Bewusstseinszustände beim Üben/Liveauftritt

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cassise
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Hallo!

Ich mache im Rahmen eines Seminars über Bewusstseinsforschung auf der Uni Wien eine Untersuchung über veränderte/erweiterte Bewusstseinszustände bei MusikerInnen, welche sehr viel üben bzw. live auftreten.

Nun wollte ich fragen, ob jemand von euch folgende Zustandsveränderungen (ohne zusätzlichen Einfluss von Substanzen) vor, während oder nach dem (intensiven) Üben bzw. während eines Live-Auftritts kennt:

- Zeitgefühlverlust (man merkt z.B. erst nachher, dass bereits Stunden vergangen sind)
- Flow-Erlebnis (man hört auf, aktiv zu denken, es "flutscht" vor sich hin)
- Rausch-Gefühl
- Extrem schnelle Geschwindigkeiten (man hat das Gefühl, die Hände/Füße machen sich selbstständig, man ist extrem schnell)
- man hat das Gefühl, die Musik nicht nur zu hören, sondern auch zu "sehen"
- man nimmt Schmerzen nicht mehr wahr (z.B. Kopfschmerzen, welche man während dem Üben völlig "vergisst")
- Tiefenentspannungszustand
- Visionen
- Trancezustände
- etc.

Ich wäre sehr dankbar, wenn sich vielleicht ein paar finden würden, welche mir kurz hier im Forum bzw. per Privater Nachricht schildern wollen, wie es ihnen bzw. ihrem Bewusstsein beim und nach dem Üben bzw. während eines Live-Auftritts geht! Es können auch Phänomene sein, welche nicht auf der Liste stehen, diese war nur als Anhaltspunkt gedacht.

Vielen Dank, :)
Cassise!!

€ by Peter: die Moderation hat sich dafür entschieden, den Thread nach "Musikalisches/OT" zu verschieben, da er dort nach unserer Meinung besser hinpasst.

Ich bitte aber ausdrücklich auf den Hinweis des Threaderstellers zu achten, dass es NICHT UM DROGEN O.Ä. (auch nicht Alkohol!) geht.
Wenn die Postings darauf hinauslaufen, werde ich das unterbinden bzw. den Thread schliessen
;)
 
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Hoi. möchte ich mal der Erste sein:)

Also es ist viel dabei.
Beim üben ist es so, dass ich, vor allem damals als ich angefangen habe Gitarre zu spielen, geübt geübt und geübt habe. und sehr oft habe ich morgens um...sagen wir 9 uhr angefangen und habe bis spät nachts 2-3 uhr durchgemacht. Es war teilweise WIRKLICh so krass, dass ich total übermüded irgendwann augewacht bin und ich neben meiner Gitarre auf der Couch lag...der Amp immer noch an. war vor allem in den Ferien so.
Das geht jetzt leider nicht mehr, da ich Berufstätig bin und nicht mehr in der schule bin.

Desweiteren kann ich dir diese Trancezustände nennen. Ist echt so, dass ich, vor allem wenn ich Hendrix sachen spiele, einfach total weg bin. Ich hör nichts mehr anderes. und die musik fühlt man einfach irgendwann.
vor allem wars damals mit meiner ersten band so, als wir gepropbt haben. ich habe jeden bassdrum kick nicht nur gehört. sondenr gefühlt. es war einfach ein riesengroove, der mit mir passierte. das habe ich heute noch, dass ich teilweise nur einen guten drummer brauche und in deiner anderen Welt schwebe. da springt sozusagen der funke über und man tanzt so in gedanken mit und die geilsten riffs entstehen.

dass ich musik "sehe" kann ich jetzt nicht so sagen. du meinst bestimmt wie es hendrix gesagt hatte. jede note ist für ihn eine farbe?

Für mich es etwas anders. jeder ton löst für mich irgendas anderes aus. das spüre ich einfach am ganzen körper.
das kann sich in kribbeln äußern oder sogar irgendwelche gefühle "auf der haut".

also bei mir ist es tatsächlich so....wenn ein Schlagzeuger da ist, der mir den groove gibt, geht alles von alleine und alles andere ist dann irgendwie egal.
das gute daran ist, dass die hämmung komplett weg ist. es ist mir egal wie ich aussehe, wenn ich da gerade spiele. das schlägt sich natürlich auch dann im Gitarrenspiel nieder.


Deswegen möchte ich auch behaupten, dass damals bei Hendrix weniger Drogen für diese einfach einzigartige Musik verantwortlich waren, als die Liebe und Hingabe zur Musik.
Ich denke das können mir hier auch sehr, sehr viele bestätigen;)
 
Hallo cassise,
willkommen im Forum.

Einige der von Dir beschriebenen Effekte kann ich für meine Person bestätigen.

1. der Zeitfaktor: beim Spielen vergeht die Zeit sehr schnell, man hat sich gerade "warm" gespielt, dann ist der Auftritt schon vorbei. Andererseits gibt es aber auch den Effekt, das man auf der Bühne alles schneller spielt, als es geprobt war.
Hauptverdächtiger in diesem Fall: Adrenalin. Und im Umkehrschluss passiert es "live", das man exakt im Tempo spielt, welches man geübt hat. (d.h. der Drummer hat das Tempo als Click im Ohr, so das 100 bpm auch wirklich 100 bpm sind,
und in der Live-Situation denkt man dauernd, booah ist das langsam...)

2. Trance ähnliche Zustände: Es gibt diese magischen Momente, wo die Gedanken während des Spielens einfach nicht mehr ins Bewusstsein dringen. Man geht dann völlig in der Musik auf. Komplexe Abläufe kommen quasi von allein aus den Fingern, wo man sonst hochkonzentriert sein muss, um keinen Fehler zu machen. Wird einem dieser Zustand dann bewusst, und man fängt an über den nächsten Akkord nachzudenken, kann der Zauber vorbei sein und man verspielt sich.
Auch kommt es bei mir zum Verlusst der Gesichtsmuskelkontrolle, wenn ich mir anschliessend einen Auftritt auf Video ansehe, denke ich oft: Oh Mann, wie blöd guck ich denn die ganze Zeit? Warum spiel ich denn dauernd mit offenem Mund?"
Und in ganz "entspannten" Situationen habe ich schon auf meine Gitarre gesabbert...:eek:

3. Es gibt auch magische Momente im Zusammenspiel mit anderen. Wenn ich zum Beispiel mit bestimmten Leuten jamme,
kommt es vor, ohne Absprache genau zu wissen, was der andere gleich macht. Ich spiele dann auch manchmal Sachen,
die ich gar nicht spielen kann. Höre ich hinterher eine Aufnahme denke ich, wow- das war ich?
Und wenn ich die Aufnahme Wochen später höre, ohne zu wissen, dass ich das gespielt habe frage ich dann, hey, coole Nummer. Wer hat das denn gespielt? Für gewöhnlich erkenne ich mein Spiel auf Aufnahmen. Aber eben nicht immer.

... entfernt ... (s. Edit im Eingangspost!)

Nach dem Spielen kenne ich ein Gefühl, wie in Watte gepackt zu sein, ähnlich dem extremen Wohlbefinden nach Sport oder Sex. Ich fühl mich dann richtig zufrieden...

Gruss

Schnirk
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich spiele seit etwa einem Jahr mit einer Band, wo es einfach 100% passt. Wir haben als kommerziell orientierte Jazzband angefangen (60. Geburtstage, Rotaryveranstaltungen, Umrahmungen, etc) und uns dann in eine ganz andere Richtung bewegt. zur Zeit bewegen wir uns zwischen Funk, Reggae, Ska, Gipsy, Jazz und Latin, wobei diese Vielfalt unser Markenzeichen ist. Seit wir eigene Musik bzw Bearbeitungen spielen, versuchen wir bei den Proben, das ganze recht genau auszuarrangieren. Das funktioniert in der Theorie sehr gut, aber live läuft es immer völlig anders. und genau das ist dieser "Flow", den du ansprichst. Das ganze sieht dann tatsächlich so aus: Jemand hat eine Idee, die er während des Spielens auf der Bühne an die anderen weitergibt und die dann umgesetzt wird. Meistens geht es darum, irgendetwas neues einzubauen, beispielsweise einen Skateil, einen Bob Marley Song oder sonstwas. Das ist immer ein Risiko, dass es daneben geht oder unprofessionell wirkt, es klappt aber live immer, wie die mitschnitte dann belegen. Einmal hatten wir 20 minuten zu überbrücken, da ist durch jammen auf der Bühne ein komplett neuer Song entstanden, der besser war als einiges an dem wir monatelang feilen.
Bei Soli geht es mir ähnlich. Da wir fast nur reine instrumentalnummern spielen, komme auch ich als Bassist bei jedem Auftritt zu mehreren Soli. Bei größeren Auftritten und schwierigeren Nummern legt man sich dann schon mal bei den Proben ein bisschen was zurecht. Das ist dann sicher nicht schlecht, aber meine besten Soli spiele ich ins kalte wasser geschmissen, wenn der Posaunist ungeplant auf mich zeigt (s.o.). Da hab ich dann wirklich das Gefühl, ich muss nichts mehr machen, es läuft einfach von selbst. Solche Auftritte laugen mich ziemlich aus, am nächsten Tag bin ich in einer Art Katerstimmung (auch) ohne Kater.
Im Orchester gibt es gelegentlich ähnliche Erfahrungen. Besonders extrem laute Stellen, wo man kollektiv das letzte aus seinem Instrument rausholt bzw extrem leise, wo man um Intonation und Ton bangt, geben einen gewissen Kick. Wenn man die Stellen zum xten mal spielt, stellt sich irgendwann eine gewisse "Dienst ist Dienst"-Haltung ein, die diesen Effekt nach und nach dämpft. So ein Sinfoniekonzert (von Oper ganz zu schweigen) ist auch körperlich sehr anstrengend, entsprechend fühlt man sich danach, dann heißt es meistens: Tiefpunkt und -schlaf auf der Busfahrt zum Hotel, duschen und dann vielleicht noch auf ein Bier nach unten.
Dass man durchgeschwitzt ist, einem vielleicht grade fast der Arm abfällt und man die Finger nicht mehr spürt (gilt v.a. nach dem üben, ich quäle mich jeden tag durch besonders schmerzhafte Kontrabassetüden), merke ich erst danach.
 
Die Symptome treffen einfach genau auf die Ausschüttung von Endorphinen und Adrenaline zu! Eben, das was Live oder bei guten Proben ausgeschüttet wird!
Nicht zu vernachlässigen is das gefühl innere zufrieden heit wenn man blues spielt und die Gitarre singen hört!
 
Die Symptome treffen einfach genau auf die Ausschüttung von Endorphinen und Adrenaline zu! Eben, das was Live oder bei guten Proben ausgeschüttet wird!

Mit geht es sowohl aktiv als auch passiv (also nur vom zuhören) so.

>> - Zeitgefühlverlust
Ja

>> - Flow-Erlebnis (man hört auf, aktiv zu denken, es "flutscht" vor sich hin)
Jein (nein zumindestens aktiv, da ich/wir immer wieder von der Realität eingeholt werde(n) :redface:)

>> - Rausch-Gefühl
Nein, da Rausch für mich gedämpft ist.

>> - Extrem schnelle Geschwindigkeiten (man hat das Gefühl, die Hände/Füße machen sich selbstständig, man ist extrem schnell)
Eher nein, die 32er Triolen eines Steve Vai lassen mich meistens kalt.

>> - man hat das Gefühl, die Musik nicht nur zu hören, sondern auch zu "sehen"
Eher ja, aber "ein Film läuft ab" passt IMO besser. Allerdings kann ich mir nie den Inhalt merken, es sind Filmschnipsel, die meistens zusammenhangslos nacheinander ablaufen.

>> - man nimmt Schmerzen nicht mehr wahr (z.B. Kopfschmerzen, welche man während dem Üben völlig "vergisst")
Jein, soll heissen eine zeitlang ja. Da ich nicht mehr der Jüngste gilt dies nur noch eingeschränkt. Ich halte aber deutlich länger durch als ohne Musik. :D

>> - Tiefenentspannungszustand
Nein, da Musik mich mitreisst bin ich eher angespannt (aber nicht verspannt).

>> - Visionen
Vision, ein großes Wort, deswegen formuliere ich mal anders. Meine Gedanken reiten auf der Musikwelle. Beim Improvisieren in der Band singe ich z.B. englischen Kauderwelsch. Manchmal wird daraus ein Lied, sehr häufig sind diese "Wortschnipsel" der Anfang für einen Text. Unbewusst sprudelt Musik sicher einiges zu Tage, deswegen sage ich ich trotz des großen Wortes *Vision* mal ja. ;)

- Trancezustände
Ja, man ist woanders.

VG Helmut
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
- Zeitgefühlverlust (man merkt z.B. erst nachher, dass bereits Stunden vergangen sind)
Ich hatte zwar erst vor zwei Tagen meinen ersten Auftritt und sang da auch nur 20 Minuten lang, aber am Ende kam es mir vor wie zehn Sekunden.
- man hat das Gefühl, die Musik nicht nur zu hören, sondern auch zu "sehen"
Das habe ich manchmal, aber vor allem beim hören von Musik. Das hat auch viel mit Intensität und Charakter dieser Musik zu tun.
Ich hab beim Klang jedes Instrumentes ein bestimmtes Bild vor Augen, das ist allerdings sehr undifferenziert und so gut wie unmöglich zu beschreiben.
Erst seit kurzem entstehen bei mir beim Hören von Musik komplette Bilder im Kopf.
Hier im Intro beispielsweise sehe ich ein ausgetrocknetes Flussbett, wo der ehemals feuchte, nun knochentrockene Schlamm zersprungen ist und Risse gebildet hat (so wie hier) und es stecken winzige spitze Steine im Boden, die sich einem in die nackten Füße bohren...
:redface: Und nein, all das ohne die Einwirkung irgendwelcher bewusstseinsverändernden Stoffe. :)
- man nimmt Schmerzen nicht mehr wahr (z.B. Kopfschmerzen, welche man während dem Üben völlig "vergisst")
Ja, das Musizieren "lenkt ab" oder nimmt einen völlig ein... da vergisst man seine Kopfschmerzen oder sonstigen Wehwehchen ganz schnell.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Beitrag helfen.
 
Ich danke Euch für Eure Rückmeldungen, hätte nicht erwartet, so schnell so viel Feedback zu bekommen! :)

Es ist sehr interessant, von Euren unterschiedlichen Erfahrungen zu lesen!

Danke,
Cassise! :)
 
also beim Gig insbesondere hab ich
Trancegefühle
Zeitverlust
Flowerlebnis
Visionsgefühle

und ich bin mal mit ner Grippe und Fieber on stage und nach dem Gig war die Grippe weg und ich war wieder gesund! :great:

beim üben/zuhause spielen:

Zeitverlust
Trance
Tiefenentspannungsgefühl
-> grad wenn ich nach der Maloche nach Hause komme und total genervt bin: einfach die Lady 41 schnappen und Blackbird oder 4+20 oder Suite Judy Blue Eyes spielen und alles is wieder gut :great:

Guitar heals!:cool::great:
 

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