Blockflötenliteratur - Stücke selbständig erarbeiten und musikalisch spielen

Claus
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Wohl nur weniger, als andere das hier tun würden, weil unser Fokus wirklich auf dem Spielen liegt.
Spielen im musikalischen Sinn kann man m.E. nur, was man handwerklich/technisch verstanden hat und an Leistung auf dem Instrument sicher abrufen kann.
Sonst ist es nur Abdrücken von Noten (oder sogar ein Kampf damit), keine Wiedergabe der Noten oder schon gar kein Interpretieren von Musik.

Das habe ich selbst erst über die Jahre begriffen und glaube, es betrifft besonders uns Hobbymusiker - aber: "no pun intended". :)

Gruß Claus
 
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Was ist denn der Unterschied zwischen Abdrücken und Wiedergabe der Noten?
 
Ich kann Claus nur zustimmen. Außerdem wäre wenigstens eine bescheidene theoretische Grundlage, etwa durch Studium einer allgemeinen Musiklehre auf Schulbuch-Niveau von Vorteil.

@Dora:
Meine Interpretation:
Abdrücken von Noten = Töne oder Geräusche aus dem Instrument quälen, die den Noten nach eigenem Gutdünken am nächsten kommen.
Wiedergabe von Noten = Systematisch erworbene Technik auf dem Instrument bestmöglich einsetzen um notierte Musik hörbar zu machen, zumindest korrekt in Metrum, Rhythmus, Melodie.
 
Also irgendwie denke ich, dass zwischen den beiden Interpretationen noch ziemlich viel zwischen liegt. Also zwischen "Töne und Geräusche aus dem Instrument quälen, die den Noten nach eigenen Gutdünken am nächsten kommen" und "systematisch erworbener Technik auf dem Instrument bestmöglich einsetzen um notierte Musik hörbar zu machen, zumindest korrekt in Metrum, Rhythmus, Melodie".
Das Erste wäre für mich jemand, der mit Flöten noch nie viel zu tun hatte, keine Griffe kennt, sondern einfach mal drauf los prustet und versucht, ein ihm bekanntes Lied aus der Flöte rauszubekommen (dass ist dann wie ein Vorantasten: Aus welchem Loch kommt welcher Ton, etc.).
Das Zweite wäre für mich nach einer Weile intensivem Flötenunterricht und Beschäftigung mit der Flöte, der Theorie, usw. .
Für mich liegen dazwischen Welten...und ein ziemlich großer Zeitraum. Zwischen Nichts-können und dem Instrument schaden und gut spielen können.
Wobei ich ja auch glaube, dass selbst der Pruster für dem Moment das bestmögliche tut, aber gut: ist halt persönliche Interpretationssache.
 
@Dora:
Gar so viel liegt meines Erachtens gar nicht zwischen den Begriffen, den wer gerade den ersten Flötengriff gut gelernt hat und sich bemüht, einen schönen Ton zu erzeugen, der hat sich bereits den ersten Baustein "systematisch erworbener Technik auf dem Instrument" angeeignet und ist auf dem richtigen Weg....
 
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Das stimmt und sehe ich auch so. Deine zweite Definierung klang für mich nur mehr danach, als würde man alles, bzw. das Meiste schon können.

...und auf dem Weg sind eigentlich alle hier. Der eine schon länger, der andere kürzer. Mich würde sowieso mal interessieren, wie es den Leuten geht, die, seit dem ich hier bin, ins Forum kamen und von ihrem Flöten berichteten. Ob sie noch da bei sind? Wäre schön mal zu lesen.
 
Gar so viel liegt meines Erachtens gar nicht zwischen den Begriffen, den wer gerade den ersten Flötengriff gut gelernt hat und sich bemüht, einen schönen Ton zu erzeugen, der hat sich bereits den ersten Baustein "systematisch erworbener Technik auf dem Instrument" angeeignet und ist auf dem richtigen Weg....
Und es gib Leute, die können zwar alle Griffe, aber ob die je Musik aus ihren Instrumenten bringen, bleibt fraglich.
 
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Was ist denn der Unterschied zwischen Abdrücken und Wiedergabe der Noten?
Abdrücken von Noten meine ich als mechanische Wiedergabe ohne Verständnis für den musikalischen Inhalt eines Stücks.
Das kann auch technische Fehler enthalten oder glatt, aber ausdruckslos gespielt sein - der Klang berührt Zuhörer nicht.
So etwas passiert, wenn man nicht weiß, wie man sich ein Stück eigentlich erarbeiten sollte.
Das kommt leider auch unter Mithilfe von Lehrern vor, wie ich schon mehrfach bei Vorspielen von kleinen Musikschülern erleben musste. Da wird die gut funktionierende Mechanik besonders von scheinbar begabten sehr jungen Geiger/innen und Pianist/innen für's Vorspiel gedrillt, die musikalische Aussage von Stücken aber kaum beachtet.
Die musikalisch vermutlich oft unbeleckten Eltern klatschen trotzdem über ihre Zirkuspferdchen und so sind am Ende alle Beteiligten (Eltern, Lehrer, Kinder) mit der öffentlichen Hinrichtung eines komponierten Werkes zufrieden. :D

Wiedergabe von Noten verstehe ich als technisch gutes und musikalisch ansprechendes Spielen. Das ist
dann ein normaler Status des Vortrags für engagierte Amateurmusiker, wenn man nicht ganz unbegabt ist, gerne und ausreichend viel übt sowie mit Verstand bei der Sache ist. Technische Fehler kommen kaum und eher dann vor, wenn das Stück eigentlich etwas zu anspruchsvoll für den Spieler war, stören aber nicht den guten Gesamteindruck auf musikalisch verständige Zuhörer.
Spielt jemand auf diesem Niveau, wird das als Spieler/in selbst und auch als Zuhörer befriedigend und motivierend erlebt.

Interpretation ist meines Erachtens die höchste Form der Wiedergabe eines (natürlich dafür geeigneten) musikalischen Stücks. Als Voraussetzungen würde ich sichere Spieltechnik, musikalisches Wissen, Erfahrung im Vortrag und künstlerische Begabung erachten.
Jemand zu erleben, die/der auf diesem Niveau musiziert, würde auch Berufsmusiker beeindrucken.
Ab und zu erlebt man solche hochbegabten Musiker, die doch lieber eine andere Ausbildung als ein Musikstudium gemacht haben, obwohl sie offenkundig dafür geeignet gewesen wären.

Da ist jetzt künstlich trennscharf formulliert, es gibt gewiss fließende Übergänge und eine Anforderung wie "technisch fehlerfrei" ist z.B. selbst für gute (oder sogar berühmte) Berufstrompeter "live" nicht immer vollständig umsetzbar.

Gruß Claus
 
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Gefällt mir, ich würde nur Interpretation und Wiedergabe zu einem großen Teil überdecken und das was Du Interpretation nennst "Das Stück leben" nennen :)

Interpretiert wird eigentlich schon relativ oft, imho. Bei Amateurmusikern mangelt es mitunter an perfekter Technik wegen nicht ausreichender Übezeit; manche Berufsmusiker oder sehr ambitionierte Amateure, die ihre Prioritäten anders haben, haben vielleicht eine annähernd perfekte oder sogar perfekte Technik, beachten aber die Aussage noch nicht so weit, dass es auch berührt.

Wenn zu der perfekten Technik dann noch der Ausdruck, die Seele, hinzukommt, lebt für mich der Vortrag.
 
Danke für die nochmalige Erläuterung Deiner Definition, Claus.
 
Gefällt mir, ich würde nur...
Gerne, ich bin sicher kein Reinhard Amon, dass ich irgendeinen Anspruch auf Definitionen zur Musik erheben könnte. :D

Zum Aspekt "erarbeiten" eines Stücks von technischem und musikalischem Anspruch:
Als erstes schaue ich mir das Stück an, lese es durch, achte auf den Aufbau bzw. die Form. Je nachdem muss ich mir etwas zu den Harmonien und Skalen überlegen oder notieren, damit ich dazu Nachschlagen oder gezielt üben kann.
Technisch schwierige Stellen markiere ich mir ggf. mit einem Brillensymbol. brille symbol.jpg
Ansonsten schreibe ich mir in die Noten, was mir wichtig erscheint, z.B. Atemzeichen oder Lautmalerei wie eee - i i i.

Dann übe ich jene Teile oder Stellen, die sonst zur Stolperfallen werden könnten, natürlich zuerst sehr langsam, aber im korrekten Rhythmus. Sind die Notenwerte an dieser Stelle für's vom Blatt spielen zu schwierig, mache ich erst eine Klatsch-Übung, bis der Rhythmus für sich genommen völlig klar ist.
Früher hatte ich Schwierigkeiten mit der 16tel Auflösung, wenn das wie im Funk üblich sehr synkopisch wurde.
Dann habe ich solche Stellen alla breve herausgeschrieben und geübt.

Steht zum Beispiel in einem Takt 30 ein schwierig zu spielendes Intervall spiele ich den Beginn der Phrase - falls das nicht zu lang wird - in Verbindung mit der schwierigen Stelle Takt 30 und auf jeden Fall mit Anschluss in den nächsten Takt.
Durch den mitgeübten Anschluss bleibt man nicht so leicht hängen, wenn man das Stück später auswendig spielen will.
Eventuell müssen zur Vorbereitung auch eine entlegene Tonart bzw. Skalen, Arpeggios und Akkordverbindungen geübt werden, genauso manche Ornamente/Embellishments.
Außerdem muss auch die Intonation bei kritischen Tönen auf der Trompete von einem Amateur wie mir immer gesondert beachtet werden, sonst wird es schnell schludrig.

Eventuell höre ich mir auch gezielt Aufnahmen des Stücks an oder vergleichbare Stücke an. Das gilt besonders bei nicht so vertrauter Stilistik oder für solistisches Spielen.
Will man z.B. A String of Pearls aufführen, dann kommt man um das jedem bekannte (relativ einfache) Trompetensolo des genialen Bobby Hackett kaum herum. Auf Youtube stehen auch andere Versionen für den Selbsttest der Erwartung eines Zuhörers.

Jedenfalls kann man sich irgendwann das Stück an sich vornehmen, dass geschieht dann zunächst wieder in musikalisch sinnvollen, aber überschaubaren Abschnitten. Gepielt wird schön langsam und mit Konzentration auf den musikalischen Klang und Ausdruck, die erforderliche Technik für schwierige Stellen wurde bereits (hoffentlich genug) geübt.
Schließlich lässt sich das Stück dann nach genügend Übungszeit fehlerfrei und ansprechend im Originaltempo spielen.

Mein Vorgehen liest sich vielleicht etwas umständlich, ist aber für mich der beste Weg zur Frustvermeidung beim Üben von Stücken.

Gruß Claus
 
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Sind die Notenwerte an dieser Stelle für's vom Blatt spielen zu schwierig, mache ich erst eine Klatsch-Übung, bis der Rhythmus für sich genommen völlig klar ist.
Bei Synkopen hat es sich für mich auch bewährt, die Grundschläge des Taktes (1 2 3 4 oder 1 2 3 usw.) als Striche auf/zwischen die Noten zu verteilen. Dann sehe ich sofort, ob ich auf oder neben dem Schlag bin, den ich sowieso mit dem Fuß mitklopfe oder zumindest im Geiste mitlaufen habe.
Steht zum Beispiel in einem Takt 30 ein schwierig zu spielendes Intervall spiele ich den Beginn der Phrase - falls das nicht zu lang wird - in Verbindung mit der schwierigen Stelle Takt 30 und auf jeden Fall mit Anschluss in den nächsten Takt.
U.U. nehme ich auch nur den Takt alleine, wenn es verzwickt ist. Und später dann die Anschlussstücke dazu.
Jedenfalls kann man sich irgendwann das Stück an sich vornehmen, dass geschieht dann zunächst wieder in musikalisch sinnvollen, aber überschaubaren Abschnitten.
Gerne auch von hinten her. So machen wir das zumindest in den Chören.
Mein Vorgehen liest sich vielleicht etwas umständlich, ist aber für mich der beste Weg zur Frustvermeidung beim Üben von Stücken.
Das ist nicht umständlich, sondern effizient. Umständlich wäre, das Stück von vorne her immer wieder zu spielen und die Fehler mit einzuüben. Die kriegt man dann nämlich fast nicht mehr raus :)
 
Die Erfahrung bringt es zum Glück mit sich, dass ich mit dem Rüstzeug der über die Jahre geübten Etüden ganz gut bei "normal schweren" Stücken zurechtkomme.
Bleibt also "nur" das isolierte Üben der schweren Stellen zwecks Fehlervermeidung und das Feilen an Klang und Ausdruck.

Das bislang schwerste Stück meines Lebens war bisher das Bob Curnow Arrangement von Minuano (Pat Metheny). Das musste ich aber auch nicht auf mich gestellt erarbeiten, sondern angeleitet auf dem Workhop eines sehr guten Band Leaders.
Es war aber dennoch objektiv außerhalb meines Könnens und auch dem einiger anderer Hobby-Kolleg/inn/en.
Hört sich von (sehr bekannten) Studio-Profis gespielt übrigens trotz der Taktwechsel, Synkopen und anderer Finessen sehr geschmeidig an:

 
... bei rhythmisch kniffligen Stellen bin ich mir auch nach wie vor nicht zu schade, das gute alte Metronom auszupacken.
 
Geübt wird bei mir sowieso recht viel mit Metronom, schon seit dem Erstinstrument Kontrabass vor 35 Jahren.
Wie soll man auch sonst in der Lage sein, ein Tempo beizubehalten bzw. bewusst damit umzugehen.

Gruß Claus
 

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