Bericht - Sattelaustausch beim Harley-Benton Jazzbass, lefthand

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Hallo liebe Bassgemeinde!

Ich will hier mal darüber berichten, wie ich den Plastiksattel meines Lefthand –Jazzbasses von Harley Benton gegen einen (vorgesägten) Knochensattel getauscht habe.

Ich bin eigentlich Gitarrist und Songschreiber und habe mir vor kurzem den Harley Benton JB-75MN LH NA Vintage Series gekauft, den ich fürs Homerecording nutzen will.
Als Lefty mit begrenztem Budget habe ich mich für diese Jazzbass-Kopie von HB entschieden, es ist mein erstes Produkt der Thomann-Hausmarke und ich war mal gespannt, was man für unter 150 € so erwarten kann. :rolleyes:

Überrascht, und zwar positiv, war ich gleich nach dem Auspacken über die insgesamt gute Verarbeitung des Basses. Der Body ist sauber lackiert. Die Bünde sind ordentlich abgerichtet, haben keine scharfen Kanten und fühlen sich nicht rau an (wie ich es von HB-Produkten schon mehrfach gelesen hatte).
Der Hals sitzt perfekt in der Halstasche, die Potis drehen sich leichtgängig und funktionieren gut. Die Bridge ist einfach aber funktionell, das gleiche gilt für die Mechaniken. Mit den Roswell-Pickups klingt der Bass auch schon sehr gut, sage ich jetzt mal als Gitarrist.:D

Das Einzige, was irgendwie nicht zum guten Eindruck und der guten Verarbeitung des Instruments passt, ist der Sattel. Der ist doch eher grob bearbeitet worden, gerade die Kerbe der tiefen E-Saite sieht etwas eigenwillig aus. Hier mal die Draufsicht:

IMG-20180410-WA0009.jpg

Sorry, für die miese Bildqualität, das ist leider nur mit meinem Billig-Smartphone aufgenommen:redface:

Diesen Sattel wollte ich also ersetzen und da begann für mich erst mal die Überlegung: Selber machen oder machen lassen? Ich schaute mir den Originalsattel an, und sagte mir dann: Ein besseres Ergebnis als dieses traue ich mir schon zu. Und für ein Instrument in dieser Preisklasse zum Gitarrenbauer? Nee, muss nicht.

Lefthand-Sättel für Bässe sind nicht so einfach zu kriegen, davon ging ich aus, ich muss wir wohl einen Knochenrohling besorgen, dazu noch Sattelsäge und Feilen und dann ran ans Werk.

Doch dann fand ich bei meiner Internet-Recherche etwas viel besseres, vor allem für mich als Lefty und Unbedarften in Sachen Instrumentenreparatur und Modifikation:
Im Online-Shop vom Rall Guitars fand ich einen vorgesägten Knochensattel, der größenmäßig wohl fast perfekt in den HB-Jazzbass passen müsste! Schnelle Antwort auf meine Anfrage bei Andreas Rall ob Lefthand komptibel: Die Ausbuchtungen sind parallel, das Design spiegelsymmetrisch. Also rechts /links verwendbar.

(Inzwischen habe ich gesehen, dass auch ML-Factory ähnliche, vorgekerbte Knochenrohlinge für Fender-Style Bässe anbietet, die wohl auch links/rechts verarbeitet werden können)

Klingt gut, dachte ich, also habe ich den vorgekerbten Knochensattel bestellt und dazu noch zwei Sattelfeilen. Dazu noch neue Saiten von Elixir, wegen der Langlebigkeit. Mein Gott, die Saiten machen fast ein Drittel des Preises für den gesamten Bass aus! :eek:

Bevor ich mich an den Austausch machte, habe ich mich online erst mal schlau gemacht, wie man so etwas macht.

Tatsächlich hatte ich vor dem Entfernen des alten Sattels etwas Respekt. Verschiedene Online-Berichte beschreiben den Sattelausbau beim Jazzbass als etwas kitzlige Angelegenheit, wohl je nach dem, wie fest er geklebt ist.

Als erstes habe ich mit einem scharfen Messer den Sattel an der Griffbrettseite, wo er festgeklebt war, etwas eingeritzt und versucht zu lösen. Dazu nahm ich ein scharfes Küchenmesser (und achtete darauf, dass meine Frau das nicht sieht :D).
Dann habe ich einen sehr dünnen Schlitz-Schraubendreher (aus dem Feinmechaniker-Satz) seitlich an der Unterseite des Sattels angesetzt um das Teil auch von unten vom Kleber zu lösen. Mit einem kleinen Hammer leicht(!) auf den Schraubendreher geklopft und – Hoppla! – da flog der Sattel auch schon durch die Luft!
Na, das ging ja leichter als gedacht! Ich wollte ihn eigentlich vorsichtig Anritzen/Lösen und dann mit einer Zange rausziehen.

IMG-20180410-WA0008.jpg
Hier die beiden Sättel nebeneinander

Als nächstes habe ich vorsichtig mit einer Feile die Kleberreste aus der Sattelfuge entfernt. Dann den neuen Sattel ausprobiert: passt noch nicht gut rein, ist wohl minimal dicker als der alte. Daher den Sattel mit der Seite auf ein Blatt feines Schleifpapier gelegt und etwas (aber immer nur ganz wenig) Material abgetragen. Immer wieder probiert, bis der Sattel sauber in die Fuge passte.

Nun habe ich mit den Sattelfeilen etwas Gefälle in die Saitenkerben in Richtung Kopfplatte gefeilt, dabei aber darauf geachtet, dass ich die Kerben selbst nicht noch tiefer ausfeile. Zu tief gefeilt lässt sich schwer wieder ausgleichen.
Um nicht mit den Spitzen der Feilen das Holz an der Kopfplatte zu beschädigen, muss man sehr vorsichtig arbeiten und/oder kann mit Kreppband die Kopfplatte zur Sicherheit abkleben. Das hätte ich mal lieber machen sollen, jetzt habe ich einen kleinen Kratzer im Holz! Macht mir aber nix in dieser Preisklasse!


IMG-20180410-WA0005.jpg
Hier die erste Anprobe mit Saiten

Dann habe ich die neuen Elixir-Saiten aufgezogen und geschaut, wie sie in die Kerben passen. Ja, da musste ich doch noch minimal feilen, damit die Saiten ordentlich liefen. Die Saiten sollten ungefähr zur Hälfte im Sattel liegen, habe ich gelesen. So, jetzt passte es.

Nun galt es noch die Höhe zu kontrollieren. Zu tief gekerbt schnarren die Saiten an den Bünden, ist der Sattel zu hoch, stimmt die Intonation nicht. Erst mal die Saiten gestimmt und ausprobiert, wie die Saitenlage ist. Trocken angespielt fühlte es sich schon mal ziemlich perfekt an, fand ich. Dann der Test: E-Saite im 3. Bund gegriffen, ist ein sauberes G, im 5. Bund ein A. Passt! Das jetzt auf allen Saiten kontrolliert, alles ok. Glück gehabt!

So, jetzt habe ich die Saiten wieder gelöst und mit einem Lineal (das hatte ich gerade zur Hand) hinter den Hals geklemmt, damit sie nicht im Weg sind, wenn ich den Sattel letztendlich festklebe.
Zum Festkleben des Sattel habe ich Sekundenkleber benutzt. Den habe ich recht sparsam verwendet, weil ich nicht wollte, dass er beim Andrücken an den Seiten rausquillt. Ungefähr eine Minute mit der Hand fest angedrückt, dann habe ich die Saiten wieder aufgelegt und leicht angezogen, aber noch nicht auf volle Stimmung.

Ja, und das war die Operation, im Großen und Ganzen!:)

Ca. zwei Stunden später habe ich dann den Bass wieder zur Hand genommen, gestimmt und noch mal alles kontrolliert. Die Oktavreinheit war vom Werk aus schon ziemlich gut eingestellt. Hier habe ich nur minimal korrigiert und das eigentlich auch nur, weil ich den Schraubendreher gerade in der Hand hatte. Die Saitenlage lasse ich erst mal so, wie sie ist. Da will ich erst mal ein Gefühl für das Bassspiel bekommen, bevor ich etwas in die ein oder andere Richtung justiere.

Mit diesem doch recht bescheidenen Aufwand habe ich diesen günstigen aber wirklich ordentlichen Harley Benton Bass noch weiter aufgewertet, finde ich und es macht mir gerade richtig Spaß, Bass zu spielen. Momentan habe ich das Teil öfter in der Hand als meine E-Gitarren. Dabei ist der Bass sauschwer!

Vielleicht stellt sich noch die Frage nach einem Unterschied Vorher – Nachher: Nun, ich höre schon einen Unterschied. Trocken angespielt ist der Bass etwas lauter geworden, am Audio Interface eingestöpselt klingt er noch voller und wärmer als vorher. Aber es ist halt schwer festzumachen, woran das liegt, neue Saiten, neuer Sattel oder beides zusammen.

Dieser Thread ist als persönlicher Bericht gedacht, nicht als Anleitung, wie man den Satteltausch am Bass vornehmen sollte. Das maße ich mir nicht an!;)
Bei mir hat alles gut geklappt, ich musste nicht viel modifizieren und hatte keine Probleme beim Austausch.
Anfängerglück, kann man wohl sagen. Aber es hat Spaß gemacht! :great:

Schöne Grüße

Tom
 
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Gut gemacht und gut beschrieben!
 
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Schön geschrieben. Ich bin ja Fan davon, günstige Bässe zu pimpen, da gehört der Satteltausch natürlich zu.

Bei meinem ersten Satteltausch an meinem alten Squier-Bass hatte ich aus Versehen einen Sattel gekauft, der zu dick war. Ich hatte natürlich auf die Breite geachtet, aber nicht auf dem Schirm, dass es unterschiedliche Dicken gibt. Sonntag Nachmittag - was willste machen...? - also alle Feilen rausgekramt, die ich fand: die groben Holzfeilen aus meinem Werkzeugkoffer und die Nagelfeilen aus dem meiner Frau... und einfach mal losgelegt. Hat ewig gedauert, aber am Ende gepasst. Und hatte noch den Vorteil, dass ich den Sattel relativ hoch lassen könnte, ich spiele nämlich gern mit hoher Saitenlage. Und wenn‘s am Ende endlich passt und sitzt und klingt, ist das ein wunderbares Gefühl. :great:

Und jetzt ran an die Pickups! ...oder an die Bridge? Es gibt noch SO viel zu entdecken... ;)
 
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Und jetzt ran an die Pickups! ...oder an die Bridge? Es gibt noch SO viel zu entdecken... ;)

Ehrlich gesagt, ich habe mich schon bei Allparts umgesehen und bei EMG.
Aber da denke ich eher mittelfristig. Die nächsten äh.... Wochen bleibt es erst mal so!:D
 

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