Mit der Zeit lernt man damit zu leben. Ich habe ihn mir vor vielen Jahren bei einem Disko-Besuch zugezogen. Ich hatte mir wohl vorher auch den Kopf unterkühlt, da ich frischgeduscht bei Eiseskälte ungefähr 5 km auf dem Bike zurücklegen musste, um dort hin zu kommen. Damals hatte ich auch sehr oft Gehörgangsentzüngungen. Außerdem war ich auch nicht in bester psychischer Verfassung. Der Bass von den Lautsprechern kam mir nach ein paar Bier garnicht so laut vor und ich muss beim Tanzen zu nah an einem dran gewesen sein. Ich muss noch hinzufügen, dass ich wahrscheinlich schon vorgeschädigt war, durch jahrelanges Proben in sehr kleinen Bandräumen. Wahrscheinlich war also schon ein kleines Rauschen auf meinen Ohren vorhanden, das noch gut automatisch weggefiltert werden konnte.
Naja, nach dem Diskobesuch fühlte ich mich am nächsten Morgen irgendwie nicht so gut. Bin dann unter die Dusche und hörte in meinem Zimmer wieder ordentlich laut Musik. Der eigentliche Piepton kam am nächsten Tag, in der Wohnung meiner Freundin.
Wie ein Morse-Code, also mit Unterbrechungen. Ich war schon ein wenig panisch, sagte mir aber, dass es wohl nicht so schlimm sei und es über die nächsten Tage wegginge.
Es blieb leider und veränderte sich zu einem anhaltenden Sinuston auf beiden Ohren. Der Ohrenarzt, zu dem ich viel zu spät ging, konnte mir nur ein Seminar anbieten, wo man lernt, mit dem Tinnitus zu leben. Ich habe dies Angebot aber nicht wahrgenommen.
Es folgten Wochen und Monate der Qual. Fast jeden Tag bildet man sich ein, es würde besser. Man hat Panik, wenn man seine Ohrstöpsel mal nicht mithat, wenn es irgendwo richtig laut wird. So richtig drüber weg war ich erst nach ca. 2 Jahren. Ich weiß nicht genau, ob sich mein Gehör etwas erholt hat, aber der Tinnitus ist mittlerweile nur hörbar, wenn ich Kopfhörer aufsetze. Auch nachts höre ich ihn normalerweise nicht mehr. Nach dem Genuss von lauter Musik habe ich beim Schlafengehen so eine Art Ohrensausen, das am Morgen aber immer wieder weg ist.
Man kann alles machen, ich fühle mich nicht mehr eingeschränkt. Ich habe bei mir aber festgestellt, dass ich eher dazu neige Höhen etwas rauszudrehen. Sehr höhenbetonte Musik schwingt nicht so schön in meinen Ohren. Bei überbetonten Höhen schwingen meine Trommelfelle so unangenehm, dass ich auch die Schreie meiner Tochter mit 1-2 Monaten nicht aushalten konnte. Jetzt ist sie 5 Monate und ich habe mich entweder dran gewöhnt oder ihr Schreien umfasst jetzt andere, "schönere" Frequenzen für mein Ohr.
Ich glaube und habe auch mal gelesen, dass jeder Mensch einen Tinnitus hat. Bewusst wird es einem aber erst, wenn zu viele Sinneszellen einer Frequenz geschädigt wurden.
Leider bin ich damals nicht schnell genug tätig geworden. Es wird oft berichtet, dass eine Aspirin Therapie bzw. Ginko-Tabletten in so einem Fall helfen können, den Tinnitus für die Zukunft abzumildern. Aber das muss sofort am ersten Tag erfolgen.
Achso, mir fällt gerade noch ein, dass ich am Anfang nicht nur einen hochfrequenten, sondern auch einen niederfrequenten Ton auf den Ohren hatte. Der war deutlich unangenehmer, verschwand aber Gott sei Dank.
MFG
Andreas