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Ich habe mir als Übungsbass fürs Wohnzimmer einen Harley Benton angeschafft:
Aufgrund des geringen Preises natürlich eine Überlegung, die Gefahr von Chinaschrott ist ja in der Preisklasse recht hoch.
Als vorgezogenes Fazit ist zu sagen, dass sich die 159 Euro gelohnt haben. Ein toller Einsteiger- oder Übungsbass. Man merkt zwar die kleinen Baustellen, wo zwangsläufig gespart werden musste, aber der Harley Benton liegt in der Klasse typischer Einsteigerbässe wie dem beliebten Yamaha RBX 375.
Mit diesem von mir jahrelang gespielten Yamaha möchte ich den B-550 auch exemplarisch vergleichen.
Zur Ausstattung:
Bis auf den möglichen Aktiv-/Passiv Betrieb beim HB, ist die Ausstattung beider Bässe gleich. Fünf Saiten, Zweiband-EQ, Überblendregler für die beiden Humbucker, stabile Brücken mit einhängbaren Saiten, eigenes Fach für den 9V Block. Soweit also nichts Besonderes.
Qualitätsanmutung:
Auf den ersten Blick tun sich beide Bässe nichts. Es sind keine groben Schnitzer zu erkennen. Wie häufig bei Chinaware ist es erstaunlich, wie die meist in sehr einfachen Verhältnissen arbeitenden Fabriken eine solche Qualität hinbekommen.
Trotzdem merkt man, dass die ordentliche Endqualität des Yamaha beim B-550 fehlt. Es finden sich an diversen Stellen Grate von Sägen, der Steg kuckt an einer Seite des Hases etwas raus, Rundungen sind nicht perfekt geschliffen, sondern zeigen teilweise Riefen.
Der Lack ist ok. Keine einlackierten Stäube, keine Orangenhaut beim Klarlack. Ich hatte mir jedoch extra für 10 Euro mehr den QTB gegönnt, also die Version mit dem transparent-schwarzen Lack über dem Erlebody auf der Vorderseite. Das allerdings ist eine Enttäuschung. Da ist nichts mit dunkel überlasierter Erlemaserung, das sieht aus wie eine klardunkel überlackierte Kunstdrucktapete auf schwärzlichem Untergrund. Schon gar nicht sieht das wie auf den Produktfotos bei Thoman aus. Eher nicht zu empfehlen ...
Der HB hat wie der Yamaha eine angeschrägte Kopfplatte. Trotzdem ist hier nicht aus dem Vollen gefräst worden, sondern die Kopfplatte des HB ist an den Hals angeleimt, wie man an der Maserung deutlich sieht. Solange es hält ist's gut, aber dem Sound zuträglich ist das sicher nicht.
Die Potis - naja. Ein Potikopf schleift auf dem Lack. Der Wirkung der Potis läuft auch nicht recht linear. Um die Mittelstellung herum tut sich bei Bass und Höhen am meisten. Trotzdem aber alltagstauglich.
Die Mechaniken sind leicht, billig, etwas blechartig. Da punktet der Yamaha deutlich. Die Einstellung gerät dann auch etwas fummelig, ist aber unproblematisch. Die Mechaniken laufen halt nicht sahnig, sondern etwas ruckelig, so dass man etwas überdrehen und dann zurückdrehen muss, um den richtigen Punkt zu finden.
Und ja - die Bundstäbe haben wie erwartet etwas scharfe Kanten. Aber das ist tolerabel, merkt man nur, wenn man bewusst drüber streicht, oder wenn Fussel vom Putzlappen dran hängen bleiben.
Die Rundung des D-Profils des Halses ist an einer Stelle ungleichmäßig, so dass auf der Höhe des sechsten Bundes eine minimale Delle ist, wo offenbar mit mäßigem Erfolg immer noch sichtbare Schleifriefen ausgebessert wurden.
Ein Horn hat leider einen kräftigen Dong unter dem Lack. Immerhin an versteckter Stelle.
Im Elektronikfach geht es aufgeräumt zu, alle Kabel sind angelötet. Allerdings fiel mir bei der Öffnung des Fachs erstmal einiges an Frässpänen entgegen ;-) Der E-Fach-Deckel ist mit einer Abschirmfolie beklebt, der Rest des Fachs ist schwarz matt lackiert.
Die Humbucker lassen sich nur schwer verstellen, da sie in ihren Aufnahmen klemmen. Wird sich nach ein bisschen Geruckel noch bessern, aber eine feine Einstellung der Höhe ist so momentan schwer möglich. Ich würde sagen, dass der Body für die QTB Version eine Designfolie mit Fake-Maserung aufgeklebt bekommen hat, die die Aussparungen für die Humbucker etwas verengt.
Wer auch immer den Bass grundeingestellt hat, hat es sich etwas einfach gemacht. Die E-Saite schnarrte etwas in den unteren Bünden. Der Stegreiter war jedoch schon bis Anschlag raus gedreht. Den Halsstab zu nutzen war wohl zu aufwändig ...
Insgesamt aber durchaus Zufriedenheit für die paar Euro Kaufpreis. Man kann sofort loslegen, mit ein bisschen Basteln und Nacharbeiten kann man noch einiges aus dem Harley Benton raus holen, was ihn dann nahezu gleichwertig zu der 300 Euro Klasse macht.
Der Sound:
Lecker! Ein typischer aktiver Bass. Voll auf dem Level der 300 Euro Klasse. Von bluesig-wummerig bis drahtig ist alles dabei. Hier würde ich dem HB sogar eine bessere Sound-Variabilität als dem Yamaha RBX attestieren. Die Überblendung der Humbucker sorgt für eine sehr gut erkennbare Veränderung beim Sound, wo der Yamaha etwas phlegmatisch reagierte.
Ok, wie man es aus der Preisklasse kennt, fallen die beiden tiefsten Saiten hüben wie drüben etwas in der Klarheit ab und wummern etwas gepresst. Hier würde eine bessere Holzqualität und bessere Saiten sicher mehr Direktheit bringen, aber irgendwo müssen halt Abstriche gemacht werden.
Trotzdem gefällt der HB B-550 durch eine knackigere Ansprache als der Yamaha, auch beim verstärkten Einsatz des Hals-Tonabnehmers. Die 45-130er Saiten tun der Knackigkeit natürlich gut, auch die B-Saite ist akzeptabel dabei.
Der Passivbetrieb ist wie ein runtergedrehter Aktivbetrieb. Leiser, weniger Bass, weniger Höhen. Halt gut, wenn die Batterie unerwartet das Zeitliche segnet, aber sonst eher nicht mit "echten" Passivbässen zu vergleichen. In Tests wurde dem Passivbetrieb kein Lautstärkeabfall attestiert, wenn die Regler in Mittelstellung seien. Zumindest bei meinem Exemplar ist dem nicht so. Da ich aber sowieso immer aktiv spiele, ist der Passivmodus eine willkommene Zusatzausstattung gegenüber meinem Yamaha.
Insgesamt hier ein Plus für den Harley Benton.
Mein Fazit:
Für locker die Hälfte des Neupreises von Markenbässen eine deutliche Empfehlung. Für das Geld bekommt man höchstens einen gebrauchten Einsteigerbass von Yamaha oder Ibanez. Die sind insgesamt von der Praxistauglichkeit aber auch nicht besser, und Garantie hat man meist auch nicht mehr.
Wenn man über die typische Schludrigkeit chinesischer Fabrikarbeiter hinwegschaut, bekommt man mit dem B-550 von Harley Benton einen super Übungsbass. Wer es ganz genau will, kann an den beschriebenen Stellen etwas nacharbeiten. Notwendig ist das aber nicht unbedingt. Mit einem Markennamen drauf und ohne Dong, hätte ich auch so ohne zu zögern 300 Euro für den Bass für einen vernünftigen Kurs gehalten.
Aufgrund des geringen Preises natürlich eine Überlegung, die Gefahr von Chinaschrott ist ja in der Preisklasse recht hoch.
Als vorgezogenes Fazit ist zu sagen, dass sich die 159 Euro gelohnt haben. Ein toller Einsteiger- oder Übungsbass. Man merkt zwar die kleinen Baustellen, wo zwangsläufig gespart werden musste, aber der Harley Benton liegt in der Klasse typischer Einsteigerbässe wie dem beliebten Yamaha RBX 375.
Mit diesem von mir jahrelang gespielten Yamaha möchte ich den B-550 auch exemplarisch vergleichen.
Zur Ausstattung:
Bis auf den möglichen Aktiv-/Passiv Betrieb beim HB, ist die Ausstattung beider Bässe gleich. Fünf Saiten, Zweiband-EQ, Überblendregler für die beiden Humbucker, stabile Brücken mit einhängbaren Saiten, eigenes Fach für den 9V Block. Soweit also nichts Besonderes.
Qualitätsanmutung:
Auf den ersten Blick tun sich beide Bässe nichts. Es sind keine groben Schnitzer zu erkennen. Wie häufig bei Chinaware ist es erstaunlich, wie die meist in sehr einfachen Verhältnissen arbeitenden Fabriken eine solche Qualität hinbekommen.
Trotzdem merkt man, dass die ordentliche Endqualität des Yamaha beim B-550 fehlt. Es finden sich an diversen Stellen Grate von Sägen, der Steg kuckt an einer Seite des Hases etwas raus, Rundungen sind nicht perfekt geschliffen, sondern zeigen teilweise Riefen.
Der Lack ist ok. Keine einlackierten Stäube, keine Orangenhaut beim Klarlack. Ich hatte mir jedoch extra für 10 Euro mehr den QTB gegönnt, also die Version mit dem transparent-schwarzen Lack über dem Erlebody auf der Vorderseite. Das allerdings ist eine Enttäuschung. Da ist nichts mit dunkel überlasierter Erlemaserung, das sieht aus wie eine klardunkel überlackierte Kunstdrucktapete auf schwärzlichem Untergrund. Schon gar nicht sieht das wie auf den Produktfotos bei Thoman aus. Eher nicht zu empfehlen ...
Der HB hat wie der Yamaha eine angeschrägte Kopfplatte. Trotzdem ist hier nicht aus dem Vollen gefräst worden, sondern die Kopfplatte des HB ist an den Hals angeleimt, wie man an der Maserung deutlich sieht. Solange es hält ist's gut, aber dem Sound zuträglich ist das sicher nicht.
Die Potis - naja. Ein Potikopf schleift auf dem Lack. Der Wirkung der Potis läuft auch nicht recht linear. Um die Mittelstellung herum tut sich bei Bass und Höhen am meisten. Trotzdem aber alltagstauglich.
Die Mechaniken sind leicht, billig, etwas blechartig. Da punktet der Yamaha deutlich. Die Einstellung gerät dann auch etwas fummelig, ist aber unproblematisch. Die Mechaniken laufen halt nicht sahnig, sondern etwas ruckelig, so dass man etwas überdrehen und dann zurückdrehen muss, um den richtigen Punkt zu finden.
Und ja - die Bundstäbe haben wie erwartet etwas scharfe Kanten. Aber das ist tolerabel, merkt man nur, wenn man bewusst drüber streicht, oder wenn Fussel vom Putzlappen dran hängen bleiben.
Die Rundung des D-Profils des Halses ist an einer Stelle ungleichmäßig, so dass auf der Höhe des sechsten Bundes eine minimale Delle ist, wo offenbar mit mäßigem Erfolg immer noch sichtbare Schleifriefen ausgebessert wurden.
Ein Horn hat leider einen kräftigen Dong unter dem Lack. Immerhin an versteckter Stelle.
Im Elektronikfach geht es aufgeräumt zu, alle Kabel sind angelötet. Allerdings fiel mir bei der Öffnung des Fachs erstmal einiges an Frässpänen entgegen ;-) Der E-Fach-Deckel ist mit einer Abschirmfolie beklebt, der Rest des Fachs ist schwarz matt lackiert.
Die Humbucker lassen sich nur schwer verstellen, da sie in ihren Aufnahmen klemmen. Wird sich nach ein bisschen Geruckel noch bessern, aber eine feine Einstellung der Höhe ist so momentan schwer möglich. Ich würde sagen, dass der Body für die QTB Version eine Designfolie mit Fake-Maserung aufgeklebt bekommen hat, die die Aussparungen für die Humbucker etwas verengt.
Wer auch immer den Bass grundeingestellt hat, hat es sich etwas einfach gemacht. Die E-Saite schnarrte etwas in den unteren Bünden. Der Stegreiter war jedoch schon bis Anschlag raus gedreht. Den Halsstab zu nutzen war wohl zu aufwändig ...
Insgesamt aber durchaus Zufriedenheit für die paar Euro Kaufpreis. Man kann sofort loslegen, mit ein bisschen Basteln und Nacharbeiten kann man noch einiges aus dem Harley Benton raus holen, was ihn dann nahezu gleichwertig zu der 300 Euro Klasse macht.
Der Sound:
Lecker! Ein typischer aktiver Bass. Voll auf dem Level der 300 Euro Klasse. Von bluesig-wummerig bis drahtig ist alles dabei. Hier würde ich dem HB sogar eine bessere Sound-Variabilität als dem Yamaha RBX attestieren. Die Überblendung der Humbucker sorgt für eine sehr gut erkennbare Veränderung beim Sound, wo der Yamaha etwas phlegmatisch reagierte.
Ok, wie man es aus der Preisklasse kennt, fallen die beiden tiefsten Saiten hüben wie drüben etwas in der Klarheit ab und wummern etwas gepresst. Hier würde eine bessere Holzqualität und bessere Saiten sicher mehr Direktheit bringen, aber irgendwo müssen halt Abstriche gemacht werden.
Trotzdem gefällt der HB B-550 durch eine knackigere Ansprache als der Yamaha, auch beim verstärkten Einsatz des Hals-Tonabnehmers. Die 45-130er Saiten tun der Knackigkeit natürlich gut, auch die B-Saite ist akzeptabel dabei.
Der Passivbetrieb ist wie ein runtergedrehter Aktivbetrieb. Leiser, weniger Bass, weniger Höhen. Halt gut, wenn die Batterie unerwartet das Zeitliche segnet, aber sonst eher nicht mit "echten" Passivbässen zu vergleichen. In Tests wurde dem Passivbetrieb kein Lautstärkeabfall attestiert, wenn die Regler in Mittelstellung seien. Zumindest bei meinem Exemplar ist dem nicht so. Da ich aber sowieso immer aktiv spiele, ist der Passivmodus eine willkommene Zusatzausstattung gegenüber meinem Yamaha.
Insgesamt hier ein Plus für den Harley Benton.
Mein Fazit:
Für locker die Hälfte des Neupreises von Markenbässen eine deutliche Empfehlung. Für das Geld bekommt man höchstens einen gebrauchten Einsteigerbass von Yamaha oder Ibanez. Die sind insgesamt von der Praxistauglichkeit aber auch nicht besser, und Garantie hat man meist auch nicht mehr.
Wenn man über die typische Schludrigkeit chinesischer Fabrikarbeiter hinwegschaut, bekommt man mit dem B-550 von Harley Benton einen super Übungsbass. Wer es ganz genau will, kann an den beschriebenen Stellen etwas nacharbeiten. Notwendig ist das aber nicht unbedingt. Mit einem Markennamen drauf und ohne Dong, hätte ich auch so ohne zu zögern 300 Euro für den Bass für einen vernünftigen Kurs gehalten.
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