Fender Telecaster | Customized

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Blancanieve - Die Geschichte (m)einer spanischen Señora

Hallo zusammen, ich möchte euch hier Rojaflors (spanisch, dt.: Rosenrot) kleines Schwesterchen vorstellen: Blancanieve (spanisch, dt.: Schneeweißchen). Im Zuge des Dean Zelinsky Private Lable Review-Gewinnspiels, habe ich den Wert des Gutschein in die Modifizierung dieser Gitarre einfließen lassen.

Die Vorgeschichte


Telecaster-white.jpg


Geschrieben war der vierte Jännertag des Jahres 2008. Die Natur befand noch im Winterschlaf, die Vegetation in zartem Frost und Eis eingepackt und im Auto verklang schon vor einigen Tagen „Last Christmas, I gave you my heart, …“. Ich war auf dem Weg zum Musikhaus Thomann, um ein Schwesterchen zu Rojaflor finden. Ein bestimmte Gitarre hatte ich schon ins Auge gefasst: Eine klassische Telecaster ohne viel Schnickschnack und Schickimicki. Nach stundenlangem Testen von verschiedenen Modellen wurde es eine Fender Mexico Standard Telecaster mit Ahornhals in Arctic White (strahlendes Weiß), da diese auch optisch ein guter Kontrast zu meinen bisherigen Gitarren war und immer noch ist. Wie sich ein paar Jahre später herausstellen sollte, erkannte auch ein süddeutscher Automobilhersteller die erhabene Schönheit dieser tollen Farbe - aber das sei nur am Rande erwähnt. Nun, ich spielte sie einige Jahre und war rund rum zufrieden.

Der Beginn

Es kam der Moment, als ich an einem freien Tag bei Oli Lohmann im Laden aufschlug, um von sehr preiswerten bis hin zu sagenumwobenen Boutique Instrumenten alles erdenkliche anspielen und vergleichen zu können und die Differenzen in den eigenen Händen und an eigenen Ohren zu fühlen. Es war interessant direkt am Instrument zu erleben, wo die Unterscheide von Lacken, Materialien, Hölzern, Halsshapings, Radien, Tonabnehmern, Bünden und anderen relevanten Bauteilen lagen. Nun, da war es eigentlich passiert: Ich begann meine Gitarren zu hinterfragen und so fing ich an, an meiner Les Paul die ersten Schritte zu gehen. Die ersten Resultate überzeugten und so eröffnete ich parallel dazu das hier vorzustellende Telecaster Projekt.

Das Konzept

Eine Telecaster ist für mich in ihren Grundzügen eine eher primitive und einfache Gitarre. Ein Holzbrett, ein schlichter Hals, einfache Hardware, zwei einfache Tonabnehmer und eine unspektakuläre Elektronik. Aber je nach Linienführung und Konzeption ist sie dann doch etwas anders. Mit schwarzen Pickguard und Naturbody lädt sie ein die Riffs von „The Boss“ Bruce Springsteen zu schmettern, in schwarz mit Humbucker vorne verfällt man in Stones und in weiß/Butterscotch kann man prima Jeff Buckley gedenken. Aber welchen Telecaster Charakter ich in meinem Setup haben wollte, konnte ich damals nicht wirklich sagen.

Phase 1 (Juni 2013)

Nach Absprache mit meinem Gitarrenbauer des Vertrauens schmiss ich die Elektronik raus und lötete mir nach dem Abschirmen mit Kupferfolie ein Montreux 1391 Set in die Gitarre: CTS A250K Potis mit Orange Drop 715P 0.047 mf. So spielte ich ein ganzes Jahr und war durchschnittlich zufrieden. Mir war das irgendwie sehr glattgebügelt, sehr starr und berechenbar. Das Wiring entspricht der frühen CBS-Zeit von 1966. Aber ich hatte ja noch ein paar Stationen vor mir und war mir noch nicht im Klaren, welche Position meine Tele in meinem Setup einnehmen soll. Ein dampfendes Brett oder doch eher eine zarte Seele? Das sollte das kommende Jahr zeigen. Daher beschloss ich erstmal das Projekt provisorisch funktional zu parken und die Les Paul abzuschließen.

Gitarrenreparatur und Service - 0088.JPG

Phase 2 (Oktober 2013)

Um der hervorragenden Stimmstabilität noch mehr entgegen zu kommen, habe ich den einfachen Stringtree durch einen Göldo Rollen Stringtree ausgetauscht, den ich gezielt vorher kurz mit Teflonspray behandelt habe. Dies ermöglicht neben perfekter Leichtläufigkeit auch einen nahezu wartungsfreien Arbeitszustand. Der klassische runde Fender String Guide wäre sicherlich auch eine Option, würde aber das F verdecken, da das Decal nicht näherungsweise parallel zu den Tunern sondern parallel zur E1 Saite verläuft.

Phase 3 (Juni 2014)

Nach verschiedenen Projekten und dem Ausloten des Einsatzbereichs der Gitarre, setzte ich mich mit meinem Gitarrenbauer zusammen. Ich wollte eine zarte Gitarre, keine Gainschleuder und eher ein sehr charakterstarkes Instrument. Meine Entscheidung viel auf das Fender Custom Shop ’51 Nocaster Set mit Alnico 3 Magnete, glasflussüberzogenem Draht (Emaille) und Zink Platte. Die Werte 7,1 kOhm (Neck) und 7,3 kOhm (Bridge) lassen die Singlecoils auf der Fender-Output-Skala bei 3 von 5 möglichen Punkten liegen. Ich konnte das Tonabnehmer-Set extern testen und war begeistert. Also kurzerhand in die Telecaster geschraubt: Das Ergebnis war schockierend. An sich klang die Gitarre dünn, flach, drahtig und sehr spitz. Kein akzeptables Ergebnis, aber vielleicht war das der Charakter?

Nach ein paar Wochen spielen, tauschte mein Gitarrenbauer im Zuge eines Servicetermins den verbauten Kondensator des korrekt von mir verlöteten Montreux Sets, nachdem ich ihm beschreiben habe, wo die Probleme aktuell lagen - Aufdruck: ic104k1201 250h msr. Ein Wunder war das Ergebnis schon, denn auf einmal waren da die Bässe und Mitten zu hören, die anfangs völlig gefehlt haben. Es klang sehr (druck-)voll und breit, wie ich das erwartet hatte. Aber das Sustainverhalten ohne Amp störte mich etwas, seit ich andere Telecaster anspielen konnte. Hier fand ich ebenfalls deutlichen Verbesserungsbedarf.

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Phase 3 (Dezember 2014)

Werkseitig wurde eine moderne Bridge verbaut. Die war zwar sehr angenehm zu spielen, aber gab mir nicht das Feeling, das ich haben wollte und auch nicht den Klang, den man von typischen und alten Fender Telecaster kennt. Zwar war für mich klar, dass ich den Schwebungen der Vintage Bridges nicht abgeneigt bin, aber die Intonation für mich doch eher vordergründig ist. Es war also daher der logische Entschluss, dass entweder auf eine Vintage Bridge mit Einzelreitern, eine Vintage Bridge mit eigenem Konzept (z.B. Mastery Tele Bridge oder Allparts Joe Barden) oder eine Vintage Bridge mit Compensated Saddles umgestellt wird. Mein Favorit war die Allparts Joe Barden Bridge. Zum einen, weil sie Compensated Saddles als auch eine dickere Plate besitzt. Das sorgt insgesamt für saubere Intonation und mehr Masse, die dem Gainverhalten positiv zuträglich ist. Zum Anderen hat die Bridge eine Aussparung an der unteren Kante, die das Erreichen des PU-Switches erleichtert und beim Spielen Platz für das Plektrum und Finger schafft.

Das Ergebnis ist sehr beeindruckend: Trocken ohne Amp zeigt die Gitarre ein starkes Projektionsverhalten auf Hals und Body. Ein E-Dur Akkord ist direkt am Hals noch ca. 17 Sekunden nach Anschlagen sehr deutlich fühlbar. Am Amp bestätigt sich das durch ein langes Sustain, die Saitentrennung ist hervorragend und stark different. Die Telecaster klingt trocken nun sehr lebhaft, kräftig, ausdrucksstark und deutlich lauter. Genauso wie erwartet - Es ist wirklich eine Freude! Ähnliche Erfahrungen habe ich bereits bei Rojaflor sammeln können.

Beim Demontieren viel mir auf, dass meine Tele in den vergangen Jahren von strahlend weiß hin zu leicht beige gedunkelt ist und auch der Hals unterschiedliche Farbgebungen bekommen hat. Einen Umstand, den ich sehr begrüße. Ich finde das sehr interessant und faszinierend, denn so entwickeln sich die Instrumente ihren ganz eigenen Charakter. Das Montieren ging einfach von der Hand, die Löcher passen exakt überein., allerdings waren die beigelegten Schrauben etwas mächtiger als die Originale und hatten auch ein etwas anderes Gewinde. Hier bedarf es einen genauen Blick!

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Phase 4 (Dezember 2014)

Als letzten großen Posten hatte ich noch den Austausch der Mechaniken auf der Liste. Montiert waren die modernen Fender Tuner mit eingraviertem Fender Logo, die über die Jahre keinen nennenswerten Verbrauch zeigten. Allerdings passte mir das ganze nicht so ins Gesamtbild, weshalb ich mich für schlichte Kluson Vintage Tuner „Double Line“-Style (wie von ’64 - ’67) entschieden habe. Die Tuner verfügen über die sehr angenehme Funktion, die Saiten in den vorderseitigen Schlitz einzufädeln. Das garantiert neben schnellen Saitenwechseln keine unangenehmen Piekser an den Saitenenden und verhindert auch zerrupfte Stoffbereiche in Gitarrentaschen. Die an sich passenden Hülsen sind optional erhältlich, passen aber möglicherweise nicht ganz genau, weshalb ich die Hülsen mit Holzleim eingeklebt habe. Bei der Tuner-Montage half mir mein Vater, mit dem ich zusammen die Tuner sehr grade montieren konnte.

Tipp: Ein langes Lineal zum Ausrichten der Mechanik verwenden.

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Ergebnis

Historisch ist die Tele zwar nicht ganz korrekt modifiziert. Die Kluson Vintage Tuner (Reissue) beziffern den Zeitraum ’64 - ’67 („Double Line “), während die verbauten Tonabnehmer 51’ Reissues sind. Des Weiteren ist das Decal anders, die Bridge eine modernere Variante, der Stringtree stimmt nicht korrekt mit der Epoche überein und auch das Wiring ist nicht passend. Hier müsste ich eigentlich das Wiring von 1951 der Double Esquire („Broadcaster“) verwenden (vgl. Cadfaels Wiringsammlung). Dies sind aber für mich alles vertretbare Eigenheiten, die ich hinsichtlich Komfort und Erhaltung der PU-Mittelstellung eingegangen bin.

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Insgesamt bin ich überaus zufrieden, denn klanglich hat sich die Gitarre massiv positiv verändert: Von einem undefinierbaren, glatten und charakterlosen Telesound, hin zu reinrassiger Telecaster mit angenehmen Twang und Sustain sowie ausgewogenen Klangbild. Die klirrenden und schmerzenden Höhen sind etwas entschärft und das Bassfundament etwas gefüttert. Sie ist keine stabile Highgain Gitarre, aber eine Telecaster, die ihren echten Wurzeln durchaus näher ist, als ich anfangs vermutete. Auch das Handling und die Stimmstabilität haben einen großen Zugewinn erhalten. Ich habe nun DAS Telecasterfeeling, das ich immer haben wollte. Da freue ich mich umso mehr auf die nächsten tollen Jahre mit Blancanieve!

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(Namensgebung siehe Grimms Märchen.)
 
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Insgesamt bin ich überaus zufrieden, denn klanglich hat sich die Gitarre massiv positiv verändert: Von einem undefinierbaren, glatten und charakterlosen Telesound, hin zu reinrassiger Telecaster mit angenehmen Twang und Sustain sowie ausgewogenen Klangbild


Hi,

das hört sich doch prima an und optisch ist sie auch ein Leckerli.:great:
 
Toller Beitrag und viel dabei gelernt :hat:
 
Ein sehr interessanter Bericht und eine gut aussehende Tele :)
 
Schnieke Tele! – und auch guter Bericht. Da möchte man sich doch gleich eine Telecaster zulegen…
 
Sehr schöne Tele! Und ein toller und interessanter Bericht: Als ich ihn auf der Startseite sah, musste ich ihn mir direkt durchlesen! :D :great:

Sag mal, was befindet sich unter dem Pickguard; eine HB oder eine SC Ausfräsung?
In meiner Baja Telecaster sind ja die Fender Twisted Tele und Broadcaster CS PUs drin: Mit denen bin ich sehr zufrieden. Wie klingen eigentlich die 51er, erzähl mal was über deine Pickups. :)
LG
 
Hey, die kenne ich:D ...wusste gar nicht, dass sie schon so viele (Lebens)-Phasen mit Dir durchlebt hat.
Ein schönes Review jedenfalls:great:
 
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Sehr schöne Tele! Und ein toller und interessanter Bericht: Als ich ihn auf der Startseite sah, musste ich ihn mir direkt durchlesen! :D :great:

@CinRen

Wunderbar, freut mich, dass so viele den Weg hierher gefunden haben und die Telecaster durchweg auf gute Resonanz stößt.

Sag mal, was befindet sich unter dem Pickguard; eine HB oder eine SC Ausfräsung?

Zwar ein anderer Body, aber die PU-Fräsungen sind identisch.
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In meiner Baja Telecaster sind ja die Fender Twisted Tele und Broadcaster CS PUs drin: Mit denen bin ich sehr zufrieden. Wie klingen eigentlich die 51er, erzähl mal was über deine Pickups. :)
LG

Für den Vergleich der unterschiedlichen Fender Custom Shop Tonabnehmer und normalen Serien-PUs fehlt mir persönlich der tonale Vergleich innerhalb dieser Tonabnehmer Serie, weshalb ich mich nur auf die Factsheets stützen kann. Alle samt können hier eingesehen werden: Fender Telecaster PU Overview oder vorkonfigurierte Suchanfrage bei Thomann.

Als ich mich bereits im Juni mit dem Gitarrenbauer zusammen gesetzt habe, gab ich ihm folgende die Vorgabe: Mein Ziel war es, eine Gitarre mit großen Dynamikumfang zu erhalten, weshalb sich der Output im Mittelfeld bewegen sollte. Ebenso wollte ich eine Gitarre, die Tonstrukturen eher filigran und fein zeichnet, sich gut in den musikalischen Kontext einfüg, den typisch klaren Charakter einer Telecaster hervorbringt und ausgezeichnet am Ton- und Volumenpoti hängt. In der Mittel - sowie in der Bridgeposition darf gerne auch mal etwas mehr Dampf aus dem Amp kommen. Haupteinsatzgebiet ist aber nach wie vor ein leichter bis mittlerer Crunch Sound. Die Endergebnis der Klangstruktur sollte sehr breit und tief wirken und die schönen Klang-Artefakte der Gitarre und des Amps beinhalten. Was ich nicht wollte: Ultraknatschige und gequetschte Mitten, sowie klirrende, schrille, kreischende und stechende Höhen. Der Sound an sich muss sich im sowohl alleine, als auch im Bandkontext sehr gut durchsetzen können (Stichwort: Mitten), darf gerne aber in der Bridge auch mal bröckeln. Wichtig war mir das absolute Telecaster Feeling, weshalb Noiseless oder gar Singlecoil im Humbucker Format auf keinen Fall in Frage kamen.

In meiner Tele "Blancanieve" liefern die '51 genau das, was ich gesucht habe: Sehr straffe Bässe, angenehme Mitten, sehr schön schimmernde Höhen und aber kein störendes Klirren. Insgesamt ein sehr warmes und charakterstarkes Klangbild. Über EQ Einstellungen am Amp oder mit Zuhilfenahme verschiedener Pedale kann man aber auch das Klirren aus dem 51er Set ziehen, wenn man unbedingt möchte. Tendenziell spiele ich meine Telecaster in der Regel mit abgedrehtem Tonpoti abgedreht je nach Tagesform und Sound zwischen 1/4 und 1/2. Das gibt mir persönlich noch mehr Möglichkeiten. Ich bin immer wieder erstaunt, was man mit einer Tele abrufen kann - von wegen "schnödes Holzbrett". Was nach der Lötarbeit am Amp klang, hatte uns alle ziemlich überrascht. Dittsche würde sagen: Dat perlt! Es tönt dieser besondere klare, transparente Ton. Es macht richtig Spaß die einzelnen Facetten herauszukitzeln und damit zu spielen.

Der nun fertige Umbau liefert mir genau das großartige Gefühl, dass ich auch bei meiner Les Paul "Rojaflor" seit den Modifikationen habe: Beide Gitarren fühlen sich nun einfach rund, ausgereift, korrekt und richtig an.

Hey, die kenne ich:D ...wusste gar nicht, dass sie schon so viele (Lebens)-Phasen mit Dir durchlebt hat.
Ein schönes Review jedenfalls:great:

... Dabei fangen die richtig schönen Phasen doch gerade jetzt erst an!

 
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Super Tele! Fast wie meine. Oder vielleicht sogar dieselbe.
2009 MIM. Loaded mit Rio Grande Tallboy in der Hals Position und ein Seymour Duncan Vintage Broadcaster STL-1b in der Joe Barden Highmass, deepluster Chrome Brücke mit kompensierten Brass Reitern.
Das ist 'ne Rock Tele, keine Country Tele :D

*Entfernt bis Ursache geklärt/R'D*

Ja ich weiss, kein gutes Bild, weil nur so rumgeknipst.
 

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