Ah, halt, da fällt mir was auf!!!
Die Frage nach dem E6 ist ja nicht vom Himmel gefallen, die bezieht sich sicher auf die im Eingangsbeitrag verlinkten Noten - eine Akkordeonbarbeitung von Griegs "In der Halle des Bergkönigs".
Und, was soll ich sagen, der E6 ist an dieser Stelle einfach grottenfalsch und klingt auch besch...eiden, auch, wenn Du ihn "richtig" (d. h. wie angegeben) spielst.
Schon das cis im E6 beißt sich mit dem c in der Melodie und das war von Grieg auch nicht so vorgesehen.
Wenn wir mal einen Blick in die Original-Noten werfen (hier der Einfachheit halber das Griegsche Klavier-Arrangement), bringt uns das vielleicht ein Stück weiter.
Am Anfang stehen da nur Einzel-Baßtöne (keine Akkorde): immer im Wechsel Grundton und Quinte darüber, deshalb springen wir weiter vor, bis "Akkorde" kommen. Ich habe den fraglichen Akkord eingekringelt:
Keine Angst! Das sieht schlimmer aus, als es ist.
Im Original steht das Stück in h-Moll, also einen Ganzton höher als Dein Arrangement.
Das soll uns erst einmal nicht stören...
Wenn wir einfach alle rot eingekringelten Töne zusammensammeln, erhalten wir als klingenden Akkord von unten nach oben
d + ais + fis + ais + d
Einen Ganzton runter (um in unser a-Moll zu kommen) hätten wir entsprechend
c + gis + e + gis + c,
also effektiv einen E+, ein übermäßiger Akkord.
Grunton e, Terz gis und übermäßige Quinte c (strenggenommen his).
Und schon geht das Dilemma los: Ein Akkordeon hat zwar verminderte Akkorde, aber keine übermäßigen.
Deshalb die "Ersatzkonstruktion" E6 im Arrangement, die allerdings meiner Meinung nach mehr als unglücklich gewählt ist: das h und das cis im E6 zingeln im Halbtonabstand das c der Melodie ein, das ist, gelinde gesagt, alles andere als schön.
Wir suchen also einen anderen passenden Ersatz, der auf dem Akkordeon spielbar ist.
Alles ist ein mehr oder weniger fauler Kompromiß, weil die typische Aufeinanderschichtung zweier großer Terzen, die einen übermäßigen Akkord ausmachen, bekommt man einfach nicht hin.
Entweder ist eine der beiden geschichteten Terzen klein oder sogar beide (vermindert).
Was tun?
Wir brauchen auf jeden Fall die übermäßige Quinte zum e oder eben gerade nicht (jedenfalls nix direkt einen Halbton nebendran. Da die übermäßige Quinte auch in der Melodie liegt, kann man sie weglassen. Aber eben nicht "falsch" einen Halbton danebensetzen.
Aber einen Ton des E+ müssen wir ändern, sonst können wir es nicht spielen.
Weglassen geht auch nicht, ein ein Akkordeon spielt ja immer Dreiklänge mit den Akkordknöpfen: Dur, Moll, Septim (meist ohne Quinte!) und verminderte Septim (auch ohne Quinte).
Hier einfach mal ein paar (bessere und schlechtere) Möglichkeiten anhand der
fraglichen zwei Takte zum Herumprobieren und zur besseren Vorstellung. Das Prinzip gilt für die restlichen "E6"-Stellen genauso.
Aufgabe: Suche einen Akkord, der möglichst wenig stört.
Da die Quinten bei Septakkorden in der Regel auf dem Akkordeon nicht dabei sind, könnte man z. B. E7 versuchen (1. Beispiel), da finde ich die Septime d aber sehr aufdringlich.
Im 2. Beispiel hat man vom E+ abweichend "nur" eine kleine Terz statt einer großen und man spielt einen einfache C-Dur Akkord. Das finde recht passend und dezent.
Im 3. Beispiel mit dem a-Moll-Akkord ist mir das "Moll" zu deutlich und stört mich, weil es von den Hörgewohnheiten zu sehr abweicht (schließlich hat man das Stück ja im Ohr...)
Das 4. Beispiel mit dem C7 halte ich für ziemlich gelungen, da hat man die kaum richtig spielbare "Terz" des E+ umgangen und sich stattdessen ein b eingehandelt. Auch nicht schlecht.
Im 5. Beispiel, weil das mit dem C7 ganz gut geklappt hat, können wir noch einen Gdim7 (ohne Quinte) versuchen. Da wird das c ausgespart (macht nichts, ist ja wie gesagt in der Melodie) das b, das wir schon aus dem C7 kennen, hält einen Sicherheitsabstand ein und das e paßt ja eh.
Das durch g ersetzte gis kennen wir ja schon aus dem C-Dur-Akkord.
Ich sag mal nichts weiter dazu, probiere alle aus und höre genau hin.
Hast Du Favoriten?
Viele Grüße
Torsten