Böhm oder Deutsch?

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Klarinette_cl
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Hi!
Ich spiele seit 7 Jahren Klarinette und bin jtz in der 10. Klasse. Meine Musiklehrerin möchte mich auf die deutsche Klarinette umschwingen wovon ich nicht begeistert bin welches System finder ihr besser?
 
Eigenschaft
 
beide sind gleich gut, weltweit wird mehrheitlich Böhm gespielt, in Deutschland und Österreich mehrheitlich Deutsch (Öhler).

Wenn du in ein deutsches Orchester von Rang und Namen eintreten willst hast du so gut wie keine Chance, es sei denn du bist schon ein international anerkannter Spieler oder Solist. Umgekehrt ist es weniger problematisch.
Die verschiedenen Musikstile kannst du mit beiden Systemen bedienen. Beispiele hervorragender Klarinettisten gibt es viele.
Deutsche Klarinetten werden auch öfters mit Böhm-Mundstück gespielt, umgekehrt seltener. Es gibt auch die Reformböhm Klarinette, sie hat eine deutsche Bohrung. Ziel ist der "deutsche Klang"
Hier bekommst du ein paar gute Informationen und wenn dir der Weg nicht zuviel ist kannst du vor Ort ausprobieren bzw. dir vom Fachmann genau erklären lassen, wie inzwischen der Stand der Dinge ist.

http://www.schwenk-und-seggelke.de/werkstatt_geschichte.php
Um die Hürde des Zusammenspiels ausländischer und deutscher Klarinettisten überwinden zu helfen, entwickelte SCHWENK & SEGGELKE mit dem Modell 3000 eine Klarinette nach deutscher Klangvorstellung in franz. Griffweise. Die klangliche Nähe zur deutschen Klarinette ist dabei weit größer als bei den bislang bekannten Reform-Böhmklarinetten. Mittlerweile gibt es dieses Modell von der C- bis zur Bassklarinette.
Mehr dazu unter Klarinetten Boehm-System, Modell 3000


Ich würde es eher davon abhängig machen was für ein Ziel du hast oder das habe ich gemacht, ich spiele beide System, so ein großer Unterschied ist da auch nicht.

Da ich allerdings auch keine Ambitionen hatte bei sowas wie den Berliner Symphonikern mitzuspielen sondern nur in einem regionalen Kammerorchester war mein Können ausreichend. Also da spiele ich das Deutsche System, der Dirigent hätte das gerne so und bei anderen Gelegenheiten wie Bigband oder Quartett das Böhmsystem.


Nun lese mal gut die Meinungen die zu diesem Thema hier ankommen. :)

Grüße

atrofent
 
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Vielen Dank für die ausfürliche Antwort. Ich denke ich werde in den Sommerferien auf das andere System umlernen und dann beide beibehalten. Die Griffe der dt.Klarinette sind ja sehr ähnlich wie die vom Saxophon. Und da ich auch Saxophon spiele wird das nicht allzu schwer sein.
 
In der Zeit als ich Schüler war und später, als ich Klarinette studierte (70-er/80-er Jahre) war für mich die Entscheidung sonnenklar. In der damaligen Tradition wurde die Böhm-Klarinette meistens mit einem sehr hellen, ja fast schrillem Ton gespielt (beispielsweise von Gervase der Peyer, der damals ziemlich bekannt war). Dieser Klang hat mir nicht gefallen und wird mir nie gefallen. Im Gegensatz dazu wurde von den deutschen Klarinettisten ein sehr dunkler, ja manchmal schon fast matter Klang bevorzugt, wobei die deutsche Klarinette damals definitiv immer viel weicher klang. Das hat mich mehr angesprochen.
Die Unterschiede sind mittlerweile verwischt, grell spielt (in der Klassik) eigentlich keiner mehr und der "deutsche" Ton hat auf jeden Fall an Brillianz zugelegt. Die Beliebtheit der Reform-Böhm-Klarinette (im Ausland) zeigt aber auch ziemlich deutlich den Trend nach einem grundsätzlich weicheren, dunkleren Timbre auf, den das deutsche System meines Wissens nach stets auszeichnete.

Wenn man zeitgenössische klassische Klarinettisten hört dürfte es allgemein ziemlich schwer fallen, vom Höreindruck auf das System zu schließen.

Was mir aber auffällt ist, daß ich weniger Schüler, bzw. generell Nicht-Profis, gehört habe, deren Klang ich auf der Böhm-Klarinette schön finde als auf der deutschen Klarinette. Ist aber nur ein sehr subjektiver und auf keinen Fall repräsentativer Eindruck.

Für mich ist die Kombination der deutschen Klarinette mit dem Saxophon im übrigen auch sozusagen ´selbsterklärend´ und problemlos machbar.

Gruß, Jürgen

P.S.
Die Reform-Böhm-Klarinetten, von denen ich gehört habe, richten sich an Profis und sind dementsprechend richtig teuer. Mit einer "normalen" deutschen Klarinette, auch einer guten Schülerklarinette, ist der ´deutsche´ Klang jedenfalls günstiger zu haben.
 
Was LoboMix zu dem dunkleren Ton der Deutschen Klarinette sagt stimmt, ist in der Regel immer noch so.
Was aber auch ist - ich bin auch schon etwas länger auf der Welt - die Klangvorstellungen der Orchesterleiter/Dirigenten hat sich seit den 70er - 80er Jahren bis heute auch etwas geändert, es wurde und wird noch zusehends mehr Brillanz angestrebt.
Ein Indiz dafür ist auch, dass man im klassischen Bereich kaum mehr mit 440 einstimmt, 442 oder manchmal noch höher sind angesagt. (Für viele Bläser - auch Blech - ist das mit älterem Equipment schon öfters mal grenzwertig.)
Beobachtet man aufmerksam die großen klassischen Orchester, wird man auch bei den Blechblässern gewisse Veränderungen feststellen, alle mit dem Ziel etwas mehr an Durchsichtigkeit und Brillanz zu erreichen.

Wer mal die Gelegenheit hatte in eine Wurlitzer Klar. (war mal Standard bei den Berliner S.) aus den 50er Jahren oder noch früher, reinzublasen und daneben in eine heutige, der merkt schnell den Unterschied wie sich auch die Klarinettenbauer dem Trend angepasst haben. Dunkel aber auch mit einem gewissen "Pick", das ist jetzt angesagt.

Ich wollte mir 2013 eine neue Klarinette kaufen, Böhmsystem; und habe einige Klarinettenbauer, Meisterbetriebe, in Deutschland besucht, alles renommierte Adressen.
Es ist unverkennbar die beiden Klarinettenbauweisen ähneln sich immer mehr im Klang und mit verbundenen Augen würde ich bei den meisten nicht unterscheiden können aus welchem Lager sie kommen.
Es ist auch interessant sich einmal die Verkaufsargumente anzuhören wenn man dann Vorliebe für ein bestimmtes Modell erkennen läßt.
Mir war wichtig, dass ich zu meiner Böhm Buffet Crampon, eine klangliche Alternative habe. Entscheiden konnte ich mich 2013 bei meiner Rundreise nicht. So habe ich es gelassen und vorerst mal zurückgestellt.
Bis ich jetzt 2015 auf der Musikmesse auf eine tschech. Manufaktur gestoßen bin, in die erste mir überlassene Klarinette reingeblasen, ich habe dann erst mal abgesetzt und geschaut ob ich tatsächlich eine Böhm in der Hand hatte, so deutsch war der Klang. Um es kurz zu machen, ich habe dann einen Termin vor Ort vereinbart, verschiedene Instr. ausprobiert und letzten Endes eine in meinen Augen hervorragende Klarinette zu einem für deutsche Verhältnisse auch noch Super-Preis erstanden.

Eine Anmerkung noch: ich habe gesagt, dass ich in einem Kammerorchester spiele, wir haben auch öfters profess. Aushilfen im Satz, da habe ich jetzt die Neue mitgenommen, auch hier war das Erstaunen groß. Es wurde aber auch bestätigt, dass diese "Verbissenheit" mit der in früheren Jahren die beiden Lager gegeneinander argumentierten ziemlich vorbei ist.
Man hat einander akzeptiert - so scheint es zumindest in meinem Bereich zu sein.

noch schöne Restfeiertage

atrofent
 
Ich spiele momentan eine Buffet Crampon RC Böhm-Klarinette, mit der ich sowohl in einem Blasorchester, als auch im Schulorchester spiele. In beiden Orchestern sind beide Systeme erlaubt. Und beim Klangvergleich ist für mich kein unterschied zu hören. Ich weiß nicht wie es klingt mit einem absolutem Gehör, aber ich (relatives Gehör) merke nichts...
 
Da die Unterschiede zusehends verschwimmen kann man also guten Gewissens deutsches System spielen.
 
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Obwohl ich noch immer nicht Klarinette spiele, will ich im nächsten Semester endlich damit anfangen. Womit sich die Frage stellt, welches System ich nehmen soll. Gleich bei mir in der Nähe wohnt eine Lehrerin, wo ich mal eine Probestunde gemacht habe und die das deutsche System unterrichtet. Allerdings finde ich den Unterricht bei ihr ziemlich teuer, weswegen ich auch an Unterricht in der Volkshochschule gedacht habe. Was für System die Lehrer dort verwenden, weiß ich noch nicht.

Die Griffe der dt.Klarinette sind ja sehr ähnlich wie die vom Saxophon. Und da ich auch Saxophon spiele wird das nicht allzu schwer sein.

Dies scheint mir ein Argument zu sein, das eigentlich für das deutsche System spricht. Ich habe nämlich schon im Hinterkopf irgendwann auch Saxophon zu lernen. Ich dachte eigentlich, dass Saxophone eher das Böhmsystem verwenden, aber da habe ich mich anscheinend geirrt. Oder spielt es überhaupt keine Rolle wenn man beide Instrumente spielen will.

Eine andere Überlegung ist, dass ich musikalisch sehr breit orientiert bin: von Klassik bis Pop/Jazz. Ich dachte, dass das Böhmsystem sich eher für leichte Musik eignen würde. Aber auch da bin ich anscheinend im Irrtum, wenn ich die verschiedenen Einträge lese.
 
Oder spielt es überhaupt keine Rolle wenn man beide Instrumente spielen will
Es ist wirklich völlig egal.

Ich spiele deutsch weil ich eine hatte und weil ich finde, dass man Traditionen erhalten sollte. Bass spiele ich eine Boehm, weil es keine deutsche für 2000 Euro gab.

Wenn ich in Wien wohnen würde, würde ich eine wiener Klarinette spielen. Das ist deutsches System mit größerer Bohrung.

Für den Musikstil ist es auch völlig egal. Das ist einfach historisch bedingt, weil der Jazz in Amerika erfunden wurde und die haben eben Boehm.
 

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