Blues Solos mit Fingern spielen

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Moinsen,

ich würde unheimlich gerne mein Plektrum beiseite legen und schnelle Blues Solos a la John Mayer einfach nur mit Fingern spielen. Das machen noch jede menge andere aber nur damit ihr einen Eindruck habt, was ich meine. Es sieht so aus als würden man nur mit Daumen und Zeigefinger spielen.

Könnt ihr mir einen Link zu einem Tutorial oder anderem geben, in dem das ein bisschen aufgefasst wird. Ich kann einfach nichts finden.

Dankeschön
 
Eigenschaft
 
Wenn Englisch kein Hinderungsgrund ist: vielleicht mal mit google und "John Mayer fingerstyle fingerpicking" versuchen? Wahlweise in kombination mit "lesson" oder "tutorial"?
Sowas hier?
 
Hi!

Ich wechsle beim Solieren oft zwischen Plec und Fingern. Dazu schieb ich das Plec mit dem Daumen zwischen Zeige-und Mittelfinger, aber weit nach oben.
Wenn du diese Bewegung übst, kannst du auch innerhalb einzelner Phrasen wechseln. Mann kann dann auch sehr gut den Ringfinger nutzen und oder Hybrid-Picking, wie beim Country.

LG neuli
 
Für Blues-Soli mit den Fingern auf der E-Gitarre gibt's erst einmal kein Patentrezept. Ich habe danach auch mal gesucht, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass man auch hier seine individuelle Technik entwickeln darf.

Zum Start kann man mal ausprobieren, was man so alles machen kann und dann die Techniken übernehmen, die einem am besten liegen. Man kann z.B.
  • mit dem Daumen und dem Zeigefinger Wechselschlag spielen. Eher langsam, aber recht kontrolliert.
  • mit Zeigefinger und Mittelfinger Wechselschlag spielen. Vorbild klassische oder Flamenco- Gitarre.
  • Man den Zeigefinger-Nagel als Plek interpretieren. Recht schnell, aber belastend für den Fingernagel.
  • Mit Zeige- und Mittelfinger Doublestops spielen.
Letztlich spielt auch die Frage "Fingernägel oder Fingerkuppen?" eine entscheidende Rolle. Mit Fingernägel hat man andere Klangmöglichkeiten als ohne; ohne vielleicht mehr Dynamik.

Ich kann nur für mich sprechen und sagen, dass ich beim häufigen Improvisieren einfach mal das Plek weggelassen habe und die Möglichkeiten oben alle je nach Bedarf mittlerweile automatisch einsetze. Ich kann nur mit Fingernägeln spielen und nutze teils die Möglichkeit ein "Schnappen" der Seite zu erzeugen, wenn man mit dem Fingernagel fast ein wenig an der Saite "reißt".
 
Ich habe schon früher immer mal mit den Fingern für Arpeggien gespielt, aber erst vor ca. 2 Jahren konsequent das Plektrum beiseite gelegt.
Mittlerweile benutze ich gar kein Plek mehr und vermisse es auch nicht. Lediglich Pinch-Harmonics/künstliche Flageolets sind etwas schwieriger.
Das wird aber mehr als aufgewogen durch die sonstigen Möglichkeiten.
Ich würde als Stilübungen mal Ausschau nach Mark Knopfler-VIdeos halten und vor allem mal neben Blues auch mal im Bereich Country stöbern: Merle Travis (Stichwort: Travis-Picking), Chet Atkins (nicht entmutigen lassen!) oder den ersten GItarristen von Elvis: Scotty Moore; auch einige alte Blueser sind prima Lernmöglichkeiten.
Aber auch "moderne" Rocker wie Mike Oldfield spielen mit den Fingern - gibt also aus jeder Ecke etwas.

Für mich hat sich das FIngerpicking erheblich verbessert, als ich die Saitenstärke gewechselt habe.
VOn früher 009 auf 042 spiele ich jetzt 010 auf 052, das finde ich deutlich besser.

Problematisch ist anfangs, dass FIngernägel halt bei Stahlsaiten leicht einreissen....nach ein paar Wochen hat man aber genügend Hornhaut entwickelt.
Ist halt dann vom Klang immer etwas anders. Eine Möglichkeit sind natürlich Fingerpicks, aber damit habe ich leider null Kontrolle und keine Dynamik.
Wenn ich wirklich mal einen "knackig-rockigeren" TOn brauche, nehme ich den Daumennagel, der ist stabil genug.

Eine schöne Variation ist auch von Zupfen auf eine Anschlagstechnik zu wechseln, beim Banjo nennt sich das glaube ich Clawhammer, d.h. die Saite wird nicht mit dem Finger (upstroke: von unten nach oben) gezupft, sondern von (downstroke: oben nach unten) mit dem Nagel angeschlagen.
 
Problematisch ist anfangs, dass FIngernägel halt bei Stahlsaiten leicht einreissen....nach ein paar Wochen hat man aber genügend Hornhaut entwickelt.


Seit ich mal ein wenig in die Welt der klassischen Gitarre eingestiegen bin kann ich nur jedem empfehlen regelmäßig zu feilen und zu polieren. Am besten mit so einer 4 stufen Maniküre-Polierfeile. Einfach mal bei einer netten Dame im Drogeriemarkt beraten lassen , da kommt ihr auch bestimmt gleich ins Gespräch ;)

Erstens reißen sie dann so gut wie gar nicht mehr ein , zweitens klingts einfach wesentlich besser, auch wenn der Unterschied auf der e-gitarre nicht so gravierend ist wie auf der Nylon .

grüße b.b.
 
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das mit den nägeln kann ich total bestätigen, ist aber auch echt ein leidigen thema, zu mindest für mich. ich spiele E - A- und Klassikgitarre und immer nachdem ich
mir 10min lang die nägel gefeilt hab um klassik zu spielen, sind die nach 5min E - oder A - Gtr wieder hin...
 
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das mit den nägeln kann ich total bestätigen, ist aber auch echt ein leidigen thema, zu mindest für mich. ich spiele E - A- und Klassikgitarre und immer nachdem ich
mir 10min lang die nägel gefeilt hab um klassik zu spielen, sind die nach 5min E - oder A - Gtr wieder hin...
Geht mir ähnlich. Vielleicht liegt es auch an meiner Handhaltung, bei der Klassikgitarre mit Nylonsaiten hatte ich auch eine eher klassische Handhaltung, d.h. von oben über den Saiten mit der rechten Hand.
Bei der Stahlsaiten-Akustik, wie auch der elektrischen habe ich die rechte Hand etwas gedreht, näher am Steg und mit den einzelnen Fingern mehr einer Saite zugeordnet.
Dadurch treffe ich auch die Saiten mehr mit der Seite der Finger/Fingernägel.
 
Oftmals wird auch Vieles legato gespielt!

Richie Kotzen mag ein gutes Beispiel sein.
Bei dem fliegen die Finger nur so und das an beiden Händen!
 
Mein Tip: Nagellack (kann auch farblos sein) gegen das Einreissen. Ich spiele seit vielen Jahren konsequent auch nur mit den Fingern. Den aggressivsten Ton erhältst Du wenn Du die Saite mit Daumen und Zeigefinger zusammen anhebst und runterknallen lässt. Ich habe die verschiedenen Anschlagsarten nicht geübt. Mit der Zeit ergab sich vieles von alleine. Ich denke nicht darüber nach, es passiert einfach. Manchmal passt es und manchmal wäre eine andere Technik geeigneter gewesen. Meine Geheimwaffe für Balladen ist der Anschlag mit dem seitlichen Daumenfleisch. Alle diese Techniken haben unsere Altvorderen schon verwendet. Bleib dabei und Du wirst es nicht bereuen. Die Geschwindigkeit, die man mit nur Fingeranschlag erreichen kann ist meiner Meinung nach für Blues mehr als ausreichend. Meine Initialzündung war Sultans of Swing. Mark Knopfler kann ich immer nur empfehlen (neben vielen anderen).
 
Ich spiele auch sehr gerne ohne Pick und finde auch, dass die Sache mit den Pinch Harmonics blöde ist obwohl ich die gerne einsetze.
 
Da hast Du wirklich tausende von Anwendungsmöglichkeiten, und wie schon gesagt wurde: ein orthodoxes Patentrezept für Spielen ohne Plek bzw. mit Plek und Fingern kombiniert gibt es nicht. Das schlechteste, was Du machen kannst, ist es, mit der Technik an die Sache heranzugehen, die Du vielleicht aus der Klassik gelernt hast - eine E-Gitarre muss natürlich fundamental anders bedient werden als eine klassische Gitarre mit Nylonsaiten.
Jetzt muss ich ein wenig weiter ausholen...(sorry...)

Du solltest auch hier davon ausgehen, dass der Blues einerseits - auch was die Spieltechniken anbelangt - eine der konservativsten Musikrichtungen und andererseits Folklore ist. Die Bluesgitarristen, von denen John Mayer gelernt hat, haben von anderen gelernt - meist durch Zuschauen und intensives Zuhören, oder sie habe mit der Trial and Error-"Methode" eine Spieltechnik entwickelt, die mehr oder weniger persönlich ist.

John Mayer wurde (wie fast alle weißen Bluesgitarristen) sehr stark von Eric Clapton beeinflusst, und Clapton seinerseits zitierte häufig Robert Johnson als seinen Haupteinfluss. Über den wissen wir nicht ganz genau, wie er das Gitarrenspiel erlernt hat, und wir haben auch keine Videos, aber wir wissen trotzdem mehr oder weniger, wie er gespielt hat. Klar ist, dass er weder ein Fingerpick noch ein Plektrum benutzt und überwiegend mit dem Daumen und dem Zeigefinger der rechten Hand gespielt hat. Diese Art von Fingerpicking beherrschte er übrigens ausgezeichnet, das merkt man allein schon an dem voluminösen Klang seiner Gitarre, der trotz der schlechten Qualität seiner Aufnahmen sofort ins Ohr sticht.

Robert Johnson spielte den Bass mit dem Daumen und begleitete sich so beim Singen, da er ja keine Bandbegleitung hatte. Um sein Spiel farbiger zu gestalten, spielte er Einwürfe wie kurze Licks und Turnarounds auf den drei hohen Saiten mit dem Zeige- und wahrscheinlich auch dem Mittelfinger. Auch kannst du hier eine Technik verwenden, von der die meisten hartgesottenen Klassik-Freakt Haarausfall bekommen: man kann einen Akkord auf den oberen drei Saiten greifen und dann alle drei Töne von unten nach oben mit dem Zeigefinger der rechten Hand "brushen". Meistens spielte Robert Johnson Turnarounds af diese Weise: greif mal ein H auf der G-Saite, ein D auf der H-Saite und lass die E-Saite leer. Jetzt ziehst Du einfach den Zeigefinger der rechten Hand von unten nach ober über die Saiten. Wenn Du magst, kannst Du dabei in Halbtönen nach unten wandern, indem du die E-Saite leer lässt, aber B und Db und dann A und C auf den beiden höheren Saiten greifst - dies ist einer der klassischsten Turnarounds überhaupt. Du kannst ihn praktisch immer verwenden, wenn in E gespielt wird, akustisch oder elektrisch, als Begleitung oder auch im Solo. Sehr ähnliche Turnarounds spielte übrigens auch Stevie Ray Vaughan bei Shuffles wie Pride and Joy - allerdings mit Plektrum! Eric Clapton verwendet diese Technik auch oft regelmäßig, und ich bin mir sicher, dass John Mayer (der übrigens nicht zu meinen Favoriten gehört) auch solche Licks in der Trickkiste hat! Du kannst sie Dir auch relativ leicht aneignen.

Leider kann ich Dir nicht mit einem Video von Robert Johnson helfen (schön wärs...), aber du kannst dir Aufnahmen von Bluesern anschauen, die der Generation nach ihm angehören. Der bekannteste, der diese Technik mit dem Downstroke mit dem Daumen auf dem Downbeat und dem Upstroke mit dem Zeigefinger auf dem Upbeat (sorry für das viele Denglish) gespielt hat, war wohl John Lee Hooker. Hier mal ein super Video, das du nicht nur analysieren, sondern auch genießen solltest:

https://www.youtube.com/watch?v=ZUtNoe5IPno

Wie Du siehst, spielt John Mayer ganz ähnliche Sachen auf dem Video. Dieser Upbeat-Rhythmus ist eines der am weitesten verbreiteten Klischees im Blues. Billy Gibbons spielt es sehr gerne, z.B. bei La Grange, oft auch mit Pick und Fingern kombiniert:

https://www.youtube.com/watch?v=SE1xO44FlME

Auch für "reines" Solospiel auf der E-Gitarre kannst Du Deine Finger einsetzen. Hier gibt es zwei Männer, die diesen Stil sehr stark geprägt und Generationen von Bluesern beeinflusst haben: Albert King und Hubert Sumlin. Über beide wissen wir, dass sie niemals ein Pick benutzt haben. Leider kenne ich ihre Biographien nicht detailliert, aber ich denke, dass es bei beiden eher eine Frage der Gewöhnung und keine bewusste Entscheidung war, auf das Plek zu verzichten. Beide spielten in ihrer Jugend wohl akustische, da sie nichts anderes hatten, und damals war halt Fingerpicking der Standard. Als sie dann auf die E-Gitarre umgesattelt sind, machten sie sich nicht die Mühe, auf das Plek umzusteigen (meine persönliche Vermutung, nicht belegt).
Kommen wir zu Hubert Sumlin. Sein Name ist so eng mit dem Solospiel ohne Plek verbunden, dass im Blueser-Jargon "to hubert" so viel bedeutet, wie mit den bloßen Händen zu spielen. SRV verwendete den Ausdruck auch gerne und zitierte Hubert als einen seiner Haupteinflüsse.

Hier mal zwei Videos:

https://www.youtube.com/watch?v=5frAMMXes8c

https://www.youtube.com/watch?v=S_5gVABCUH4

Auch solltest du dir hier unbedingt die Aufnahmen von Howlin' Wolf mit Hubert als seinem Lead-Gitarristen anhören – mit das beste, was es an Chicago Blues gibt!

Zur Spieltechnik ist hier nicht viel zu sagen. Einfach aufmerksam die Videos anschauen, Aufnahmen anhören, Licks klauen und auf das Phrasing achten.

Kommen wir zu Albert King, der als der andere "Standard" gilt wenn es um Solo-Bluesgitarre ohne Plektrum geht. Hier ein Video:

https://www.youtube.com/watch?v=W2mZwHVfBMk

Hier fallen für mich zwei Sachen sofort auf: zu einem, dass er sehr rücksichtslos und ungehobelt spielt (das ist positiv gemeint!), und dass es nicht gerade eine unbegrenzte Vielfalt an Albert-Licks gibt. Vielmehr verstand er es, durch sein sensationelles Phrasing und Feeling die gleichen einfachen Licks immer so zu spielen, dass sie jedes mal anders und deswegen interessant klangen. Dies hing auch mit dem Umstand zusammen, dass er nur mit dem Dauen und dem Zeigefinger spielte und dadurch mehr Phrasierungsmöglichkeiten hatte. Er konnte z.B. an den Saiten reißen oder mit Dynamik und Attack spielen.

Auffallend ist noch, dass er als Linkshänder eine Rechtshänder-Gitarre spielte, aber die Saiten nicht umgespannt hatte. Er hatte somit die tiefen Saiten unten und die hohen oben.

Der Gitarrist, der wohl am stärksten von Albert King beeinflusst wurde, war Stevie Ray Vaughan. Um Alberts aggressiven "Snap" hinzubekommen, hat Stevie oft einen kleinen Trick verwendet: die großen Bendings auf den hohen Saiten (z.B. am Anfang von Texas Flood) spielte er nicht mit dem Plektrum, sondern mit dem Mittelfinger der rechten Hand, wobei er das Plek auch weiterhin zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. So hatte er die Möglichkeit, die Saiten von untern anzugreifen und Alberts Anschlag täuschend echt zu imitieren. Unbedingt ausprobieren!

Die Generation, die nach den klassischen Bluesern kam, hat all diese Techniken natürlich nicht nur verwendet, sonder auch weiterentwickelt. Die prominentesten E-Gitarristen sind hier wohl Jeff Beck und Mark Knopfler, zu deren Techniken ich allerdings nicht viel sagen kann. Hier sollten sich evtl. mal die Beck- und Knopfler-Spezis zu Wort melden.

Natürlich ist die Technik-Revolution der Neunziger auch am Blues nicht spurlos vorbeigegangen, und viele moderne Bluesgitarristen spielen auf einem technisch extrem hohen Niveau – und es gibt jede Menge Hybrid- und Fingerpicker unter ihnen. Schau Dir z.B. mal Greg Koch an, bei dem Du einen sehr starken Country-Einfluss hörst:

https://www.youtube.com/watch?v=jQQIT4SJHpY

Dies alles war nur als kurze Anregung gedacht. Wie du siehst ist das Thema Fingerpicking in etwa so ausführlich wie das Picking mit Plek. Schau Dir evtl. mal die Videos an, und dann geh deinen eigenen Weg!
 
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