... aber was genau muss man den üben damit man auf vielleicht größere Mundstücke ausweichen kann, das einem wiederum vielleicht mehr oder andere Klangmöglichkeiten bietet ?
Ich mein, die Anatomie bleibt ja gleich...
Ändert sich der Ansatz ? Falls ja, wieso nicht gleich so trainieren ?
Das genau ist einer der Punkte warum ein Lehrer besonders am Anfang so viel Sinn macht. Der sieht und hört wie Du spielst, wie Du mit Deinen Lippen am Mundstück "arbeitest" und kann dann die für Dich gerade jetzt passenden Übungen empfehlen.
Unter Anfängern scheint es ein paar hartnäckige Gerüchte zu geben die sich nicht ausrotten lassen. Eines davon ist, dass das Ziel jedes Saxophonisten sei, möglichst bald auf ein Mundstück mit möglichst großer Öffnung hin zu arbeiten.
Ein zweites, dazu passendes ist: Das aktuelle Equipment kann unmöglich meinen persönlichen Sound unterstützen. DESHALB klingt mein Spiel wie ein Anfänger. Ich brauche etwas anderes, "besseres".
Die traurige Wahrheit ist, man klingt wie ein blutiger Anfänger, weil man eben ein blutiger Anfänger ist. Kein noch so "gutes" Mundstück wird daran etwas ändern.
Saxophon ist kein Leistungssport oder soll zumindest nicht so betrieben werden. Natürlich werden die Lippen Muskeln durch permanente Übung trainiert. Die Unterlippe wird kräftiger und meist auch (unmerklich) etwas dicker. Das ist aber eine Übung in Feinmotorik, nicht in erster Linie Krafttraining. Du musst mit der Lippe keine Nüsse knacken können um schön Saxophon zu spielen.
Es besteht überhaupt kein Grund mit einem "billigen" Selmer S80 oder einem Yamaha C4 Mundstück nicht eine konzertreife Vorstellung hinzulegen, klassisch oder auch im Jazz. Diese Mundstücke sind wirklich gut und sehr vielseitig. Nur weil sie oft standardmäßig den Instrumenten beigelegt werden gelten sie als "Anfänger Mundstücke", die man möglichst schnell los werden muss, weil man als "Profi" auf so etwas nie spielen würde. Blödsinn.
Mach erst einmal einen Schritt und dann noch einen. Wechsle das Equipment, wenn Du den Eindruck hast, Du hast schon alles ausgereizt was das Teil kann und es behindert Dich bei der weiteren Entwicklung. Ich gehe davon aus, dass Du von dem Punkt noch weit entfernt bist.
Was Du brauchst ist ein "gutmütiges" Setup. Eines das Dich unterstützt einen klaren, geraden Ton zu produzieren mit dem Du dann weiter arbeiten kannst. Mit einer zu großen Öffnung wirst Du nur Probleme haben den Ton richtig zu treffen. Das eiert dann herum, klingt vielleicht sogar cool nach Jazz, hilft Dir aber kein Bisschen weiter. im Gegenteil. Du gewöhnst Dir die krummen Töne wahrscheinlich an, glaubst das muss so sein. Erst wenn man in der Lage ist etwas richtig zu machen hat man die Freiheit, es bei Bedarf auch anders zu machen.
Wenn Du jonglieren lernen möchtest, weil Dein Held im Zirkus so eine Nummer mit Kettensägen und lebenden Kaninchen geschupft hat, fängst Du vermutlich auch mit kleinen Gummibällen an, nicht mit Kettensägen. Auch nicht mit rohen Eiern. Das würde jedenfalls Sinn machen. Man lernt nicht schneller, wenn man es sich möglichst schwer macht. Man hat nur mehr Frust dabei und das ist außerordentlich schädlich für den Lernfortschritt.