Da spielen dann verschiedene Dinge eine Rolle. Mal abgesehen davon, dass wir hier nur "Grundsatzaussagen" treffen, die dann von verschiedenen individuellen Fertigungszufälligkeiten noch überlagert werden können: Es hängt sehr stark von der Qualität der Übertragungskette (Abnehmer - Abhöranlage) ab. Mit Studiomikrofonen über Studiomonitore in einem akustisch optimierten Raum hörst du die Unterschiede, die du akustisch hörst, auch in der Übertragungskette. Mit einem einfachen Magnet-PU über einen Marshall-Stack beim Hamburger Hafenfest wohl nicht mehr. Mit einem ziemlich breitbandig (bezogen auf den Frequenzbereich) übertragenden PU-System und einer guten PA wird man die Unterschiede im direkten A-B-Vergleich noch hören können, aber das wird im Bandgefüge untergehen.
Um die Sache weiter zu verkomplizieren: Das eigentlich bessere Schwingungsverhalten einer vollmassiven Gitarre kann sich hier ins Gegenteil verkehren, indem es unter den oft akustisch schwierigen Bedingungen einer Bühne eher zu Rückkopplungen oder zumindest unerwünschten Resonanzen kommen kann (dafür gibt es aber auch wieder Gegenmittel). Hier waren die alten 70er-Jahre Ibanezze (Sperrholz oder vielleicht noch mit massiver Decke) ziemlich gut - wenn sie denn einen guten PU eingebaut bekommen hatten.
Ich selbst spiele auf der akustischen kaum verstärkt, falls doch (im Moment 1x in 2 Jahren) nehme ich die Salatschüssel (Ovation Balladeer) oder irgendeine der anderen Klampfen, bei denen der Vorbesitzer schon einen PU (Fishman oder DiMarzio) eingebaut hatte. Wenns doch sein muss, setze / stelle ich mich lieber hinter ein Mikrofon - am besten, wie bei den alten Bluegrass-Bands. Wenn ich regelmäßig eine verstärkte Akustische in einer Band spielen müsste, würde ich zugunsten eines guten Klangs über PA den guten Akustikklang soweit reduzieren, dass es für mich noch tolerabel ist (zu schlecht geht nicht, darunter leidet die Motivation).
Sollte ich akustische Instrumentalmusik (also keine Sänger / Band) verstärken müssen - dann müsste ich ausprobieren, und wir kommen in Preisregionen für die Übertragung, die ich bisher eigentlich für keine meiner Gitarren ausgeben musste. Vor 20 Jahren gab es mal die de Byl-Abnahme, zwei Mikrofonkapseln, die mittels einer Schaumgummiaufhängung im Schallloch befestigt wurden. Kostenpunkt der besseren Variante: Damals ca. 800 DM, also gut 400 EUR. Sicherlich gibt es so etwas heute auch noch und sicherlich noch besser.