Bluegrass & Skalen/Positionen

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Hallo :)

ich bin vor einer Weile auf folgendes Video gestoßen:
Link
Dort erklärt er (ab Minute 5:10), wie man seiner Ansicht nach eine G-Dur Skala spielen solle:

Code:
E|---------------------|---------------------|---------------------|-0----2----3-----|
B|---------------------|---------------------|------0----1----3----|-----------------|
G|---------------------|----------------0----|-2-------------------|-----------------|
D|---------------------|-0----2----4---------|---------------------|-----------------|
A|------0----2----3----|---------------------|---------------------|-----------------|
E|-3-------------------|---------------------|---------------------|-----------------|

Klassischerweise würde man (/ich) das wohl eher so spielen:

Code:
E|---------------------|---------------------|---------------------|------2----3-----|
B|---------------------|---------------------|----------------3----|-5---------------|
G|---------------------|---------------------|-2----4----5---------|-----------------|
D|---------------------|------2----4----5----|---------------------|-----------------|
A|-----------2----3----|-5-------------------|---------------------|-----------------|
E|-3----5--------------|---------------------|---------------------|-----------------|

Die Unterschiede bestehen darin, dass er Leersaiten einbezieht und die Greifhand in ihrer Position variiert (z.B. beim F# auf der D-Saite). Außerdem werden andere Finger verwendet.

Nun Frage ich mich, warum er das macht. Ist das irgendwas Stil-spezifisches? Liegt es daran, dass man so (vorgeblich) leichter Hammer-Ons/Pull-Offs mit den Leersaiten spielen kann? Oder dass die Positionen recht nah am Akkordgriff sind? Die Hand auf und ab zu bewegen, wenn man es vermeiden kann, ist doch recht ineffizient...
Irgendwie widerstrebt es mir, das so zu machen ;) Gibt es irgendwelche Gründe, das so zu lernen, die sich vielleicht erst später erschließen?


(Im Spielfluß baue ich - wenn es sich anbietet - auch Elemente dessen ein, aber das explizit so zu lernen finde ich ... erstaunlich ;) )

Danke für alle Antworten :)
 
Eigenschaft
 
man spielt das ja (in der Praxis) nicht als 'Tonleiter', sondern mit Akzenten und rhythmischen Variationen
der Unterschied zwischen beiden Version wäre Tag und Nacht
insofern macht es durchaus Sinn, sich auf die offene Variante zu konzentrieren - die passt imho stilistisch viel besser

cheers, Tom
 
Es sind beides vollkommen valide Optionen, die sich einfach ergänzen, anstatt sich zu widersprechen.

Eigentlich hast du schon erkannt, was die meisten Unterschiede sind:
Zum einen die Leersaiten. Die klingen einfach immer etwas anders. Es ist unglaublich schwierig eine gegriffene Saiten so klingen zu lassen, wie eine offene. Es ist also ein bisschen eine Frage des Sounds.
Oder, wenn man etwa die Skala von hoch nach tief spielt, können die leeren Saiten weiterklingen. Auch hier wieder ein anderer Sound.

Auch mit den Hammer-On, Pull-Off Geschichten hast du recht, wobei der größte Unterschied einfach darin liegt, dass sie an verschiedenen Stellen möglich sind.
Beispielsweise könnte man bei Variante 1 sowas machen F# --> E --> D (wobei hier "-->" für einen Pull-Off steht). Man landet dann auf der musikalisch betrachtet sehr stabilen Quinte von G-Dur, eben D.
Das wäre bei Variante 2 nicht so möglich, da du das D mit dem vierten Finger im 5. Bund spielst, und man logischerweise kein Pull-Off zum kleinen Finger hin machen kann. Dafür könnte man hier zwei Hammer-Ons vorher machen. (H --> C --> D) Also eine Aufwärtsbewegung, im Gegensatz zur Abwärtsbewegung der Pull-Offs, des vorigen Beispiels.
Je nachdem auf welchem Ton man landen will, und aus welcher Richtung, ist entweder die eine, oder die andere Skala, geschickter.

Ein weiterer Punkt den ich noch sehe, ist die Anstrengung. Bei Variante 2 ist man viel mit gestreckten Fingern unterwegs (zwischen 2. und 5. Bund), und die Bünde sind in zweiter Lage auch noch recht breit.
Wenn man jetzt mehrere Stunden solches Zeug spielt, dass irgendwie auf den Skalen basiert (man wird ja nur selten wirklich rauf und runter spielen..), kann das schon sehr anstrengend sein.
Da ist Variante 1 wesentlich entspannter, weil man zum einen weniger greifen muss (Leersaiten = völlige Entspannung), und zum anderen das F#, die einzige Streckung ist.
 
Bei diesen flatpicking-dingern kommt es auch oft vor, dass man mittendrin einen akkord spielt, manchmal auch leersaiten lange mitklingen lässt. Und dann sind da noch diese "disharmonischen reibungen" der durchgangstöne, die ein wichtiges stilelement des bluegrass sind. Da finde ich es besser, mit wenig streckung zu spielen, weil die töne in dieser "enge lage" (sorry) in der praxis leichter zu finden sind.

Guck mal Tony Rice. Ich glaube, den "Red Haired Boy" wäre mit einem "three notes per string" fingersatz sehr schwer hinzubekommen.

Gruss, Ben
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich danke euch Dreien für die hilfreichen Beiträge.

Ich denke, dann werde ich das einfach mal - so unvoreingenommen wie möglich - versuchen, wie er das macht. ;)
Mein "Problem" dabei ist ein wenig, dass ich diese Spieltechnik des Flatpickings/Crosspickings total toll finde - aber mit Bluegrass nicht so viel anfangen kann, sodass sich da evtl. leichte Widerstände aufbauen. Mir schwebt vor, dass man mit dieser Spielweise (in Kombination z.B. mit Sweeping), viele andere tolle Dinge machen könnte, aber das scheint nicht so verbreitet zu sein ;) Aber mir ist klar, dass das so natürlich nicht funktionieren wird.

Das Video von Tony Rice werd' ich mir gleich mal ansehen (finde seine Stimme beeindruckend ;) )
 
Ein Tip noch: Wenn Dich die Spielweise interessiert, schau doch mal nach Beppe Gambetta. Der kommt spieltechnisch aus dieser Richtung, spielt aber (zumindest inzwischen) eher europäisch verwurzelte Musik.
 
Hab jetzt nur ein paar Stücke von ihm gehört, aber das scheint recht viel versprechend zu sein. Vielen Dank für den Hinweis :)
 

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