150-156 BPM. Wenn ich selbst mit meinem Metronom mitzähle, komm ich nochmal auf was anderes, 72 BPM, aber vielleicht zähle ich die Takte hier auch grundlegend falsch?

Die Herausforderung des Ganzen geht dann noch weiter. Wenn ich nämlich dann einen Takt habe, der meinem Gehör nach passt, habe ich öfters mal das Gefühl, dass im Laufe des Songs dann der Song früher oder später wieder nicht zum Metronom Rhythmus passt.

Also Runtergebrochen wären es folgende Fragen:
- Wie finde ich die BPM eines Songs heraus?
- Kann es sein, das auch professionell aufgenommene Songs nicht immer im selben BPM Rhythmus bleiben??

Freu mich auf eure Antworten!

LG Daniel
 
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Ich würde als erstes vorschlagen, einen Moderator um die Verschiebung zu bitten - sie betrifft ja keineswegs nur A-GitarristInnen.

Was die dritte Frage betrifft: ja (kann sein). Ich erinnere mich an ein Interview, in der ein Musiker erzählt hat, dass ein durchgängig mit demselben Tempo aufgenommenes Lied einfach nicht funktionieren wollte. Als sie dann die einzelnen Strophen unterschiedlich schnell eingespielt haben, passte alles.
 
nicht immer im selben BPM Rhythmus bleiben??
durchaus...
Wenn du lediglich die BPM für dich zum Solo spielen ermitteln willst, kannst du ein Metronom nehmen (z.B. als Handy APP) bei dem du das Tempo mittappen kannst (eine Taste im Takt drücken, dann wird ein durchschnittliches Tempo anhand deines Tappens ermittelt).
Dazu lässt du den Song z.B. von Youtube laufen und tappst mit.
Reinhard Fendrich - Tränen trocknen schnell ergibt getappt etwa 76 bpm, eine Analyseprogramm (BPM Analyzer) über die konvertiere MP3 Datei des Videos gejagt, spuckt 152,06 aus (das ist genauso richtig, hier ist der Wert verdoppelt interpretiert vom Programm).
Allerdings wird hier nicht eine Schwankung ermittelt, wenn sie da ist (denkbar) erfasst das kein Analyseprogramm (ev. kann Cubase das, weiss ich nicht, bringt dir aber auch nichts).
 
Hallo Daniel,

zunächst einmal sind BPM "Beats Per Minute" mehr oder weniger neumodischer Kram aus der DJ-Szene und der Computer-Musik (Techno & Co.). "Früher" gab es oft nur schwammige Tempoangaben wie "Allegro", "Largo" usw.

Zudem kommt, dass es der Musik oft bewusste Temposchwankungen gibt, die sogar im Notentext vermerkt sind, z. B. accelerando, ritardando usw.
Oder relativ freie Zeiteinteilungen wie bei rubato usw.

Wenn nicht gerade ein unveränderlicher Click-Track mitläuft, wird ohnehin jede Menschengemachte Musik mehr oder weniger Schwankungen aufweisen, denn wir sind ja keine Maschinen.

Allein deshalb kann es oft schwierig (d. h. unmöglich) sein, einen überall passenden Klick mit fester BPM-Zahl drüberzulegen.


Mein Problem ist nun, wenn ich einen Song suche (Bspw. Tränen Trocknen schnell von Rainhard Fendrich), dann finde ich auf diversen Seiten eine Menge unterschiedlicher BPM Angaben von 150-156 BPM. Wenn ich selbst mit meinem Metronom mitzähle, komm ich nochmal auf was anderes, 72 BPM, aber vielleicht zähle ich die Takte hier auch grundlegend falsch?

Wie @Ralphgue schon schreibt, komme ich auch auf 76 BPM (der erste Treffer in Youtube), das passt sehr gut über die Aufnahme.

Dass irgendwelche Roboter auf doppelte Werte kommen, liegt an der Frage "Was ist ein Beat?" Eine Viertel? eine Achtel?

Ich neige dazu, in einem 4/4-Takt eine Viertel als "Beat" zu betrachten, denn die Taktart gibt auch den Puls des Stück an, und der läuft in Vierteln. Deshalb auch die 76 BPM.

Wenn man statt dessen doppelt so schnell in Achteln zählt, kommt man natürlich auf die doppelten Werte.
Für mich ist jedenfalls bei diesem Stück ein Schlag (Beat) eindeutig eine Viertel und deshalb komme ich auf 76 BPM - so hast Du das ja offensichtlich auch empfunden. Und Ralphgue auch.
Wenn irgendwelche Maschinen, die nur nach irgendwelchen periodischen Zeitpulsen suchen und vielleicht nicht keine so "langsamen" Stücke erwarten, eine Achtel als Puls/Schlag/Beat interpretieren und deshalb auf die doppelten BPM-Werte kommen, ist das eher ein Problem der Maschinen.

Ergo: man darf nicht alles glauben, was Algorithmen und Roboter so vor sich hin analysieren. Am Ende zählt immer noch das menschliche Empfinden.

Viele Grüße
Torsten
 
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Hi Torsten, Ralphgue und saitensauber,

vielen lieben Dank für eure Antworten. Das freut mich total zu hören. Vor allem mal deshalb weil ich anscheinend gar nicht so falsch lag mit meinen Annahmen und wie ihr mir das Thema nun genauer erklärt habt!

Es freut mich total das man hier so schnelle und professionelle Antworten bekommt, ich hätte die Frage einfach schon viel früher stellen sollen dann hätte ich mir das - mich selbst in Frage stellen - erspart und viel früher dazu gelernt!

Danke jedenfalls nochmal, eure Antworten helfen mir punktgenau weiter! Wünsch euch noch einen schönen Abend!
 
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Wenn ich selbst mit meinem Metronom mitzähle, komm ich nochmal auf was anderes, 72 BPM, aber vielleicht zähle ich die Takte hier auch grundlegend falsch?
Nein, du zählst nicht falsch, sondern machst etwas ganz natürliches, nämlich den intuitiv in der Musik gefühlten Puls als beat, also als "Zählzeit" zu identifizieren (man nennt das beat induction), der sich vom Tempo her am einfachsten mit mühelos auszuführenden menschlichen Bewegungsvorgängen synchronisieren läßt. Die Bezugsgröße ist hierbei aber weniger der menschliche Puls, sondern die durchschnittliche Schrittgeschwindigkeit von ca. 110 Schritten/min (exakt sind es 113 S/min).
Das Tempo deines Beispieles ist als 76 bzw. 152 bpm bestimmt worden, also 34 bpm unter oder 42 bpm über 110 Schritten/min. Rein rechnerisch bist du also mit 76 bpm bereits näher an 110 bpm, dazu kommt aber, dass 152 bpm sich bereits dem Trainingstempo nichtprofessioneller Marathonläufer nähert (die Profis haben eine Schrittfrequenz um die 180 bpm). Wenn du beim Spielen oder Hören des Stücks von 76 bpm ausgehst, hat es einen relaxten Charakter (was ja auch dem Höreindruck entspricht), gehst du auf 152 bpm, wirkt es plötzlich atemlos und gehetzt!
 
Die meisten Dinge wurden ja bereits angesprochen.

Als Ergänzung: Auf einem guten Notenblatt steht, was man mit BPM meint ...
  • meistens ist es die Dauer einer Viertelnote
  • aber auch andere Angaben stehen da manchmal, z.B. punktierte Viertel = 80 usw.

Falls Du es noch nicht gemacht hast: Stelle doch Dein Metronom einmal auf 150 BPM, höre es für sich und mit dem Lied ... so ein hohes auf Viertelnoten bezogenes Tempo hast Du eher in Ausnahmefällen.

Anhaltspunkte, auf Viertelnoten bezogen:
  • ca. 120 BPM findet man oft
  • langsame Blues- oder Balladenstücke sind eher im 60 - 80 BPM - Bereich
  • Heavy Metal bringt das schon 'mal auf 200 BPM oder so

Auch zuerst hören und dann zählen kann helfen.
  • zuerst sollte die "1" (der Taktbeginn) unzweifelhaft herauszuhören sein
  • dann die anderen ganzen Zählzeiten, z.B. 1 2 3 4 bei 4/4
  • dann sollten die Unterteilungen erhörbar sein, z.B. 1 + 2 + 3 + 4 + (+ = 'und')
  • usw.
Notfalls auch einmal in eine Aufnahme eines anderen Interpreten hineinhören ;)
 
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Als Ergänzung: Auf einem guten Notenblatt steht, was man mit BPM meint ...
  • meistens ist es die Dauer einer Viertelnote
  • aber auch andere Angaben stehen da manchmal, z.B. punktierte Viertel = 80 usw.

Guter Hinweis!
Ich hatte in meiner ersten Antwort ein wenig schnippisch BPM als "neumodischen Kram aus der DJ-Szene und der Computer-Musik" bezeichnet und wollte genau auf diesen Punkt hinaus.
Im Bereich der computergenerierten Musik ist eine exakte Tempoangabe natürlich essentiell, sonst könnte man nichts synchronisieren.

Aber exakte Metronomangaben gab es auch schon früher (z. B. teilweise bei Beethoven) und das Metronom ist ja schon über 200 Jahre alt. Oft steht in den Noten auch das Kürzel "MM" für "Mälzels Metronom", weil Herr Mälzel das Metronom erfunden hat.

Aber an der Tatsache, dass man in der Regel den Puls zählt ändert sich nichts. Punktierte Viertel oder gar halbe Noten kommen bei den Metronomangaben tatsächlich vor, entsprechen jedoch ebenfalls dem Puls: Beispielsweise in einem 6/8-Takt wird in punktierten Vierteln gezählt oder ein 2/2-Takt in halben Noten. Ein "Beat" entspricht dann jeweils dem passenden Notenwert.


Anhaltspunkte, auf Viertelnoten bezogen:
  • ca. 120 BPM findet man oft

Das ist in allen DAWs (Digital Audio Workstations) oder auch bei eingebauten Metronomen in Digitalplianos u. ä. auch immer die Voreinstellung.



Für die Übepraxis

Abgesehen davon, dass man mit einem Metronom nachprüfen kann, "wie schnell" ein Tempo ist, dient es vor allem beim Üben dazu, rhythmisch sattelfest zu werden und nicht zu sehr im Tempo zu schwanken.
Allgemein neigt man ja dazu, in "leichten" Passagen das Tempo anzuziehen, um dann an der nächsten schwierigen Stelle entweder rauszufliegen oder wieder stark abzubremsen.

Wenn einem die Klick-Abstände zu groß sind, ist es auch durchaus üblich und erlaubt, die Schlagzahl zu verdoppeln, um Achtel statt Viertel zu zählen. Dadurch wird das Geklicke zwar hektischer, hilft aber oft bei rhythmisch schwierigen Passagen.

Viele Grüße
Torsten
 
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Wenn einem die Klick-Abstände zu groß sind, ist es auch durchaus üblich und erlaubt, die Schlagzahl zu verdoppeln, um Achtel statt Viertel zu zählen. Dadurch wird das Geklicke zwar hektischer, hilft aber oft bei rhythmisch schwierigen Passagen.

Viele Grüße
Torsten

Sehr gute Hinweise :)

Man kann's natürlich auch anders herum angehen:
  • 2 Clicks = ganze + achtel Note
  • ist dann halb so schnell
  • und braucht 8 clicks pro Takt in 4/4
  • Tempo langsam steigern
  • später Tempo und Clicks halbieren UND die Achtel nun zeitlich richtig in die "Pause" platzieren
 
Einen Tipp habe ich mal bekommen:
Wenn die Angabe z.B. lautet, Viertel = 120, das Metronom gleich auf 120 einstellen. Den Klick aber zum Üben erst mal nicht als Viertel nehmen, sondern als Achtel oder sogar Sechzehntel. Wenn das Stück (oder die kritische Stelle) mit Sechzehntel = 120 läuft, dann den Klick als Achtel hernehmen und weiterüben. Und wenn dann die Stelle in Achteln funktioniert, dann die originalen Viertel = 120 üben.
So bekommt man von Anfang an ein Gefühl für den Puls des Stücks, was nicht der Fall ist, wenn man sich von Viertel = 60 über = 80 und = 100 auf die = 120 hocharbeitet.
 

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