Baßmechanik justieren Weltmeister Romance 602

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Mietrich
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Sodala, nachdem ich nun schon mehrere schöne Monate mit meiner gebrauchten Romantikerin verbringen durfte und ich den Balg wieder richtig abgedichtet habe, wage ich mich nun an die nächste Baustelle.

Die Baßknöpfe haben viel und unterschiedlich Spiel. Wenn ich bspw. das Akkordeon mit den Baßknöpfen gegen Himmel halte, sind die Baßknöpfe nicht gleichmäßig auf einer Höhe sondern gleichen eher einer Hügellandschaft. Wenn ich sie gegen Boden halte, fallen die Baßknöpfe nach vorne. Das stört beim feinen Spiel, manchmal reicht ein leichter Tupfer und es erklingt nur der Grundton eines Akkordknopfs, auf anderen Tasten erklingt bei gleichartigem Tupfer der gesamte Akkord.

Ich habe einige Monate Klavierbauerfahrung, Justieren von Mechaniken ist also kein komplettes Neuland und ich bin notorischer und begeisterter Bastler. Diesmal brauche ich aber ein paar professionelle Tipps (auch wenn eigentlich immer davon abgeraten wird, selber Hand an die Baßmechanik zu legen - der Risiken bin ich mir bewusst).
Meine Fragen nun:
1. Kann ich direkt an den Akkordwellen eine Einstellung vornehmen um mehrere Knöpfe anzuheben oder muss ich jeden Mitnehmer mit dazugehörigem Hebel einzeln einstellen und gegebenenfalls auseinanderbauen?
2. Gibt es eine Norm, in welcher Höhe die Basstasten stehen sollten und wieviel Spiel sie haben sollten?
3. In welcher Reihenfolge gehe ich beim Einstellen vor, damit später die Bassknöpfe kein Spiel mehr haben, auf einer Höhe sind und gleichmäßig Akkordtöne produzieren?
4. Gibt es Fachliteratur, bspw. Berufsschulbücher, in denen man sich detailliert informieren kann? Bisher war meine Literatursuche nicht sehr erfolgreich.
 
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Hallo Mietrich,

Ohne Spezialwerkzeug keine Chance. So ein Walzenstift ist schnell ab und die Oberfläche darf auch nicht beschädigt werden. Mit einer Zange fummeln ist nicht.
Für das Justieren gibt es keine Anleitung. Das lernt man vom Vormachen und Erklären. Eine Baßmechanik zu richten mag anfangs einfach aussehen, hat es aber in sich.

Grüße vom Ippenstein
 
Eine Baßmechanik zu richten mag anfangs einfach aussehen, hat es aber in sich.

Also ich finde nicht, dass die Baßmechanik anfangs einfach aussieht. Ich hätte da einen heiden Respekt davor, hier an irgendetwas herumzumachen. Und ich bin handwerklich schon ziemlich gut drauf und sonst auch nicht ängstlich.
 
Das man als Spezialwerkzeug eine Biegezange oder vielleicht auch einfach ein Richteisen braucht ist mir bewusst, ich frage mich welches davon besser geeignet ist um die Walzenstifte zu bearbeiten. Oder gibt es da noch ein anderes Spezialwerkzeug? Metallschonend und sehr fein kann man damit ja arbeiten. Klar, ne Menge Feingefühl ist auch gefragt sowie eine ruhige Hand und Geduld damit nichts filigranes kaputt geht - aber das ist auch nicht viel anders bei einer Klaviermechanik und bei der Justierung von denen hab ich einiges an Erfahrung. Ich glaube mir ist die Komplexität und der Gefahrengrad bewusst, falls was schief geht kann man sich ja immer noch Ersatzteile kaufen und das Problem abgeben. :) aber nunja, man kommt nicht aus seiner Haut.

Kann mir jemand von den Profis da Tipps geben? ich habe inzwischen auch ein Buch gefunden wo ich vielleicht Hilfe bekomme, Handharmonika-Instrumente Teil 2 von Toni Schwall. Wie gesagt, ich bin kein Neuling im Instrumentenbau und suche nur ein paar Richtlinien. :)
Ich bin dankbar für jeden Tipp, der mich weiterbringt!
 
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.... also ich würde die Finger davon lassen. :)
 
Warum KEINE Zange? Weil die Walzenstifte keine Kerben aufweisen dürfen, sonst hakt das bzw. scheuert sich der Mitnehmer schnell ab. Desweiteren bekommt man als Nichtfachmann die Teile nicht so einfach und wenn man das ganze Trara samt Finanzaufwand betrachtet, hätte man es sich gleich vom Fachmann machen lassen können.

Ich verstehe die Ambitionen, ich bin ja genauso. Daher nochmal: Baßmechanik nicht im do it yourself-Verfahren, sondern es sich zeigen lassen, wie das geht und welches Werkzeug man dafür benötigt.

Desweiteren in eigener Sache, da mir das immer öfter zu Ohren kommt: Vergleichssätze wie "Ich habe eine Zeit lang an xyz herumgebastelt, deshalb kann ich auch ein Akkordeon reparieren" werten das Instrument, seine Erbauer und auch die Reparateure ab. Gerade weil das Akkordeon so klein ist, aber viel Technik drin steckt, ist es so schwierig. Klaviere und Orgeln sind auf ihre Weise ehrwürdige Instrumente und sowohl der Bau als auch die Reparatur verdienen den entsprechenden Respekt. Ich käme als Pianist und Organist nicht auf die Idee, an den Instrumenten tiefergehende Eingriffe vorzunehmen, auch wenn ich mich mit deren Technik befasst habe. Das Wissen ist nunmal das Eine, die Fertigkeit das Andere. Ich habe auch schon ein Akkordeon hier gehabt, das ein Orgelbauer "überholt" hatte, der seine Fähigkeiten im Akkordeonbau maßlos überschätzt hatte. Ein Akkordeon ist nunmal auch ein Unterschied zu einem Harmonium. Während sich der Orgel-/Harmoniumbau in der Nähe des Akkordeonbaus befindet, hat der Klavierbau bis auf die Tastatur nichts mit einem Akkordeon gemein.

Ich verstehe die Neugierde und will auch niemanden ausbremsen. Aber nehmt das Akkordeon bitte NUR vom Gewicht her auf die leichte Schulter, denn Ihr habt hier ein kleines Wunderwerk vor Euch.
 
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Danke fürs Feedback, besonders den Tipp mit der Zange + Abnutzungen! In meinem Fall würd es sich auch um eine Spezialbiegezange handeln, die keine Chance hat das Metall in irgendeiner Weise zu verkerben - keine Rohrzange. :)
Mir gehts gar nicht unbedingt darum Geld zu sparen, es ist eher der schiere Bastelwille + Neugier der mich treibt! wenns mehr kostet und ich hab was dabei gelehrnt beschwere ich mich nicht!
Und weil das anscheinend in den falschen Hals geriet: ich wollte auch gar nicht das Akkordeon, seinen Komplexitätsgrad oder gar seine Erbauer und Reparateure herunterspielen, das ist natürlich beachtliche Feinarbeit die in dem Handwerk geleistet wird - die auch ausreichend respektiert werden muss. Der Vergleich mit der Klaviermechanik sollte eher zum Ausdruck bringen dass wohl, ähnlich wie beim Akkordeon und aus meinem unkundigen Standpunkt heraus, wohl mit viel Bedacht und Vorsicht kleine Metallstangen schonend gebogen werden müssen, man sich dabei keine Fehler oder Beschädigungen erlauben darf, eine Veränderung andere Veränderungen bedingen und wahrscheinlich man beim Akkordeon genauso wie beim Klavier viel Zeit und Geduld mit ewigem Nachkorrigieren aufbringen muss. Wenn ich da falsch bin dann korrigiert mich bitte. Keineswegs möchte ich behaupten, ich könnte durch meine spärliche Erfahrung vorraussetzen dass ich jetzt auch sicher die Fertigkeit habe, ein Akkordeon zu reparieren - aber versuchen möchte ich es! Sonst würde ich ja jetzt noch im DIY - Modus herumschrauben - was ich auch erst getan habe und dann sehr schnell gemerkt habe dass ich Hilfe brauche. Ich dachte hier wäre ein guter Ort um diese Hilfe zu bekommen.
 
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Ach, vergessen zu updaten (besser spät als nie):
Hat übrigens gut geklappt, mit meiner kleinen Rundzange. Nichts ist abgebrochen und auch keine Kerben drinne.
Der Respekt ist aber richtig, das war schon eine sehr frickelige Angelegenheit und hat viel Zeit beim Nachjustieren gebraucht. Am Ende sind jetzt alle Knöpfe spielfrei + die Mitnehmer für die einzelnen Akkordtöne kommen auch flüssig + zeitig. Und es bleiben auch keine Schieber bei Maximaldruck hängen.
Zum Thema Literatur kann ich als Laie das Buch von Toni Schwall Teil 2 der "Handharmonika-Instrumente"-Reihe über Reperatur- und Instrumentenkunde empfehlen. :)
Habe aber auch "nur" ne Weltmeister Romance, beim teuren Italienischen gehört wohl nochmal mehr Mut und Bastelwille dazu. ^^
Also, Fazit: Ging, aber zeitintensiv und nervenaufreibend. Und Feinmotorik nötig. Dafür befriedigend.
 
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